Die „internationale deutsche GT Meisterschaft“ startet 2022 in ihre nun 16. Rennsaison. Nach der kürzesten Winterpause der Geschichte geht es am kommenden Wochenende traditionell in Oschersleben los!
Der Aufruhr in der GT3 Szene war nicht klein, als 2020 Gerhard Berger für die Fortführung der DTM ein Reglement nach der Machart „GT3 Plus“ verkündete und den Rest der GT3 Szene als „Amateursport“ bezeichnete. Schnell waren die Konter von unterschiedlichen Beteiligten des ADAC zu hören, nicht zuletzt von diversen Teamchefs und Serienverantwortlichen. Doch nun muss man sich 2022 die Frage stellen, ob Berger mit seiner Spitze nicht Unrecht hatte. Die DTM boomt in Sachen Quantität so wie nie in Class 1 Zeiten und beim ADAC muss man sich mittelfristig die Frage stellen, ob man mit einem ähnlichen Konzept mit der hiesigen ITR Plattform mithalten kann. Wir werden diese Frage nach und nach im Folgenden auflösen mit der Grundsatzfrage: Wie hat sich das ADAC GT Masters im Vergleich zu anderen GT3 Serien entwickelt?
Hersteller und Fahrer
Einen Schwerpunkt der Vorschau stellt ein genauer Blick auf das Team- und Fahrerfeld der diesjährigen Saison. Auffällig ist schon mal eins: An Markenvielfalt mangelt es für eine GT3 Serie doch gehörig, mit lediglich 5 Herstellern, davon 4 Premiummarken aus Deutschland. Schon mal vorab: Von gern gesehen Exoten wie Corvette, McLaren, Honda oder Bentley fehlt derzeit leider jede Spur.
Audi
Fangen wir mal an mit dem zahlenmäßig stärksten Hersteller aus Ingolstadt.
Land Motorsport
Das Team „Land Motorsport“ versucht erstmals einen GT Masters Titel im folgenden Jahr zu verteidigen. Die Meisterpaarung des letzten Jahres (Mies/Feller) wurde gesprengt durch den Wechsel von Ricardo Feller als Audi Werksfahrer in die DTM. Somit wird die #1 dieses Jahr vom zweifachen Meister Christopher Mies und Tim Zimmermann besetzt, der in den letzten Jahren für die ausgestiegene Grasser Mannschaft einen Lamborghini fuhr und sich als Jungunternehmer mit viel Herzblut seine Rennkarriere finanziert. Das Team aus Niederdreisbach im Westerwald bleibt dem GT Masters treu wie eh und je und Christopher Mies wird als bekannte Größe im Audi Aufgebot sicher wieder eine große Rolle im Titelkampf spielen wollen.
Ein 2. Fahrzeug wird mit der bekannten Land-Startnummer #28 eingesetzt, mit der Besatzung Christopher Haase und Salman Owega. Haase gilt als Dauerbrenner im Audi-Aufgebot und GT Masters Pilot der ersten Stunde, mit dem ersten Laufsieg im Jahr 2007 und dem ersten Meistertitel in der gleichen Saison. Mit Salman Owega kommt der jüngste rennfahrende Bruder der Zahnarzt Familie aus Köln in den professionellen Motorsport. Dieser hatte sich bereits 2021 in der GTC Serie mit starken Rennen für Phoenix Racing empfohlen.
Erstmals setzt Land mit der #29 auf einen 3. Audi R8 LMS Evo II. mit dem Duo Ricardo Feller und Jusuf Owega, dem älteren Bruder von Salman Owega. Feller wird wie bereits erwähnt in Richtung DTM gehievt und wird bei den obligatorischen 2 Überschneidungen (GT Masters Spielberg/DTM Lausitzring; GT Masters Sachsenring/DTM Spielberg) vom Belgier Dries Vanthoor ersetzt, der bereits 2019 für Land in der Serie fuhr und dieses Jahr sonst die GT World Challenge Europe für WRT fährt. Jusuf Owega fuhr bereits letztes Jahr einen R8 für Phoenix Racing, die mittlerweile nur noch als unterstützendes Team verschiedene Einsätze in unterschiedlichen Serien betreuen und keine eigenen Renneinsätze mehr vornehmen.
