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Sachstandsbericht Nachwuchsformeln 2021: Oktober

Rising Star Bearman & W Series vor dem Saisonfinale

von StefanTegethoff
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Die Motorsportsaison neigt sich dem Ende zu und mehrere Juniorserien haben ihre Meister gekürt, im oder vor dem Saisonfinale. Einige Titel sind aber auch noch heiß umkämpft. 

Die Formel 3-Saison ist gerade erst vorbei, schon wirft die nächste ihre Schatten voraus: Anfang dieser Woche wurde bekannt gegeben, dass HWA Racelab nicht weiter in dieser Serie sowie in der Formel 2 antreten wird. Der Platz wird in der F3 vom niederländischen Team van Amersfoort eingenommen. Van Amersfoort hat eine lange Tradition in den Nachwuchsformeln und schon einige namhafte Fahrer in ihrer Karriere vorangebracht (z.B. Max Verstappen in der damaligen F3-EM, in der er zwar „nur“ Platz 3 holte, aber von Red Bull im nächsten Jahr in die Formel 1 gehievt wurde). Von daher ist es schön, dass sie nun auch einen Slot in der FIA F3 bekommen haben, wo die Zahl der teilnehmenden Teams auf zehn festgeschrieben ist.

Auch die Kalender der beiden zentralen FIA-Nachwuchsserien für 2022 wurden veröffentlicht. Wie beim Format der einzelnen Wochenenden kehrt man auch hier zum früheren Modell zurück, bei dem im Rahmen von Europa-Grands Prix der F1 des Öfteren beide Serien antreten. Die Formel 2-Saison ist mit 14 Events sehr lang und beinhaltet viele gute Strecken, dafür weniger lange Pausen. Aber da das Saisonfinale unbedingt in Abu Dhabi stattfinden muss, hat man genau vor dem letzten Rennen wieder zwei Monate Pause. Ein Killer für jeglichen Spannungsaufbau, wenn der Titel nicht schon in Sochi entschieden ist – schade. Die F3-Saison endet dagegen mit einem Traum-Tripleheader in Spa, Zandvoort und Monza.

Zurück zur Gegenwart: FRECA und die italienische haben beim gemeinsamen Event in Mugello tolle Rennaction abgeliefert und beide bereits ihre Meister gekürt, obwohl auch noch ein gemeinsames Events in Monza Ende Oktober ansteht. Doch zunächst ein Blick nach Amerika, wo ebenfalls Entscheidungen gefallen sind.

 

Indy Lights / Road to Indy

Die Indy Lights – sowie die anderen Serien der „Road to Indy“ – haben ihr Saisonfinale unabhängig von der IndyCar in Mid-Ohio veranstaltet. Für Zuschauer vor Ort mag das ein schönes Event gewesen sein, im Stream war es in Ermangelung einer richtigen TV-Produktion schwer zu verfolgen. Jedenfalls hat Kyle Kirkwood schon im ersten der zwei Rennen beinahe den Sack zu gemacht: er holte den Sieg von der Pole aus, sein Konkurrent Malukas hatte nach der ersten Kurve nie mehr eine ernsthafte Chance, ihm auch nur nahe zu kommen. Im zweiten Lauf startete dann Malukas von Pole, rutschte jedoch in der ersten Kurve auf regennasser Strecke ins Kiesbett. Er konnte zwar auf die Strecke zurückkehren und noch Rang 2 holen, doch den Titel konnte er Kyle Kirkwood, der in diesem Lauf P5 holte, nicht mehr entreißen.

Für 2022 ist ein größeres Indy Lights-Feld in Aussicht, was sehr begrüßenswert ist. Mit TJ Speed wird ein neues Team hinzustoßen. Die Promotion der wichtigsten Nachwuchsserie des US-Formelsports wird von der Penske-geführte IndyCar-Organisation übernommen. Andersen Protomotions, die diese Serie bisher für alle Serien der „Road to Indy“ innehatten, kümmern sich weiter um die Indy Pro und USF 2000. Den Titel in der Indy Pro hat übrigens der Däne Christian Rasmussen im Team von Jay Howard gewonnen. Er holte ein Jahr zuvor den USF2000-Titel und wird wahrscheinlich nächstes Jahr versuchen, seinen Durchmarsch in der Indy Lights fortzusetzen.

