Es ist viel los im Mai bei den Nachwuchsserien – hier ein Schnelldurchlauf, um den Überblick zu behalten, angefangen mit der Formel 2.
Natürlich sind noch viel mehr Serien unterwegs, als die paar, auf die ich hier diese Woche einen Blick werfen möchte. Auf die Formel 3 und die W Series zum Beispiel, die beide am F1-Wochenende in Barcelona unterwegs waren, schauen wir in einem der nächsten Berichte wieder.
FIA Formel 2
Zwei Piloten kristallisieren sich als die heißesten Anwärter auf den F2-Titel heraus – einen davon hatten die meisten vor Saisonbeginn auf dem Schirm, nämlich Theo Pourchaire, der nach einem starken Rookie-Jahr seine zweite Saison bestreitet. Doch er liegt nur auf Rang 2, ganz vorn – und zuletzt phasenweise dominant – liegt Felipe Drugovich. Der 22-jährige Brasilianer ist in seiner dritten F2-Saison. Nach einem schwachen Jahr bei UNI Virtuosi ist er zum niederländischen Team MP Motorsport zurückgekehrt und blüht nun richtig auf. Schon 2020 konnte er als Rookie mit MP drei Siege feiern, das Jahr bei UNI-Virtuosi war aber für ihn ein Jahr des Stagnation, wenn nicht des Rückschritts – und das, obwohl Guanyu Zhou zeitgleich mit demselben Team um den F2-Titel kämpfte.
Bei MP scheint Drugovich also deutlich besser zurecht zu kommen: schon vier Siege stehen nach zehn Rennen zu Buche, davon drei in den letzten vier Läufen. In Barcelona hatte MP Motorsport ein so gutes Rennsetup, dass Drugovich beide Läufe gewinnen konnte. Er qualifizierte sich auf Startplatz 10, was eigentlich die Sprint-Pole bedeutet hätte, daraus wurde aber wegen einer Grid Penalty Startplatz 4. Reverse Grid-Polesetter Calan Williams blieb direkt beim Start zur Formationsrunde stehen und beim Rennstart schnappte sich Drugovich die anderen beiden vor ihm startenden Konkurrenten und kontrollierte das Rennen von vorn.
Im Hauptrennen marschierte er dann schnell durchs Feld: Siebter am Ende der ersten Runde, Fünfter in Runde 4, als das Safety Car auf die Strecke kam. Er wechselte relativ spät auf die harten Reifen und konnte so auch noch die restlichen Konkurrenten überholen, in Runde 27 von 37 schnappte er sich die Führung von Pole-Starter Jack Doohan, der am Ende starker Zweiter wurde, vor Mercedes-Junior Frederik Vesti, der sein erstes F2-Podium feiern konnte. Novalak im zweiten MP-Boliden wurde Fünfter, von Startplatz 12 aus, das bestätigt die starke Performance des Teams auf dieser Strecke.
Auch in Monaco zeigte sich Drugovich wieder stark in Form, fuhr in Gruppe A der geteilten Quali die schnellste Runde – bevor er beim Versuch, diese Zeit noch zu toppen, in der letzten Kurve bei abgelaufener Uhr mit dem Heck in die Wand driftete und gelbe Flaggen auslöste, die seinen Konkurrenten die Konterchance nahmen. Es reichte dennoch für die Pole und er durfte sie auch behalten. Der Sprint von Startplatz 10 aus war zum Vergessen für den Brasilianer: nach einem Reifenschaden im Startgetümmel gab es viel Verwirrung am Funk, bevor er schließlich die Boxen für einen frühen Feierabend ansteuerte.
Vorn gewann der amtierende F3-Champ Dennis Hauger sein erstes Rennen, nachdem Reverse Grid-Polemann Jake Hughes, der in der Quali heftig verunfallt war, beim Start stehen blieb. Zum Glück konnten ihm Piloten alle ausweichen. Prema konnte mit Hauger seinen ersten Saisonsieg feiern, Teamkollege Jehan Daruivala machte daraus einen Doppelsieg, Dritter wurde Ex-Ferrari-Nachwuchsmann Marcus Armstrong, der im Hitech eine solide zweite F2-Saison fährt.
Das Hauptrennen bot schließlich eine der klassischen Monaco-Situationen. Drugovich behauptete von der Pole aus seine Position gegenüber dem Hauptkonkurrenten Pourchaire, beide absolvierten ihren Pflichtstopp unter Safety Car-Bedingungen und dann hetzte der Franzose den Brasilianer Runde um Runde um den Kurs, kam aber nicht vorbei. Es war ein starkes Rennen von beiden Titelanwärtern. Dritter wurde Jüri Vips, der sich mit Daruvala um den Titel des besten Red Bull-Juniors streitet. Liam Lawson, ebenfalls aus dem Red Bull Junior Team, ist wieder vom Pech geplagt, nach seinem starken Saisonstart mit drei Podien lief nicht mehr viel zusammen, im Monaco-Hauptrennen blieb er am Start der Einführungsrunde stehen.
