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Sachstandsbericht Nachwuchsformeln: Juli 2022 (II)

Das letzte Rennwochenende vor der Sommerpause für F2, F3, W Series und FRECA

von StefanTegethoff
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Noch einmal geht es für die Formel 2, Formel 3 und W Series (in Budapest) zur Sache, und die FRECA fährt im Rahmen des 24h-Rennens ins Spa. Danach geht es in die Sommerpause. Für die drei erstgenannten Serien bis Ende August, für die FRECA sogar bis Mitte September. Schauen wir also auf den Stand in diesen Serien – Platz 1 ist bei allen unverändert geblieben, aber zumindest in F3 und FRECA ist es dahinter eng.

Formel 2

Die positive Überraschung der zweiten Saisonhälfte ist für mich Logan Sargeant. Der US-Amerikaner hat seit Silverstone massiv an Quali-Pace gewonnen: dort startete er erstmals von Pole und gewann das Hauptrennen. In Spielberg gewann er es auch, von Startplatz 3 aus. Und in Le Castellet stand er wieder auf Pole – doch ein Kupplungsschaden am Start sorgte dafür, dass er schlecht von der Linie weg kam und das Rennen dann auch nicht beenden konnte. Ein weiteres Podium hätte ihn bereits sehr nah an Theo Pourchaire im Kampf um P2 der Meisterschaft herangebracht.

Theo Pourchaire (Quelle: Sauber F1)

An der Spitze der Tabelle steht aber nach wie vor Felipe Drugovich, der mit unauffälligen Rennen immer weiter solide Resultate und Punkte sammelt. Sein letzter Sieg war in Monaco, aber bis auf ein einziges Rennen kam er seitdem immer zwischen den Plätzen 3 und 5 ins Ziel. Macht er so weiter, wird dem Brasilianer der Titel kaum zu nehmen sein. Im Le Castellet-Sprint folgte er seinem ärgsten Widersacher Theo Pourchaire ins Ziel – dessen dritten Platz erbte er dann später am Abend, als Pourchaire eine 5 Sekunden-Strafe aufgebrummt bekam, weil er Marcus Armstrong überholt hatte, indem er ihn von der Strecke abdrängte.

Pourchaire hatte bereits am Samstag sein Podium wie einen Sieg gefeiert, was sich damit als unberechtigt herausstellte. Den zweiten Platz am Sonntag feierte er vor heimischem Publikum noch ausgelassener, sodass der erste F2-Sieg von Ayumu Iwasa fast unterging. Immerhin sangen Mitglieder von Iwasas DAMS-Team zusammen mit Pourchaire die französische Hymne vor der Tribüne. Dritter wurde Frederik Vesti, der neben Sargeant der auch zu den in der zweiten Saisonhälfte erstarkten Rookie gehört.

Red Bull-Junior Iwasa konnte mit seinem Sieg gleich an mehreren Kontrahenten des vorderen Mittelfeldes vorbeiziehen, die allesamt rabenschwarze und punktelose Wochenenden hatten: Marcus Armstrong, Dennis Hauger, Jüri Vips und Richard Verschoor. Letzterer hatte in Spielberg noch auf der Strecke das Hauptrennen dominant gewonnen, wurde aber nachträglich disqualifiziert, weil nicht mehr die erforderliche Menge Sprit im Tank seines Boliden war, obwohl er die Auslaufrunde bereits nicht zu Ende fuhr. Dem Niederländer, der das erste Saisonrennen gewann, klebt leider das Pech an den Hacken.

Zwischen Liam Lawson (dem Fünften) und Jüri Vips (als 12. Der Meisterschaft) liegen allerdings auch nur 12 Zähler – und hier kann es noch um wichtige Superlizenz-Punkte gehen: Der Fünfte bekommt am Saisonende 20 und hat damit die halbe Miete für eine Superlizenz zusammen, der Zehnte noch drei Punkte.

