Am nächsten Wochenende muss Marcus Ericsson seine Medien-Tour kurz unterbrechen. Es steht für ihn und die ganze IndyCar-Series der Detroit Grand Prix auf dem Programm.
Seit vielen Jahren wurden in Detroit immer zwei Rennen an einem Wochenende ausgetragen. Der Double-Header wurde zur Kostenreduktion eingeführt. Zwei Rennen an einem Ort sind halt günstiger, als wenn der ganze Tross zu einer weiteren Strecke reisen muss. Bis zu drei dieser Doppel-Events standen im Kalender der IndyCar-Series. Seit 2015 wurde mit Detroit nur noch ein Double-Header pro Jahr ausgetragen. Der diesjährige ist nun aber zum Iowa Speedway gewandert. In Anbetracht des Mangels an Ovalen und einem ausreichenden Angebot an Stadtkursen ist das eine gute Entscheidung. Ob sich das positiv auf die Besucherzahlen in Iowa auswirken wird, muss sich dann im Juli zeigen.
Es wird das letzte Rennen der IndyCar-Series auf der Belle Isle sein. Ab 2023 wird für mindestens drei Jahre der Grand Prix wieder in der Innenstadt beim Renaissance Center ausgetragen. Dort trug die CART von 1989 bis 1991 drei Rennen aus. Es wird aber ein neues Streckenlayout geben. Man will den Weg, den man mit dem Kurs in Nashville eingeschlagen hat, weiter gehen. Die Einschränkungen des Verkehrs sollen minimiert, gleichzeitig aber der Zugang der Fans verbessert werden. Gerade der Fanzugang ist ein großes Problem der Belle Isle. Man kann nicht mehr Fans zulassen, da alle über die einzige Brücke an- und abreisen müssen.
Die ersten beiden Stadtrennen dieser Saison gewannen Scott McLaughlin und Josef Newgarden. Entsprechend wird am Sonntag Will Power seinen ersten Saisonsieg einfahren. So eine konkrete Vorhersage ist natürlich gewagt. Team Penske war in diesem Jahr, abgesehen vom Indy-500, sehr stark. Alleine Will Power fuhr fünfmal in die Top-4. Auch gewann er schon zweimal in Detroit. Im letzten Jahr hatten sowohl Will Power als auch Josef Newgarden für Team Penske gute Chancen auf einen Sieg. Späte Cautions verhinderten dies. So gewannen Marcus Ericsson und Pato O’Ward. Für dieses Jahr muss man alle drei Penskes wieder zu den Favoriten zählen.
Marcus Ericsson hat nicht nur den Rückenwind des Vorjahressieges, sondern aktuell auch den des Indy-500. Insgesamt ist das Team von Chip Ganassi sehr gut aufgestellt. So muss man auch Alex Palou und Scott Dixon zu den Favoriten zählen. Die Frage ist nur, wie sie mit dem enttäuschenden Indy-500 umgehen. Immerhin hatte beide gute Chancen das Rennen für sich zu entscheiden. Denn für lange Zeit war Marcus Ericsson maximal der drittschnellste Ganassi-Pilot im Rennen.
Dritte Kraft in der IndyCar-Series ist aktuell McLaren SP mit Pato O’Ward. Wie im Vorjahr kämpft er um die Meisterschaft und ist somit für jedes Rennen zu den Favoriten zu zählen. Auf Augenhöhe sollte auch Colton Herta sich befinden. So recht rund läuft es aber nicht bei Andretti Autosport. Die individuelle Qualität jedem Rennen seinen Stempel aufzudrücken hat Herta aber immer. Er gewann zuletzt nicht nur den Indy-GP, sondern zum Ende der letzten Saison auch in den Straßen von Long Beach. Davor hatte er schon den Grand Prix in Nashville dominiert. Dort schenkte er aber Marcus Ericsson den Sieg.