Als nächstes geht es nach Baku. Auf dem Stadtkurs mit der endlosen Windschatten-Vollgaspassage geht es bei der F2 meist bunt zu. Bisher haben Drugovich und Pourchaire die Siege in den Hauptrennen allein unter sich aufgeteilt, vielleicht schafft es in Aserbaidschan noch jemand anderes? Als Ersatz für die gestrichene Runde in Sochi wurde übrigens der allseits beliebte Circuit Paul Ricard in den Kalender aufgenommen, dort wird am 23. und 24. Juli gefahren.
Stand:
- Felipe Drugovich (MP Motorsport) – 113 Punkte
- Theo Purchaire (ART Grand Prix, Sauber Academy) – 81 Punkte
- Jehan Daruvala (Prema, Red Bull Junior Team) – 53 Punkte
- Marcus Armstrong (Hitech) – 50 Punkte
- Jüri Vips (Hitech, Red Bull Junior Team) – 49 Punkte
Nächstes Rennwochenende: Baku (Formel 1), 11.-12. Juni
Formula Regional European Championship by Alpine
Die FRECA durfte wie auch in den letzten Jahren in Monaco im Rahmen des F1-Grand Prix antreten – ein Saisonhighlight für die Serie und die jungen Piloten und Pilotinnen. Besonders spannend waren die Rennen nicht, trotz des neu eingeführten Push-to-Pass-Knopfes, den die Fahrer fünfmal im Rennen für mehr Leistung drücken können, gab es kaum Überholmanöver. Aber da trifft eine Strecke, auf der man kaum überholen kann, auf eine Serie, die das auch nicht begünstigt, und so ist das dann halt.
Spannender war da fast schon die Quali, denn es gab nicht genug Startplätze für alle gemeldeten Piloten des großen FRECA Feldes: pro Rennen mussten neun von ihnen am Streckenrand sitzen und zusehen. Und für Lauf 2 traf dieses Schicksal sogar einen Rennsieger und Mercedes-Junior, auch wenn er nichts dazu konnte: Paul Aron brach wenige Minuten nach Beginn der zweigeteilten Quali-Session bei der Anfahrt zur Mirabeau ohne ersichtlichen Grund die Vorderachse. Die Runde, die er bis dahin gedreht hatte, reichte für eine knappe Qualifikation im Hinterfeld für Lauf 1, Lauf 2 verpasste er. Ein massiver Rückschlag für den Esten, der mit einem Sieg in Monza und einem Podium in Imola ganz ordentlich in seine zweite FRECA-Saison gestartet war.
Umso erschütternder ist das punktelose Wochenende für ihn, als sein Prema-Teamkollege Dino Beganovic zeigte, was möglich war: er qualifizierte sich einmal auf P2 und einmal auf Pole – und kam auch jeweils auf diesen Positionen ins Ziel. Damit ist Beganovic weiter auf Titelkurs, in jedem Lauf dieser Saison gewann er oder wurde mindestens Zweiter. Sein Fortschritt gegenüber der durchwachsenen Rookie-Saison ist massiv.
Gespiegelt zu Beganovic wurde Alpine-Junior Hadrien David einmal Erster von Pole, einmal Zweiter von Startplatz 2. Mit diesem überzeugenden Monaco-Wochenende konnte der Franzose auch seine zweite FRECA-Saison „richtig“ starten. Er hat auf jeden Fall das Potenzial für weitere Podien, aber Beganovic ist schon ein Stück weit enteilt. Die Plätze 3 und 4 teilten Gabriele Mini und Kas Haverkort ebenso gerecht unter sich auf. Die Monaco-Performance des Spitzenfeldes spiegelt sehr gut den aktuellen Meisterschaftsstand wieder – das zeigt auch, dass Monaco trotz manchmal langweiliger Rennen ein wichtiger Gradmesser ist und seinen Platz im FRECA-Kalender zu Recht hat.
Bester Rookie wurde – etwas überraschend – beide Male Laurens van Hoepen auf Gesamtplatz 8. Das ist insofern bemerkenswert, als dass sein Werdegang ungewöhnlich ist: er hat keine Formel 4 bestritten, sondern war im Vorjahr in einer gemischten Pro-Am-Serie unterwegs. Diese FRECA-Saison ist seine erste „richtige“ Automobilsport-Saison gegen Piloten auf gleichem Level. In Monza ist er zweimal ausgeschieden, in Imola schaffte er es zweimal ins Mittelfeld und nun – ausgerechnet in Monaco – als bester Rookie zweimal in die Punkte. Damit schlug er Sebastian Montoya und Tim Tramnitz, die beide an diesem Wochenende im Mittelfeld versackten und punktelos blieben. Diese Lernkurve von van Hoepen ist bemerkenswert, ich bin gespannt, was er noch zeigt in dieser Saison.