Endstand:

  1. Kyle Kirkwood (Andretti Autosport) – 537 Punkte
  2. David Malukas (HMD Motorsports) – 524 Punkte
  3. Linus Lundqvist (Global Racing Group with HMD) – 449 Punkte
  4. Benjamin Pedersen (Global Racing Group with HMD) – 356 Punkte
  5. Danial Frost (Andretti Autosport) – 338 Punkte

 

Formula Regional European Championship by Alpine

Die Überraschung des Jahres in den europäischen Nachwuchsformeln ist für mich Grégoire Saucy – der frisch gekürte Champion der Debüt-Saison der Formula Regional European Championship by Alpine. Und er hat nicht nur einfach den Titel geholt, sondern er hat die Saison dominiert, hat mehrere frühere F4-Champions hinter sich gelassen ohne vorher schonmal einen Titel geholt zu haben oder besonders aufgefallen zu sein. Er war zwar bei den letzten Events nicht mehr so dominant wie in der ersten Saisonhälfte, doch sein Vorsprung war groß genug, dass er ihn nur noch „ins Ziel bringen“ musste, und das ist dem Schweizer nun sogar mit noch zwei ausstehenden Rennen gelungen. Die Plätze 5 und 3 in Mugello reichten dafür.

Gewonnen hat beide Läufe ein anderer Pilot: Endlich – möchte man fast sagen – hat Paul Aron seinen ersten Saisonsieg in der Formula eingefahren, und dann den zweiten am Sonntag gleich hinterher. Der Mercedes Academy-Junior kam im Laufe der Saison oft auf Platz 3 oder 4 ins Ziel, hatte dann aber auch einige Ausfälle, und so dümpelte er in der Meisterschaft um Platz 5 herum. Die beiden Siege, die er sich trotz Pole-Starts hart erkämpfen musste, katapultieren ihn an mehreren Konkurrenten vorbei auf Platz 2 der Meisterschaftswertung. Da Saucy vorn ohnehin enteilt ist, wird der Kampf um den Vizemeister-Titel zwischen Aron und Hadrien David die spannendste Entscheidung am verbleibenden Rennwochenende in Monza.

Aber auch die Rookie-Wertung ist noch umkämpft: hier streiten sich Isack Hadjar, der einen Monaco-Lauf gewinnen konnte, und der italienische F4-Champion des Vorjahres, Gabriele Mini, um den Titel. Mini ist bei ART Teamkollege von Saucy, ihn hatte ich tatsächlich höher im Gesamtklassement erwartet. Aber das er noch um den Rookie-Titel kämpft zeigt ja, dass er an der Spitze seiner „Klasse“ liegt. Dino Beganovic, Mitglied der Ferrari Driver Academy und Dritter der italienischen F4 2020, hatte dagegen eine deutlich schwächere Saison: ein zweiter Platz in Mugello war nach einem vierten Platz in Spa erst das zweite Top 5-Ergebnis des Prema-Piloten mit schwedischer und bosnischer Staatsbürgerschaft.

Zwei weitere Piloten, die bei den letzten Events noch zu überzeugen vermochten, sind Franco Colapinto (ein Sieg in Spielberg, Sieg und Platz 2 in Valencia) und der Russe Michael Belov (Sieg in Valencia, Platz 2 in Mugello). Beide sind nicht die volle Saison gefahren, insofern sind ihre Platzierungen in der Gesamtwertung nicht ganz repräsentativ. Der achtzehnjährige Colapinto ist aber noch gut nach vorn gekommen – und hat dieses Jahr mit G Drive Racing auch bereits in Le Mans seinen ersten Start absolviert.

