Schon im März werden Formel 2 und Formel 3 im Rahmen des Bahrain Grand Prix ihre jeweiligen Saisons eröffnen. Vorher werfen wir noch einen Blick auf die beiden jüngst in den Vereinigten Arabischen Emiraten absolvierten Winter-Formel-Saisons.
Fünf aufeinanderfolgende Rennwochenenden an zwei verschiedenen Austragungsorten, sieben Rennen pro Wochenende (vier bei der Formel 4, drei bei der Formula Regional) – es war eine dicht gepackte Winter-Tournee. Viele spannende junge Piloten konnten sich ausprobieren und beweisen – beim Topteam Prema hat man munter durchrotiert, sodass die Meisterschaftsergebnisse in beiden Serien nicht 100%ig repräsentativ sind. Ein paar Überraschungen gab es auch.
In beiden Serien gab es teils gute Rennaction und einige gute Fahrleistungen zu sehen, aber die Rennen wurden auch immer wieder durch teils sehr lange Safety Car-Phasen unterbrochen, sodass manchmal kaum 10 Minuten Rennzeit unter Grün zu Stande kamen. Hinzu kamen außerdem einige unklare Situationen, die Strafen für größere Zahlen von Piloten – oder sogar fast das ganze Feld – nach sich zogen, etwa wegen falschen Aufstellens unter Rot. Aber wenn die Rennen mal unter Grün liefen, waren sie meist von guter Qualität.
Formula Regional Asian Championship
Meister der Formula Regional Asian Championship ist mit deutlichem Vorsprung Arthur Leclerc für das Mumbay Falcons Team (betreut von Prema) geworden. Der jüngere Bruder des Ferrari-F1-Piloten Charles hat nach seiner sehr durchwachsenen F3-Saison eine blitzsaubere, beinahe dominante Vorstellung an den fünf Rennwochenende geliefert. Er hat vier Siege und fünf weitere Podien in den 15 Rennen geholt (mit einem Reverse Grid-Lauf pro Wochenende), nur einmal ist er außerhalb der Punkte ins Ziel gekommen.
Einer seiner härtesten Konkurrenten hätte Sebastian Montoya heißen können, doch der fuhr nur die ersten drei Rennwochenenden (und holte zwei Siege), bevor er sein Mumbay Falcons-Cockpit für den F4-Shooting Star des Vorjahres, Oliver Bearman, räumen musste. Der Brite, der direkt in die F3 aufsteigt, durfte sich im Formula Regional-Boliden schonmal an ein paar PS mehr gewöhnen. Er zeigte ein paar solide Rennen, holte aber nur einen dritten Platz als bestes Ergebnis.
Die Überraschung der Serie war für mich Pepe Marti, der am Ende Gesamtrang 2 holte: Der erst 16jährige Spanier, im Vorjahr Dritter der spanischen F4-Meisterschaft, hatte mit zwei Ausfällen einen schlechten Saisonstart, war dann aber auch immer vorn mit dabei – nur ein Sieg blieb ihm verwehrt, dafür fehlte noch die Durchsetzungskraft und Abgebrühtheit gegen Konkurrenten, die bereits Formula Regional- oder gar Formel 3-Erfahrung hatten. Der neue Red Bull-Junior Isack Hadjar konnte zwar zweimal ganz oben stehen, verfehlte aber die Punktzahl von Marti deutlich, was die Leistung des jungen Spaniers nochmal unterstreicht. Marti wird in Bahrain mit Campos in der Formel 3 an den Start gehen.
Etwas enttäuscht bin ich von der Leistung von Paul Aron. Der Mercedes-Junior konnte leider nicht an seine beiden FRECA-Siege aus Maranello anknüpfen, sondern orientierte sich am Rest der FRECA-Saison und dümpelte mehr im vorderen Mittelfeld herum, mit einzelnen Ausreißern nach oben. Selbst Poles konnte er aber nicht in Siege ummünzen, seine Rennperformance ist noch etwas verbesserungsbedürftig. So wurde es am Ende nur Gesamtrang 8, zwölf Punkte hinter Montoya, der nur drei von fünf Events bestritt. Aron wird sein Glück dieses Jahr nochmal in der Europäischen Formula Regional versuchen.
Endstand:
- Artur Leclerc (Mumbay Falcons, Ferrari Driver Academy) – 218 Punkte
- Pepe Marti (Pinnacle Motorsport) – 158 Punkte
- Isack Hadjar (Hitech GP, Red Bull Junior Team) – 134 Punkte
- Gabriele Mini (Hitech GP) – 130 Punkte (4 von 5 Events)
- Dino Beganovic (Mumbay Falcons, Ferrari Driver Academy) – 130 Punkte
- Jak Crawford (Abu Dhabi Racing by Prema, Red Bull Junior Team) – 113 Punkte
F4 UAE Championship
Auch in der begleitenden Formel 4-Serie waren die Prema-Teams dominierend: Prema und Abu Dhabi Racing by Prema standen am Ende in der Team-Tabelle vorn, deutlich vor dem überraschend gut gestarteten neuen deutschen Team PHM Racing. Weil aber auch hier bei Prema einige Cockpits durchrotiert wurden, konnte sich am Ende Chzarlie Wurz (Sohn von Alexander) recht ungefährdet den Titel sichern. Ihm reichten dafür zwei Rennsiege und die Tatsache, dass er jedes Rennen in den Top 9 beendete. Das ist eine bemerkenswerte Konstanz für einen Formel 4-Piloten.
