In Long Beach ließ Josef Newgarden, nach dem in Texas, direkt seinen zweiten Saisonsieg folgen. Wie auch vor zwei Wochen war er über weite Strecken des Rennens nicht der schnellste Pilot im Feld.
In Trainings und Qualifikation war Andretti Autosport das bestimmende Team. Mit Alexander Rossi, Romain Grosjean und Colton Herta zogen drei Fahrer des Teams in die Fast-6 ein und Herta holte sich mit neuem Streckenrekord die Pole-Position. Die Runde war so gut, dass einige Journalisten, unter anderem der LA Times, schon am Samstag Colton Herta zum Rennsieg gratulieren wollten. Besonders Josef Newgarden (Startplatz 2) und Alex Palou (Startplatz 3) hatten aber andere Pläne. Weit vorne qualifizierten sich auch Felix Rosenqvist auf Platz 4. Probleme hatten hingegen Pato O’Ward (Startplatz 11) und Scott Dixon (Startplatz 16).
Beim Start kamen alle geordnet durch die ersten Kurven und Colton Herta konnte schon in der ersten halben Runde einen Abstand zu Josef Newgarden herausfahren. Auch eine erste frühe Caution, die durch Dalton Kellet ausgelöst worden war, änderte nichts am Kräfteverhältnis. Colton Herta dominierte das Feld.
Im Vorfeld gab es nur wenige Bedenken, was die Haltbarkeit der Reifen angeht. Die Strategie war auf drei etwa gleichgroße Stints, zwei auf Option- und einen auf Prime-Tires, ausgelegt. Zum Start hatten so die meisten Teams die schnelleren Option-Tires aufgezogen. Scott McLaughlin war der einzige Pilot in den Top-10, der auf Prime-Tires an den Start gegangen war. Auch gegen die ganzen Kontrahenten auf schnelleren Reifen konnte er Platz 9 behaupten und hatte so eine ganz gute Ausgangslage für das weitere Rennen. Ab Runde 19 gingen die Reifen an Felix Rosenqvists Wagen ein. Er fiel von Platz 4 bis auf Platz 11 zurück. Ein Überholmanöver von Alexander Rossi mit Gewalt und etwas sehr viel Kontakt, half auch nicht weiter. Er und musste in Runde 23 zum Reifenwechsel an die Box. Zu diesem Zeitpunkt hatten schon Rinus VeeKay und Scott Dixon ihre ersten Stopps absolviert. Die Folge waren natürlich zwei längere Stints. Aber gerade Scott Dixon ist ja der Meister des Sparens von Benzin und Reifen.
In Runde 27 kam mit Alex Palou der zweite Fahrer aus der Spitzengruppe an die Box. Zwei Runden später folgten Colton Herta und die restlichen Fahrer der Spitzengruppe. Die Ausnahme war Josef Newgarden, der eine Runde länger draußen blieb. Colton Herta sah sich also sowohl mit dem Under-Cut von Alex Palou als auch dem Over-Cut von Josef Newgarden konfrontiert. Interessanterweise funktionierte beides. Der Under-Cut war so erfolgreich, dass Scott Dixon sich von Platz 16 auf Platz 5 verbessern und Alex Palou souverän die Führung übernehmen konnte. Aber auch Josef Newgarden konnte sich bei der Boxenausfahrt vor Colton Herta setzten. Herta attackierte mit warmen Reifen so gut er nur konnte. Newgarden hielt sich aber vorne. Seine Out-Lap war unglaublich gut. Für die restlichen Runden des Stints steckte aber die Nase von Hertas Ganassi-Dallara im Getriebe von Newgardens Penske.
Hinter das Führungs-Trio hatten sich Marcus Ericsson und Scott Dixon geschoben. Alexander Rossi hatte vor dem Stopp Probleme mit den Reifen, der leichte Crash mit Rosenqvist tat sein übriges dazu, und schon Plätze an Romain Grosjean und Will Power verloren. Scott McLaughlin verabschiedete sich mit einem Fahrfehler in der Haarnadel aus den Top-10. Um sich in eine gute Position zum Überrunden von Tatiana Calderon zu bringen, nahm er die Kurve zu eng und touchierte die Wand innen. Mit einem gekonnten Dreher fiel er ans Ende der Führungsrunde zurück. So kamen Pato O’Ward und Graham Rahal in die Top-10.
Bei der nächsten Runde der Boxenstopps wollte dann Colton Herta wieder die Kontrolle über das Rennen übernehmen. Herta kam in Runde 56 an die Box und damit vor Josef Newgarden. Auf seiner Out-Lap übertrieb er es dann aber und setzte seinen Andretti-Dallara in Kurve 9 in die Mauer. Herta konnte sein Wrack aber noch in die nächste Notbucht schleppen und so war keine Caution mitten in den Boxenstopps nötig. Das Ganze zeigte aber auch nochmal was Colton Herta zu einem absoluten Topfahrer fehlt. Wie oft hat man in den letzten 10 Jahren solche Fehler von Scott Dixon oder Josef Newgarden gesehen?