Rutronik Racing
Man staunte nicht schlecht, als das damals noch komplett neue Team 2019 mit Kelvin Van der Linde und Patric Niederhauser den Titel holte und den etablierten Audi Teams eine lange Nase zeigte. Doch nach 2 eher harzigen Jahren möchte die Mannschaft von Fabian Plentz wieder in die Erfolgsspur finden. Das Team ist bekannt für eine große Fannähe und wird sicher auch dieses Jahr in den sozialen Medien und vor Ort an den hoffentlich gut besuchten Rennstrecken die Fans einbinden.
Dieses Jahr wird man den Einsatz wieder komplett selbst machen, nachdem man 2021 mit „TECE Racing“, der Mannschaft von Elia Erhart den Einsatz gemeinsam gestemmt hat.
Die Startnummer #15 wird vom 2019er-Meister Patric Niederhauser zusammen mit GT3 Debütant Luca Engstler pilotiert. Niederhauser kehrt dabei von Phoenix Racing ins altbekannte Team zurück und Engstler wurde nach seinem TCR Germany Titel im vergangenen Jahr prompt zum Audi Werksfahrer ernannt. Sein GT3 Debüt gab er im letzten Januar bei den 24 Stunden von Dubai.
Die #27 bewegen das Duo Dennis Marschall und Kim-Luis Schramm, was im Vergleich zu 2021 unverändert ist. Marschall ist insbesondere immer für eine gute Qualifying-Runde gut, was vor allem in Oschersleben Gold wert ist und Schramm wurde letztes Jahr knapp hinter Feller 2. In der Junior-Wertung. Ein Duo, was Potenzial mitbringt!
Car Collection Motorsport
Das Team Car Collection hat sich über starke VLN und 24 Stunden Einsätze für den GT3 Bereich empfohlen und setzt ebenfalls auf 2 Audi R8 Evo II.
Die #33 wird von Neuling Thierry Vermeulen und Mattia Drudi pilotiert. Dabei wird das Auto nicht zufällig im Design von „Red Bull Verstappen.com Racing“ fahren, da es bei Vermeulen um den Sohn des Managers von Max Verstappen, Raymond Vermeulen handelt. Er kommt aus dem Porsche Carrera Cup Benelux und meistens können die Umsteiger aus den guten Porsche Markenpokalen schnell überzeugen. Mit Drudi wird ihm eines der aussichtsreichsten Audi Talente an die Seite gestellt, der einen ähnlichen Werdegang wie Vermeulen hatte und nun bei Audi etabliert ist.
Die #69 wird ein mittlerweile altbekanntes Duo sein, mit Florian Spengler und Markus Winkelhock. Spengler wurde 2021 Meister in der mittlerweile leider sehr klein gewordenen Trophy Wertung der Amateure und ist mittlerweile seit 2011 in der Serie am Start und seitdem fast ausschließlich im GT Masters. Winkelhock, der nicht mehr ganz im obersten Fahrerregal von Audi anzutreffen ist, geht derweil in seine 10. GT Masters Rennsaison. Ziel dürfte es hier sein, den Trophy Titel für Spengler zu verteidigen.
Eastalent-Racing
Hier kommt ein komplett neues Team zum Einsatz. Das Team wurde erst im Dezember 2021 gegründet und das erste Rollout konnte man mit einem frisch ausgelieferten R8 auch erst kurz vor dem Vorsaisontest in Oschersleben bestreiten. Das österreichische Team von Peter Reicher tat sich zusammen mit YACO-Racing aus dem sächsischen Plauen, die jahrelang als eine der kleinsten Mannschaften selbst mit u.a. Teamchefsohn Phillip Geipel unterwegs waren, der nun in den Rallyesport der DRM abgewandert ist. Mithilfe von YACO wird das Team nun die Einsätze darüber hinaus in der GTC Serie, Creventic Series und beim 24 Stunden Rennen am Nürburgring verantworten.
