Home Motorsport ADAC GT Masters: Analyse Spielberg – Perfektes Wochenende für Schubert Motorsport und BMW

ADAC GT Masters: Analyse Spielberg – Perfektes Wochenende für Schubert Motorsport und BMW

von Nils Otterbein
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Einen Doppelsieg erlebte am letzten Wochenende die Mannschaft von Torsten Schubert aus Oschersleben. Nahezu parallel erlebte man nicht nur die beiden Siege in Spielberg, sondern ebenfalls parallel bei der DTM am Lausitzring. Ein Wochenende, wie man es als GT3 Team sicher nicht oft erleben wird!

Bereits im Vorfeld war natürlich bekannt, dass die BMW-Fabrikate in Spielberg mit den langen Geraden gut aussehen werden. Die Stärken des M6 konnte man offenbar gut in den M4 integrieren, während man die alten Schwächen wie Reifenverschleiß, Handling etc. sehr erfolgreich abstellen konnte, was man im Vorfeld auch schon in der NLS und den 24 Stunden Qualifikationsrennen am Nürburgring sehen konnte.

Sehr schnell konnte Ben Green im Schubert M4 mit der #10 schon in der ersten Qualifikation die Top Zeiten diktieren. Doch schlussendlich setze Raffaele Marciello im Landgraf Mercedes #48 die Pole Zeit. Bester Porsche wurde Ayhancan Güven in der #91 für Jost Sportwagentechnik auf Platz zwei vor den beiden Schubert M4 in der zweiten Reihe. Spielberg ist eine typische Angstrecke für Audi. Hier kam der beste R8 nur auf Platz 7 mit Luca Engstler ins Ziel. Für Mercedes konnte am Samstag eigentlich nur der Landgraf Mercedes #48 vorne mitfahren. Die restlichen Markenkollegen waren weit hinten platziert, u.a. auch die Auftaktsieger vom Drago Racing Team ZVO.

Im Vorfeld gab es ein paar Änderungen im Starterfeld: ID Racing hat sich nach bereits einem Wochenende aus unbekannten Gründen vom Partner Herberth Motorsport getrennt, was dort eine neue Fahreraufstellung zur Folge hatte mit nun Leon Köhler und Jaxon Evans, anstatt vorher Klaus Bachler und Robert Renauer. Köhler hätte nach einem eigentlich guten Jahr in den Porsche Markenpokalen fast seine Karriere aus Budgetgründen pausieren müssen und hat sich mit NLS Läufen, um seine Permit am Nürburgring zu erfahren, im Gespräch halten könnte. Mit Evans trat der erste Neuseeländer im GT Masters an. Nach der Trennung zwischen MRS und ID Racing scheinen die Turbulenzen nun weiterzugehen. Kein Garant für gute Resultate!

Änderungen gab es auch bei Land. In der #29 konnte wegen der DTM Überschneidung nicht Ricardo Feller fahren, sondern wie abgesprochen Dries Vanthoor.

Zudem gab es einen interessanten Gaststarter: JP Motorsport brachte mit McLaren die sechste Marke in die Serie mit Dennis Lind und dem Lokalmatador Christian Klien. In der Qualifikation konnte man bereits mit einem Top Zehn überzeugen. Somit wurden es 23 eingeschriebene Fahrzeuge.

Rennen 1

Schnell konnte Raffaele Marciello nach dem Start wegziehen. Auch bei den GT World Challenge Läufen muss man oft nicht lange nach dem schnellsten Fahrer im Feld suchen, wenn Marciello gerade einen Stint fährt. Einen guten Start hatte ebenfalls Ayhancan Güven, der zum ersten Mal in seiner Karriere einen fliegenden Start so weit vorne im Feld hatte. Schnell konnte jedoch Ben Green im Schubert BMW vorbei gehen und sich bis zum Fahrerwechsel auf Platz zwei halten, obwohl er Marciello enorm unter Druck setzen konnte. Das gesamte Wochenende war es erstaunlich, dass eigentlich permanent das Schubert Fahrzeug mit den beiden GT3 Neulingen, nämlich Niklas Krütten und Ben Green deutlich schneller als ihre Teamkollegen Jesse Krohn und Nick Catsburg waren. Später hierzu etwas mehr! Der McLaren von JP Motorsport hielt sich recht sicher in den Top 10 mit Dennis Lind, der seine Stärke aus der British GT zeigen konnte.