Stand:
  1. Felipe Drugovich (MP Motorsport) – 173 Punkte
  2. Theo Pourchaire (ART, Sauber Academy) – 134 Punkte
  3. Logan Sargeant (Carlin, Williams Academy) – 118 Punkte
  4. Jehan Daruvala (Prema, Red Bull Junior Team) – 94 Punkte
  5. Liam Lawson (Carlin, Red Bull Junior Team) – 79 Punkte
  1. Ayumu Iwasa (DAMS, Red Bull Junio Team) – 72 Punkte

Nächstes Rennwochenende: Hungaroring (F1), 29.-31. Juli

 

Formel 3

Die Formel 3 war in Le Castellet nicht dabei, aber eine Woche zuvor am Red Bull-Ring. Dort konnte Rookie Isack Hadjar sein Standing als stärkster Red Bull-Rookie auf dieser Ebene weiter verfestigen: Der 17-jährige Franzose holte seinen dritten Saisonsieg, aber den ersten in einem Hauptrennen. Die Basis dafür hatte er mit der Pole am Freitag gelegt, aber trotzdem war es eine starke Leistung, diese am frühen Sonntagmorgen bei strömendem Regen in einen Sieg umzumünzen.

Quelle: Ferrari

Ihm ins Ziel folgten der Meisterschaftsführende, Victor Martins, und Oliver Bearman, der sein drittes Saison-Podium holte. Nachdem er in der Formel 4 einen Sieg nach dem anderen abräumte, läuft es in der F3 bisher noch nicht ganz rund, wie sich auch im Sprint von Spielberg wieder zeigte: im Kampf um Platz 5 wurde er in die Zange genommen, als er selbst versuchte, oben am Berg Zane Maloney zu überholen, und sein Teamkollege Arthur Leclerc dann noch innen rein stach. Maloney wurde umgedreht und schied aus, Bearman fiel zurück, Leclerc profitierte. Der Brite bekam dann noch eine 5 Sekunden-Strafe wegen zu häufigen Überschreiten der Track Limits, ein Problem wegen dem er bereits einen Sieg beim Auftakt in Bahrain verlor.

Den Sprint gewann mit Jak Crawford ein weiterer Rookie und Red Bull-Junior. Ebenfalls gute Leistungen zeigte bei den letzten beiden Events Red Bull-Junior Jonny Edgar, der zuvor einige Rennen ausgesetzte hatte, da er an Morbus Crohn erkrankt war, was ihn zu Saisonbeginn schwächte und zu einer Unterbrechung zwang. Danach in vier Rennen zwei Punkte-Resultate zu holen, kann man als gelungenes Comeback bezeichnen.

In der Meisterschaft ist es weiterhin sehr eng zwischen dem konstant punktenden Victor Martins, dem einzigen Dreifachsieger der Saison, Isack Hadjar, und Arthur Leclerc, bei dem man weiterhin oft das Gefühl hat, dass er sein Potenzial nicht voll ausschöpft. Ob Jak Crawford noch eine Chance hat zu diesem Trio aufzuschließen, wird sich in  Budapest am Wochenende zeigen. Nach der Sommerpause kommen nur noch drei Events, sodass es langsam eng wird.

Stand:
  1. Victor Martins (ART, Alpine Academy) – 77 Punkte
  2. Isack Hadjar (Hitech, Red Bull Junior Team) – 68 Punkte
  3. Arthur Leclerc (Prema, Ferrari Driver Academy) – 71 Punkte
  4. Jak Crawford (Prema, Red Bull Junior Team) – 60 Punkte
  5. Roman Stanek (Trident) – 61 Punkte
  6. Oliver Bearman (Prema, Ferrari Driver Academy) – 44 Punkte

Nächstes Rennwochenende: Hungaroring (F1), 29.-31. Juli

 

W Series

Der Start des Rennens in Le Castellet war spektakulär: als Nerea Marti von Startplatz 2 nur schleppend weg kam, musste Marta Garcia hinter ihr ausweichen, was ihre Beschleunigung verzögerte. Abby Eaton dahinter war gut gestartet, musste dann aber um die ausweichende Garcia herum fahren, dabei touchierten sich beide und Eatons knallroter Bolide stieg kurz in die Luft auf. Sie musste mit gebrochener Aufhängung aufgeben.