Stand:
- Dino Beganovic (Prema, Ferrari Driver Academy) – 129 Punkte
- Hadrien David (R-ace GP, Alpine Academy) – 74 Punkte
- Gabriele Mini (ART Grand Prix) – 67 Punkte
- Kas Haverkort (Van Amersfoort) – 59 Punkte
- Michael Belov (MP Motorsport) – 56 Punkte
Nächstes Rennwochenende: Le Castellet (GT World Challenge Europe), 04.-05. Juni
F4 Italia
Die qualitativ und quantitativ gut besetzte italienische Formel 4-Meisterschaft hat Anfang Mai in Imola ihren Saisonauftakt absolviert. Zunächst schien es, als würde Andrea Kimi Antonelli auch hier, in der wichtigsten Serie in seinem Programm, sofort abräumen, denn er sicherte sich die erste Pole. Er führte den ersten Lauf auch lange an, doch fünf Runden vor Schluss gab sein Getriebe auf. Im zweiten Lauf startete er im Mittelfeld und beschädigte beim Überfahren eines Kerbs seinen Frontflügel, musste zum Wechsel in die Box. Und in Lauf 3 fuhr er kurz vor Schluss eingangs Rivazza seinem Prema-Teamkollegen James Wharton im Kampf ums Podium in die Seite, wofür Antonelli mit 10 Extra-Sekunden bestraft wurde. Er wurde so nur Zehnter und genau dieser eine Punkte steht bei ihm nach dem ersten von sieben Rennwochenenden einsam zu Buche.
58 Punkte hat dagegen Alex Dunne auf dem Konto, der ein sehr starkes und konstantes Wochenende absolvierte: dreimal fuhr der Ire aufs Podium, Lauf 2 gewann er sogar. Sein ärgster Verfolger ist zunächst mal Ferrari-Junior Rafael Camara mit 47 Punkten – er erbte den ersten Laufsieg von seinem gestrandeten Prema-Teamkollegen Antonelli, Camara ist damit auch bester Rookie. Mit Dunnes starkem Wochenende, aber auch mit guten Ergebnissen von Kacper Sztuka, hatte US Racing einen glänzenden Start in die F4 Italia-Saison. Auch das zweite deutsche Team, die neue Mannschaft von PHM Racing, hat mit Martinius Stenshorne ein heißes Eisen im Feuer, der sechzehnjährige Norweger fuhr dreimal aufs Treppchen, ohne in den Rennen besonders aufzufallen.
Am Pfingstwochenende geht es in Misano weiter, diesmal unabhängig von der FRECA. Auf Antonelli lastet nun schon ein gewisser Druck, etwas von dem Rückstand wieder aufzuholen, ohne dabei so übereifrig zu werden, wie im dritten Lauf in der Rivazza.
Stand:
- Alex Dunne (US Racing) – 58 Punkte
- Rafael Camara (Prema, Ferrari Driver Academy) – 47 Punkte
- Kacper Sztuka (US Racing) – 43 Punkte
- Martinius Stenshorne (PHM Racing) – 30 Punkte
- James Wharton (Prema, Ferrari Driver Academy) – 29 Punkte
Nächstes Rennwochenende: Misano (Italian GT), 04.-05. Juni
ADAC F4-Meisterschaft
Anders als in der aktuell prestigeträchtigeren italienischen Serie hat Andrea Kimi Antonelli hier bisher voll abgeräumt. Beim Saisonauftakt in Spa musste er sich noch den Sieg im dritten Lauf, der aus einem Reverse Grid gestartet wird, entgehen lassen – in Hockenheim gewann er alle drei Läufe, und es wirkte so einfach und beinahe mühelos… Kontrolliert und ohne übermäßiges Risiko machte der Italiener im dritten Lauf die Positionen gut, ganz anders als in Imola eine Woche zuvor, als ihm das Wochenende mit dem Getriebeproblem im ersten Lauf entglitt.
Aber die deutsche F4-Meisterschaft fühlt sich im Moment weniger wertvoll an, weil sie nicht so stark besetzt ist bzw. für die meisten Piloten nur ein Neben-Schauplatz zur wichtigeren italienischen Serie ist. Entsprechend wird sie von den Top-Piloten auch nicht zwingend vollständig bestritten. Terminkollisionen mit der italienischen Serie gibt es aber keine, insofern muss man schauen, ob Prema, PHM und US Racing mit ihren Piloten durchgehend auch hier antreten. Alex Dunne, der die F4 Italia nach dem ersten Wochenende anführt, ist in Spa und Hockenheim nicht am Start gewesen (sein Nebenprogramm ist die British F4, die er nach drei Events ebenfalls deutlich anführt).
Bester Pilot der ADAC F4, der nicht auch in der italienischen Serie startet, ist aktuell der Finne Rasmus Joutsimies mit Jenzer Motorsport, der mit zehn Punkten auf Meisterschaftsrang 12 steht.
Stand:
- Andrea Kimi Antonelli (Prema, Mercedes Junior Team) – 137 Punkte
- Rafael Camara (Prema, Ferrari Driver Academy) – 109 Punkte
- Taylor Barnard (PHM Racing) – 58 Punkte
- Marcus Amand (US Racing) – 48 Punkte
- Charlie Wurz (Prema) – 47 Punkte
Nächstes Rennwochenende: Zandvoort (GT Masters), 25.-26. Juni
Quelle des Beitragsbildes: Ferrari Media