Josef Newgarden gewann am Wochenende das Rennen auf der Road America. Nach Siegen im Oval von Texas und in den Straßen von Long Beach sicherte er sich so auch den Bonus von 1 Million Dollar für wohltätige Organisationen seiner Wahl.
Nach seinen richtig guten Rennen beim Indy-500 und in Detroit legte Alexander Rossi in der Qualifikation nach und holte sich die Pole-Position. Dahinter folgten mit Josef Newgarden, Alex Palou, Marcus Ericsson und Pato O’Ward vier Meisterschaftskandidaten. Scott Dixon und Will Power hingegen gingen nur von den Startplätzen 9 und 15 ins Rennen. Rossi verzögerte den Start, so war das Feld sehr geordnet und eng beisammen. Trotzdem kamen alle Fahrer sauber durch die ersten beiden Kurven. In Kurve 3 setzte sich aber Jimmie Johnson außen neben Tatiana Calderon und wurde in Aus gedrückt. Das war ein klassischer IndyCar-Startunfall, bei dem es einfach zu eng wurde.
Auch nach dem Restart dauerte das Rennen unter Grün nur eine halbe Runde an. Marcus Ericsson bremste sich in Kurve 5 innen neben seinen Teamkollegen Alex Palou. Palou zog zu spät nach innen und traf mit seinem Vorderrad das Hinterrad seines Teamkollegen. Der Kontakt war nicht sehr hart, die Lenkstange brach trotzdem. So rutschte Alex Palou ins Kiesbett. Nach dem zweiten Restart schafften die Piloten immerhin eineinhalb Runden im Rennspeed. Wieder war ein Unfall in Kurve 5 der Auslöser der Caution. Devlin DeFrancesco schoss Will Power, nach dem beide sich schon in den Kurven vorher nahegekommen waren, ab. Dafür bekam er eine Strafe verpasst. Will Power hatte noch Glück im Unglück. Er verlor keine Runde und musste nur seinen Frontflügel in der Box tauschen lassen.
Der nächste Restart brachte dann etwas Ruhe ins Feld und das Rennen konnte endlich richtig losgehen. Alexander Rossi und Josef Newgarden gaben an der Spitze den Speed vor. Es folgten Marcus Ericsson, Romain Grosjean und Pato O’Ward. Colton Herta war in den Trainings auf Augenhöhe mit seinem Teamkollegen Alexander Rossi. Aufgrund eines verfrühten Motorenwechsel und der daraus resultierenden Strafe, ging er nur von Startplatz 11 ins Rennen. Über die ganzen Restarts konnte er sich aber schon auf Platz 6 verbessern.
In Runde 15 begannen die regulären ersten Boxenstopps. Alexander Rossi und Josef Newgarden kamen zeitgleich in die Box. Team Penske machte dabei einen perfekten Job. Zum einen war die Crew von Newgarden einen Hauch schneller als Rossis, zum anderen verzögerte Scott McLaughlin Boxeneinfahrt minimal die Ausfahrt von Rossi. Beides zusammen reichte aus, damit Newgarden sich vor Rossi setzten konnte. Im Anschluss fuhr aber Josef Newgarden auch eine deutlich schnellere Out-Lap als Alexander Rossi. Als dann Marcus Ericsson eine Runde später aus der Box kam, schob er sich vorerst vor Alexander Rossi. Auf kalten Reifen konnte er die Linie in Kurve 4 nicht halten, rutschte in den Dreck und so konnte sich Alexander Rossi problemlos in Kurve 5 wieder die Position direkt hinter Newgarden sichern.
Die ersten Cautions hatten eine Reihe von Teams, so zum Beispiel Felix Rosenqvist, Simona deSilvestro, Tatiana Calderon, Rinus VeeKay, Dalton Kellet und Graham Rahal für einen Boxenstopp genutzt. Sie lagen nun natürlich vor der ehemaligen Spitze. Josef Newgarden setzte aggressiv seine Push-to-Pass-Sekunden ein, um sich durch den Verkehr zu arbeiten. So hatte er in Runde 20 nicht nur 6 Sekunden zwischen sich und Alexander Rossi gebracht, sondern auch Rinus VeeKay und Dalton Kellett. Diese Runden nach dem Stopp waren ein entscheidender Schlüssel zum späteren Sieg. Alexander Rossi konnte den Rückstand auf Josef Newgarden in weiteren Verlauf ohne Gelbphase nicht unter 3 Sekunden drücken. Auf Platz 3 lag souverän Marcus Ericsson.
