Wechselhafte Bedingungen haben die Rennwochenenden in Imola (F2 und F3) und Monza (FRECA) geprägt und uns viele verschiedene Namen auf dem Podium beschert: nur Dino Beganovic (FRECA) und Jak Crawford (F3) haben es zweimal aufs Treppchen geschafft und gehören zu den Fahrern des Wochenendes.
Ich muss leider gestehen, dass ich bei meinem Update vergangene Woche die ADAC Formel 4 völlig übersehen habe. Die hat an diesem Wochenende in Spa ihren Saisonauftakt im Rahmen der 24H GT Series bestritten. Leider ist die deutsche F4-Meisterschaft über die letzten Jahre hinsichtlich der Größe des Starterfeldes und der Bedeutung auf dem absteigenden Ast gewesen. Diesmal sind 21 Fahrzeuge am Start gewesen, davon fünf von Prema, die zuletzt immer nur eine Teil-Saison in der ADAC F4 gefahren sind.
Für Prema und seine Piloten war das Wochenende ein Testlauf für den Saisonstart der italienischen Formel 4, die in zwei Wochen in Imola startet. Und es war ein erfolgreicher Testlauf: Mercedes-Junior Andrea Kimi Antonelli hat die ersten beiden Läufe von Pole gewonnen, den Reverse-Grid-Lauf gewann mit Rafael Camara, der in allen drei Rennen bester Rookie war, ein anderer Prema-Pilot. Auf die ADAC F4 werde ich zu einem anderen Zeitpunkt nochmal tiefer eingehen. Und eine Vorschau auf den F4 Italia-Saisonstar gibt es – zusammen mit der W Series, die mit der F1 in Miami fährt – Anfang Mai.
Formel 2
Das F2-Wochenende in Imola war geprägt von Fahrfehlern und Safety Car-Phasen. Man könnte meinen, die Piloten sind es nicht mehr gewohnt, auf Strecken zu fahren, wo jenseits der Kerbs Gras und Kies kommen anstatt von weitläufigen Asphalt-Auslaufzonen, die man problemlos mitnehmen kann. Besonders bemerkenswert war der Fehler des Polesitters Jüri Vips im Hauptrennen, als er ausgangs Villeneuve etwas über den Randstein aufs (wahrscheinlich noch feuchte) Gras geriet, das Auto nicht mehr abfangen konnte, sich einmal über die Strecke drehte und vor Tosa in die gegenüberliegende Wand einschlug. Vips zeigte sich am Funk extrem frustriert und traute sich kaum, aus seinem guten Hitech-Boliden auszusteigen.
Nur etwas später gelang ähnliches Roy Nissany ausgangs Rivazza – und er lag zu dem Zeitpunkt virtuell in Führung, fuhr einem möglichen Rennsieg entgegen! Nissany kam ebenfalls mit zwei Rädern aufs Gras, rutschte in die Wand und konnte den demolierten DAMS direkt geradeaus in die Boxengasse rollen lassen, um vor seinem Team zu stoppen. Anders als Vips konnte er sich nicht einmal verstecken. Die Safety Car-Phasen zerstörten das Rennen derjenigen, die auf der alternativen Strategie (also Start auf Mediums) unterwegs waren, sodass schließlich Theo Pourchaire als bester der Soft-Starter den Sieg holte und die Meisterschaftsführung übernehmen konnte. Pourchaire war von Startplatz 7 ins Rennen gegangen, gewann am Start zwei Plätze, einen weiteren gegen Iwasa, weil DAMS in einer Gelbphase beide Fahrer an die Box holte, zwei durch die Ausfälle von Vips und Nissany – und musste so nur noch Ralph Boschung überholen, um diesen etwas glücklichen, aber doch verdienten Sieg dann überschwänglich zu feiern.
