Der erste Champion einer großen Nachwuchs-Serie ist gekürt: Red Bull-Junior Dennis Hauger gewinnt die Formel 3-Saison 2021. Für andere Serien geht es in den Endspurt.
Die wichtigste Nachricht vorweg: Formel 2 und Formel 3 kehren im nächsten Jahr zu einem Wochenend-Format mit je zwei Rennen pro Event zurück. Es wird auch wieder gemeinsame Events (voraussichtlich in Europa) geben, bei denen beide Serien im Rahmen der Formel 1 antreten. Die Kalender wurden allerdings noch nicht bekannt gegeben. Der Unterschied zum bis 2020 verwendeten Format: am Samstag findet ein Sprintrennen mit Reverse Grid der Top Ten des Qualifyings statt, am Sonntag dann das Hauptrennen in Quali-Order.
Bis 2019 gab es das „Feature Race“ am Samstag und den Sprint sonntags mit den umgedrehten Top Ten des Samstagsrennens. In welcher Form man das Reverse Grid lieber mag, ist wohl Geschmackssache. Das alte Format sorgte im Hauptrennen immer mal wieder für spannende Kämpfe um die „Reverse Grid Pole“, diese Komponente entfällt nun. So oder so halte ich die Entscheidung für richtig und das Format mit zwei Rennen für besser als das aktuelle.
FIA Formula 3 Championship
Die Generalprobe für dieses Format gab es bereits in Sochi, wo die F3 am vergangenen Wochenende ihr verlegtes Saisonfinale austrug, neben der ohnehin eingeplanten Formel 2. Aufgrund des miserablen Wetters am Samstagvormittag konnten beide Serien nur zwei der jeweils geplanten drei Rennen austragen. Der erste F3-Lauf war dafür sogar auf den Freitagnachmittag vorverlegt worden. Und schon bei dieser Gelegenheit sicherte sich der Norweger Dennis Hauger den Meistertitel.
Es war kein besonders gutes Wochenende für das Prema-Team und auch deren Top-Pilot Hauger konnte sich nur auf Platz 9 qualifizieren. Das bescherte ihm aber Startplatz 4 im ersten Sprintrennen, während Hauptkontrahent Mick Doohan zwar die Pole für Sonntag (und damit vier Punkte) holte, aber im Mittelfeld starten würde. Und so kam es, dass Doohan eine schlechte Startphase erwischte und hinten stecken blieb, während vorn Hauger mit ein paar beherzten Überholmanövern auf Platz 2 hinter Logan Sargeant nach vorn fuhr.
Mit einem punktelosen 15. Platz von Doohan und dem zweiten Rang von Hauger war die Meisterschaft durch, selbst bei noch zwei zu fahrenden Läufen. Dass der zweite Sprint, bei dem Doohan von 15 ins Rennen gegangen wäre, Hauger von 11, danach abgesagt wurde, änderte somit nichts im Hinblick auf den Fahrertitel. Hauger hat die Meisterschaft absolut verdient, er war der dominante Fahrer der Saison: 3 Poles bei sieben Events, vier Rennsiege, davon drei in den Hauptrennen und insgesamt neun Podiumsplätze stehen bei ihm zu Buche gegenüber sieben Podien von Doohan. Der Australier war eindeutig der stärkste Konkurrent, profitierte aber auch etwas von der schlecht getimten Prema-Quali beim Regen-Event in Spa. Letztlich konnte er mit Red Bull-Junior Hauger aber nicht ganz mithalten und schrieb letztlich auch zu viele Nuller, wie im ersten Sochi-Lauf.