Ohne weitere Caution konnte das Rennen aber nicht zu Ende gehen. In Runde 48 rollte Pato O’Ward langsam auf der Geraden in Richtung Kurve 12 aus. Der so sichere Sieg für Josef Newgarden geriet noch einmal in Gefahr. Vor einem Jahr hatte er auch lange geführt, um dann beim letzten späten Restart das Rennen noch mit Getriebeprobleme an Alex Palou zu verlieren. In diesem Jahr sollte ihm es nicht so ergehen. Mit noch 5 Runden auf der Uhr wurde das Rennen wieder freigegeben. Newgarden beschleunigte früh aus der vorletzten Kurve heraus, sodass Alexander Rossi keine Chance auf einen Angriff in Kurve 1 hinein hatte. Im Hinterfeld drehte sich aber Helio Castroneves ohne Fremdeinwirkung und so folgte eine weitere Caution.
Das Finale ging nun über drei Runden. Colton Herta hatte nur noch zwei Push-to-Pass-Sekunden auf seinem Konto. Das war jetzt ein großes Problem, da alle anderen Fahrer, vor allem Felix Rosenqvist, der lange Benzin sparen musste, um ihn herum noch ein ordentliches Polster Extra-Leistung besaßen. Josef Newgarden führte den Restart, wie den vorangegangen aus. Marcus Ericsson hatte gut aufgepasst und konnte Alexander Rossi in Kurve 1 hinein überholen. Direkt dahinter folgten Colton Herta und Romain Grosjean. Zwischen allen drei Andretti-Piloten wurde es dabei ziemlich eng. Durch den Kampf der Andrettis konnten Josef Newgarden und Marcus Ericsson ungefährdet die Plätze 1 und 2 einfahren.
Mit dem Freigeben von Push-To-Pass war Colton Herta der Verlierer des Andretti-Kampfes, während sich Alexander Rossi vor Romain Grosjean halten konnte. In den letzten beiden Runden musste sich Colton Herta gegen den drückenden Felix Rosenqvist verteidigen. Dies gelang ihm so gerade. Mit den Plätzen 3 bis 5 war es ein ganz starkes Team-Ergebnis für Andretti Autosport. Hinter Scott McLaughlin kam auf Platz 8 Graham Rahal ins Ziel. Nach schlechter Qualifikation war er nur von Startplatz 22 ins Rennen gegangen. Während der dritten Caution war er in Runde 9 an der Box. Es folgten noch drei sehr lange Stints. Rahal hatte schon im Vorjahr beim Indy.GP gezeigt, dass er ein Meister im Management von Reifen und Benzin ist. Dieses Rennen war kaum weniger bemerkenswert.
Scott Dixon und Christian Lundgaard vervollständigten die Top-10. Für Dixon war es ein untypisches Rennen, bei dem er konstant um Platz 9 fuhr. In der Regel gelingt es ihm doch, wenn der Grundpeed im Wagen fehlt, sich über die Konstanz und/oder Strategie zu verbessern. Davon war auf der Road America nichts zu sehen. Will Power hatte sich nach dem Crash in Runde 8 vor der vorletzten Caution bis auf Platz 17 verbessert. Bei den beiden Restart wurde es gerade im Hinterfeld ziemlich wild. Power hielt sich so weit wie möglich zurück und verlor so noch zwei Plätze. Er kam auf Platz 19, direkt hinter Devlin DeFrancesco in Ziel. Nach der Ziellinie kam der alte Will Power zurück und er fuhr vor Kurve 1 in bester Tourenwagen-Tradition in DeFrancesco hinein. Laut ihrer Twitter-Nachrichten haben sich beide aber nach dem Rennen ausgesprochen.
Sieben Jahre nach ihrem letzten IndyCar-Road-Course-Rennen qualifizierte sich Simona deSilvestro nur auf Startplatz 27 und damit am Ende des Feldes. Über das ganze Rennen kämpfte sie mit den Fahrern von AJ Foyt. Tatiana Calderon fiel aufgrund eines Defektes aus dieser Gruppe und Jimmie Johnson konnte sich nach dem Fehler in der ersten Runde nie hineinfahren. Am Ende kam Simona deSilvestro auf Platz 21 vor Helio Castroneves, der durch seinen Fehler beim vorletzten Restart zurückgefallen war, und Dalton Kellett ins Ziel. Das war insgesamt kein so schlechtes Road-Course-Debut für Paretta Motorsport.
Das ganze Ergebnis kann man auf der Homepage der IndyCar-Series (pdf) nachlesen.
In der Meisterschaftswertung führt nun wieder Marcus Ericsson (293 Punkte) vor Will Power (266 Punkte) und Josef Newgarden (261 Punkte). Durch die Ausfälle verloren Pato O’Ward (248 Punkte) und Alex Palou (246 Punkte) an Boden. Scott Dixon (224 Punkte) muss so langsam schauen, dass er den Anschluss an seinen Teamkollegen nicht verliert.
Als nächstes Rennen steht das Honda Indy 200 at Mid-Ohio am 03. Juli auf dem Programm der IndyCar-Series.