Wie immer bot die GTE-Klasse in Le Mans allerbeste Rennaction. Getrübt wurde das Bild aber von vielen Ausfällen.
Der ACO hatte vor dem Rennen die Ferrari noch mit einer leichten Veränderung an der BoP bedacht. Der Ladedruck wurde minimal abgesenkt (8 PS weniger) und im Rennen gab es einen Liter weniger für den Tank. Das reichte aber nicht um die dominante Form der Ferrari in diesem Jahr einzubremsen. AF Corse kam bestens vorbereitet nach Le Mans und zeigte schon in den Trainings, dass ein Sieg nur über die beiden Autos in den Pro gehen würde.
Aber die Überraschung in der Qualifikation war die taiwanesische Hub Auto Racing Mannschaft. Denen gelang es, als Kundenteam den Porsche RSR-19 auf die Pole zu setzen. Vor allen Ferraris und Porsche Werkswagen. Niemand hatte das dem Team zugetraut und umso größer war die Freude über die erste Pole Position für ein aus Taiwan gemeldetes Auto. Allerdings schien die Sonne nur in der Qualifikation über dem Team. Im Rennen lief leider gar nichts zusammen. Beim Start auf der regennassen Fahrbahn verlor man schnell Boden und im Rennen selber ging leider auch nichts. Am Ende musste man das Auto nach einem technischen Defekt auf der Strecke abstellen.
Ein kleines Rätsel boten die Corvette. Bei ihren bisherigen Auftritten blieben eher blass, aber man kennt ja auch die Taktik der Mannschaft, sich bei den Rennen und am Testtag vor Le Mans eher bedeckt zu halten, um bei der BoP-Kommission keine unnötige Aufmerksamkeit zu erzeugen. Die Zeiten waren nicht schlecht, aber auch nicht so gut, dass man sie in die Favoritenrolle geschoben hätte. Das sah dann allerdings im Rennen etwas anders aus.
Vor allem die #63 setzte sich schnell in der Spitzengruppe fest und konnte den Ferrari Paroli bieten. Bei der #64 lief es dagegen überhaupt nicht. Schon bei Start erlitt man eine kleine Kollision, die den Diffusor beschädigte. Der musste dann im Verlauf des Rennens gewechselt werden, was die Corvette weit zurückwarf. Das Pech blieb dem Auto dann auch im weiteren Verlauf des Rennens treu. Es ist passiert in Le Mans ja oft, dass bei einem Zwei-Team immer ein Auto alle technischen Probleme hat, während das zweite Auto problemlos läuft. Und so erging es auch der Corvette-Mannschaft.
Die #63 setzte sich zeitweise an die Spitze, aber leicht verschobene Boxenstrategien verzerrten das Bild immer wieder. Es dauerte nicht lange, bis beide AF Corse die Regie übernahmen und sich an der Spitze festsetzten. Der Abstand auf die Corvette wurde durch eine SC-Phase dann auf rund eine Minute zementiert und bewegte sich im gesamten Rennen nicht mehr. Was eine für sich genommen erstaunliche Sache war. Die Ferrari konnten nicht wegziehen, die Corvette kam nicht ran. Es war ein 24h Rennen im Qualimodus.
Es hätte vorne auch ein Doppelsieg für die Ferrari werden können, aber hier galt dann auch, was für die Corvette galt. Ein Auto erwischte es doch. In diesem Fall war es #52 die alle technischen Probleme auf sich vereinigte und hoffnungslos zurückfiel. Das ermöglichte dann so den spannenden Zweikampf über die gesamte Distanz.
Und die Werks Porsche? Nicht, dass die Autos langsam gewesen wären. Immerhin erreichte man auch Platz Drei in der Klasse. Aber die BoP stimmte in diesem Jahr minimal nicht. Man konnte in den Onboards auch sehen warum. Die Ferrari und die Corvette zogen dem Porsche auf den langen Geraden sogar dann davon, wenn der Porsche in deren Windschatten hing. Offenbar fehlte es dem RSR minimal an Leistung. Schon 5 PS oder ein paar Kilo weniger im Auto hätten gereicht, um das auszugleichen. Aber so war man dann leider chancenlos und verlor auf jeder Runde ein paar Zehntel.
Der vierte Porsche schien zunächst etwas besser unterwegs zu sein. Immerhin bewegte sich der Weathertech Wagen um P3 herum. Aber das Glück war der amerikanischen Mannschaft nicht hold. Ein kleiner Unfall führte dann am Ende zum Ausfall die Mannschaft.
