Eine Woche nach der NASCAR zieht es auch die IndyCar-Series nach Alabama. Im Barber Motorsports Park wird am nächsten Wochenende der Grand Prix of Alabama ausgetragen.
Das Event entwickelt sich zu einem der neuen Pfeiler der IndyCar-Series. Es wird seit 2010 ausgetragen und hat so nicht die Tradition von Long Beach oder Road America. Bei den meisten Fans, den Teams und Fahrern ist der Barber Motorsports Park sehr beliebt. Schon vor zwei Wochen waren alle Tickets für den Sonntag ausverkauft. Dem entsprechend wird das Rennen vor einer Rekordkulisse ausgetragen. Das ist kein Vergleich zu Texas und reiht sich in die gut besuchten Events St. Petersburg und Long Beach ein. Daneben steigen auch die TV-Quoten in den USA langsam an, aber immer noch auf einem sehr niedrigen Niveau. Auch auf der Strecke gibt es gute Nachrichten: Paretta Autosport wird in der laufenden Saison noch an drei Rennen mit Simona de Silvestro teilnehmen. Für Das Indy-500 fehlt aber immer noch die 33. Meldung.
Mehr als die Hälfte aller Austragungen des Grand Prix of Alabama gingen an Team Penske: Josef Newgarden hat drei, Will Power zwei Siege zu Buche stehen. Nur Ryan Hunter-Reay siegte für Andretti Autosports auch mehrfach in Birmingham. Die letzten beiden Rennen konnten Takuma Sato und Alex Palou für sich entscheiden. Für Palou war das der erste Schritt in Richtung Meisterschaft beim letztjährigen Saisonauftakt. Das Rennen wurde durch unterschiedliche Strategien geprägt. So war eigentlich Pato O’Ward der schnellste Pilot im Feld. Mit einem Stopp mehr als die Top-3 hatte er aber keine Chance auf das Podium, das neben Palou noch Will Power und Scott Dixon erreichten. Dixon ist so zwar immer noch sieglos in Birmingham, hat aber in neun der elf Austragungen das Podium erreicht.
Das ganze Wochenende war auch Alexander Rossi sehr schnell unterwegs. Mit dem ihm anheftenden Pech, sprang aber nur Platz 9 am Ende heraus. Die 3-Stopp-Strategie war also die unterlegene Strategie. Noch mehr Pech hatten Josef Newgarden und Colton Herta, die direkt nach dem Start in der Haarnadel einen Unfall, ausgelöst von Newgarden, hatten. Die Platzierungen 22 und 23 entsprachen nicht ihrem Leistungspotential. Ein sehr gutes Debut zeigte vor einem Jahr Romain Grosjean. Er setzte die, hinsichtlich Benzinverbrauch und Reifenverschleiß, anspruchsvollere 2-Stopp-Strategie um und belegte am Ende Platz 10. Mit einem Jahr Erfahrung und dem Material von Andretti Autosport ist da noch mehr möglich.
Welche Strategie am Ende des Rennens siegbringend ist, lässt sich im Vorfeld nicht sagen. Eine 2-Stopp-Strategie über 90 Runden im Barber Motorsports Park ist nur mit erheblichem Benzinsparen möglich. Außerdem muss man auch den Reifenverschleiß, besonders bei den weicheren Option-Tires im Auge behalten. So zwangen die Reifen am Ende des ersten Stints im Vorjahr Pato O’Ward auf die 3-Stopp-Strategie. In einem Rennen ohne Caution sollte diese auch die schnellste sein. Lange Gelbphasen im ersten Stint favorisieren aber eine 2-Stopp-Strategie. Regen, und es gibt aktuell eine fast 50-prozentige Chance auf Regen am Sonntag, würfelt dann nochmal alles durcheinander.
Als Favoriten gehen die Fahrer von Team Penske ins Wochenende. Nach Siegen von Scott McLaughlin und zweimal Josef Newgarden ist das Team 2022 noch ungeschlagen und Will Power hat als schlechteste Platzierung Platz 4 im Buche stehen. Größte Konkurrenz bieten Chip Ganassi Racing mit Alex Palou und Scott Dixon auf, sowie Andretti Autosport mit Colton Herta und Romain Grosjean. Die Top-8 der Favoriten vervollständigt Pato O’Ward. Die ersten Kandidaten für eine Überraschung sind dann Rinus VeeKay, Graham Rahal und Simon Pagenaud. Mit etwas Rennglück besitzen sie genug Potential und/oder Erfahrung, um ein Rennen erfolgreich zu Ende zu bringen.
Strecke
Auf eine Länge von 3,84 km verteilen sich insgesamt 17 Kurven. Am Ende der Start- und Ziel-Geraden geht es durch eine kleine Senke 64 Grad links hinauf und in einer langgezogenen doppelten Rechtskurve wieder bergab. Eine blind anzufahrende Rechtskurve führt auf eine kurze Gerade und zur langsamsten Stelle der Strecke. Die enge Haarnadel lädt zu Überholmanövern ein, die aber auch gerne in Carbonschrott enden. Es folgt ein Vollgasteil durch eine leichte Linkskurve zu einer langsamen Rechts-Links-Schikane, die in eine immer weiter werdende Rechtskurve mündet. Nach kurzer Beschleunigung führt eine schnelle S-Kurve auf die längste Gerade der Strecke, die von einer Links-Rechts-Passage beendet wird. Der folgende Rechtsknick muss wieder blind angefahren werden und führt bergauf zum Horseshoe, einer langen doppelten Rechtskurve. Eine 90 Grad Linkskurve bringt die Fahrer wieder zurück auf die Start- und Ziel-Gerade. Insgesamt ist es eine sehr schöne flüssige, schnelle und fahrerisch anspruchsvolle Strecke. Leider ist das Überholen fast unmöglich.
Zeitplan (eastern time, MEZ)
Freitag 29. April
4:00 – 5:00 p.m. (22:00 – 23:00) – NTT IndyCar Series practice #1,
Samstag 30. April
10:00 – 11:00 a.m. (16:00 – 17:00) – NTT IndyCar Series practice #2,
1:00 p.m. (19:00) – Qualifying for the NTT P1 Award (three rounds of Verizon IndyCar Series knockout qualifications)
5:20 – 5:50 p.m. (23:20 – 23:50) – IndyCar Series Final Practise
Sonntag, 1. Mai
1:00 p.m. (19:00) – NBC on air
1:12 p.m. (19:12) – Honda Indy Grand Prix of Alabama (90 laps/207 miles), NBC, Sky (Live)
Die IndyCar-Series hat ein eigenes Streamingangebot gestartet. Dort werden die Trainings und die Qualifikation gestreamt. Das Rennen selbst ist für die DACH-Region gesperrt. Die Registrierung ist kostenlos.
(c) Photos: IndyCar Media; Joe Skibinski