Als Fahrer auf der #54 sind Teamchef-Sohn Simon Reicher und Norbert Siedler genannt, die bereits beide letztes Jahr mit der gleichen Nummer unter YACO-Nennung fuhren. Reicher versucht seit Jahren Schritt für Schritt im Motorsport Fuß zu fassen und Siedler, der über viel VLN Erfahrung verfügt, hält sich auch mit fast 40 noch gut im GT Sport. Das Team wird mir sicher nicht böse sein, wenn ich sie eher als klare Außenseiter sehen würde gegen Teams mit Unterstützung diverser Werksfahrer und starkem Support der Hersteller
Nicht mehr für Audi am Start sind hingegen Aust, die in die GTC Serie von Ralph Monschauer gewechselt sind, sowie WRT, die sich auf viele Einsätze in der WEC, ELMS, GT World Challenge und DTM konzentrieren und Phoenix, die wie bereits erwähnt keine Renneinsätze mehr in Eigenregie vornehmen. Damit wäre schon gut ein Drittel des Starterfeldes abgearbeitet.
Mercedes
Die Marke aus Affalterbach ist mittlerweile seit 2015 ohne Titel in der Serie, was man sicherlich schnell ändern möchte.
Drago Racing Team ZVO
Zunächst einmal hoffe ich, dass hier die richtige Teambezeichnung steht, da in einigen Quellen auch von „ZVO-Racing“ geschrieben wurde. Es handelt sich hier um ein neues Team von Phillip Zakowski, dem Sohn von Peter und Enkel vom mittlerweile 88-jährigen Erich Zakowski, sowie Jörg van Ommen. Das Team Zakspeed Racing ist nach einigen Problemen im letzten Winter nicht mehr am Start. Dem Team wurde eine neue Gesetzesregelung für die Marken- und Imagewerbung von Krankenkassen zum Verhängnis, da man mit dem Partner „Mobil Krankenkasse“ an den Start gehen wollte. Weiterhin musste man den Teamstandort in Niederzissen verlassen und ihn in die Nähe des Nürburgrings verlegen. Somit ist Zakspeed als Team dieses Jahr nur in der GT4 Klasse der GTC Serie am Start.
Das neue Team mit Sitz am Flugplatz in Mendig nutze ähnlich wie „Eastalent Racing“ den vergangenen Winter, um sich eine Teambasis und Infrastruktur aufzubauen. Mit der #4 gehen Jules Gounon und Fabian Schiller an den Start. Gounon wurde in der Callaway Corvette Meister 2017 und fuhr schon letztes Jahr für Zakspeed mit 2 Rennsiegen. Schiller bestreitet seine 1. Saison im GT Masters und wurde zuletzt von Mercedes meist in der NLS eingesetzt.
Die #8 geht mit Daniel Juncadella und Jan Marschallkowski an den Start. Für Juncadella ist es die 1. Saison im GT Masters nach einem eher harzigen Jahr in der DTM. Ohnehin tat er sich zuletzt schwer, Cockpits zu bekommen. U.a. fuhr er 2020 nur ein Rennen, was das 24 Stunden Rennen für 10Q Racing am Nürburgring war. Marschalkowski ist im Hause Zakspeed ähnlich wie Gounon kein Unbekannter, da er letztes Jahr von Theo Nouet Vizemeister in der ADAC GT4 Germany wurde. Für ihn das 1. GT3 Jahr.
Landgraf Motorsport
Ebenfalls etwas Unklarheit gab es bei der Namensgebung von „Landgraf“. Letztes Jahr noch unter dem Zusatz HTP-Winward macht man dieses Jahr offenbar den Einsatz komplett selbst. Zumindest wird auf der Seite von HTP-WWR nichts mehr vom GT Masters genannt. Auch dieses Jahr wird man die auffällige „gelbe Mamba“ mit dem Mannfilter-Sponsoring einsetzen.
In der #48 werden Raffaele Marciello und Jonathan Aberdein fahren. Marciello gilt vom Grundspeed her als einer der allerschnellsten im hiesigen GT Sport, dem jedoch der GT Masters Titel noch fehlt. Der südafrikanische Aberdein fiel 2019 in der Class 1 DTM mit starken Leistungen für WRT auf und verschwand anschließend etwas vom Radar. Letztes Jahr war er für United Autosports in der LMP2 Klasse der ELMS am Start, während er dieses Jahr neben dem GT Masters noch für Jota in der WEC unterwegs ist. GT3 Erfahrung hat er bislang keine. Hier dürfte recht schnell klar werden, wer in Sachen Performance den Takt vorgibt zwischen den beiden Fahrern.