Oft waren anderen stärken und standen im Vordergrund. Rafael Camara etwa konnte für Prema sechs Läufe gewinnen, war aber beim Auftaktwochenende nicht am Start, sodass ihm Punkte fehlten. An diesem Auftaktwochenende war es noch Andrea Kimi Antonelli gewesen, der (natürlich auch im Prema) mit seinen fünfzehn Jahren direkt mal die ersten zwei Rennen gewann und noch zwei weitere Podien holte (ein dritter Sieg wurde ihm wegen einer Zeitstrafe aufgrund einer Formalität aberkannt). Das starke an Antonelli ist, dass er für sein junges Alter und die wenige Erfahrung sehr clever und vorausschauend fährt. So konnte er bereits in den letzten Rennen der vergangenen F4 Italia-Saison überzeugen, in die er nach seinem 15. Geburtstag einstieg.
Der erste Saisonlauf war direkt ein äußerst spannendes und knappes Fotofinish (Video hier). Die Piloten realisierten gar nicht, dass bereits die Zielflagge geschwenkt wurde. Nach dem Rennen, das durch eine lange Safety Car-Phase geprägt war, wurden mehrere Piloten bestraft, weil sie noch eine weitere Runde zu Ende fuhren. In Rennen 3 des ersten Events wurde Antonelli der Sieg aberkannt, da er – wie zehn weitere Piloten – die Boxenausfahrtslinie von der Strecke aus überfuhr.
Beim zweiten Event war es dann der Brite James Wharton, der auch erst frisch aus den Karts kommt, aber bereits Mitglied der FDA ist, der drei Siege in vier Rennen holte. Aber auch er musste ein Events auslassen und konnte so nicht um den Titel mitfahren. Stattdessen waren noch zwei andere Piloten im Rennen um die Top-Plätze: Aidan Neate aus dem Prema-Lager, der am Ende ohne Sieg, aber mit neun Podien, Dritter wurde, und als bester Nicht-Prema-Pilot Nikia Bedrin für PHM Racing. Ihm gelang auch zweimal der Sprung nach ganz oben aufs Treppchen, ebenso wie Alex Dunne, dem stärksten Hitech-Piloten.
Endstand:
- Charlie Wurz (Prema) – 255 Punkte
- Rafael Camara (Prema) – 210 Punkte (4 von 5 Events)
- Aiden Neate (Prema) – 199 Punkte
- Nikita Bedrin (PHM Racing) – 198 Punkte
- James Wharton (Abu Dhabi Racing by Prema, Ferrari Driver Academy) – 168 Punkte (4 von 5 Events)
- Alex Dunne (Hitech GP) – 168 Punkte
- Tasanapol Inthraphuvasak (MP Motorsport) – 163 Punkte
- Andrea Kimi Antonelli (Prema, Mercedes Junior Team) – 117 Punkte (2 von 5 Events)
Alpine Academy
Die Besetzung der Nachwuchs-Programme von Red Bull und Ferrari war im letzten Bericht bereits Thema, heute schauen wir kurz nach Frankreich: auch die Alpine Academy hat inzwischen ihre Fahrer ausgewählt. Victor Martins und Caio Collet bleiben im Programm, beide Piloten werden ein zweites Jahr in der Formel 3 angehen.
Neu dabei ist zum einen der Brite Olli Caldwell, der mit Campos erstmalig die Formel 2 bestreiten wird. Seine Saison mit Prema in der Formel 3 lief bis zur Saisonmitte gut, fiel dann aber etwas auseinander, sodass es am Ende nur für Rang 8 reichte. Die Formel 2 ist bekanntlich nicht leicht für Rookies, auch ist Campos kein Top-Team in der Serie – mit Resultaten wie Anfang 2021 rechne ich daher nicht, sondern eher mit einer Steigerung im Laufe des Jahres.
Höhere Erwartungen darf man an Jack Doohan haben, den aktuellen F3-Vizemeister. Er wird mit dem Virtuosi-Team in die F2 einsteigen, da sollten durchaus gute Resultate drin sein. Als Gaststarter mit MP Motorsport konnte er bei den letzten beiden F2-Events des Vorjahres bereits Punkte holen. Das gelang Caldwell, der mit Campos die gleiche Möglichkeit eines vorzeitigen Einstiegs hatte, nicht.
Das nächste Update gibt es vor dem Saisonstart von F2 und F3 in Bahrain.
(Fotos: Ferrari Media)