Am Vortag war auch das Sprintrennen von Gelbphasen geprägt, bot aber ansonsten deutlich spannenderes Racing: Marcus Armstrong, in seinem dritten F2-Jahr und erst mit einem Sieg auf dem Konto, lag in Führung, hatte aber den schnelleren Jehan Daruvala hinter sich in DRS-Reichweite. Armstrongs Funk war ausgefallen, sodass er die Abstände von der Videotafel ablesen musste, wie er hinterher erklärte. Wie er es für mehr als 10 Runden schaffte, Daruvala ohne unsaubere Manöber hinter sich zu halten, war bemerkenswert – ein wohlverdienter zweiter Sieg für den Neuseeländer.
F3-Champion Dennis Hauger hat weiterhin mit viel Pech zu kämpfen, beim Start des Sprintrennens, überschnitt sich seine Linienwahl mit der von Jack Doohan (wobei Doohan den größeren Schlenker machte und ich bei Hauger wenig Schuld sehe), sodass er zum vierten Mal punktelos blieb. Immerhin konnte er im Sprint ein wohlverdientes erstes Podium hinter seinem Red Bull Junior-Kollegen Daruvala einfahren. Liam Lawson, ein weiterer aussichtsreicher Red Bull-Pilot, gehörte zu denen, die im Hauptrennen das Auto in die Wand setzten: bei ihm, war es das Gras ausgangs Acque Minerali. Es ist ein heißer Kampf der Red Bull-Junioren, bisher hat hier Jehan Daruvala die Oberhand gegenüber Lawson, Vips, Hauger und Ayumu Iwasa, der als Rookie immerhin relativ konstant in die Top 10 fährt.
Stand:
- Theo Pourchaire (ART, Sauber Academy) – 52 Punkte
- Felipe Drugovich (MP Motorsport) – 50 Punkte
- Jehan Daruvala (Prema, Red Bull Junior Team) – 36 Punkte
- Liam Lawson (Carlin, Red Bull Junior Team) – 35 Punkte
- Richard Verschoor (Trident) – 32 Punkte
- Ralph Boschung (Campos) – 32 Punkte
Nächstes Rennwochenende: Barcelona (F1), 21.-22. Mai
Formel 3
Und wieder hätte es beinahe gereicht für Ollie Bearman: im Hauptrennen auf anfangs nasser, aber zunehmend abtrocknender Strecke sah er lange wie der Sieger aus. Doch sein Team hatte das Auto wohl auf feuchtere Bedingungen eingestellt, sodass seine Zeiten schlechter wurden, je trockener die Strecke wurde. Zwei Runden vor Schluss schnappte ihn Roman Stanek, dann sein Prema-Kollege Jak Crawford. In der der vorletzten Kurve der letzten Runde wollte auch noch Gregoire Saucy vorbeigehen, doch Bearman wollte nicht locker lassen. Er verlor aber in Rivazza 1 das Auto und räumte beim Gegenlenken Saucy ab – Isack Hadjar erbte Platz 3, Bearman bekam nachträglich noch eine 20 Sekunde-Strafe und verlässt Monza ohne Punkte.
Im Sprintrennen konnte Franco Colapinto seinen ersten Formel 3-Sieg feiern, er konnte die Spitze in einem ebenfalls von Gelbphasen unterbrochenen Rennen auf trockener Strecke vor Victor Martins und Jak Crawford, der an diesem Wochenende die meisten Punkte holte, behaupten. Bearman zeigte auch im Sprint seine Fähigkeiten, aber ergebnislos: im Mittelfeld gestartet rodelte er zweimal ins Aus und musste von hinten wieder aufholen, P12 ist dafür noch ein starkes Ergebnis.
Arthur Leclerc hatte wieder mal Pech in der völlig verregneten Qualifikation, als Rookie Enzo Trulli ihn abräumte, und musste beide Rennen von P21 in Angriff nehmen. Das gab ihm die Möglichkeit, wieder einmal seine starke Rennperformance und sein geschicktes Händchen beim Überholen zu beweisen: P5 im Hauptrennen ist bemerkenswert. Im Sprint reichte es wegen der Unterbrechungen nur für einen punktelosen 13. Platz. So liegt Leclerc trotz zweier katastrophaler Qualifyings gleichauf mit Victor Martins an der Tabellenspitze.