Rund um die Besatzung der Startnummer #84 gab es bis kurz vor Redaktionsschluss große Unklarheiten. Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass Elias Seppänen einer der Fahrer sein wird, während erst am 21.04 in Oschersleben bekannt wurde, dass Frank Bird der 2. Fahrer sein wird. Erst Ende März wurde bekannt, dass Landgraf ein 2. Auto bringen wird. Seppänen ist ein Umsteiger aus dem Formelsport und fuhr bereits in der ADAC F4 im Rahmenprogramm, während der Brite Frank Bird letztes Jahr in der 24H Series und im Silbercup der GTWC für WRT fuhr. Punktergebnisse dürften für das neue Duo schon ein großer Erfolg werden, angesichts der Kurzfristigkeit des Programms.
Madpanda Motorsport
Ein weiterer neuer Name in der Serie! Die Mannschaft wurde von Ezequiel Perez Companc gegründet, der teilweise selbst als Fahrer für Grasser Racing ins Lenkrad griff. Nach Einsätzen in der GTWC ist es die zweifelsohne bislang größte Aufgabe für das recht junge Team. Das Team ist ähnlich wie Rutronik in der Szene für große Fannähe mit vielen Aktionen an der Rennstrecke bekannt, die man nun dank der günstigeren Pandemielage umsetzen möchte.
Die #90 werden der Teamchef selbst (Perez Companc) und Jannes Fittje pilotieren, der „mal wieder“ in ein neues Team wechselt, nachdem er im Laufe des letzten Jahres Porsche-intern vom Küs Team Berhard zum Team von Joos Sportwagentechnik wechselte und nun einen Mercedes fährt. Perez-Companc konnte bereits als semi-pro gute Rennen für Grasser zeigen und wird meines Erachtens oft unterschätzt. Ein Team, was ich im Mittelfeld erwarten würde.
Nicht mehr am Start für Mercedes ist die Toksport Mannschaft aus Quiddelbach, die sich auf Einsätze in der WRC2 und DTM konzentriert.
Porsche
Viele Änderungen und vor allem einen Schwund gab es bei Porsche. Waren es letztes Jahr noch sieben permanente Fahrzeuge, redet man nur von 3 Porsche GT3 R. Vor allem bei den Teams hat sich viel getan:
Allied-Racing
Die Mannschaft von Jan Kasperlik, der sich vom Amateurrennfahrer innerhalb weniger Jahre zum GT4 Germany Meister machte als Fahrer und Teamchef in Personalunion, ist mittlerweile in vielen Meisterschaften vertreten, vor allem im GT4 und nun auch im GT3 Bereich. Nach einem GT3 Jahr in der GTWC Endurance nun die 1. Saison im GT Masters – natürlich mit einem blauen Porsche, der immer recht gut im Feld auffällt.
Die #22 pilotieren Sven Müller und Joel Sturm. Müller aus Bingen ist seit Jahren eine feste Größe bei Porsche und wird gerne geholt, wenn Cockpits zu besetzen sind. Mit Joel Sturm ist ein weiterer GT3 Neuling am Start nach einem sehr starken GT4 Jahr. Er gilt als Schützling von Jan Kasperlik, der sein Talent früh entdeckte.
ID-Racing with Herberth
Auch hier ist der Trend zu gemeinsamen Einsätzen zu erkennen. Die neue Mannschaft von Iris Dorr, die mit ihrem Ex-Partner Karsten Molitor die letzten Jahre die Geschicke von MRS GT Racing leitete, setzt nun mit einer Reihe an ehemaligem MRS Personal dieses Team ein, was parallel im Porsche Carrera Cup mit 2 Porsche vertreten ist. Dass es bei MRS kriselte, war bereits letztes Jahr zu erkennen, als man die Saison nach etwa der Hälfte abbrechen musste.
Die #44 wird von Robert Renauer und Klaus Bachler pilotiert. Renauer hat sich ohnehin seit seinem Meistertitel 2018 als Semi-Pro zu einem der top Fahrer im Porsche Aufgebot gemausert und Bachler könnte man etwa mit Sven Müller als Dauerbrenner bei Porsche bezeichnen. Das Duo fuhr auch letztes Jahr schon für Herberth Motorsport, die sich dieses Jahr als eigenständiges Team auf ihre Einsätze in der GTWC Endurance und der Crecentic Serie konzentrieren.
