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IndyCar: Analye 106th Indianapolis 500

von Rainer
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Nach zehn Jahren Pause ging der Sieg bei den 500-Meilen von Indianpolis wieder an das Team von Chip Ganassi. Es hat aber wieder nicht für Scott Dixon gereicht. Diesmal gewann sein schwedischer Teamkollege Marcus Ericsson.

Nach den Trainings und der Qualifikation war Chip Ganassi Racing das klar favorisierte Team. Alle fünf Fahrer, von Scott Dixon bis Jimmie Johnson, starteten in den Top-12 und hatten gewisse Chancen auf den Sieg. Als erster Fahrer des Teams verabschiedete sich Jimmie Johnson früh aus der Spitzengruppe. Das Fahrverhalten seines Dallaras war eine kleine Katastrophe. Schon in der Top-12-Qualifiaktion lag der Wagen nicht mehr gut und im Rennen wurde es in der Dirty-Air und den abbauenden Reifen immer schlechter. Bis zum Ende des erstens Stints fiel er auf Platz 17 zurück und im Laufe des Rennens wurde es nicht besser. Die meiste Zeit hielt er sich außerhalb der Top-25 auf.

Über die ersten beiden Stints dominierten Scott Dixon und Alex Palou an der Spitze. Für einen besseren Benzinverbrauch wechselten sie sich regelmäßig in der Führungsposition ab. Nur Rinus VeeKay konnte sich zeitweise zwischen die beiden Ganassi-Wagen schieben und auch eine Führungsrunde einsammeln. Marcus Ericsson und Tony Kanaan hielten sich konstant in den Top-6. Zu dieser ersten Spitzgruppe zählten auch Ed Carpenter, Pato O’Ward, Felix Rosenqvist, Romain Grosjean und Santino Ferrucci, der sich von Startplatz 15 in die Top-10 fahren konnte. Dixon und Palou mussten ihren Führungsrunden Tribut zollen und in den Runden 30 beziehungsweise 31 an die Box zum Nachtanken kommen. O’Ward und Rosenqvist hingegen konnten den ersten Stints bis auf Runde 35 ziehen.

Rinus VeeKay wurde kurz nach den ersten Stopps Opfer der schweren Bedingungen. Die Asphalttemperatur war höher als bei allen Trainings und entsprechend schlechter war der Grip der Firestone-Reifen. Zusätzlich blies der Wind aus südwestlicher Richtung. Die Wagen hatten also Rückenwind am Scheitelpunkt von Kurve 2. Das machte diese Kurve besonders tückisch und alle Unfälle, bis auf eine Ausnahme, passierten nach gleichem Muster in dieser Kurve. Die Wagen brachen plötzlich mitten in der Kurve aus und der Weg in die SAFER-Barriers war nicht mehr zu verhindern. Rinus VeeKay war auf der Jagd nach Alex Palou der erste Pilot und bis Rennende sollten ihm vier weitere folgen.

Am Stärkeverhältnis an der Spitze änderte sich, abgesehen davon, dass Chip Ganassi Racing seinen stärksten Konkurrenten verloren hatte, dadurch nicht viel. Durch ihren späteren Stopp hatten sich aber die beiden McLaren-SP-Piloten nach vorne geschoben. So war nun Pato O’Ward erster Verfolger von Scott Dixon und Alex Palou. In Runde 68 kam wieder Scott Dixon als erster zum Boxenstopp. Mit ihm fuhr auch Conor Daly an die Box. Dieser hatte sich von Startplatz 18 bis auf Platz 12 nach vorne gefahren. Eine Runde später folgte dann auch Alex Palou. Gerade als er in die Boxengasse abbog, crashte Callum Ilott in Kurve 2 und mit der Caution wurde die Boxengasse geschlossen. Palou konnte aber nicht zurück auf die Strecke und musste einmal im langsamen Tempo durch die Boxengasse fahren. In Runde 71 folgte ein Notstopp zum Nachtanken von Alex Palou und in Runde 75 dann der reguläre Stopp inklusive Reifenwechsel. Die Strafe für den Notstopp bei geschlossener Boxengasse, Restart am Ende des Feldes, war dann auch egal. Das einzige Gute war, dass er Dank der Caution keine Runde verlor und er so immer noch ein gutes Ergebnis einfahren konnte. Scott Dixon hatte so aber seinen Tanzpartner an der Spitze verloren.

