Zu Beginn seiner zweiten IndyCar-Saison sicherte sich Scott McLaughlin in den Straßen von St. Petersburg nicht nur seine erste Pole-Position, sondern auch direkt den ersten Rennsieg. Alex Palou startete mit Platz 2 sein Projekt Titelverteidigung und Will Power rundete mit Platz 3 das gute Ergebnis von Team Penske ab.
Der Coup von Scott McLaughlin deute sich im zweiten Training an. Mit der ersten Rundenzeit unter 1 Minute war der Neuseeländer der schnellste Pilot in diesem Segment. In der Qualifikation war es ein großes Problem eine freie Runde zu finden. So verpassten Scott Dixon (Startplatz 7) und Alex Palou (Startplatz 10), in eigentlich schnelleren Wagen die Fast-6. Alexander Rossi kam mit den eigentlich schnelleren Option-Tires nicht zurecht und kam nicht über Startplatz 13 hinaus. Neben McLaughlin schafften auch Will Power, Colton Herta, Rinus VeeKay, Romain Grosjean und Simon Pagenaud den Sprung in die Fast-6 und in dieser Reihenfolge gingen sie auch ins Rennen.
Für den Start setzten die meisten Teams auf die schnelleren Option-Tires. Die einzige Ausnahme an der Spitze bildete Will Power. Mit etwas weniger Grip der Reifen und zusätzlich dem Start auf der Fahrbahnmakierung verlor Power zwei Plätze an Colton Herta und Rinus VeeKay. Nur mit einem energischen Manöver konnte er sich gegen Romain Grosjean in Kurve 1 durchsetzen.
Ab Runde 8 verzweigten sich die Strategien. Fahrer im Mittel- und Hinterfeld setzten auf eine 3-Stopp-Strategie. Der Plan dahinter war, dass die Fahrer auf einer 2-Stopp-Strategie benzinsparend und, besonders mit den Option-Tires, auch reifenschonend fahren mussten. Der Verschleiß der Option-Tires zeigte sich dann auch nach 14 Runden. Besonders bei Rinus VeeKay bauten die roten Reifen massiv ab und Will Power überholte ihn in Runde 15. In einer Runde verlor er 3 Sekunden auf den Penske-Piloten. Wenige Runden später musste VeeKay dann auch, zu früh für die 2-Stopp-Strategie, an die Box. Auch Colton Herta verlor Zeit auf Scott McLaughlin, während Will Power ihm immer näher kam. Nach fünf Runden war er am Andretti-Pilot, mit 6 Sekunden Rückstand auf seinen Teamkollegen, vorbei.
Über die nächsten Runden bauten die beiden Penske-Piloten ihre Führung auf das restliche Feld immer weiter aus. Ein Fahrfehler von David Malukas in Kurve 3 vernichtete aber diesen schönen Vorsprung. Die 2-Stopper nutzten diese Caution für ihren ersten Stopp. Zwischen Marcus Ericsson, Graham Rahal und Romain Grosjean wurde es in der Boxengasse zu eng. Für den Kontakt in der Boxengasse wurde Ericsson bestraft und fiel aus der Spitzengruppe heraus. Die Länge der Gelbphase, begründet durch die Reparatur der Betonbauer, nutzte den 2-Stoppern, um mit nur einem weiteren Stopp das Ziel zu erreichen. Alexander Rossi kam nicht an die Box und übernahm so, vor Scott Dixon und den weiteren 3-Stoppern wie Pato O’Ward, Josef Newgarden und Simon Pagenaud, die Spitze. Die Führungsgruppe der 2-Stopper bildeten ab Platz 11 Scott McLaughlin, Will Power und Alex Palou, der sich in der Box an Ericsson und Grosjean vorbei schieben konnte.
Will Power setzte im zweiten Stint auf die Option-Tires und hatte beim Restart wiedermal Probleme mit dem Grip. Alex Palou nutzte dies und zog vorbei. Auch Colton Herta versuchte Profit aus Powers Probleme zu ziehen, blieb aber hinter dem Penske-Piloten hängen. In Runde 27 kam Alexander Rossi an die Box und war so aus der Spitzengruppe eliminiert. Es entbrannte ein Rennen zwischen Scott Dixon an der Spitze, der mit genug Benzin an Bord möglichst viel Zeit auf die 3-Stopper herausfahren musste und Scott McLaughlin und Co., die ohne Aussicht auf eine weitere Caution, Benzin sparen mussten. Mit Rinus VeeKay auf Platz 8 war noch eine Unbekannte unterwegs. Die 80 Runden von seinem ersten Stopp in Runde 20 bis ins Ziel waren eigentlich, trotz der ersten längeren Caution, nur mit Hilfe einer weiteren Gelbphase und einem Stopp zu schaffen. Er übernahm mit dem Stopp von Scott Dixon in Runde 48 aber erst einmal die Führung.