Joos Sportwagentechnik
Das Team hatte 2021 seine erste volle Saison und darf nun auf das wohl fahrerisch stärkste Duo zurückgreifen. Bereits letztes Jahr hatte man erstaunlich gute Rennen mit einer ganzen Reihe an Top 10 Plätzen mit David Jahn, Marco Holzer und Jannes Fittje. Ich hoffe, die genannten Fahrer sind mir nicht böse, wenn man das neue Duo noch eine ganze Ecke stärker einschätzen sollte.
Die #91 pilotieren Christian Engelhart und Ayhancan Güven. Engelhart, der 2020 mit SSR-Performance Meister wurde, ist nun nach einem Jahr mit Küs Team Bernhard erneut für ein recht neues Team am Start, während es für den Türken Güven das erste volle GT3 Jahr ist. Wie schon an anderer Stelle erwähnt, würde es mich nicht wundern, wenn er als Porsche Cup Umsteiger sofort überzeugen würde und kaum Anpassungsprobleme haben wird. 2021 war er bereits Gesamtzweiter im deutschen Carrera Cup und 3. Im Supercup. Wenn man bedenkt, wie er einst als ehemaliger Sim-Racing Profi sofort im Porsche Markenpokal Fuß fassen konnte, könnte er der stärkste Rookie werden.
Oft haben im GT Masters neue Teams und Fahrerbesatzungen überzeugt. Hier würde mich nicht wundern, wenn das Team um den Titel fahren würde.
Nicht mehr für Porsche am Start sind das Team SSR-Performance und KÜS Team Bernhard (beide DTM) und wie schon genannt das Team von MRS-GT Racing.
BMW
Die Marke aus München hatte sich zuletzt im GT3 Bereich ziemlich rar gemacht. Noch zu Z4 Zeiten war man einer der führenden Hersteller überhaupt, sehr dünn wurde es dann mit dem schwer abzustimmenden M6. Der M6 wurde seit 2016 überhaupt nur von Schnitzer, MRS und für 2 Jahre von Schubert eingesetzt, lange ohne nennenswerten Erfolg, mal von Rennen in Spielberg abgesehen. Doch 2021, ausgerechnet im letzten M6 Jahr, kam die Mannschaft von Thorsten Schubert zurück nach einem gescheiterten Honda-Abenteuer und konnte in der 1. Saisonhälfte mit drei Podien wieder Erfolge einfahren. Nach nur einem M6 letztes Jahr, wird man nun 2 neue M4 einsetzen. Der Einsatz des 2. Fahrzeugs wurde kurz vor Saisonstart bekannt, nachdem der 4. M4 gerade noch geliefert wurde.
Den Meistertitel konnte BMW überhaupt nur einmal einfahren, nämlich 2011 mit einem Alpina B6 mit Dini Lunardi und Alex Margaritis (die Älteren werden sich erinnern!).
Schubert
Die #10 pilotieren Niklas Krütten und Ben Green. Dieses Fahrzeug wurde wie erwähnt sehr kurzfristig ausgeliefert. Krütten ging nach einem Rookie-Titel in der ADAC F4 in den LMP3 Bereich und machte sich dort einen Namen als u.a. Gesamtzweiter der LMP3 Klasse der ELMS 2021. Sein GT3 Debüt gab er vor Kurzem in der NLS. Ben Green wurde international auf der DTM Plattform bekannt, als er 2021 den DTM Trophy Titel in einem BMW M4 GT4 in einem tollen Duell gegen seinen Kumpel William Tregurtha gewinnen konnte. Dieses junge Duo könnte Überraschungspotenzial haben!
Die #20 ist zweifelsohne das Profi-Duo, was auf den Titel angesetzt wird. Nick Catsburg kehrt ins GT Masters zurück, nachdem er die letzten Jahre auch neben seinen Corvette Einsätzen in den USA immer wieder für BMW fuhr, vor allem im Langstreckenbereich. Yelloly fuhr letztes Jahr schon für Schubert und ist mittlerweile neben seinem Einsatz als Simulatorfahrer in der F1 für Aston Martin eine feste Größe im GT3 Sport.
Der M4 ist noch gerade im Sprintbereich schwer einzusätzen. Zumindest auf der Langstrecke waren die jüngsten Einsätze in Sebring und in der NLS vielversprechend, wobei diese Rennen wegen unterschiedlichen BOP´s meist nicht vergleichbar sind.
