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Formel Eins: Vorschau GP von Australien 2022

von DonDahlmann
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Die F1 ist zurück in Australien und der Albert Park wurde in den letzten Monaten kräftig umgebaut.

Veränderungen an einer Strecke sind ja immer ein bisschen „Top oder Flop“. Manche bringen tatsächlich Verbesserungen, wie unter anderem Spa, wo man für dieses Jahr einiges verändert hat. Beim Albert Park bin ich mir nicht so sicher. An einigen Stellen hat man die Mauern näher an die Strecke gebracht, hauptsächlich im sehr schnellen T5. Dann hat man die Schikane (vormals T8/T9) abgeschafft, was zu einem sehr langen Vollgas-Bereich führt, der dann wieder in der ehemaligen T10/11 endet. Diese ultraschnelle Passage hat in der Vergangenheit schon zu Problemen geführt und ich hätte eher die Schikane enger gemacht, anstatt die Autos da jetzt noch schneller ankommen zu lassen. Eine Zusammenfassung der Änderungen gibt es hier

Dazu kommt, dass FIA ganze 4 (!) DRS-Zonen eingeführt hat. Start/Ziel, die danach folgende Gerade. Die Hälfte der neuen Passage ohne die Schikane und nach der schnellen Links/Rechts. Damit sind zwei Drittel der Strecke eine DRS-Zone. Da das DRS in dieses Jahr offenbar noch effektiver ist, sollte das hauptsächlich im Pulk einiges bringen. Ich habe generell nichts gegen den Einsatz des DRS an bestimmten Stellen, halte aber diese Masse an DRS-Zonen für kontraproduktiv. Zumal die Strecke jetzt auch nicht besonders breit ist und ist dementsprechend das Überholen und vor allem Blocken mit gewissen Risiken bei dem hohen Tempo verbunden ist.

Was mir generell nicht gefällt, ist der Trend der FIA und Liberty Media, die Rennen artifiziell „aufregender“ zu gestalten. Die neu hinzugefügten Strecken in Jeddah und die kommende Strecke in Las Vegas sind zwei gute Beispiele dafür. Die Einführung der DRS-Orgie in Australien hat nicht mit Motorsport zu tun, sondern zielt nur auf spektakuläre Bilder und Rennen ab. Das hat die Serie nicht nötig, zumal die Rennen in Australien in der Vergangenheit auch nicht so schlecht waren.

Nach den zwei Wochen Pause wird man in Australien vermutlich einiges an neuen Teilen an den Autos sehen. Das werden vor allem die Updates betreffen, die man nach den Tests in Bahrain Anfang März entwickelt hat. Und hier gilt dann die Aufmerksamkeit Mercedes, die ja offensichtlich mit Problemen zu kämpfen haben. Man ist bestenfalls das drittbeste Team, hinter Red Bull und Ferrari. Das sehr extreme Chassis kämpft mit Propoising und zu viel Abtrieb auf der Hinterachse. Dazu kommen Fragezeichen, was die Leistung des Motors betrifft. Wobei man hier dann immer noch mal abwarten muss, wie sich die Lage entwickelt. Denn Mercedes selbst liegt immer noch etwas mehr als eine Sekunde vor den Kundenteams.

Den Ton werden aber weiter Red Bull und Ferrari angeben und es ist schwer zu sagen, wer hier die Nase vorne hat. Es spricht nach dem Sieg in Saudi-Arabien einiges für Red Bull, denn die Strecke ist nicht ganz unähnlich und sollte dem Weltmeister liegen. Nun war Ferrari aber nicht wirklich langsam und es dürfte interessant zu sehen sein, wie gut der Ferrari mit den langsameren Ecken zu Recht kommt. Einen klaren Vorteil für eines der Teams sehe ich aber nicht.