Wie oft im GT Masters wurde der Zeitpunkt des Stopps sehr entscheidend. Während u.a. Jesse Krohn in der #20 und Güven in der #91 sehr früh zum Stopp gingen, waren die #10 mit Ben Green und #48 mit Marciello so spät wie möglich beim Stopp, um an ihre nominell schwächeren Teamkollegen zu übergeben. Nach dem Wechsel konnte damit der Joost Porsche von Christian Engelhart in der #91 am Landgraf Mercedes mit der #48 vorbeigehen. In Führung war weiterhin der Schubert M4 mit nun Niklas Krütten, der offenbar in den letzten Wochen unglaubliche Lernschritte macht. Selbst eine geöffnete Tür nach Beginn seines Stints konnte ihn nicht aus dem Konzept bringen.

Somit ging es vorne recht ruhig zu, während es unter anderem im Mittelfeld eine heftige Auseinandersetzung zwischen Christopher Mies (Land Audi), Mick Wishofer (Emil Frey Racing Lamborghini) gab. Beide berührten sich mehrere Runden. Als Markus Winkelhock in seinem Audi vorbeifahren wollte, wurde er von Wishofer berührt und schied aus. Zweifelsohne die aufregendste Szene des Rennens.

Am Rennende konnte Christian Engelhart zwar noch auf Niklas Krütten aufschließen, da der Porsche über die Distanz etwas weicher zu den Reifen war, jedoch am Ende ohne Erfolg. Auffallend nur, dass die #20 von Schubert mit der Werksbesatzung deutlich mehr an Speed verlor und am Ende gar nur auf Platz fünf gelandet ist, nachdem er einen Platz gegen Sven Müller im Allied Porsche #22 verlor. Das ganze Wochenende war zu sehen, dass dieses Fahrzeug etwas abfiel. Laut T. Schubert wird man deswegen die #10 mit zum Nürburgring ins 24 Stunden Rennen schicken, was bis dahin noch anderes geplant war.

Auch der McLaren von Christian Klien fiel noch weit zurück. Hier gab es u.a. eine Penalty Lap nach einem Vergehen beim Stopp und Klien wurde in diversen Zweikämpfen auf dem falschen Fuß erwischt und fiel noch aus dem Top 10 raus.

Am Rennende gewann der Schubert BMW #10 (Green/Krütten) vorm Joost Porsche #91 (Engelhart/Güven) und dem Landgraf Mercedes #48 (Marciello/Aberdein). Bester Lamborghini wurde die #63 (Costa Balboa/Aitken) auf dem 6. Platz, bester Audi die #29 mit dem Duo Vanthoor, Owega auf dem 7. Platz. Erneut war es wie schon in Oschersleben ein Rennen ohne Safety-Car.

Die BOP scheint allgemein gut zu funktionieren. Alle Autos sind auf den Streckenabschnitten schnell, auf denen man sie erwarten würde und kein Hersteller fällt extrem weit ab oder dominiert.

Rennen 2

Nach dem Samstag ging es nun unter ähnlichen Vorzeichen ins zweite Rennen. Die Pole sicherte sich der Sieger des Sonntags Niklas Krütten vor seinem Teamkollegen Nick Catsburg. Die besten Porsche waren wie schon am Vortag die Porsche von Joost Sportwagentechnik mit Christian Engelhart und Allied-Racing mit Sven Müller mit dem Plätzen drei und fünf. Audi war am Sonntag etwas stärker und hatte mit dem Land Audi von Dries Vanthoor auf Patz vier und Dennis Marschall auf Platz sechs bessere Karten. Eine herbe Enttäuschung erlebte hingegen die Landgraf Mannschaft mit Jonathan Aberdein als Quali-Pilot in der #48 mit nur P18. Insgesamt war es das wohl engste Qualifing der GT Masters Geschichte mit 3,5 Zehnteln zwischen P1 und P15, was nochmals die gute BOP der SRO unterstreicht!

Am Start gab es keine großen Vorkommnisse. Auch größere Platzwechsel gab es nicht. Das lief in Spielberg nicht immer so, wenn man da an 2021 denkt. Die Rennleitung hat nach Turn 1 die Track Limit Regeln am Start nochmals präzisiert, was sicherlich geholfen haben dürfte.