Stand:

  1. Grégoire Saucy (ART) – 264 Punkte
  2. Paul Aron (Prema, Mercedes Academy) – 171 Punkte
  3. Hadrien David (R-ace GP) – 169 Punkte
  4. Zane Maloney (R-ace GP) – 149 Punkte
  5. Franco Colapinto (MP Motorsport) – 126 Punkte
  6. Isack Hadjar (R-ace GP) – 123 Punkte (Rookie P1)
  7. Gabriele Mini (ART) – 112 Punkte (Rookie P2)

  1. Dino Beganovic (Prema, Ferrari Driver Academy) – 43 Punkte (Rookie P4)

Nächstes Rennwochenende: Monza, 30.-31. Oktober

 

F4 Italia

Auch die italienische F4 lieferte mit ihrem riesigen Starterfeld in Mugello sehenswerte Rennen ab.  Gewonnen haben die beiden Joshuas Dufek und Dürksen, beide jeweils zum ersten Mal in der Saison. Aber der Titel ging an den europaweiten Shooting Star der F4-Kategorie, Oliver Bearman. Wie Saucy in der FRECA war auch er zuletzt nicht mehr ganz so dominant unterwegs, aber die Plätze 4, 7 und 10 in Mugello waren ausreichend.

Sein härtester Konkurrent ist der deutsche Tim Tramnitz, der aber ebenfalls in Mugello „nur“ Top Ten-Platzierungen einfahren konnte und somit nicht näher an Bearman herankam. Um die Rookie-Krone kämpfen in Monza noch der Russe Nikita Bedrin (220 Punkte) und der Däne Conrad Laursen (206 Punkte) – in der reinen Rookie-Wertung mag der Abstand eng sein, aber in der Gesamttabelle liegt Bedrin um Längen vorn (102 zu 50).

In der reinen Frauenwertung (in der, wie bei den Rookies, die beste in jedem Rennen die vollen 25 Sieg-Punkte bekommt) liegt FDA-Mitglied Maya Weug ein Stück vor Hamda al Qubaisi (369 zu 351) – in der Gesamttabelle ist es hier aber sogar anders herum, denn al Qubaisi konnte schon ein Podium einheimsen: sie hat 23 Punkte gegenüber einer Null bei Weug.

Stand:

  1. Oliver Bearman (Van Amersfoort) – 281 Punkte
  2. Tim Tramnitz (US Racing) – 202 Punkte
  3. Leonardo Fornaroli (Iron Lynx)– 179 Punkte
  4. Sebastian Montoya (Prema) – 166 Punkte
  5. Kirill Smal (Prema) – 164 Punkte

  1. Hamda al Qubaisi (Prema) – 23 Punkte

Nächstes Rennwochenende: Monza, 30.-31. Oktober

 

W Series

Wo wir bei den Damen sind, machen wir direkt mit der W Series weiter. Die trägt am Wochenende ihr Saisonfinale im Rahmen der F1 in Austin aus. Ich muss zugeben, dass ich die Serie nicht regelmäßig verfolge, was aber vor allem daran liegt, dass sie hierzulande nur bei Sky ausgestrahlt wird. Eigentlich gehört sie auch ins F1TV-Paket. Zwei Rennen werden in Austin ausgetragen (die F3 ist ja aus dem Programm gefallen) – und die Meisterschaft könnte spannender nicht sein: Alice Powell und Jamie Chadwick stehen beide bei 109 Punkten, aber Powell hat drei Siege auf dem Konto gegenüber zweien von Chadwick.

Nur im Regen von Spa konnte mit Emma Kimiläinen jemand anders gewinnen, und auf dem Weg dahin überholte sie sowohl Powell (in Blanchimont) als auch Chadwick (eingangs Fagnes). Leider gab es an dem Wochenende auch in der W Series einen heftigen Crash in Eau Rouge / Raidillon, als sechs Pilotinnen bei einsetzendem Regen an derselben Stelle (relativ weit unten im Anstieg) ins Rutschen kamen und oben am Berg mit noch hoher Geschwindigkeit ineinander rutschten. Zwei Fahrerinnen wurden zur Untersuchung ins Krankenhaus gebracht, letztlich kamen aber alle zum Glück ohne größere Blessuren davon.

In Zandvoort holte Kimiläinen die Pole, wurde aber im Lauf des Rennens sowohl von Alice Powell als auch von Jamie Chadwick kassiert, die beide eine deutlich schnellere Pace gehen konnten.

