Das erste Heimrennen für Ferrari entwickelte sich zu Desaster. Red Bull profitierte.
Dass es zwischen Ferrari und Red Bull eng zugehen würde, war vor dem Rennen schon klar. Ferrari schien in der Quali einen Vorteil zu haben, aber Verstappen schnappte sich die Pole dann doch. Das Sprintrennen zeigte dann aber, dass die Red Bull in Imola das insgesamt bessere Paket hatten. Verstappen verlor den Start und schien im kurzen Rennen dann auch wenig Chancen zu haben. Aber Leclerc gingen in den letzten Runden die Reifen ein und Verstappen konnte sich dank DRS dann doch den Sieg und Pole für das Rennen schnappen.
Auf der anderen Seite zeigte Sainz, nachdem er seinen Ferrari in Q3 im Kiesbett versenkte hatte, dass der Ferrari gut unterwegs war. Von P10 gestartet, arbeitete er sich auf P4 vor, was für das Rennen ein guter Ausgangspunkt war. Aber beide Ferrari versemmelten den Start. Leclerc fiel von P2 auf P4 zurück. Für Sainz war das Rennen in der ersten Schikane schon beendet. Ricciardo schoss den Spanier ab und Sainz konnte da wenig tun.
Leclerc schnappte sich zwar P3 von Norris, aber er steckte dann hinter Perez fest, an dem er nicht vorbeikam. Der zweite Red Bull schirmte Verstappen ab,m der sich vorne gemütlich absetze. Auf abtrocknender Strecke verpasste Ferrari dann den Wechsel auf die Slicks und kam eine Runde zu spät an die Box. Ferrari versuchte es dann 13 Runden vor Schluss mit einem Wechsel auf die roten Slicks, was Red Bull aber locker konterte. Auf der Jagd auf Perez machte Leclerc dann einen schwerwiegenden Fehler in der Variante Alta. Er drehte sich, beschädigte auch noch den Frontflügel und verlor viele Plätze. Am Ende kam dann nur P6 für Ferrari raus, während Red Bull einen Doppelsieg feiern konnte. Dazu kam der Sieg im Sprintrennen und die schnellste Runde.
Auch wenn Ferrari eine bittere Niederlage einstecken musste, das Auto hat enormes Potenzial. Man kämpft immer noch mit dem Porpoising, was sichtbar Zeit kostet und auch beim Reifenverschleiß ist man noch nicht da, wo man sein will. Da steckt also einiges an Zeit im Auto und bisher hat Ferrari noch kein einziges Update gezeigt.
McLaren sah in Imola erneut besser aus. Nicht auf der Höhe von Red Bull und Norris, aber sicher vorne im Verfolgerfeld. P5 und P6 nach dem Sprintrennen zeigt die Form der Briten an. Dass man auf der mittelschnellen Strecke so weit vorne ist, dürfte für Zufriedenheit sorgen. P3 war zwar ein Geschenk von Leclerc, aber auch verdient. Wenn Ricciardo nicht einen Fehler beim Start gemacht hätte, wäre auch P4 drin gewesen. So hat man leider erneut wichtige Punkte liegen lassen.
Die Chance, dass man mit den neuen Regeln bei der Konstruktion des Autos Fehler machen kann, war gegeben und mindestens drei Teams haben es nicht hinbekommen. Williams, Aston Martin und vor allem: Mercedes. Wenn Imola ein Gradmesser für die kommenden Europa-Saison ist, dann stecken die Deutschen in massiven Problemen. Allein der Abstand in der Quali war enorm. Russell fehlten 1,9 Sekunden auf die schnellste Zeit von Verstappen in Q2 und eine halbe Sekunde auf P10. Das ist für ein solches Team eigentlich unakzeptabel, spiegel aber die Probleme mit dem Chassis wieder.
Mercedes hatte überraschenderweise keine größeren Updates nach Imola gebracht. Das deutet darauf hin, dass man noch an der Problemlösung arbeitet und dass die Lösung offenbar nicht ganz so einfach ist. Toto Wolff merkte an, dass die „Physik“ für das Konzept spricht, aber auf der Straße lässt es sich nicht umsetzen. Zumindest nicht in der momentanen Form. Dem Mercedes fehlt es an allem: Topspeed, Entry-Speed, Reifen-Management, Fahrbarkeit. Vielleicht findet man ja die Lösung, aber für die WM wird das vermutlich schon zu spät sein. Da müsste man schon plötzlich zwei Sekunden und mehr finden. In der F1 vonm heute wäre das schon ein Wunder.
