Ein Ferrari brannte, der andere holte den Sieg. Aber die Italiener waren in Österreich klar schneller als Red Bull.
Dass Ferrari am Red Bull Ring siegen konnte, ist schon eine kleine Überraschung. Dabei hatte es Freitag und Samstag noch anders ausgesehen. Max Verstappen sicherte sich am Freitag knapp die Pole, gewann das Sprintrennen aber relativ sicher. Am Sonntag lief es dann aber deutlich anders. Der Weltmeister gewann den Start, musste einen deutlich schnelleren Charles Leclerc allerdings bald passieren lassen. Auch Carlos Sainz setzte sich gegen Verstappen durch und Ferrari dominierte das Rennen in der ersten Phase.
Red Bull entschied sich schnell für eine Zwei-Stopp-Strategie und holte Verstappen in Runde 13 rein. Man setzte zwar auf die harte Mischung, aber es war klar, dass der Niederländer damit nicht würde durchfahren können. Ferrari ließ sich mit den Stopps etwas mehr Zeit. Leclerc kam erst in Runde 26 und gab die Führung wieder ab. Das war eine etwas merkwürdige Entscheidung, man hätte auch einfach die Strategie von Red Bull kopieren können. Aber offenbar war man sich nicht sicher, ob man mit den harten Reifen den gleichen Vorteil haben würde, wie mit den Medium. Zu Gute halten muss man Ferrari, dass der späte Stopp eine Ein-Stopp-Strategie zumindest in den Bereich des Möglichen brachte. Es bedeutete aber auch, dass Leclerc erneut an Verstappen vorbei musste.
Das gelang dem Ferrari-Piloten allerdings relativ leicht. Mit Reifen, die 13 Runden frischer waren als die von Verstappen, plus einem leichten Speedvorteil, schnappte er sich den Red Bull wenige Runden nach seinem Stopp ohne große Mühe. Das gleiche Spiel wiederholte sich dann in den Runden 49 und 50, dieses Mal aber in umgekehrter Reihenfolge. Erst kamen die beiden Ferrari, dann Verstappen zum Stop. Allerdings gelang es Verstappen dieses Mal vor Sainz zu bleiben. Dem platzte dann ein paar Runden später spektakulär der Motor inklusive eines ordentlichen Feuers im Heck, das die Marshalls löschen mussten. Zwar gab es auch Sorgen um den Ferrari von Leclerc, dessen Gaspedal offenbar nicht selbstständig in die Ausgangsstellung gehen wollte, aber Leclerc rettete sich und den Sieg ins Ziel.
Mercedes gelang es P3 und P4 zu sichern, was angesichts des zähen Wochenendes schon überraschend war. Denn am Freitag hatten beide Mercedes-Piloten ihre Autos in den Reifenstapeln versenkt und im Sprint kam man deswegen auch nicht in Schwung. Im Rennen lief es deutlich besser. George Russell kassierte zwar berechtigterweise eine 5-Sekunden-Strafe, weil er in der ersten Runde Sergio Pérez abgeschossen hatte, aber er kämpfte sich mit guten Zeiten durch das Feld und landete am Ende hinter Lewis Hamilton. Auch der musste sich von P8 aus durchs Feld kämpfen und hatte dabei vor allem mit den beiden Haas zu kämpfen, die in Österreich richtig schnell waren.
Das gute Ergebnis von Mercedes darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie am Ende Rennens knapp 40 Sekunden hinter dem Sieger landeten. Ich hatte das Team eigentlich deutlich näher erwartet, insofern ist der Abstand schon eine Enttäuschung. Es scheint so, als befinde sich Mercedes im Moment noch in einer Art Niemandsland zwischen dem Mittelfeld und der Spitze. Sicherlich ist das Auto deutlich besser geworden, aber es fehlen immer noch rund 0,7 Sekunden im Renntrimm pro Runde. Je nach Strecke mag das hier und da weniger sein, aber mehr als eine halbe Sekunde auf der sehr kurzen Strecke in Österreich sind schon viel. Zumindest, wenn man den Anspruch von Mercedes hat.
Alpine sicherte sich mit Esteban Ocon P5, was auch das Maximum für die Franzosen war. 68 Sekunden, also fast eine Runde, fehlten Ocon auf P1, zehn Sekunden waren es auf Russell auf P4 (der ja die Strafe hatte) und 20 Sekunden waren es auf Hamilton, der auf einer ähnlichen Strategie unterwegs war. Die Punkte wird man gerne nehmen, allerdings ist der Abstand für ein Werksteam weiter lächerlich groß. Pech hatte Fernando Alonso, der nach diversen Schwierigkeiten am Ende des Feldes starten musste. Man setzte den Spanier auf eine Ein-Stopp-Strategie, die sich am Ende auch auszahlte. Der ehemalige Weltmeister landete am Ende auf P10.
