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BTCC: Thruxton 2022 – Chefkoch

von Sebastian Focks
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Josh Cook fuhr am vergangenen Wochenende auf seiner Haus- und Hof-Strecke zwei weitere Siege ein und krönte sich mit nun insgesamt neun Erfolgen zum unangefochtenen König von Thruxton, und übernimmt darüber hinaus auch die Führung in der Meisterschaft.

Josh Cook und der Thruxton Racing Circuit – das ist seit jeher eine ganze besondere Beziehung. Mit insgesamt sieben Siegen (allein drei davon im Vorjahr) auf der Highspeed-Strecke im BTCC-Kalender und zusätzlich gestärkt durch den Doppelerfolg vor zwei Wochen in Brands Hatch galt der Honda-Pilot bereits im Vorfeld als klarer Favorit für das dritte Rennwochenende der diesjährigen Saison. Der Favoritenrolle wurde Cook dann sogleich mit der Bestzeit im ersten freien Training gerecht und schaffte anschließend im zweiten freien Training die drittbeste Zeit.

In der Qualifikation wurde es dann zwar eng, aber letzten Endes schaffte Cook es, sich die Pole Position mit einem Vorsprung von weniger als einer Zehntelsekunde vor Jake Hill im MB Motorsport-BMW und Ash Sutton im Motorbase-Ford zu sichern. Von den für Thruxton generell hochgehandelten Hondas fanden sich drei weitere ebenfalls in den Top Ten ein, wenngleich mit einigem Abstand zu Cooks Bestzeit: Dan Rowbottom, Jason Plato und Gordon Shedden belegten die Plätze sechs, sieben und neun. Noch davor platzierten sich auf den Plätzen vier und fünf Colin Turkington im WSR-BMW und Ash Sutton im zweiten Motorbase-Ford, während der als Meisterschaftsführende nach Thruxton gereiste Hyundai-Pilot Tom Ingram Platz acht belegte.

Beim Start zum ersten Lauf sah es zunächst so aus, als könnte Jake Hill einen Strich durch Cooks anvisierten achten Thruxton-Sieg in machen. Die dank Heckantrieb kurzzeitig eroberte Führung von Hill holte Cook sich mit einem sehr guten Manöver aber noch in der ersten Rennrunde zurück. Dahinter wurde es noch turbulenter: Den beim Start auf Platz drei vorgepreschten Colin Turkington versuchte Dan Cammish ausgangs ebenfalls zu kontern, was aber zu einer Berührung und letzten Endes infolge eines aufgestauten Feldes, in dem mehrere Autos nebeneinander gleichzeitig versuchten in den nächsten Vollgas-Linksknick einzulenken, dazu führte, dass sich sowohl Dan Cammish als auch Tom Ingram in der Wiese wiederfanden. Für beide bedeutete das im Anschluss einen Boxenstopp, um die mit Gras verstopften Kühler zu reinigen und damit ein völlig ruiniertes Rennen.

An der Spitze schaffte Josh Cook es, sich zunächst ein wenig vom verfolgenden Jake Hill absetzen, da der BMW-Pilot länger brauchte, um seine Reifen auf ideale Betriebstemperatur zu bringen. Spätestens ab der Rennhalbzeit folgte Hill Cook dann aber wie ein Schatten, fand jedoch trotz eines Vorteils bei der zur Verfügung stehenden Hybridleistung in den letzten Rennrunden keinen Weg vorbei. Cook sicherte sich somit seinen insgesamt achten Thruxton-Sieg, was ihn zum alleinigen Sieges-Rekordhalter auf der Strecke in Hampshire macht.

Auf dem dritten Platz hatte sich nach dem Kuddelmuddel in der ersten Runde Ash Sutton eingefunden, der das Tempo an der Spitze zwar nicht mitgehen konnte, seine Position aber lange erfolgreich gegen Dan Rowbottom verteidigte. Eine von Sutton gekonterte Attacke Rowbottoms nutzte dann in der neunten Runde Colin Turkington, um in der ultraschnellen Church-Corner an Rowbottom vorbeizugehen und anschließend seinerseits Sutton zu attackieren. Der Motorbase-Pilot hielt aber weiterhin dem Druck stand und sicherte sich am Ende den letzten Platz auf dem Podium vor Turkington, Rowbottom und Cook-Teamkollege Jason Plato.

In der Kampfgruppe, die sich rund um die Positionen drei bis sechs gebildet hatte, lag fast das gesamte Rennen über auch Gordon Shedden. Der Dynamics-Pilot fiel dann aber in der vorletzten Runde mit einem technischen Problem bis auf den 24. Platz zurück, was die Sinneskrise beim Honda-Werksteam Dynamics angesichts des Josh Cook-Sieges im privat eingesetzten BTC Racing-Honda mit TOCA-Motor noch weiter verschärft haben dürfte. Adam Morgan im Ciceley-BMW, Dan Lloyd im bestplatzierten Hyundai, Stephen Jelley im zweiten WSR-BMW und der schon im Qualifying sehr starke Ash Hand im Vauxhall von PMR komplettierten die Top Ten.