Mercedes sollte auf P3, aber dahinter wird es dann eng. Alpine? Haas? Alfa Romeo? Alpha Tauri? Es wird ein wenig davon abhängen, wer welche Updates mitbringt und ob die dann funktionieren. Das Mittelfeld ist jedenfalls sehr schön kompakt und dürfte ebenfalls für Spannung sorgen. So richtig werden wir erst ab Imola sehen, wie sich das sortiert, da diese Strecke ein wenig den Ton für den Sommer vorgeben wird.

Die beiden Teams mit den größten Sorgen dürften Aston Martin und McLaren sein. Beide haben Probleme mit dem Chassis und vor allem bei Aston sieht es schlecht aus. Immerhin ist Sebastian Vettel in Australien wieder dabei. Sein technischer Input dürfte helfen, aber gleichzeitig fehlen ihm die beiden Rennen und damit wichtige Erfahrungen. Aston scheint sich auch nicht so ganz sicher zu sein, wie man die Probleme beheben kann. Das Auto ist einfach generell zu langsam und erzeugt zu wenig Abtrieb. Ein größerer Umbau dürfte folgen, aber hier wird man dann schauen müssen, was ins begrenzte Budget passt.

Auch bei McLaren spricht man von einer ganzen Kette von Problemen. Zu wenig Abtrieb ist das eine, die neue Aufhängung sorgt für Probleme beim Setup. Aber ich bin mir bei McLaren relativ sicher, dass man das in den Griff bekommt. Chef Designer James Key liegt selten komplett daneben (Sauber war allerdings ein Beispiel) und hat genug Erfahrung. Eventuell liegen bei McLaren die Prioritäten im Moment etwas woanders. Die Gerüchte, dass der VW-Konzern das Team übernehmen könnte, haben sich mal wieder verstärkt. Die Rede ist von 650 Millionen Dollar, was relativ realistisch für das Team ist. Ob VW dann Audi oder Porsche wählt, ist auch noch nicht klar. Sollte das passieren, dürfte der Name McLaren allerdings aus der F1 verschwinden. Ich weiß nicht, ob ich das so toll finden würde.

Strategie:
Pirelli bringt C2, C3 und, das ist neu, die C5 nach Australien. Einen Sprung in der Auswahl der Reifen hatten wir noch nie und das dürfte interessant werden für das Rennen. Neben dem Umbau der Strecke hat man auch einen neuen Asphalt verlegt, der absolut frisch ist und dementsprechend wenig Grip bietet. Das wird viele Teams dazu zwingen in Q2 auf die C5 zu setzen, um in Q3 zu kommen und das wird auch für Mercedes gelten. Aber logischerweise werden die C5 nicht lange durchhalten, man muss also einen frühen Stopp einlegen. Die entscheidende Frage wird sein, wie groß der Zeitgewinn mit den C5 ist und ob Red Bull und Ferrari das Risiko eingehen können, Q2 mit den C3 zu bestreiten. Wenn der C5 mehr als eine Sekunde bringt, werden auch diese beiden Teams auf die C5 setzen müssen, was die Strategien dann wieder etwas einschränkt.

Ich bin mir nach den Erfahrungen der ersten beiden Rennen relativ sicher, dass man wieder zwei Stopps im Rennen sehen wird. Die C3 werden zwar im Verlauf des Wochenendes, wenn die Strecke mehr Grip bekommt, besser werden, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass man damit nicht das Rennen wird durchfahren können. Auch mit den C2 könnte es gegen eine Zwei-Stopp-Strategie am Ende des Rennens eng werden. Die neue Strecke, der neue Asphalt, die noch unvollständigen Daten beim Reifenabrieb und die neuen Mischungen dürften kurzfristige Änderungen an der Strategie notwendig machen.

Bilder: HaasF1, Daimler AG, Ferrari, Pirelli

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1 Kommentare

Dirk 7 April, 2022 - 13:43

Zu den Reifen: Da die Regel mit den Q2-Reifen zum Start nicht mehr gilt werden alle C5 nehmen in Q2, um in Q3 zu kommen.

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