Lamborghini
Kommen wir nun zum 5. und damit leider auch schon letzten Hersteller, nämlich Lamborghini.
Es kam einem Paukenschlag gleich, als Grasser Ende letzten Jahre bekannt gab, sich mit 4 Autos nur noch auf die DTM zu konzentrieren. Hier hätte ein großer Schwund im Starterfeld gedroht. Jedoch wurde Ende Februar bekannt, dass Emil Frey Racing aus der Schweiz die wegfallenden Lambos von Grasser praktisch kompensieren wird und eine ganze Reihe an Werksfahrern einsetzt.
Emil Frey Racing
Die #14 fahren Mick Wishofer und Konsta Lappalainen. Für Wishofer ist es nach Zakspeed 2020 und MRS 2021 nun das 3. Team und der 3. verschiedene Hersteller im 3. Jahr. Lappalainen, dessen Bruder Jonas im deutschen Motorsport mit dem Titel im Audi TT Cup bereits erfolgreich war, fährt nun sein 2. Jahr im GT3 Sport, nachdem er letztes Jahr für Emil Frey in der GTWC bereits fuhr.
Die #19 fahren Frank Perera und Arthur Rougier. Perera ist seit mehreren Jahren sehr angesehener Lambo-Werksfahrer, u.a. mit einem Sieg für Grasser 2021 in Hockenheim. Rougier ist offizieller Lamborghini Junior und wechselte 2021 von Sainteloc Audi zu Emil Frey in den Lamborghini und konnte bereits 2021 einen Sieg in der GTWC Sprint einfahren. Die Mischung aus Erfahrung und Jugend könnte hier spannend werden!
Mit der #63 (Gründungsjahr von Lamborghini!) konnte man eine weitere Grasser Startnummer übernehmen, mit dem Duo Albert Costa Balboa und Jack Aitken. Balboa hatte letztes Jahr, vor allem nach dem Sachsenring nicht mehr viele Freunde im Fahrerfeld, nachdem er die ganze Saison über in Raufereien und Kollisionen verwickelt war. Grasser zog die Reißleine und setze ihn zunächst für die Tür, wobei ihn Lamborghini als Werksfahrer behalten hat. Jack Aitken, der 2020 bereits in Bahrain einen F1 GP für Williams fuhr, ist nach wie vor 3. Mann in der F1. Um im Rennrhythmus zu bleiben, wird der Brite mit koreanischen Wurzeln seine 1. Saison im GT Masters bestreiten. Er sollte nach seinem schweren Crash letztes Jahr bei den 24 Stunden von Spa wieder gut erholt sein.
T3 Motorsport
Kaum eine Mannschaft ist so von 0 auf 100 gekommen wie T3 in den letzten Jahren. Die Mannschaft von Jens Feucht aus Dresden baute sich innerhalb weniger Jahre einen großen Fuhrpark auf, mit diversen Einsätzen im Porsche Carrera Cup und in verschiedenen GT3 Serien, sowie im GT4 Bereich in der DTM Trophy.
Mit der #71 fahren mit Marco Mapelli und Maximilian Paul ebenfalls ein Werksfahrer und ein Junior von Lamborghini. Mapelli fuhr zuletzt meist für Grasser, während Paul kein Unbekannter bei T3 ist und schon die 4. Saison für das Team fährt nach den Audi Jahren 2019 und 2020 und dem ersten Lamborghini Jahr 2021.
Lange war auch ein möglicher 2. Lamborghini im Gespräch, von dem aber nun nichts mehr zu hören ist. Hier gilt es abzuwarten, was mit dem 2. Lambo in der DTM wird, da dort Esmee Hawkey laut einigen Gerüchten wohl Probleme hat genügend Sponsoren aufzutreiben.
Zusammenfassung
Alles in allem versucht der ADAC mit Hilfe der Medienpartner das diesjährige Feld schönzureden. Ohne Frage sind 22 Autos mit den Umständen der aktuellen Zeit ein gutes Feld, aber doch ein ganzes Stück kleiner als in der konkurrierenden DTM. Es ist das kleinste Feld seit 2015 und selbst die GTWC Sprint scheint ein größeres Feld vorzuweisen, die man in Sachen Starterfeld eigentlich immer gut im Griff hatte. Zudem können alle anderen GT3 Serien im Grunde wachsende Felder nach 2 Jahren Pandemie vorweisen. Die Ratel-Firma musste sogar Teams in der GTWC ausladen, da es sonst zu viele geworden wären.