Am Sonntag ging es dann „nur noch“ um den Team-Titel, Prema lag vor Sochi in Führung, aber Trident hatte die bessere Quali. Den wollten natürlich beide norditalienischen Teams gern holen, aber die beiden Trident-Piloten Doohan und Clément Novalak waren mehr auf einen eigenen Sieg zum Saisonabschluss bedacht und kabbelten sich Runde um Runde um die Spitze, während das Team beiden bettelnde „Please stop fighting!“-Funksprüche in die Helme sendete. Am Ende behielt Doohan die Oberhand und auch wenn Frederik Vesti noch an Novalak vorbeizog, reichte es für Trident zum Titel. Für den dritten Mann bei Trident und einzigen Deutschen im Feld, David Schumacher, gab es in Sochi keine Punkte. Ein Sieg in Österreich und ein zweiter Platz in Spa bleiben seine wenigen Saisonhighlights.
Enttäuschend verlief die Saison für die Prema-Piloten Arthur Leclerc und Olli Caldwell. Letzterer hatte eine sehr gute erste Saisonhäfte, fiel dann jedoch stark ab, insbesondere gelangen ihm keine guten Qualifyings mehr. Nachdem dies bereits sein zweites F3-Jahr war, ist abzuwarten, wie es bei ihm weitergeht. Auch der jüngere Leclerc-Bruder schwächelte des Öfteren in der Quali, konnte aber immerhin einige echte Glanzlichter setzen – bei ihm, der auch in der Ferrari Driver Academy ist, würde ich mit einer zweiten F3-Kampagne rechnen.
Stand:
- Dennis Hauger (Prema, Red Bull Junior Team) – 205 Punkte
- Jack Doohan (Trident, Red Bull Junior Team) – 179 Punkte
- Clément Novalak (Trident) – 147 Punkte
- Frederik Vesti (ART, Mercedes Junior Team) – 80 Punkte – 138 Punkte
- Victor Martins (MP Motorsport, Alpine Academy) – 131 Punkte
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- Arthur Leclerc (Prema, Ferrari Driver Academy) – 79 Punkte
- David Schumacher (Trident) – 55 Punkte
FIA Formula 2 Championship
Zwei Läufe ist die Formel 2 seit dem letzten Bericht gefahren, Zeit für einen kurzen Blick auf die Ergebnisse, bevor es nun für ganze zehn Wochen in die Herbstpause geht. Oscar Pistri, Alpine-Junior im Prema-Team, hat das Ruder übernommen und seine Meisterschaftsführung ausgebaut. Der Australier, der bis letzte Woche noch amtierender F3-Champion war, schickt sich zu einem Durchmarsch durch die Nachwuchsformeln im Stile von Charles Leclerc oder George Russell an. Mit dem Unterschied, dass für ihn die Möglichkeit eines F1-Cockpits sehr unsicher ist, da Alpine an Fernando Alonso festgehalten hat. Nur ein F1-Cockpit ist für 2022 noch unbesetzt, und zwar bei Alfa Romeo Sauber an der Seite von Valtteri Bottas. Ein junger Pilot würde hier gut passen – aber wer wird es sein?
Piastri hat sowohl in Monza als auch in Sochi die Pole geholt und bei beiden Gelegenheiten auch das in dieser Reihenfolge gestartete Hauptrennen ungefährdet gewonnen. In Monza bewies er sich zudem als bedachter und sicherer Überholer, konnte in beiden Sprintrennen Plätze gewinnen. Sein Hauptkonkurrent Guanyu Zhou (nicht nur um den Titel, sondern auch in der Alpine Academy und um einen F1-Sitz) fuhr in Monza auch gute Resultate ein, in Sochi aber drehte er sich auf dem Weg zum Grid und konnte das Sprintrennen nicht starten. Im Hauptrennen blieb er farblos, startete auf P4 und kam als Sechster ins Ziel. Das reicht nicht gegen einen Konkurrenten wie Piastri.
Zhou muss auch mehr tun, um seinen zweiten Platz zu halten, denn hinter ihm lauern mit Piastris Teamkollegen Robert Shwartzman sowie Dan Ticktum und Theo Pourchaire einige starke und hungrige Piloten. FDA-Pilot Shwartzman konnte bei den beiden Events immerhin zwei dritte Plätze holen, dem für die F1 abgeschriebenen Ticktum gelang der Sieg von der Pole aus im einzigen Sochi-Sprint. Aber der, auf den viele schauen, ist Theo Pourchaire, der erst 18-jährige F2-Rookie, der in Monza einen Sprint gewinnen und im Sochi-Feature Race Platz 2 holen konnte – und er gehört zur Sauber Academy, wäre also eine sinnige Option für das Sauber-Alfa Romeo-F1-Team.