Die Rolle als Partner von Scott Dixon übernahm dann aber Conor Daly. Durch den frühen Stopp war er auf Platz 2 nach vorne gespült worden und übernahm jetzt zeitweise die Führung des Rennens. Diese Zusammenarbeit war schon etwas Einmaliges. Immerhin fahren Dixon und Daly nicht nur für unterschiedliche Teams, sondern haben auch unterschiedliche Motorenlieferanten. Zur Rennhalbzeit führte Scott Dixon vor Conor Daly und Pato O’Ward. Marcus Ericsson und Tony Kanaan hielten kontrolliert ihre Positionen in den Top-5. Dahinter folgten Santino Ferrucci und Ed Carpenter. Auch durch die Ausfälle von VeeKay und Palou wurden Josef Newgarden und Takuma Sato in die Top-10 gespült. Dazwischen lag noch Felix Rosenqvist. In die erweiterte Spitze hatten sich derweil auch Simon Pagenaud, Scott McLaughlin (Plätze 11 und 12) und auch Helio Castroneves (Platz 14) gefahren.

In Runde 105 eröffnete Conor Daly die nächste Boxenstoppsequenz. Seine gute Position hatte er also mit einem höheren Benzinverbrauch erkauft. Wie Callum Ilott am Ende des zweiten Stints, erwischte es nun Romain Grosjean in Kurve 2. Abgesehen von Daly hatte keiner in der Führungsrunde gestoppt und so blieben Verschiebungen im Feld aus. Bei Josef Newgarden ging beim Stopp etwas schief und er fiel auf Platz 27 zurück. Beim Restart übernahm direkt wieder Scott Dixon die Führung. Ihm folgten nun Pato O’Ward und Conor Daly. Marcus Ericsson und Tony Kanaan mussten ihre Positionen an Felix Rosenqvist und Santino Ferrucci abgeben. Auf den Plätzen 8, 10, 11 und 13 versammelten sich mit Takuma Sato, Simon Pagenaud, Helio Castroneves und Alexander Rossi insgesamt acht Indy-500-Siege.

Mit Pato O’Ward fand Scott Dixon nun aber keinen Partner mehr an der Spitze. Das Thema Benzinverbrauch war nun aber auch nicht mehr so relevant. Mit zwei weiteren Stopps konnten alle Piloten das Ziel erreichen. Den ersten davon absolvierte Dixon in Runde 141. Zwei beziehungsweise drei Runden später folgten Felix Rosenqvist und Pato O’Ward. Beide konnten sich vor Dixon schieben. Rosenqvist wurde aber noch vor Kurve 3 von Dixon überholt, während O’Ward über 1 Sekunde Vorsprung halten konnte. Beide McLaren-SP-Piloten waren auf ihrer Out-Lap schneller als Scott Dixon und mit ihrem späteren Stopp würden sie auch einen Zeitvorteil beim letzten Stopp haben. Der so sichere Sieg von Scott Dixon kam so ein wenig in Gefahr.

In Runde 152 verlor Scott McLaughlin in Kurve 3 seinen Penske-Dallara und schlug erst in die Mauer von Kurve 3 und dann noch einmal in die von Kurve 4 ein. Ed Carpenter verfehlte das Wrack nur knapp. Das hätte übel ausgehen können. So blieb es aber, wie bei allen Unfällen an diesem Wochenende, bei einem Single-Car-Accident. Für Team Penske war das Rennen damit aber gelaufen. Will Power litt unter einem fast unfahrbaren Wagen und war früh aus den Top-20 gefallen. Durch den schlechten Stopp leistete ihm sein Teamkollege Josef Newgarden dort Gesellschaft. Scott McLaughlin lag zum Zeitpunkt des Unfalls immerhin noch in Sichtweite der Top-10. Insgesamt ging es aber spätestens ab Rennhalbzeit nur noch um eine Schadensbegrenzung für das Team. Für Newgarden und Power wurden es am Ende die Plätze 13 und 15.