Der zweite Lauf wurde dann auf den vorderen Positionen zu einem Spiegelbild des ersten Laufs, ohne dabei aber an Unterhaltung einzubüßen. Jake Hill gelang es beim Start erneut die Führung von Josh Cook zu übernehmen und er konnte dieses Mal auch über die ersten Kurven hinaus auf der Spitzenposition verweilen. Mit einem noch sehenswerteren Manöver als im ersten Lauf gelang es Josh Cook dann aber zum Ende der ersten Runde auf der Außenseite vor der Start-Ziel-Schikane wieder an Hill vorbeizugehen und sich die Führung zurückzuerobern. Das war ein klarer Boss-Move, dem Hill staunend aus seinem Seitenfenster zugesehen haben dürfte, und ironischerweise beinahe eine 1-zu-1-Kopie des Manövers, das Jake Hill im Vorjahr an gleicher Stelle mit Tom Oliphant vollführt hatte.

Dabei dürfte Hill mit taktischem Blick auf die Meisterschaft aber auch vor einer zu riskanten Verteidigung zurückgeschreckt haben. Somit lässt sich auch erklären, dass er im weiteren Rennverlauf erneut dicht hinter dem Honda blieb, aber keinen ernsthaften Überholversuch mehr wagte. Die defensivere Herangehensweise zahlte sich jedenfalls aus, denn nach dem zweiten Lauf übernahm nicht nur Josh Cook die Tabellenspitze von Tom Ingram, sondern Jake Hill rückte gleichzeitig quasi im Windschatten auf den zweiten Meisterschaftsrang vor.

Auf den weiteren Positionen gab es gegenüber dem ersten Lauf ebenfalls keine weiteren Änderungen. Ash Sutton gelang erneut der dritte Platz vor Colin Turkington und Dan Rowbottom. Dahinter konnte Adam Morgan eine Position gut machen und wurde Sechster gefolgt von Jason Plato, der beim Start zunächst mehrere Positionen verloren hatte, sich dann aber, u.a. begünstigt durch eine Kollision zwischen Stephen Jelley und Rory Butcher, und ein anschließendes Überholmanöver gegen Dan Lloyd wieder nach vorne arbeiten konnte.

Hinter Plato kreuzte auf Position acht Tom Ingram, der sich nach der Nullnummer im ersten Lauf sehenswert durch mehr als das halbe Feld gearbeitet hatte, die Ziellinie. Ingrams Teamkollege Dan Lloyd und der erneut sehr starke Ash Hand komplettierten die Top Ten gefolgt von Gordon Shedden, der eine ähnliche Aufholjagd hinlegte wie Ingram, und dem zweiten ebenfalls überraschend starken PMR-Vauxhall mit Michael Crees am Steuer.

Für den dritten Lauf wurde dann Jason Plato auf die Pole Position gelost. Die Hoffnung des Altmeisters, in seiner letzten BTCC-Saison der Jagd nach 100 Siegen einen weiteren Baustein hinzuzufügen, wurde jedoch bereits beim Start zunichte gemacht. Plato kam schlecht weg und fiel bis auf den fünften Platz zurück. Die Führung übernahm der vom zweiten Platz gestartete Adam Morgan im Ciceley-BMW gefolgt von Colin Turkington, Ash Sutton und Dan Rowbottom. Plato gelang es nach einer erfolgreichen Attacke gegen Rowbottom zwar noch mal Anschluss zu den Führenden herzustellen, geriet dann aber erst mit Sutton in der Schikane aneinander und rodelte schließlich kurz vor Rennende ausgangs Church in die Wiese, was sein Rennen mit einem Gras-verstopften Kühler endgültig zunichtemachte.

An der Spitze konnte unterdessen Adam Morgan, der im Lauf zuvor seinen 300. BTCC-Start gefeiert hatte, die Führung das gesamte Rennen über erfolgreich gegen Markenkollege Turkington und Ford-Pilot Sutton behaupten. Im Gegensatz zu den Läufen davor hielt Sutton dieses Mal den Anschluss an die Spitze und probierte sogar, die beiden BMWs unter Druck zu setzen. Am Ende holte Morgan sich aber – auch dank eines eher defensiv agierenden Turkington – seinen ersten Saisonsieg und setzt damit das Schema fort, dass die dritten Läufe eines Renntages in diesem Jahr immer an einen BMW-Piloten gehen.