Stand:

  1. Alice Powell – 109 Punkte
  2. Jamie Chadwick – 109 Punkte
  3. Emma Kimiläinen – 75 Punkte
  4. Nerea Marti – 53 Punkte
  5. Fabienne Wohlwend – 40 Punkte

Nächstes Rennwochenende: Austin (F1), 23.-24. Oktober

 

ADAC F4

Die ADAC Formel 4-Meisterschaft fuhr in den letzten Wochen in Hockenheim und am Sachsenring. Bei letzterem Event im Rahmen der ADAC GT Masters waren nur neun Autos (!) am Start – am Hockenheimring immerhin dreizehn. Beides sind dünne Starterfelder, aber die deutsche F4 hatte in den letzten Jahren zunehmend mit sinkenden Teilnehmerzahlen zu kämpfen. Einige Teams bevorzugen wohl Rennen auf F1-Strecken, Prema etwa kam nur für die Events in Spielberg und Zandvoort dazu, die damit gleich deutlich besser besetzt waren. Wie in der italienischen F4 kämpfen auch hier Oliver Bearman und Tim Tramnitz um den Titel. Beide haben bisher alle Rennen bestritten, sechs Läufe stehen noch aus (nochmal in Hockenheim sowie das Finale am Nürburgring). Mit einem Vorsprung von 35 Punkten hat Bearman ein Polster, ist aber bei weitem noch nicht safe.

Beim ersten Hockenheim-Event verlor der Brite zweimal im Kampf um die vorderen Plätze in der Mercedes-Arena an Boden und musste sich jeweils wieder vorkämpfen. Einmal wurde er beim Verteidigen rausgedrängt, einmal missglückte ein Angriff. Potentiell hätte er alle drei Läufe dort gewinnen können, so war es nur der erste. Tramnitz und Bedrin, der wie in der F4 Italia auf Kurs zum Rookie-Titel ist, gewannen die beiden anderen. Am Sachsenring pflügte Bearman im Reverse Grid-Rennen durch das kleine Feld und wurde Zweiter hinter Vladislav Lomko, der sein erstes Saisonrennen gewinnen konnte.

Bearman war einer der Piloten, die kürzlich an einem Auswahl-Wochenende der Ferrari Driver Academy teilnahmen, außerdem ist er als einer der BRDC Rising Stars ausgewählt worden.

Stand:

  1. Oliver Bearman (Van Amersfoort) – 215 Punkte
  2. Tim Tramnitz (US Racing) – 180 Punkte
  3. Luke Browning (US Racing) – 144 Punkte
  4. Nikita Bedrin (Van Amersfoort) – 101 Punkte
  5. Victor Bernier (R-ace GP) – 97 Punkte

Nächstes Rennwochenende: Hockenheim (ADAC GT Masters), 23.-24. Oktober

 

GB3

Noch ein kurzer Blick auf die höchste britische Nachwuchsformel, die seit dem Sommer GB3 heißt: hier hat beim Finale Zak O’Sullivan den Titel mit großem Vorsprung geholt. Schon im ersten der drei Rennen des Wochenendes machte er mit einem Sieg den Sack zu, ein zweiter Sieg war dann das Sahnehäubchen. Der sechzehnjährige Carlin-Pilot O’Sullivan war im Vorjahr Zweiter der britischen F4 und setzt mit dem Titel seine starke Karriere fort.

Der Vizetitel ging an Ayrton Simmons, der in Sochi auch bereits für Charouz in der FIA F3 antrat. Roman Bilinski, der erst verspätet in die Saison einstieg und direkt auftrumpfte, kam letztlich mit drei Saisonsiegen nicht über Gesamtrang 7 hinaus. Oliver Bearman trat bei den letzten zwei Events dieser Serie nicht an, bei den drei Events, die er bestritt, überzeugte er aber auch hier mit einem Sieg und drei zweiten Plätzen.

Endstand:

  1. Zak O’Sullivan (Carlin) – 535 Punkte
  2. Ayrton Simmons (Chris Dittmann Racing) – 381 Punkte
  3. Christian Mansell (Carlin) – 371 Punkte
  4. Reece Ushijima  (Hitech GP)– 366 Punkte
  5. Roberto Faria (Fortec) – 360 Punkte

  1. Roman Bilinski (Arden) – 313 Punkte

  1. Oliver Bearman (Fortec) – 163 Punkte

(Foto: Ferrari Media)

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