Die Reifen waren das große Thema im Vorjahr. Die Option-Tires bauten sehr stark ab, sodass eine 2-Stopp-Strategie kaum möglich war. Wahrscheinlich gehen in diesem Jahr die Teams direkt auf drei Stopps. Das erhöht aber die Gefahr über eine unglückliche Caution das Rennen zu verlieren. Nicht nur Power und Newgarden hatten Pech. Auch Alexander Rossi und Scott Dixon verloren mit einer Caution ihre Siegchancen im ersten Rennen. Die Unwägbarkeiten von Strategie und Gelbphasen gibt dann aber den Teams und Fahrern im Hinterfeld die Chance für Topergebnisse. Nach einer schlechten Qualifikation kann man dann durchaus das Risiko einer alternativen Strategie eingehen.
Nach seinem zehnten Platz beim Indy-500 darf sich Santino Ferrucci auch Detroit präsentieren. Anstelle von Callum Ilott wird er die #77 von Juncos Hollinger Racing pilotieren. Das Talent für einen Vollzeit-Platz hat Ferrucci auf jeden Fall. Leider weist er auch einige charakterliche Schwächen auf. Die Liste seiner Verfehlungen ist sehr lang und steht seiner Karriere im Weg.
Neben der eigentlichen ist auch die Silly-Season der IndyCar-Series voll im Gange. Das Gerücht, dass Alexander Rossi als Teamkollege von Pato O’Ward zu McLaren SP wechseln wird, gibt es schon einige Zeit. So ist es nun auch bestätigt. Rossis Cockpit bei Andretti Autosport wird Klye Kirkwood übernehmen. Das hat hat das Team am Mittwoch bekannt gegeben. Die Verpflichtung von Alexander Rossi durch McLaren wurde dann gestern offiziell.
Strecke
Die IndyCar Series nutzt seit einigen Jahren wieder die alte Variante des Raceway at Belle Isle. Die kurze Start- und Zielgerade mündet in eine schnelle Rechts-Links-Passage. Die längste Gerade der Strecke endet in einer 90 Grad Rechtskurve. An dieser Stelle sind Überholmanöver möglich. Durch den Belagwechsel von Asphalt zu Beton ist die Kurve aber nicht einfach zu fahren. Insgesamt ist das der technisch anspruchsvollste Teil der Strecke. Eine schnelle Rechts- und etwas engere Linkskurve führen wieder auf die zwischenzeitlich genutzte Strecke. Eine weitere 90 Grad Rechtskurve mit ziemlich rutschigem Belag bringt die Fahrer auf die geschwungene Gegengerade direkt am Detroit River entlang. Die Gerade wird durch einen Bogen ins Inselinnere unterbrochen. Beim Anbremsen der Rechtskurve ergibt sich eine zweite Überholmöglichkeit. Die folgenden Linkskurven können für einen Konter genutzt werden. Eine langsame Rechtskurve bringt die Fahrer wieder auf die Gerade. An der Spitze der Insel beschreibt der Casino Way zwei mittelschnelle Rechtskurven, bevor eine längere Gerade mit einem schnellen Rechtsknick am Ende wieder auf die Start- und Ziel-Gerade mündet.
Zeitplan (local time, MEZ)
Freitag, 3. Juni
2:25 – 3:15 p.m. (20:25 -21:15) – NTT IndyCar Series practice
Samstag, 4. Juni
8:30 – 9:30 a.m. (14:30 -15:30) – NTT IndyCar Series practice
12:35 – 1:50 p.m. (18:35 – 19:20) – Qualifying for the NTT P1 Award
Sonntag, 3. Juni
10:15 – 10:45 a.m. (16:15 – 16:45) – NTT IndyCar Series warmup
3:00 p.m. – Übertragungsbeginn USA Network
3:38 p.m. (21:38) – Command to start engines
3:45 p.m. (21:45) – Chevrolet Detroit Grand Prix (70 laps/164.5 miles, USA Network, Sky live
Das Rennen in Detroit ist eines der wenigen der IndyCar-Saison, das nicht auf dem Hauptsender NBC in den USA übertragen wird, sondern auf dem USA Network. An der Übertragung sollte das nichts ändern, da es von der üblichen NBC-Crew produziert wird. Wir können uns also auch auf Leigh Diffey Townsend Bell und James Hinchcliffe freuen.
(c) Photos: IndyCar Media; Joe Skibinski, Chris Owens