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Supercars: Zwischenbericht Saison 2022 – Mostly Harmless

von ThomasB
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Mit den Rennen am kommenden Wochenende in Darwin beginnt bei den Supercars die zweite Saisonhälfte. Ein guter Zeitpunkt also, um einmal auf den bisherigen Stand in der Meisterschaft zu schauen.

Mit neun Siegen aus 15 Rennen führt Triple-Eight-Pilot Shane van Gisbergen die Gesamtwertung relativ komfortabel an, sodass er sich zuletzt einen Ausflug nach Le Mans erlauben konnte. Seine Konkurrenz zeigte sich in der bisherigen Saison jedoch größtenteils harmlos: Während SVG in den ersten 15 Rennen bislang nie schlechter als P6 ins Ziel kam (mit der Ausnahme von Rennen 9 in Melbourne, als ihn ein Reifenschaden in Folge eines Verbremsers aus dem Kampf um den Sieg mit Chaz Mostert auf P20 zurückwarf), zeigten sich seine Mitstreiter einfach zu unkonstant. So kommt der Neuseeländer auf mittlerweile 1376 Zähler, womit er ganze 281 mehr als sein ärgster Verfolger, Anton de Pasquale von DJR, aufweisen kann. Bei einer maximalen Punktezahl von 300 pro Wochenende (315, wenn man bei den SuperSprints die schnellste Runde holt) ist das schon recht deutlich.

Der Meisterschaftskampf

Und es sieht auch nicht so aus, als dass sich an van Gisbergens überragendem Lauf etwas ändern sollte: Er verabschiedete  sich mit zwei zweiten Plätzen und einem Sieg in Winton in die Le-Mans-Pause, während seine Konkurrenz noch immer keine stabile Formkurve aufweisen kann.

Rollen wir für diesen Zwischenbericht doch einfach die ersten sechs der Meisterschaft von hinten auf und schauen uns ihren Saisonverlauf an. Dies wären derzeit Chaz Mostert (P6) von Walkinshaw Andretti United, David Reynolds (P5) von Grove Racing, Will Davison (P4) von DJR, Tickford Racings Cameron Waters (P3) und der eben erwähnte de Pasquale (P2).

Mostert startete beim Auftakt in Sydney stark in die Saison. Nach P3 und einem Sieg in den ersten beiden Rennen dachten viele, dass er in diesem Jahr endlich wieder um die Meisterschaft kämpfen kann. Seitdem reichte es jedoch nur noch zu zwei weiteren Siegen in Melbourne und insgesamt sechs Top-5-Platzierungen. Zwischendurch warfen ihn unverschuldete Kollisionen, eigene Fehler und altbekannte Formeinbrüche des Teams (man erinnere sich an die Zeiten als man noch als Holden Racing Team firmierte) immer wieder weit zurück, sodass er nun auf Gesamtrang sechs und mit 429 Punkten Rückstand auf SVG in die zweite Saisonhälfte geht. Aus dem Meisterschaftskampf dürfte er also raus sein, für einzelne Siege kommt er aber immer infrage. Dafür ist Mostert einfach zu talentiert, man weiß halt nur nie so genau, was für ein Wochenende die Walkinshaws gerade wieder erwischen.

Etwas überraschend liegt David Reynolds auf P5 der Fahrerwertung. Er hat zwar als Einziger aus der Spitzengruppe ein DNF zu Buche stehen (Rennen 9 in Melbourne), kann aber sechs Podestplätze vorweisen und ist nur sehr selten außerhalb der Top 10 zu finden. So konnte er bereits 966 Zähler einfahren. Lediglich ein Laufsieg steht in dieser Saison noch aus, scheint aber nur eine Frage der Zeit zu sein, sollte seine Form anhalten.

Diesen konnte allerdings Will Davison in Wanneroo einfahren und damit eine Durststrecke beenden, die seit 2016 anhielt, als er das Bathurst 1000 gewann. Zufälligerweise verhalf ihm damals, wie auch jetzt in Wanneroo, eine Zeitstrafe für den Führenden zum Sieg. Hinzu kommen für ihn vier zweite und ein dritter Platz in der laufenden Saison, was ziemlich gut klingt, wenn es nicht auch bei ihm ständig Ausreißer nach unten geben würde. Nach einem starken Wochenende in Wanneroo (P6, P1, P3), schaffte er es in Winton in drei Rennen nur einmal in die Top 10. Somit kommt er auf 1018 Punkte und Platz vier in der Gesamtwertung. Wie Mostert ist auch „Wilbur“ immer wieder ein Siegkandidat, aber für die Meisterschaft reicht seine jetzige Form auch nicht.

Anders ist es bei Cam Waters, der gerade wohl wieder richtig in Fahrt kommt. Mit zuletzt acht Top-10-Platzierungen in Folge, darunter zwei Siege und ein zweiter Platz in Winton, übernahm er vor den kommenden Rennen in Darwin dritten Platz in der Meisterschaft (1043 Punkte). Es bleibt zu hoffen, dass die jetzige dreiwöchige Pause für ihn und sein Team nicht zum falschen Zeitpunkt kommt und er seinen guten Lauf aufrecht erhalten kann. Als mit Abstand stärkster Fahrer von Tickford kann er nur selten auf Unterstützung seiner Teamkollegen hoffen. Jake Kostecki und Thomas Randle sind allerdings auch noch sehr jung und finden gerade ihren Platz. James Courtney bringt einerseits sehr viel Erfahrung mit, konnte diese andererseits bisher nur einmal in einen Podestplatz ummünzen. Van Gisbergen steckt zwar in einer ähnlichen Situation (Teamkollege Broc Feeney trat als Rookie die Nachfolge von Jamie Whincup an), doch ihm hilft hier dann auch einfach die Konstanz, die Waters und Tickford (noch?) nicht an den Tag legen konnten.

