In alter Familientradition dominierte Colton Herta das Rennen in Laguna Seca und fuhr seinen zweiten Sieg dort ein. Mit Platz 2 festigte Alex Palou seine Ansprüche auf die Meisterschaft.
Die Geschichte hinter Colton Hertas Sieg ist schnell erzählt. Er ging von der Pole-Position ins Rennen und hatte nur eine brenzlige Situation zu überstehen. In der zweiten Runde rutschte Herta in Kurve 4 weit nach außen und verlor im Dreck den Schwung in Richtung Kurve 5. Alexander Rossi (Startplatz 2) wollte davon profitieren und setzte sich neben seinen Teamkollegen. Der Angriff war aber aussichtslos und Rossi touchierte mit seinem Vorderrad das Hinterrad von Herta, der ohne Probleme weiterfahren konnte. Alexander Rossi hingegen drehte sich ins Aus und verlor eine Runde bei der Bergung. Als dann in Runde 12 Will Power (Startplatz 3) mit Leistungsverlust in die Box rollte und auch eine Runde verlor, war auch der zweite Kontrahent Hertas aus dem Kampf um den Sieg ausgeschieden. Alex Palou konnte im letzten Stint, auch bedingt durch Überrundungsverkehr, den Abstand auf weniger als eine Sekunde verkürzen. Zu einem wirklichen Zweikampf kam es aber nicht, da Palou das letzte Risiko nicht eingehen wollte. Mit Blick auf die Meisterschaft war das die absolut richtige Entscheidung.
Der schnellste Fahrer im letzten Stint war Romain Grosjean und erreichte weniger als 4 Sekunden hinter Herta auf Platz 3 das Ziel. Nach dem finalen Stopp lag er noch auf Platz 7 und er hatte fast 20 Sekunden Rückstand auf die Spitze. Er nutzte den Vorteil, dem ihm die Option-Tires gegenüber den Piloten auf den Prime-Tires gaben. Es war ein Risiko auf die weicheren Reifen im letzten Stint über 22 Runden zu setzten. Zu Rennbeginn bauten sie sehr schnell ab und nach nur 10 Runden war man Kontrahenten auf gleich alten Prime-Tires unterlegen. Mit dem ganzen Gummiabrieb auf der Strecke hielten die Option-Tires aber deutlich länger und Grosjean konnte die ganzen 22 Runden voll attackieren. Schnell hatte er den Rückstand auf Simon Pagenaud zugefahren und ihn überholt. Auch Marcus Ericsson, Pato O’Ward und Graham Rahal waren keine ernsthaften Gegner. Romain Grosjean überholte überall, wo er wollte: Innen in Kurve 2, Außen in Kurve 3 oder auch im Corkscrew. Das war beeindruckend.
Pato O’Ward war von Startplatz 6 ins Rennen gegangen, hielt sich auch konstant in den Top-6 und erreichte das Ziel als Fünfter. Damit hat er zwar weitere 10 Punkte auf Alex Palou verloren, aber auch seine Chancen auf den Titel aufrecht gehalten. Insgesamt fehlte ihm am ganzen Wochenende, wie auch schon in Portland, der Speed, um mit Alex Palou mithalten zu können. Das gilt genauso für Scott Dixon. Er startete von Platz 8 und verlor zu Beginn, da er die gebrauchten Option-Tires vom Start, bis Runde 16 schleppen musste, einige Plätze. In Runde 37 kollidierte er dann auch noch unglücklich mit Takuma Sato. Dieser hatte in Anfahrt auf den Corkscrew seinen Wagen verloren und rollte dann rückwärts genau in die Fahrlinie von Dixon. Beide konnten das Rennen fortsetzen. In Runde 82 musste Sato seinen Wagen dann aber mit technischem Defekt endgültig in der Box abstellen. Scott Dixons Wagen war auch leicht beschädigt und so reichte es am Ende nur zu Platz 13. Damit ist er aus dem Meisterschaftskampf ausgeschieden.