Seine Klasse bewies dann Josef Newgarden bei seiner nächsten Out-Lap. Wieder schaffte es Team Penske ihn vor dem Führenden auf die Strecke zu schicken und wieder hielt er sich vor dem eigentlich schnelleren Kontrahenten. Der Angriff von Palou wurde dann durch Simon Pagenaud beendet. Er kam aus der Box und von hinten fuhr Takuma Sato neben ihm in den Kreisverkehr um den Brunnen. Innen war dann zu wenig Platz, er blieb an der Kante hängen und drehte sich. Bei dem Versuch den Motor am Laufen zu halten, setzte er dann seinen Dallara auf das Blumenbeet. In der Folge fuhr auch noch zusätzlich Scott McLaughlin auf Rinus VeeKay auf.
Für den Restart ergab sich nun folgende Ausgangslage: Josef Newgarden führte vor Alex Palou, beide auf Prime-Tires, vor Romain Grosjean auf Option-Tires. Das hatte für Newgarden den Vorteil, dass sich Palou erst einmal nach hinten orientieren musste. In Runde 70 war der Franzose dann an Alex Palou vorbei und konnte den Angriff auf Josef Newgarden planen. Grosjeans Probleme waren aber, dass er weniger Push-to-Pass-Sekunden noch zur Verfügung hatte im Vergleich zu Newgarden und auch nur für wenige Runden noch den Vorteil der besseren Reifen besaß. In Runde 70 kam seine Chance. Josef Newgarden erwischte die Haarnadel nicht ganz ideal und Romain Grosjean konnte sich auf dem Start-Ziel-Knick innen neben ihn setzten. Ihm ging aber die extra Push-to-Pass-Leistung aus und Newgarden konnte sich seinerseits mit der Extra-Leistung auf der weiteren Linie vorne halten. Im Anfahrt auf Kurve 1 hatte er dann die bessere Linie. Danach war das Rennen and er Spitze entscheiden.
In Runde 67 wurde das Rennen noch einmal durch eine Caution unterbrochen. Auch der dritte Tag von Jimmie Johnson endete vorzeitig. Am Freitag hatte er sich bei einem Crash einen Fingerknochen gebrochen und auch die Qualifikation am Samstag beendete er in der Mauer. Die Bilder der Kameras lösten leider nicht auf, ob er es am Sonntag wieder allein geschafft hatte oder Hilfe von David Malukas hatte. Zumindest hatte Malukas schon vor dem sichtbaren Kontakt mit dem gestrandeten Ganassi-Dallara einen Schaden an der Nase.
Der folgende Restart änderte nichts mehr in der Spitzengruppe. Josef Newgarden gewann vor Romain Grosjean und Alex Palou sein zweites Rennen in Folge. Es folgten Will Power, Pato O’Ward, Scott Dixon und Graham Rahal. Neben einer guten Strategie, vor allem die Under-Cuts von Dixon, profitierten sie von den Problemen der Fahrer vor ihnen. Marcus Ericsson crashte sich wie Colton Herta aus dem Rennen. Felix Rosenqvist litt unter hohem Reifenverschleiß und konnte im zweiten und dritten Stint nicht mehr den Speed von Rennbeginn halten. Bei Alexander Rossi endete die Pechsträhne nicht ganz. Bei beiden Boxenstopps verlor er Zeit, weil sie nicht perfekt abliefen. Immerhin fuhr er mit Platz 8 wieder mal eine gute Platzierung ein.
Helio Castroneves und Kyle Kirkwood komplettierten die Top-10. Kirkwood war damit bester Rookie des Wochenendes. Tatiana Calderon kam fehlerfrei durch das Rennen und beendete es auf Platz 16. Christian Lundgaard verlor viel Zeit als er zum ersten Stopp, wahrscheinlich ohne Benzin, langsam in die Boxengasse rollen musste. So blieb nur Platz 18. David Malukas, Callum Ilot und Devlin DeFancesco mussten ihre Wagen nach Unfällen abstellen. Rinus VeeKay, Scott McLaughlin und Jack Harvey bildeten auf den Plätzen 13 bis 15 das Ende der Führungsrunde. Zwischen ihnen und den Top-10 erreichten Felix Rosenqvist und Conor Daly das Ziel.
Das ganze Ergebnis des Grand Prix of Long Beach (pdf) kann man, wie auch den Stand in der Meisterschaftswertung, auf der Homepage der IndyCar-Series nachlesen.
Als nächstes Rennen steht der Honda Indy Grand Prix of Alabama im Barber Motorsports Park am 01. Mai im Kalender der IndyCar-Series an.