Ein Problem ist hier aber auch wieder der bescheidene Kalender der F2 in diesem Jahr: denn wenn die Entscheidung über die Meisterschaftsplatzierungen erst so spät fällt, ist auch erst im Dezember klar, wer wie viele Superlizenz-Punkte bekommt und damit 2022 überhaupt für F1-Cockpit zugelassen wird. Zur Erinnerung: neben anderen Voraussetzungen muss ein Pilot über die letzten drei Saisons 40 Punkte erreicht haben, um sich für den „F1-Führerschein“ zu qualifizieren. Piastri dürfte das schaffen, bei ihm stehen schon 30 Punkte für den F3-Titel 2020 zu Buche. Robert Shwartzman ist safe dank seines F3-Titels 2019 und P4 in der F2 2020.
Theo Pourchaire ist auch auf Kurs, die 40 zu erreichen: 12 stehen für den ADAC F4-Titel 2019 zu Buche, 25 für den Platz des Vizemeisters in der F3 2020. Aber er muss auf jeden Fall Platz 10 der Formel 2-Meisterschaft erreichen, um die 40 sicher zu haben. Das sieht aber gut aus, wenn er bei den verbleibenden beiden Events antreten kann. Am schwierigsten wird es für Zhou: er muss mindestens Platz 4 in der laufenden F2-Saison halten; es ist seine dritte und die letzten beiden schloss er mit den Meisterschaftsplätzen 6 und 7 ab, was nicht so ergiebig für die Lizenzpunkte ist.
Aufgrund dieser Umstände kann es daher gut sein, dass die Entscheidung über das letzte verbliebene F1-Cockpit erst kurz vor Weihnachten gefällt wird.
Stand:
- Oscar Piastri (Prema, Alpine Academy) – 178 Punkte
- Guanyu Zhou (UNI-Virtuosi, Alpine Academy) – 142 Punkte
- Robert Shwartzman (Prema, Ferrari Driver Academy) – 135 Punkte
- Dan Ticktum (Carlin) – 129 Punkte
- Theo Pourchaire (ART, Sauber Academy) – 120 Punkte
- Jüri Vips (Hitech, Red Bull Junior Team) – 102 Punkte
Nächstes Rennwochenende: Jeddah, Saudi-Arabien (F1), 03.-05. Dezember
Indy Lights
Die IndyCar hat am vergangenen Wochenende ihr Saisonfinale in Long Beach auegetragen, mit Alex Palou gab es einen neuen Champion. Aus der Perspektive der Nachwuchsserien ist das insofern interessant, als dass Palou als Spanier zunächst in Europa seine ersten Schritte gemacht hat, in der GP3 allerdings nicht voran gekommen ist und dann nach Japan ging. Dort folgten dritte Meisterschaftsränge in der Formel 3 und der Super Formula, bevor ihm eine Kooperation aus Dale Coyne Racing und dem japanischen Team Goh das IndyCar-Debüt ermöglichte. Einer seiner Hauptkonkurrenten der Saison 2021 war der Mexikaner Pato O’Ward, der in Long Beach leider in der Startphase torpediert wurde und so auch noch den zweiten Meisterschaftsrang verlor. O’Ward hat immerhin von zwei Ebenen der „Road to Indy“ bestritten, wurde 2018 IndyLights-Champion. Spannend an der IndyCar ist gerade auch, dass dort Piloten mit unterschiedlichen Hintergründen aufeinander treffen. So wurde mit Callum Ilott ein Gewächs der Ferrari Driver Academy nun von Juncos Hollinger Racing für die ganze Saison 2022 engagiert.