So ganz schlecht ist das Auto nicht, wie der vierte Platz von Russell zeigt. Der hatte beim Start mehr Glück als Hamilton und konnte das Rennen mehr oder weniger allein fahren. Erst am gegen Ende des Rennens musste er sich gegen Bottas verteidigen, dessen Alfa mal wieder sehr gut lief. Hamilton steckte im Verkehr des Mittelfelds und kam da nicht raus. Die Schwächen des Mercedes war hier offensichtlich. Dass der Rekord-Weltmeister dann knapp nach der Halbzeit des Rennens von Verstappen überrundet wurde, sagt schon alles.
Besser lief es an diesem Wochenende für Aston Martin, die eine Reihe von Updates mitgebracht hatten. Die scheinen zu funktionieren. In der Quali und im Sprintrennen hatte Sebastian Vettel ein wenig Glück, aber im Rennen am Sonntag performte der Deutsche und der Aston wirklich gut. Bottas konnte er nicht gefährden, und Tsunoda musste er auch passieren lassen. P8 und die ersten Punkte im Jahr waren der verdiente Lohn und es dürfte bei Aston den Druck etwas herausnehmen. Dazu kam P10 von Stroll. Immerhin ist man jetzt nicht mehr letzter in der WM.
Die Haas sahen in Imola gut aus. Man hat sich ja mittlerweile daran gewöhnt, dass die Haas wieder im vorderen Mittelfeld sind und es tut dem Team sicher auch gut. Aber wenn man über Haas spricht, dann immer nur über Kevin Magnussen. Dabei hatte Mick Schumacher zunächst ein gutes Wochenende. Zwar wieder deutlich langsamer als K-Mag, aber immerhin qualifizierte er sich auf P11 und erreicht im Sprintrennen P10.
Die ganze Arbeit war nach dem Start dann nichts mehr wert, als er sich in der ersten Schikane drehte. Ob er hier selbst einen Fehler gemacht hatte oder ob es eine Berührung mit Alonso gab, konnte man in den Wiederholungen nicht genau sehen, aber es sah eher danach aus, als habe Schumacher die Kontrolle über das Auto verloren. Im Verlauf des Rennens drehte er sich dann noch, was dann aber auch nichts mehr ausmachte. Schumacher benötigt dringend ein gutes Ergebnis, hauptsächlich gegenüber seinem Teamkollegen.
Alpha Tauri hatte etliche Updates dabei, fiel aber am Freitag schon in Q1 raus. Und das beim Heimreinnen. Das Sprintrennen lief besser und im Rennen am Sonntag brillierte vor allem Tsunoda. Der hatte Glück beim Chaos im Start, setzte im Rennen aber auch einige Ausrufezeichen. Langsam aber sicher erreichte der Japaner die Punkteränge und konnte sich dort auf P8 festsetzen. Gasly hatte weniger Glück, lieferte sich aber ein schönes Duell mt Lewis Hamilton um P13.
Unter „ferner liefer“ klassifizierten sich die Alpine, was etwas überraschend war. Ocon war am gesamten Wochenende nicht zu sehen. Alonso, der als einziger den neuen Unterboden hatte, zeigte in der Regen-Quali am Freitag eine sehr gute Leistung mit P5. Aber im Sprintrennen ging es für ihn nur nach hinten so dass mehr als P9 nicht drin war. Sein Rennen war früh zu Ende, weil sich Schumacher beim Start den Seitenkasten des Alpine beschädigte. Nach ein paar Runden flog das Ding dann ab und Alonso beendete das Rennen an der Box.
Die WM bleibt mit dem Doppelsieg der Red Bull weiter spannend. Das nächste Rennen findet man auf dem Parkplatz in Miami statt. Das ist für alle wieder Neuland und dürfte für Überraschungen sorgen.
Bilder: Ferrari, Daimler AG, McLaren, Aston Martin, Alfa Romeo, Williams, Alpine, Haas