Dan Rowbottom komplettierte auf Platz vier ein für ihn sehr gutes Thruxton-Wochenende mit konstanten Ergebnissen in den vorderen Punkte-Rängen. Dahinter beendete „Mr. Thruxton“ Josh Cook auf Platz fünf einen der erfolgreichsten Tage seiner Karriere. Auf den Plätzen sechs und sieben kamen die Hyundai-Piloten Tom Ingram und Dan Lloyd ins Ziel, gefolgt von den Vauxhall-Piloten Michael Crees und Ash Hand, die beide – gemessen an den Erwartungen und den Möglichkeiten des Autos – ebenfalls einen äußerst erfolgreichen Renntag hinlegten. Rory Butcher beendete dahinter auf Platz zehn dagegen einen für das Toyota-Team eher schwierig verlaufenes Wochenende, an dem man zu keinem Zeitpunkt mit bei der Musik war. Teamkollege Ricky Collard konnte darüber hinaus wie schon in Brands Hatch keinen einzigen Punkt einfahren.

Hier gibt es die Ergebnisse der drei Läufe aus Thruxton noch mal in der Übersicht.

Mit den beiden Siegen in Thruxton übernimmt Josh Cook die Führung in der Meisterschaft und schwingt sich mit insgesamt vier Saisonsiegen, was ihn zugleich zum bislang einzigen Mehrfachsieger in diesem Jahr macht, zum klaren (Mit-)Favoriten auf den diesjährigen Titel auf. Inwieweit er dieser neuen Rolle gerecht werden kann, werden die nächsten Rennen zeigen. Der langjährige BTC Racing-Pilot sticht immer wieder mit herausragenden Leistungen wie zuletzt in Brands Hatch und nun in Thruxton hervor, scheiterte bislang aber stets an der notwendigen Konstanz über eine ganze Saison hinweg, um einen ernsthaften Angriff auf die Meisterschaft zu wagen.

Auf dem zweiten Meisterschaftsplatz liegt ein wenig überraschend Ash Sutton mit 23 Punkten Rückstand auf Cook. Der Motorbase-Pilot war in dieser Saison zwar noch nicht siegreich, legt aber wie schon in den Vorjahren ein Meisterstück in Sachen Konstanz hin, was nicht zuletzt an den drei dritten Plätzen, die er in Thruxton einfahren konnte, deutlich wird. Meisterschaftsrang drei belegt Colin Turkington mit 27 Punkten Rückstand, während Tom Ingram auf den vierten Platz mit 28 Punkten Rückstand zurückfällt. Jake Hill, der durch seinen zweiten Platz im zweiten Lauf schon auf den zweiten Platz vorgerückt war, legte im dritten Lauf nach einer Kollision, die einen Reparatur-Stopp zum Entfernen loser Bodywork-Teile erforderlich machte, eine Nullnummer hin und liegt am Endes des Tages auf Meisterschaftsplatz fünf mit 38 Punkten Rückstand.

Hier gibt es den gesamten Meisterschaftsstand einschließlich der Independent-Wertung, in der logischerweise ebenfalls Josh Cook führt, als PDF.

Für Josh Cook und die Frage, wie ernsthaft seine Meisterschaftsambitionen wirklich sind, kommt der nächste Gradmesser bereits am übernächsten Wochenende. Mit Oulton Park – und danach Croft – stehen als nächstes erst einmal Strecken auf dem Programm, die traditionell vor allem der heckgetriebenen BMW-Konkurrenz besonders gut liegen sollten, wenngleich die Siege von Dan Rowbottom und Senna Proctor im Vorjahr gezeigt haben, dass in Oulton Park durchaus auch mit starken Hondas gerechnet werden kann.

Es bleibt auf jeden Fall spannend – nicht zuletzt auch weil Hyundai-Pilot Tom Ingram nach der verlorenen Meisterschaftsführung auf Wiedergutmachung aus sein wird und weil sich Ash Sutton bei der Mission Titelverteidigung nicht allein auf Podiumsplätze verlassen kann, sondern den Ford Focus auch in die Siegstraße führen muss und will.

PS: Als Notiz am Rande hat die BTCC wieder einmal sehr früh den Kalender für die kommende Saison veröffentlicht. Größere Neuerungen sind vor allem das auf den Mai als dritte Saisonstation vorgezogene Snetterton-Event. Den sonst üblichen Snetterton-Spot im Sommer nimmt im nächsten Jahr Croft ein. Anstatt wie seit drei Jahren üblich, ein zweites Mal in Thruxton zu gastieren, findet 2023 ein zweites Renn-Event in Donington Park statt. Anders als beim Saisonauftakt wird dann aber nicht auf dem 3,1 km langen National Circuit gefahren, sondern aus dem rund 4 km langen GP Circuit mit der Melbourne Hairpin, der somit nach mehr als 20 Jahren ein BTCC-Comeback gibt.

Bilder: btcc.net

 

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