Die IndyLights tragen ihr Saisonfinale am kommenden Wochenende gemeinsam mit den anderen Serien der „Road to Indy“ losgelöst von der Mutterserie auf dem Mid-Ohio Sports Car Course aus. Bereits im Juli war die Serie – im Rahmen des IndyCar-Wochenendes – dort zu Gast. Beide Läufe gewann damals Kyle Kirkwood. Der Andretti-Pilot führt auch aktuell die Wertung an, nachdem er sich bei drei der letzten vier Läufe gegen seinen Kontrahenten David Malukas durchsetzen konnte.
Beim ersten Lauf in Portland fuhr am Start das halbe Feld durch den Auslauf der Schikane und obwohl niemand stehen blieb, bedurfte es danach einer Caution, damit die Rennleitung das Feld wieder sortieren konnte. Malukas gewann diesen Lauf von der Pole, während Kirkwood von 5 auf 2 nach vorn fuhr. Beim Start des zweiten Laufs schafften es alle sauber durch die Schikane – das entscheidende Manöver erfolgte auch dort, eine Runde später: Lundqvist versuchte, Malukas zu überholen und Kirkwood schafft es, im zweiten Teil der Schikane außen herum an beiden vorbei zufahren. Die Spitzenposition sollte er bis zum Ende behalten.
In Laguna Seca startete Kirkwood beide Rennen von Pole, verteidigte seinen ersten Platz gekonnt bei den Starts und dominierte von dort aus. Im zweiten Lauf nahm er seinem die ganze Zeit auf P2 fahrenden Konkurrenten Malukas über 35 Runden unglaubliche 26 Sekunden ab! Kirkwood scheint also zum Saisonfinale in Topform zu sein. Vor Portland lag Kirkwood um drei Punkte hinten, nun um 15 Punkte vorn. In der dünn besetzten Serie wird das für Malukas schwierig aufzuholen, wenn Kirkwood ohne größere Ausrutscher oder technische Probleme durch das Wochenende kommt.
Beide Piloten, ebenso wie der sichere Drittplatzierte Linus Lundqvist, werden als Preis einen IndyCar-Test bekommen und dort nochmal Gelegenheit haben, um ein freies Cockpit zu werben. Der Champion bekommt dazu noch ein 1,25 Mio. Dollar-Stipendium. Kirkwood könnte für Andretti eine Option für ein viertes Auto sein, aber auch der Name seines in der Tabelle deutlich zurückliegenden Teamkollegen Devlin de Francesco wird hier gehandelt. Es gibt aber auch noch andere Optionen für ihn, Andretti hat zudem noch das Formel E-Team, nun ohne BMW. Malukas hat das Glück, dass sein Vater sich in der IndyLights als Teamowner engagiert – vielleicht besteht da auch Interesse, sich eine Liga höher finanziell einzubringen. Mit Platz 1 oder 2 in der Lights-Meisterschaft hätte Malukas ein Cockpit aber auch sportlich verdient.
Stand:
- Kyle Kirkwood (Andretti Autosport) – 488 Punkte
- David Malukas (HMD Motorsports) – 473 Punkte
- Linus Lundqvist (Global Racing Group with HMD) – 403 Punkte
- Benjamin Pedersen (Global Racing Group with HMD) – 322 Punkte
- Danial Frost (Andretti Autosport) – 304 Punkte
- Devlin DeFrancesco (Andretti Steinbrenner Autosport) – 294 Punkte
Nächstes Rennwochenende: Mid-Ohio (Road to Indy Championship Weekend), 01.-03. Oktober
Weitere Serien, Vorschau
Auf die Formula Regional European Championship, die deutsche und die italienische F4 sowie die britische GB3 schauen wir beim nächsten Bericht, voraussichtlich Mitte Oktober. Bis dahin stehen in diesen Serien noch die folgenden Events an:
ADAC F4: Sachsenring, 01.-03. Oktober
FRECA: Mugello, 9.-10. Oktober
F4 Italia: Mugello, 9.-10. Oktober
(Titelbild: Ferrari Media)