Mit dem Restart übernahm wieder Scott Dixon die Führung. Er ist nun auch der Pilot mit den meisten Führungsrunden in der Geschichte des Indy-500 und er war auf dem Weg zu seinem zweiten Sieg. Bei McLaren-SP trennte man die Strategien seiner zwei Top-Piloten. Felix Rosenqvist kam schon in Runde 172 zu seinem finalen Stopp. Scott Dixon sah sich also dem Under-Cut von Rosenqvist und einem wahrscheinlichen Over-Cut von Pato O’Ward ausgesetzt. Er stand also schon ein wenig unter Druck als er in Runde 175 in die Boxengasse einbog. Trotzdem war der folgende Fehler eigentlich unverzeihlich. Er bremste zu spät und rutschte mit blockierenden Rädern in die Boxengasse. Eine Drive-Through-Penalty aufgrund der Überschreitung der erlaubten Boxengassen-Geschwindigkeit war die Folge. Mit dem Speed in seinem Wagen war es unnötig von Scott Dixon die letzte Zehntelsekunde beim Stopp rauszuquetschen. So verlor er im dritten Jahr in Folge das Rennen. Diesmal war es aber nicht nur Pech, sondern auch sein persönlicher Fehler.

Der Weg für die beiden McLaren-SP-Piloten war nun aber nicht frei. Ohne Scott Dixon drehten nun seine Teamkollegen Tony Kanaan und Marcus Ericsson auf. Beide hatten sich das ganze Rennen über konstant und sehr kontrolliert in den Top-7 gehalten und nun schlug ihre Stunde. O’Ward und Ericsson waren zeitgleich in der Box und kamen knapp hinter Rosenqvist wieder auf die Strecke. Da die Teams nun mit der Strategie spielten und ihre Fahrer möglichst lange auf der Strecke hielten, lagen die drei nicht an der Spitze, sondern mitten im Verkehr. Hier zeigte Marcus Ericsson dann seine Klasse. Er überholte nicht nur Felix Rosenqvist, sondern konnte auch ständig einen bis zwei Nachzügler zwischen sich und Pato O’Ward bringen. Als sie ab Runde 189 endlich freie Fahrt an der Spitze hatten, betrug der Vorsprung von Marcus Ericsson über 3 Sekunden auf Pato O’Ward, der wiederum fast 3 Sekunden vor Tony Kanaan lag. Auch wenn nun Kanaan schneller als O’Ward und dieser schneller als Ericsson war, so war das Rennen doch 10 Runden vor dem Ende entschieden.

So leicht wollte Jimmie Johnson seinem Teamkollegen es aber nicht machen. In Runde 195 versenkte er seinen Dallara in die Mauer von Kurve 2. Die Rennleitung stand nun vor der Entscheidung das Rennen unter Gelb zu beenden oder kurz abzubrechen. Für die Show entschied man sich für die zweite Option. Mit noch zwei Runden auf der Uhr wurde das Rennen wieder freigegeben. Der Restart war zwar wild, aber ehrlich gesagt hatte ich schlimmeres befürchtet. Trotz zwei und drei Wagen nebeneinander und heftigem Zick-Zack-Fahren kamen alle durch die ersten beiden Kurven. Marcus Ericsson fuhr auf den beiden langen Geraden in Schlangenlinien und brach so den Windschatten für Pato O’Ward. Der Kampf von Simon Pagenaud gegen Alexander Rossi 2019 war sein Vorbild. Zusätzlich blockierte er auch die innere Linie vor den Kurven. So bekam O’Ward nur eine kleine Chance Außen in Kurve 1 zu Beginn der letzten Runde. Er zog aber zurück und überließ Marcus Ericsson den Sieg. Wahrscheinlich hätte es auch nicht funktioniert und er wäre in der Mauer geendet. So nahm er die Punkte für Platz 2 mit. Da Sage Karam in der letzten Runde auch noch ein Opfer von Kurve 2 wurde, ging das Rennen dann doch unter Gelb zu Ende.