Stand:
- Victor Martins (ART, Alpine Academy) – 36 Punkte
- Arthur Leclerc (Prema, Ferrari Driver Academy) – 36 Punkte
- Roman Stanek (Trident) – 33 Punkte
- Jak Crawford (Prema, Red Bull Junior Team) – 32 Punkte
- Isack Hadjar (Hitech, Red Bull Junior Team) – 31 Punkte
- Franco Colapinto (Van Amersfoort) – 22 Punkte
- Oliver Bearman (Prema, Ferrari Driver Academy) – 17 Punkte
Nächstes Rennwochenende: Barcelona (F1), 21.-22. Mai
Formula Regional European Championship by Alpine
Den Samstag im nassen Monza dominierte Dino Beganovic – endlich einmal, möchte man nach seiner verkorksten 2021er-Saison und insbesondere dem Crash im Monza-Finale sagen. Der Ferrari-Nachwuchspilot in Prema-Diensten holte Pole, Sieg und schnellste Runde. Als Polesetter hat man auf sehr nasser Strecke natürlich den Vorteil freier Sicht, aber man muss den Sieg trotzdem nach Hause fahren.
Und ganz so einfach machte sich Beganovic diese Aufgabe selbst nicht: beim ersten Safety Car-Restart entschied er sich in der Parabolica nach kurzem Beschleunigen nochmal zu bremsen, was einen Auffahrunfall durch seinen Verfolger Gabriele Mini zur Folge hatte – das hätte auch durchaus eine Strafe geben können, denn Mini musste mit demoliertem Frontflügel in die Box. Bei einem späteren Restart verpasste Beganovic den zweiten Teil der ersten Schikane, gab aber den Vorteil ausreichend wieder auf, um auch hier einer Strafe zu entgehen.
Im zweiten Lauf – auf trockener Strecke – gelang Paul Aron das gleiche Kunststück wie am seinem Prema-Teamkollegen am Vortag: Pole, Sieg und schnellste Runde. Die gefährlichsten Situationen für den Merceds-Junior waren die zwei Safety Car-Restarts, wobei er den ersten sehr gut meisterte. Nach dem zweiten kam er etwas unter Druck von Beganovic, der jedoch keine echte echte Attacke startete. Gabriele Mini konnte diesmal seinen verdienten Podiumsplatz einfahren und wurde Dritter.
Beganovic führt nach dem ersten Wochenende die Meisterschaftswertung an, gefolgt von dem unter neutraler Flagge fahrenden Russe Michael Belov, der im verregneten ersten Lauf Zweiter und am Sonntag Fünfter wurde. Aron folgt auf P3 gefolgt von Kas Haverkort und dem Meisterschafts-Mitfavoriten Hadrien David, die beide auch zweimal in die Punkte fuhren.
Bester Rookie wurde in beiden Rennen Sebastian Montoya, jeweils auf P8. Rookies haben in der FRECA einen eher schweren Stand bzw. Einstieg, was wohl auch an dem im Vergleich zur Formel 4 hohen Fahrzeuggewicht liegen soll. Außerdem gibt es weder DRS noch Reverse Grids, die einen nach vorn spülen können, sodass diese Meisterschaft gewissermaßen eine sehr „ehrlich“ ist. Aber für Montoya war das ein sehr solides erstes Rennwochenende. Prema hat damit an diesem FRECA-Auftaktwochenende abgeräumt. Der deutsche Rookie Tim Tramnitz landete mit P11 und P12 zweimal knapp außerhalb der Top Ten, was auch ein guter Einstand ist, zumal es auch das FRECA-Debüt für sein Team Trident war.
Stand:
- Dino Beganovic (Prema, Ferrari Driver Academy) – 43 Punkte
- Michael Belov (MP Motorsport) – 28 Punkte
- Paul Aron (Prema, Mercedes Junior Team) – 25 Punkte
- Kas Haverkort (Van Amersfoort) – 22 Punkte
- Hadrien David (R-ace GP, Alpine Academy Affiliate) – 18 Punkte
Nächstes Rennwochenende: Imola (Headliner), 07.-08. Mai
Das nächste Update gibt es voraussichtlich Anfang Mai (u.a. mit F4 Italia, W Series).