GTE Am
Da die BoP in der Pro und der Am ähnlich ist, konnte man schon früh erkennen, dass die Porsche Teams in der Am wenig mit dem Gesamtsieg zu tun haben würden. Weder Project 1 noch Dempsey-Proton hatte Fahrzeuge zur Verfügung, die gegen die Ferrari etwas ausrichten konnten. Das war ein bisschen bedauerlich, denn zeitweise sah es auf den ersten Plätzen so aus, wie bei einem Ferrari Markenpokal Rennen.
Auch das Glück war nicht auf der Seite der Porsche. Bei Project 1 gab es in diesem Jahr sogar einen Totalausfall. Egido Perfetti feuerte den RSR schon nach sechs Stunden so nachhaltig in die Reifenstapel, dass das Rennen vorbei war. Der zweite Wagen schleppte sich lange im Mittelfeld herum bevor auch für ihn nach zehn Stunden das Rennen beendet war.
Bei Dempsey sah ein wenig besser aus. Die #88 lag lange in Reichweite der Spitze. Allerdings hatten die den 75-jährigen Dominique Bastien auf dem Auto gemeldet. Der Amerikaner fuhr sauber und durchaus schnell, konnte aber natürlich nicht die Zeiten seiner Teamkollegen reproduzieren. So fiel das Auto dann weit zurück und landete am Ende nur auf P13.
Bei der #77 sah es besser aus Reid/Evan/Campell waren schnell, aber es reichte einfach nicht gegen die Ferrari. Egal, wie sehr man sich anstrengte. Das man am Ende auf P5 bester Porsche war, tröstet die Mannschaft vermutlich überhaupt nicht. Der Ärger über die schlecht BoP war auch groß, aber ändern kann man es nun mal nicht.
Das Rennen in der Am wurde bestimmt durch den Zweikampf des AF Corse #83 mit Niklas Nielsen, Francoise Perrodo, Alessio Rovera mit dem himmelblauen TF Sport Aston gesteuert von Ben Keating, Felipe Fraga und Dylan Pereira. Wie in der Pro-Klasse gab es zwischen den Autos kaum Unterschiede und der Aston war ein wenig schneller als der Ferrari. Man verpasste den Sieg aber, weil das Auto einen Reifenschaden hatte und dadurch einiges an Zeit verlor.
In den letzten Stunden wiederholte sich dann das Bild, dass auch in der Pro sehen konnte. Der Ferrari führte mit rund 1.50min und der Abstand bewegte sich nicht. Beide Team fuhren identische Rundenzeiten und leisteten sich keine Fehler. Es war schon faszinierend zuzuschauen, wie sich die Mannschaften auf der Strecke bekämpften, selbst wenn man nur auf das Timing schaute. Am Ende half dem Aston der Kampf aber nicht und man musste dem AF Corse den Vortritt lassen.
Auf P3 landete der Lynx Ferrari mit der Startnummer 80 vor dem Schwesterauto. Die Mannschaft wurde schon vor dem Rennen als heimlicher Favorit gehandelt, konnte dies aber nicht so ganz bestätigen. Man tat sich etwas schwer die richtige Abstimmung zu finden und auch die ersten Stunden liefen im Rennen eher zäh. Aber das Team schaffte die Trendwende und schob sich dann langsam aber sich nach vorne. Die Schwäche der Porsche hat da sicher geholfen.
Bei Aston freute man sich zwar über den zweiten Platz aber mehr noch freute man sich, dass der schwere Unfall von Marcos Gomes auf dem Dalla Lana Auto glimpflich abgelaufen war. Der Brasilianer war aus nicht geklärter Ursache in der schnellen Rechts vor Indianapolis geradeaus gefahren, um dann hart in die Reifenstapel einzuschlagen. Der Aston stecke bis zum Cockpit in den Stapeln. Gomes konnte zwar aussteigen wurde aber dann doch zur Sicherheit in ein Hospital gebracht. Die Untersuchungen ergaben aber keine Verletzung.
Die Ausfallquote in der Am-Klasse war relativ hoch. Von den 23 gestarteten Autos kamen nur 14 Wagen ins Ziel. Und alle Autos mussten aufgrund eines Unfalls das Rennen beenden. Man kann da den Fahrern den Vorwurf machen, aber es liegt auch daran, dass man in der GTE im Grunde ein 24-Stunden-Sprintrennen fährt. Die Belastung ist enorm so das kleine Fehler der Gentleman Driver schon schwerwiegende Konsequenzen haben. Hier sollte der ACO vielleicht mal überlegen, ob man den Amateuren nicht etwas mehr Zeit für das Training gibt. Da man ja jetzt auch am Freitag Programm auf der Strecke hat, wäre ein extra Session ausschließlich für die Bronze-Fahrer vielleicht keine schlechte Idee.
Bilder: ACO