Mick Schumacher landete auf P6 und das war die eigentliche Überraschung des Rennens. Die Haas hatten in Österreich eine enorme Pace, vor allem dank des guten Topspeeds. Am Freitag gelang beiden der Sprung in Q3 und im Sprintrennen konnten sich beide auch in den Top Ten halten. Am Sonntag lief es noch besser. Schumacher passierte im Rennen Kevin Magnussen und setzte sich auch von diesem ab. Dass man aber Hamilton und Russell passieren lassen musste, war nicht verwunderlich. Aber wie Schumacher sich durchsetzte und Hamilton, nach einem Fehler von diesem, noch mal überholen konnte, war schon klasse. Am Ende bekam Schumacher auch noch den „Driver of the Day“-Award.
Zwischen die Haas klemmte sich Lando Norris. Die McLaren hatten ein enorm zähes Wochenende. Daniel Ricciardo blieb in Q1 hängen, in Q2 schaffte Norris nicht mehr als P15. Im Sprintrennen lief es etwas besser, sodass die McLaren von P11 und P12 starten konnten. Im Tandem arbeiteten sie sich dann auch mühsam noch vorn, wobei Ricciardo Norris anschließend nicht mehr folgen konnte, nachdem dieser Magnussen überholt hatte. P7 und P9 sind daher eine gute Schadensbegrenzung. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die McLaren weiter unterhalb der Möglichkeiten unterwegs sind, die das Team haben sollte. Ob sich daran in diesem Jahr noch einmal etwas ändert? Wenn man sich gegen Alpine verteidigen will, muss jedenfalls etwas passieren.
Aber immerhin kamen die McLaren in die Punkte. Weit weg davon waren Alfa Romeo und Aston Martin. Gerade bei den Aston ist das weiterhin extrem enttäuschend, zumal auch die Rennpace nicht wirklich passt. Die ganzen Updates am Auto scheinen nicht viel zu bringen, was schon etwas überraschend ist. Sicherlich ist das Auto besser geworden, aber ein Team wie Aston sollte zu mehr in der Lage sein. Dass man nicht vorankommt, spricht auch nicht gerade für die Entwicklungsarbeit im Team, was immer ein Alarmsignal ist. Nur so als Vergleich: Mick Schumacher hat jetzt nur drei Punkte weniger als Sebastian Vettel.
Eine Enttäuschung war das Rennen auch für Alfa Romeo. Es ist sicherlich schwierig für das Team, die Geschwindigkeit der Entwicklung von Alpine zu halten, aber die Haas sollte man eigentlich im Griff haben. Auch hier scheinen die letzten Updates das Auto eher nach hinten entwickelt zu haben, statt noch vorn. Vor allem der Einbruch bei Valtteri Bottas ist bemerkenswert, denn er kann sonst zumindest aus dem Auto wenigstens eine gute Runde in der Quali herausholen. Aber auch das gelingt im Moment nicht. Allerdings scheiterte Bottas nur knapp an den Punkten, da er sich erst in den letzten Runden Alonso geschlagen geben musste. Dennoch ist es erstaunlich, dass Alfa nach dem guten Start nicht davon profitieren konnte.
In der WM ist es wieder ein wenig enger geworden. 38 Punkte trennen Leclerc noch vom Spitzenreiter Verstappen, was bei der Menge an ausstehenden Rennen nicht viel ist. Allerdings kämpft Ferrari weiter mit Problemen bei der Zuverlässigkeit, wie der Schaden von Sainz zeigte. Auch Leclerc ist bei der Nutzung der erlaubten Motorteile schon wieder am Anschlag und das, nachdem er bereits eine Strafe kassiert hatte. Im Moment hat Red Bull hier also einen Vorteil, auch wenn ich davon ausgehe, dass Verstappen ebenfalls im Herbst noch einen unerlaubten Motorwechsel in Kauf nehmen muss. Ferrari dürfte nach den Siegen in Silverstone und Österreich allerdings wieder Morgenluft wittern. Die WM ist also noch lange nicht vorbei.
Bilder: Ferrari, Daimler AG, Alpine, McLaren, Aston Martin, Haas, Williams
1 Kommentare
Alonso war zwar auf einer One-Stop-Strategie, ging aber in der VSC-Phase dann doch an die Box und holte sich frische Reifen, wodurch er auf P13 zurück fiel, fuhr dann aber von dort wieder vor auf 10.
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