Anton de Pasquale ist wie erwähnt Zweiter der Gesamtwertung und auch er bringt im Grunde die selben Themen mit wie die Konkurrenz: er kann einzelne Highlights setzen, ist aber eben nie gut genug, um sich regelmäßig vorne festzusetzen. Seine sechs Podestplätze und regelmäßige Top-5-Platzierungen im laufenden Jahr verhelfen ihm derzeit zu Gesamtrang zwei, Laufsiege konnte er aber bislang nicht einfahren – und das ist gegen einen SVG in Top-Form und auf Dauer auch gegen den heranstürmenden Waters dann doch zu wenig.

Best of the Rest

Die Top 10 komplettieren derzeit Broc Feeney (Triple Eight), Brodie Kostecki (Erebus), Tim Slade (Blanchard Racing Team) und James Courtney (Tickford).

Feeney schlägt sich in seinem ersten Jahr bei den Supercars recht ordentlich, gerade wenn man bedenkt, dass er als Rookie Whincups #88 übernehmen musste. Auf seinen weiteren Saisonverlauf bin ich wirklich gespannt.

Brodie Kostecki halte ich weiterhin für den wahrscheinlich talentiertesten jungen Piloten im Feld. In seiner bisherigen Karriere konnte er regelmäßig mit guten Ergebnissen glänzen und seinen Chancen auf Siege machte bislang lediglich Pech einen Strich durch die Rechnung. Hoffentlich können er und Teamkollege Will Brown, in den Erebus nicht weniger Hoffnungen steckt, Erebus wieder zu regelmäßigen Siegkandidaten machen.

Tim Slades Leistungen sind erstaunlich wenn man bedenkt, dass er für ein Ein-Wagen-Team fährt, das erst seit letzter Saison existiert. Er konnte dieses Jahr regelmäßig in die Top 10 oder zumindest in die Nähe dieser fahren, was ihm P9 in der Meisterschaft einbringt. Zuletzt in Wanneroo und Winton kämpften er und sein Team aber mit Set-Up-Problemen und es bleibt abzuwarten, ob sie in den nächsten Wochen wieder in die Spur finden.

James Courtneys Saisonverlauf ist ähnlich wie der von Slade – beide trennen auch gerade einmal drei Zähler voneinander. Courtneys Highlight ist bislang ein zweiter Platz in Wanneroo. Sollte der Champion von 2009 in diesem Jahr regelmäßig vorne reinfahren, könnte er zu einer großen Hilfe für Cam Waters im Meisterschaftskampf werden. Bisher schaffte er dies aber noch zu selten.

 

Darwin Triple Crown

Am kommenden Wochenende steht für die Supercars die Reise ins Northern Territory an und wie Ihr bereits gesehen habt, wird der Darwin SuperSprint unter dem Motto der Indigenous Round ausgetragen, womit dem Vorbild der National Rugby League und der Australian Football League gefolgt wird. Die Teams sind dazu angehalten, ihre Wagen optisch im Stil von Kunst der Indigenous Australians zu halten, um dieser Bevölkerungsgruppe Tribut zu zollen. Man darf nicht vergessen, dass sich das „europäisierte“ Leben dort auf dem Land der Aboriginals bzw. Indigenous Australians abspielt und sie erst in jüngerer Vergangenheit so etwas wie Anerkennung in Australien erfahren haben.

Um ihre Autos dementsprechend zu designen, holen sich die Teams die Unterstützung von Schüler*innen und Künstler*innen, die zu diesen Bevölkerungsgruppen gehören. Darunter sind zum Beispiel Schüler*innen der Hunter River Clontarf Academy (Triple Eight), die Djerait/Larrakia/Kungarakan-Künstlerin Melissa Tipo/Yaram (Blanchard Racing Team) oder Lorraine Kabbindi White (Erebus Racing).

Van Gisbergen, de Pasquale und Waters werden wieder als Favoriten an den Hidden Valley Raceway reisen, wobei Davison und Mostert auch Siegchancen haben könnten. Vielleicht reicht es ja auch für den ersten Saisonsieg von Reynolds. Im vergangenen Jahr gingen von den drei Rennen der Darwin Triple Crown eines an Mostert und zwei an SVG.

Die Startzeiten der diesjährigen Ausgabe sind um 07:55 Uhr am Samstag, sowie um 04:25 Uhr und 07:55 Uhr am Sonntag. Die Zeiten der übrigen Sessions und der Rahmenrennen, die ihr über die YouTube-Membership der Supercars verfolgen könnt, findet ihr wie immer in unserem TV-Planer.

Der restliche Kalender der Saison sieht dann wie folgt aus:

09./10.07.: Townsville 500
30./31.07.: Bend SuperSprint
20./21.08.: Sandown SuperSprint
10./11.09.: Auckland SuperSprint
09.10.: Bathurst 1000
29./30.10.: Gold Coast 500
03./04.12.: Adelaide 500

Fragezeichen würde ich hier mal an den Auckland SuperSprint in Neuseeland setzen, aufgrund der derzeit hohen Frachtkosten. Abgesagt scheint aber noch nichts. Auch, ob und wann das Newcastle 500 stattfinden kann, ist noch offen.

Damit sollte dann das Wichtigste vor der zweiten Saisonhälfte geklärt sein. Ich hoffe, ich schaffe dieses Jahr dann auch wieder die obligatorische Bathurst-Vorschau Ende September/Anfang Oktober. (Die auch wieder niemand liest, lol.)

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