Mit Tony Kanaan stand auch ein zweiter Fahrer von Chip Ganassi auf dem Podium. Hinter Felix Rosenqvist belegte Alexander Rossi einen starken fünften Platz. Das war wieder der alte Rossi. Er zeigte einige spektakuläre Manöver und holte mehr Speed aus dem Wagen als drinsteckte. Auch Conor Daly wird mit seinem sechsten Platz sehr zufrieden sein. Er hatte etwas Glück mit der zweiten Caution, die ihn an die Spitze brachte. Danach zeigte er aber, dass er durchaus den Speed der Ganassi-Honda und McLaren-Chevrolet dort mitgehen konnte. Helio Castroneves und Simon Pagenaud zeigten für Meyer Shank Racing auf den Plätzen 7 und 8, warum man sie zu den Favoriten vor dem Rennen gezählt hat. Alex Palou betrieb mit Platz 9 Schadensbegrenzung. Santino Ferrucci kompletierte die Top-10.

Juan Pablo Montoya und J.R. Hildebrand kamen auf den Plätzen 11 und 12 ins Ziel. Beide hatten nicht den Speed im Wagen für eine Topplatzierung. Mit ihrer Erfahrung fuhren sie sich trotzdem in diese Region. Es ist kein Zufall, dass der erste Rookie in diesem Jahr mit David Malukas nur auf Platz 16 das Ziel erreicht. Die Bedingungen waren sehr schwer und da ist die Erfahrung von 500-Meilen-Rennen schwer zu kompensieren. Wenig zufrieden mit dem Rennverlauf werden Graham Rahal und Ed Carpenter gewesen sein. Rahals Wagen ging von Beginn nicht gut und Carpenter verlor im Laufe des Rennens das Handling komplett. Es blieben nur die Plätze 14 und 19 für die beiden Routiniers. Dale Coyne Racing verzockte sich mit der Strategie von Takuma Sato und so erreichte der zweimalige Sieger mit Rundenrückstand nur auf Platz 25 das Ziel.

Abgesehen von Alexander Rossi hatte auch Andretti Autosport ein schlechtes Rennen. Der Vergleich mit Team Penske liegt auf der Hand. So verlor Andretti Autosport mit Romain Grosjean auch ihren zu diesem Zeitpunkt bestplatzierten Fahrer durch einen Unfall. Auch die Unfahrbarkeit der Wagen von Will Power und Colton Herta war früh offensichtlich. Zur Entschuldigung muss man sagen, dass Herta im neu aufgebauten Backup-Car starten musste. Die erste Runde des Rennens war auch die erste Runde des Wagens in Speedway-Konfiguration. Da kann dann schon Mal etwas schiefgehen. In Runde 127 parkte man ihn dann in der Box. Devlin deFrancesco und Marco Andretti hatten keinen Speed im Wagen und beendeten das Rennen auf den Plätzen 22 und 22. Zwischen ihnen kam Scott Dixon ins Ziel.

Das ganze Ergebnis kann man auf der Homepage der IndyCar-Series (pdf) nachlesen.

Durch die Vergabe von doppelten Punkten beim Indy-500 gab es einige Änderungen in der Meisterschaftswertung. Marcus Ericsson (226 Punkte) übernahm die Führung und Pato O’Ward (213 Punkte) durchbrach die Dominanz von Team Penske und Chip Ganassi Racing. Es folgen Alex Palou (212 Punkte) und Will Power (202 Punkte). Als Folge des schlechten Abschneidens haben Josef Newgarden (174 Punkte), Scott Dixon (166 Punkte) und Scott McLaughlin (162 Punkte) schon einen gewissen Rückstand auf die Spitze.

Als nächstes Rennen steht schon am nächsten Wochenende der Detroit Grand Prix auf dem Programm der IndyCar-Series. Die Fahrer und Teams haben also wenig Zeit ihre Triumphe zu genießen oder ihre Wunden zu lecken.

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