Rinus VeeKay konnte an der Spitze das Tempo und somit seinen Benzinverbrauch kontrollieren, da zwischen ihm und Scott McLaughlin noch Callum Ilott als Puffer lag, und die folgenden Fahrer auch nicht volles Tempo gehen konnten. Der Niederländer konnte seinen zweiten Stint bis Runde 62 strecken, dass ihm ein kleines Fenster öffnete, auch ohne Hilfe das Ziel zu erreichen. Nur eine Runde später musste auch Colton Herta an die Box, der Tribut seinem Druck auf Will Power zahlen musste. Scott McLaughlin fuhr in Runde 64 an die Box und Alex Palou hatte nun die Chance mit freier Strecke vor sich, McLaughlin zu überholen. Als er eine Runde später aber seinerseits aus der Boxengasse kam, musste er sich wieder hinter ihm einreihen. Die Penske-Crew war fast 0,5 Sekunden schneller als ihre Kontrahenten von Andretti-Autosport. Zusätzlich hatte McLaughlin eine phantastische Out-Lap abgeliefert, die knapp 0,9 Sekunden schneller war als Palous.
In Führung lag weiterhin Scott Dixon, der seinen Vorsprung aber nicht über 16 Sekunden ausbauen konnte und mit seinem Stopp auf Platz 8 zurückgereicht wurde. Hinter Will Power auf Platz 3 lag Rinus VeeKay, der als Puffer zu Colton Herta diente, der seinerseits aber auch, aufgrund des früheren letzten Stopps, mehr Benzinsparen musste als einige Kontrahenten. Wenige Sorgen um seinen Benzinverbrauch musste sich Romain Grosjean machen. In den letzten Runden konnte er noch richtig Druck ausüben und an Rinus VeeKay und Graham Rahal vorbei gehen.
An der Spitze war das Rennen derweil entschieden. Scott McLaughlin Vorsprung schwankte zwischen 1,5 und 2 Sekunden und auch Alex Palou hatte mit 3,5 Sekunden genug Puffer zu Will Power. Das Ganze änderte sich aber schlagartig als McLaughlin auf das Hinterfeld auflief. Letzter Fahrer in der Führungsrunde war ausgerechnet Jimmie Johnson, ein Teamkollege von Alex Palou. Johnson hat im Vergleich zum Vorjahr zwei Schritte nach vorne gemacht und es ist sein gutes Recht sich gegen die Überrundung zu verteidigen. Trotzdem hat es für mich immer einen etwas üblen Geschmack, wenn man als Bremsklotz in den Kampf um den Rennsieg eingreift. Jedenfalls steckte die Nase von Palous Ganassi-Dallara direkt am Heck von McLaughlins Penske als beide an Johnson dann vorbei waren. Dieser diente dann aber noch zusätzlich als Puffer zu Will Power, der keinen Profit aus der Blockade der beiden Führenden so ziehen konnte.
So erlebten wir ein sehr spannendes Finale über 14 Runden. Scott McLaughlin konnte sich aber vor dem amtierenden Meister halten. Auch das Auflaufen zu Devlin DeFrancesco half Palou nicht entscheidend. Will Power fuhr Platz 3 vor Colton Herta und Romain Grosjean ein. Mit seinem letzten Tropfen Benzin kam Rinus VeeKay auf Platz 6, vor Graham Rahal und Scott Dixon ins Ziel. In Anbetracht von Startposition, Rennverlauf, eigener Erwartung und mit Blick Richtung Meisterschaft dürften die Top-8 fast durchgehend mit dem Ergebnis leben können. Vor allem VeeKay hat sich nach seiner schwachen zweiten Saisonhälfte 2021 zurückgemeldet.
Nicht so gelungen war der Saisonstart für drei andere Meisterschaftsanwärtern: Pato O’Ward, Josef Newgarden und Alexander Rossi. Bei O’Ward und Newgarden fehlte es schon in den Trainings am Speed und entsprechend schlecht verlief auch die Qualifikation. Bei Newgarden baute man in der Nacht zum Sonntag das Auto komplett um und plötzlich war er im Warm-Up zweitschnellster Pilot. Dies konnte er dann im Rennen aber nicht zeigen. Dazu kam die schlechtere 3-Stopp-Strategie und so blieb nur Platz 16 im Ziel. Pato O’Ward war auch auf derselben Strategie wie Dixon unterwegs, nur konnte er nicht dessen Speed mitgehen. Er erreichte auf Platz 12 das Ziel. Alexander Rossi war auf Prime-Tires in den Trainings eigentlich sehr gut unterwegs, kam aber nicht mit den Option-Tires in der Qualifikation zu Recht. Von Startplatz 13 versuchte man sich bei Andretti-Autosport an einer ganz eigenen Strategie, die richtig schief ging. Zwischen Callum Ilott und Conor Daly erreichte er auf Platz 20 das Ziel.
Bester Rookie wurde Christian Lundgaard auf Platz 11. Mit der 2-Stopp-Strategie fuhr er ein absolut sauberes Rennen. Kyle Kirkwood wurde mit der 3-Stopp-Strategie zeitweise ganz nach vorne gespült. Mit Platz 18 zeigte er am Ende, dass ein Foyt-Dallara doch halbwegs konkurrenzfähig ist. Die Wagen von Dalton Kellet und Tatiana Calderon waren das nicht und litten zusätzlich unter technischen Defekten. So sprang für die Kolumbianerin nur Platz 24, mit drei Runden Rückstand, heraus. Devlin DeFrancesco beendete als Letzter der Führungsrunde auf Platz 22 sein erstes IndyCar-Rennen.
Das ganze Ergebnis kann man auf der Homepage der IndyCar-Series (PDF) nachlesen.
In drei Wochen am 20. März setzt die IndyCar-Series ihren Kalender mit dem Rennen auf dem Texas Motorspeedway fort.