Es war kein überragendes, aber auch kein schlechtes Rennen auf der brandneuen Strecke in Miami.
Max Verstappen hat das erste Rennen auf dem Kurs in Miami gewonnen, aber die Sache war am Ende durchaus knapp. Denn Ferrari hatte nicht nur die erste Reihe belegt, sondern schien auch das etwas schnellere Auto zu haben. Zumindest auf einer Quali-Runde. Im Rennen sah die Sache dann wieder ganz anders aus. Auf den Medium war Verstappen deutlich flotter unterwegs. Schon beim Start hatte er sich am schlecht positionierten Carlos Sainz vorbeigeschoben, Charles Leclerc schnappte er sich dann ein paar Runden später dank DRS.
Generell war es interessant zu sehen, wie unterschiedlich Ferrari und Red Bull an die Setups herangingen. Die Italiener setzen auf etwas mehr Abtrieb, um in den engen Teilen der Strecke einen Vorteil zu haben. Red Bull ging es mehr um den Top Speed und so konnte Verstappen leicht überholen. Aber die Abstimmung von Ferrari hatte ihre Gründe. Man befürchtete auf den Geraden mehr Porpoising und stimmte den Ferrari daher etwas höher und steifer ab. Das kostete Zeit auf den Geraden, daher konzentrierte man sich auf die engen Sektoren. Red Bull hat mit dem Porpoising kaum zu kämpfen, was das Abstimmungsfenster breiter macht.
Ferrari benötigt jedenfalls bald ein Update und dem Vernehmen nach wird das auch in Spanien kommen. Im Grunde fährt man immer noch mit dem Auto aus Bahrain, während Red Bull schon einige Änderungen vorgenommen hat. Die WM wird sich dieses Jahr über die Updates entscheiden und wie gut diese dann am Ende auch sind. Ferrari und Red Bull haben beide eine sehr gute Basis, wer dann die besseren Updates an die Strecke bringt, ist eine andere Frage.
Updates sind auch der Schüssel für Mercedes. P5 für George Russell und P6 für Lewis Hamilton sind insgesamt kein schlechtes Ergebnis und der zickige Mercedes zeigte sich in Miami dank einiger Updates auch in einem besseren Zustand. Russell verpasste zwar Q3, Hamilton qualifizierte sich aber immerhin auf P6. Auf der 5,4 Kilometer langen Strecke fehlten Hamilton jedoch 0,9 Sekunden auf die Pole. Das ist immer noch viel, aber weniger als zuvor.
Man zeigte in den USA zudem einen neuen Frontflügel und ein überarbeitetes Element unter dem Heckflügel, plus weitere Kleinigkeiten. Das Auto lief am Freitag gut, am Samstag aber nicht. Das Problem dabei ist, dass die Fahrer nicht verstehen, warum das so ist. Im Rennen lief der Mercedes dann wieder besser. Sobald die Reifen auf Temperatur sind, ist der Mercedes das drittschnellste Auto im Feld. Aber man benötigt eben lange, um die Reifen so weit zu bekommen, was auch erklärte, warum Russell in Q2 ausschied. Der hatte auch ein gutes Rennen, da Mercedes sich dazu entschied ihn auf den Hard starten zu lassen. Damit konnte er lange fahren und eine passend fallende SC-Phase brachte ihm einen freien Boxenstopp und frische Medium. So landete er dann auch vor Hamilton, der genau die gegenteilige Strategie gewählt hatte.
Dass man P5 erreichte, hatte man aber auch Valtteri Bottas zu verdanken. Dessen Alfa Romeo war am gesamten Wochenende schneller als die Mercedes, aber ein Fehler auf der Strecke kostete den Finnen seinen fünften Platz. Es ist ein wenig überraschend, wie gut der Alfa in diesem Jahr geht, aber es zeigt auch, wie gut Bottas noch ist. Sein Teamkollege Guanyu Zhou hatte zwar auch viel Pech (Ausfall in Miami) kann das Tempo von Bottas aber derzeit nicht halten. Trotzdem ist es schön zu sehen, dass Alfa/Sauber wieder vorne ist.