Das gilt noch nicht ganz für Josef Newgarden. Er hatte mit Startplatz 17 wieder eine sehr schlechte Qualifikation. Das Team musste also mit der Strategie Risiko eingehen, um ihn irgendwie nach vorne zu bringen. Nach nur 8 Runden auf Prime-Tires holte man ihn an die Box und setzte auf neue Option-Tires. Das zahlte sich sofort aus. In Runde 10 absolvierte er die schnellste Rennrunde und war dabei eine halbe Sekunde schneller als Colton Herta auf seiner schnellsten. Bis Runde 20 hatte sich Newgarden so bis auf Platz 4 verbessert. Dann brachen die Option-Tires aber komplett ein und er war hilflos gegen Graham Rahal, Marcus Ericsson und Simon Pagenaud. Also musste er wieder an die Box. Die restlichen 70 Runden waren natürlich zu lang für nur noch einen weiteren Stopp. Im Gegensatz zu fast allen anderen Fahrern, die mit drei Stopps durch das Rennen kamen, musste er eine 4-Stopp-Strategie umsetzen. Nach zwei Stints auf Prime-Tires setzte man, wie Dale Coyne Racing bei Grosjean, auf einen Schlusssprint auf Option-Tires. Auch bei Josef Newgarden zahlte es sich aus und er verbesserte sich bis auf Platz 7. Die 26 Punkte reichten genau aus, um den Rückstand auf Alex Palou unter 50 Punkten vor dem Finale zu halten.
Hinter Newgarden komplettierten Oliver Askew, der für RLL-Racing wieder zu überzeugen wusste, Simon Pagenaud und Ed Jones die Top-10. In seinem vorletzten Rennen für Andretti Autosport erreichte Ryan Hunter Reay auf Platz 11 das Ziel. Ihm folgte direkt Scott McLaughlin, der weiterhin um den Titel Rookie-of-the-Year kämpfen muss. Auch ohne die Punkte aus den Ovalrennen in Texas und Indianapolis ist Romain Grosjean ein harter Gegner.
Der dritte fast-Vollzeit-Rookie Jimmie Johnson spielt keine Rolle um den Titel. Trotzdem hat er eine erstaunliche Entwicklung über die Saison hinweg genommen. Der Saisonstart war schon etwas peinlich. Keiner hat erwartet, dass er sofort im Mittelfeld mitfahren kann. Dafür ist der Umstieg von der NASCAR zu groß, der Wettbewerb innerhalb der IndyCar-Series zu ausgeglichen und 45 Jahre sind sicherlich auch nicht das optimale Alter für einen Umstieg. Trotzdem war der Abstand in den ersten Rennen zum zweit langsamsten Fahrer im Feld schon groß und dazu kamen noch einige Rookiefehler. Mittlerweile hat er sich aber im Hinterfeld etabliert (Startplätze 22 und 25 in Portland und Laguna Seca) und auch seine Fehlerquote ist sehr gering. Belohnt wurde er dafür mit den Plätzen 20 und 17 in den letzten beiden Rennen. Jimmie Johnson hat in Laguna Seca über die Renndistanz weniger als 10 Sekunden auf Sebastien Bourdais, Jack Harvey und Conor Daly verloren und dabei Rinus VeeKay und Felix Rosenqvist geschlagen. Das war eine sehr respektable Leistung.
Das ganze Ergebnis kann man auf der Homepage der IndyCar-Series (pdf) nachlesen.
Die Meisterschaft wird im letzten Rennen zwischen Alex Palou (517 Punkte) und Pato O’Ward (482 Punkte) ausgefahren. Josef Newgarden (469 Punkte) hat nur noch theoretischen Chancen, die einen Nicht-Start beziehungsweise letzten Platz für Palou beinhalten, auf den Titel.
Das Finale der aktuellen IndyCar-Saison findet schon am nächsten Wochenende in den Straßen von Long Beach statt.
Im nächsten Jahr ist das Finale für den 11. September in Laguna Seca geplant. Die Saison startet dann schon am 27. Februar in St. Petersburg und umfasst 17 Rennen, von denen 14 auf NBC übertragen werden. Die größten Änderungen sind der Wegfall jeweils eines Rennens in Detroit und Texas, sowie die Rückkehr nach Toronto und auf den Iowa Speedway, dort sogar mit einem Double-Header.
(c) Photos: IndyCar Media; Chris Jones, Chris Owens,James Black, Joe Skibinski