Als auffälligster Pilot des ersten Stints zeigte sich Gaststarter Dries Vanthoor im Land Audi, der nach kurzer Zeit den 3. Platz einnahm. Vor dem Fahrerwechsel war es zwischendurch der Schnellste im Feld und konnte sogar kurzzeitig die vorderen BMW von Krütten und Catsburg angreifen. Erneut konnte man zusehen, wie der M4 mit der #20 an Performance im Stint verlor.

Beim Fahrerwechsel erlebte man erneut vollkommen verschiedene Herangehensweisen. Während die #10 frühestmöglich von Niklas Krütten an Ben Green übergeben wurde, wartete Nick Catsburg in der #20 bis in die letztmögliche Runde, während ihn Dries Vanthoor bis zum Schluss vor sich her jagen konnte. Dennoch waren die Top 4 nach dem Fahrerwechsel unverändert mit #10 (Green), #20 (Krohn), #29 (J. Owega) und #91 (Güven). Jedoch passierte dem Land Audi ein Missgeschick beim Stopp, da zunächst das Sicherheitsnetz an der Fahrerseite vom aussteigenden Dries Vanthoor nicht richtig befestigt werden konnte und er somit kurz vor Ende des Stopps noch über der Linie in der Box stand, was eine Penalty Lap zur Folge hatte und der Land-Mannschaft wohl am Ende ein mögliches Podium gekostet hat. Ohnehin merkt man bei den Stopps recht schnell, wer von den Teams und Fahrern nicht permanent in der Serie am Start ist, da es sich um ein komplett anderes Prozedere als z.B. in der GT World Challenge handelt (siehe JP Motorsport am Samstag).

Nachdem Owega die Penalty Lap wegen eines Funkproblems erst spät antreten konnte, konnte der Joost Porsche mit Ayhancan Güven und Christian Engelhart auf Platz drei fahren und erneut aufs Podium fahren. Wie schon in der Saisonvorschau vorhergesagt: Mutmaßlich das beste Porsche Team in der Serie derzeit.

Am Ende konnte Joel Sturm im Allied-Porsche die gute Pace des neuen Teams im GT Masters wie schon am Samstag unter Beweis stellen. Fast hätte er den Markenkollegen Güven noch überholt, am Ende reichte es für Platz vier. Ob Allied-Racing die Punkte aus Oschersleben behalten darf, steht jedoch noch nicht fest, da es Unregelmäßigkeiten bei der Benzinabnahme gab und man offenbar aus ungeklärten Gründen nicht den Seriensprit des GT Masters verwendet hat.

Die besten Duelle gab es eher hinten im Feld rund um Raffaele Marciello, der den schlechten Startplatz nicht mehr kompensieren konnte und am Ende nur 14. wurde hinter dem Land Audi mit der #1 (Mies/Zimmermann), die irgendwie gar nicht in die Saison hineinfinden.

Zusammenfassung

Alles in allem war es mal wieder ein Wochenende, was von Serienneulingen oder gar von reinen GT3 Neulingen geprägt wurde. Niklas Krütten und Ben Green sind erst seit wenigen Monaten im GT3 Bereich unterwegs, was erneut das gute Handling und die gute Balance des M4 unter Beweis stellt. Auch Ayhancan Güven im Porsche scheint in seinem ersten richtigen GT3 Jahr keine Anpassungsprobleme zu haben. Aus der ADAC GT4 kommend sollte man auch mal Joel Sturm (Platz vier an beiden Tagen!) und Jan Marschalkowski erwähnen, der am Sonntag bester Mercedes als Siebter wurde.

Die Tabellenführung haben nun Niklas Krütten und Ben Green mit 60 Punkten inne. Die ersten fünf Fahrzeuge sind hier nur zehn Punkte getrennt, da es zwischen Oschersleben und Spielberg teils große Unterschiede in den Ergebnissen gab.

Weiter geht es nach den Langstreckenwochen des Motorsport vom 24.06 bis 26.06 in Zandvoort, wo erfahrungsgemäß komplett andere Maßstäbe gelten als in Spielberg.

 

Bildquellen: ADAC Motorsport (https://media.adac-motorsport.de/)

 

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