Da wäre auch gerne Alpine, und zeitweise sieht es so aus, als könne man da auch tatsächlich sein. Aber man muss nach den ersten Rennen ehrlich feststellen, dass Alpine noch einiges fehlt. Fernando Alonso schaffte es nicht in Q3 und auch im Rennen sah man nicht sonderlich gut aus. Was auch daran lag, dass man im „DRS-train“ im Mittelfeld steckte, aber zwingend schneller war man eben auch nicht. Damit fährt man weiter unterhalb der selbst gesetzten Ansprüche. Nicht dass das Ergebnis am Ende schlecht war, aber vor den Alfas sollte man schon sein.
P9 ging an den erstaunlichen Alex Albon im Williams. Die kämpfen ebenfalls mit einer mangelnden Pace in der Quali, haben aber durchaus einen guten Rennspeed. Albon startete wie Russell auf den harten Reifen und profitierte auch von der SC-Phase. Aber seine Rundenzeiten im Rennen waren auf dem Niveau des Mittelfelds. Die Basis des Williams ist also nicht schlecht, es fehlt an der Feinarbeit.
P10 ging an Lance Stroll, der ein wirklich gutes Rennen gefahren ist. Beide Aston Martin mussten aus der Boxengasse starten, weil man den Sprit zu weit runtergekühlt hatte. Ein sehr ungewöhnlicher Fehler, der Sebastian Vettel seinen zehnten Startplatz kostete. Aber die Strategie auf die Hard zu setzen, zahlte sich dank der perfekt fallenden SC-Phase auch für Aston aus, die im Rennen gar nicht so schlecht aussahen. Allerdings erbte Stroll P10 auch nur deswegen, weil Alonso nach dem Rennen noch Strafen aufgebrummt bekam.
Es hätte für Aston auch noch besser laufen können, denn Vettel lieferte ein sehr gutes Rennen ab und kämpfte sich in die Punkte. Doch dann kollidierte Vettel mit Mick Schumacher, wobei der Fehler klar beim Letzteren lag. Dabei lief das Wochenende für Mick gar nicht so schlecht. Zum ersten Mal schaffte er es, sich vor Kevin Magnussen in der Quali zu platzieren und im Rennen war er hervorragend unterwegs. Er lag lange in den Punkten und lieferte sehenswerte Manöver ab.
Nach der SC-Phase schaffte er es sogar Esteban Ocon hinter sich zu halten, der auf Softs unterwegs war, während Schumachers Reifen schon über 30 Runden alt waren. Das sah alles sehr gut aus, bis zu dem Moment, an dem Ocon, Vettel und Schumacher im Clinch lagen. Vettel nutze den Zweikampf von Schumacher und Ocon und zog an beiden vorbei. Schumacher lag immer noch auf P10, aber er wollte Vettel offenbar direkt überholen. Statt auf die Gerade und das DRS zu warten, versuchte er es mit der Brechstange in Turn 1. Da kann man aber innen nur überholen, wenn man wirklich neben dem Konkurrenten ist. Das war nicht der Fall und Vettel rechnete auch nicht damit, dass Schumacher neben ihm war.
Schumacher hätte durchaus Punkte holen können, hat diese aber wieder weggeworfen. Man merkt, dass er unter Druck steht. Ob der nun vom Team kommt, oder von ihm selbst, spielt dabei keine Rolle. So gut er sonst in den Zweikämpfen am Wochenende war, so etwas darf nicht passieren, denn jeder verlorene Punkt kostet auch das Team Geld. Seine weitere Karriere wird davon abhängen, ob er in diesem Jahr das Ruder noch mal rumreißen kann.
McLaren ging in Miami völlig unter. Das Auto war weit von der Leistung weg, die man sonst gezeigt hat. Lando Norris schaffte es zwar auf P8 in der Quali, aber im Rennen passte wenig zusammen. Ein schlechter Stopp warf ihn zurück, es folgte eine Kollision mit Pierre Gasly, der die SC-Phase auslöste. Daniel Ricciardo tauchte überhaupt nicht auf. Er schaffte es nicht in Q3 und auch im Rennen ging nicht viel. Wenn man dagegen dann wieder Schumacher sieht, der sich ja nach vorne fahren konnte, war das wirklich schlecht.
Weiter geht es dann Ende kommender Woche mit dem Rennen in Barcelona. Dort wird es vermutlich jede Menge neue Updates zu sehen geben und die könnten das Feld neu mischen.
Bilder: Ferrari, Daimler AG, Alfa Romeo, Alpine, Aston Martin, HaasF1, Williams, McLaren