Ohne Frage ist das Feld in der Qualität weiterhin sehr gut besetzt, aber gerade die Quantität, die in den GT3 Serien oft den Reiz ausmacht und vor allem die Markenvielfalt mit fünf Herstellern lassen leider zu wünschen übrig.
Vor allem, wenn ab 2024 die WEC auf ein GT3 Reglement geht und ab dem nächsten Jahr die LMDh Klasse international eine starke Plattform wird, dürfte man um eine Ausweitung der Trophy Wertung mit Amateurfahrern nicht herumkommen, um auch dauerhaft ein starkes Feld zu haben. Stephané Ratel trägt ja nicht umsonst seit Jahren die Philosophie mit sich, dass man die Felder nur von hinten durch Amateure voll bekommt. Diesen Trend gilt es beim ADAC zu beachten, um nicht irgendwann eine Feldstärke wie in den GT Masters Anfangsjahren zu bekommen.
Strecken
Diesen Abschnitt kann man recht kurz halten. Man wird weiterhin sieben Wochenenden veranstalten, davon fünf in Deutschland und zwei im angrenzenden Ausland mit Spielberg und Zandvoort. Hier setzt man seit Jahren auf Verlässlichkeit und Kontinuität. Die Sommerpause ist glücklicherweise nicht ganz so lange wie sonst in den Jahren vor der Pandemie oder 2021.
Oschersleben: 22.04-24.04
Red Bull Ring: 20.05-22.05
Zandvoort: 24.06-26.06
Nürburgring: 05.08-07.08
Lausitzring: 19.08-21.08
Sachsenring: 23.09-25.09
Hockenheim: 21.10-23.10
TV und Streaming
Wie schon letztes Jahr wird Nitro die TV-Übertragung fortführen. Nach einigen Experimenten mit der Startzeit setzt man dieses Jahr auf die alte Startzeit, die man schon zu Sport 1 Zeiten regelmäßig hatte, nämlich 13 Uhr. Die Sendungen gehen mit allen Vor- und Nachberichten in der Regel von 12:30 Uhr bis 14:30 Uhr. Das Team bleibt unverändert mit Dirk Adorf und Nico Menzel am Mikro, sowie Eve Scheer und Anna Nentwig als Reporterinnen. Auch auf der Plattform RTL+ wird man die Rennen live und on demand sehen können.
Für die ADAC GT Masters Qualifyings, sowie allen ADAC Rahmenserien (TCR, GT4, F4) hat man dieses Jahr die Seite sport.de gewählt, die seit dieser Saison auch kostenlos die WEC Rennen zeigt.
Auch der ADAC bietet einen Livestream auf der Website an, jedoch auch dieses Jahr nur als reinen live Stream ohne on demand Möglichkeit. Auf dem von vielen bis 2020 sehr geliebten YouTube-Kanal des ADAC wird es lediglich Pressekonferenzen und „PS on Air“ geben, ohne Übertragung der Rennen.
Laut Infos von Sport.de wird man die Rahmenserien auch allesamt als on demand Video ansehen können. Wieso man hierzu eine News-Seite und nicht RTL+ als Plattform nutzt, kann nur die RTL-Gruppe beantworten. Jedenfalls gab es beim WEC live Rennen aus Sebring und vor allem beim on demand Video des WEC Rennens einige technische Schwierigkeiten, die man hoffentlich behoben hat. Mehr dazu in der Rennanalyse nach dem Wochenende.
Ebenso sind öfter auch Rennserien im Rahmenprogramm dabei, die sonst nicht im ADAC Umfeld am Start sind wie der neue ADAC Prototype Cup Germany, die GT2 European Series oder die Tourenwagen Legenden. Diese Rennen wird es wohl aus den Streams und YouTube Kanälen der Rennserien selbst geben.
Ich freue mich auf eine spannende und actionreiche Saison, die ich als Blogger erstmals „aktiv“ begleiten werde!
Bildquellen: ADAC Motorsport (https://media.adac-motorsport.de/index.php?ID_dir=2,8,2393,2432)