Jamie Chadwick (Quelle: Williams Racing)

Die von P3 gestartete Jamie Chadwick hatte wegen des schlechten Starts von Nerea Marti bereits einen Platz gewonnen – die Führung holte sie sich bereits nach drei Kurven mit einem starken Manöver, außer herum vorbei an Beitske Visser. Nach einer Safety Car-Phase zur Rennmitte versuchte die Niederländerin ihr Glück und ging beim Restart an der Dominatorin der Serie vorbei – aber nur für wenige Meter, dann holte sich Chadwick die Führung zurück und verteidigte sie bis ins Ziel. Visser musste noch die beiden Spanierinnen Marti und Garcia passieren lassen, die das Podium vervollständigten, rückte aber in der Tabelle näher an Platz 2 heran, da Abbi Pulling ein schlechtes Wochenende erwischte.

Chadwick führt also weiterhin mit maximaler Punkteausbeute. Spannender als der Kampf um den Titel ist weiterhin die Frage, wo die W Series in Zukunft hin will. David Coulthard, Chef des Advisory Boards der Serie, hat hier seine Tendenz in Richtung „Nachwuchsserie“ ausgesprochen, es brauche im Motorsport keine Trennung der Geschlechter. Damit hat er seine Ansicht gegenüber 2020 geändert, als er noch die Meinung äußerte, die W Series könne eine selbstständige Meisterschaft wie die Formel E werden. Ob man die W Series als Nachwuchsserie begreifen kann, wird auch daran hängen, was Jamie Chadwick nächstes Jahr macht bzw. welche Chancen sie bekommt…

Stand:
  1. Jamie Chadwick (Williams Academy) – 125 Punkte
  2. Abbi Pulling – 55 Punkte
  3. Beiske Visser – 53 Punkte
  4. Belén García – 46 Punkte
  5. Nerea Martí – 44 Punkte

Nächstes Rennwochenende: Hungaroring (F1), 29.-31. Juli

 

Formula Regional European Championship by Alpine

Die FRECA hatte ihr Budapest-Event bereits, es waren zwei recht ereignisarme Rennen. Trotz des „Push to Pass“-Buttons, der in dieser Saison neu eingeführt wurde (DRS gibt es hier nicht), ist auf dem Hungaroring das Überholen trotzdem noch schwierig bis unmöglich. Der Gewinner des Wochenende war Gabriele Mini, der zwar keines der Rennen gewinnen konnte, aber mit zwei zweiten Plätzen nah an Dino Beganovic heranrückte, der das schwächste Wochenende seiner Saison hatte. Am Samstag startete er als Elfter und konnte noch ein paar Pünktchen retten, am Sonntag qualifizierte er sich nur als Zwölfter, im Rennen ging es noch weiter nach hinten.

Dino Beganovic (Quelle: Ferrari)

Die Sieger starteten jeweils von der Pole und hießen Kas Haverkort (in Rennen 1) und Hadrien David (in Rennen 2). Insbesondere am Sonntag schien Davids Team R-ace GP Setup-technisch am besten aufgestellt zu sein, denn auch Gabriele Bortoleto konnte den dritten Platz vom Start bis ins Ziel behaupten und so sein erstes Podium holen. Auch dem deutschen Rookie Tim Tramnitz gelang es am Sonntag, einen starken vierten Startplatz bis zum Rennende zu behaupten und so zum dritten Mal in der Saison bester Rookie zu sein.

Am Samstag ging dieser Titel an Roman Bilinski, der mit einem starken P3 sogar das erste Podium für einen Rookie in der laufenden Saison einfuhr. Fünf Plätze gewann er in der turbulenten Startrunde, und diesen Platz verteidigte er dann bis ins Ziel. Verlierer dieser Startrunde war Paul Aron, der von P2 aus wie ein Stein zurückfiel. Nach eigener Aussage hatte er an diesem Wochenende mit einer Vielzahl von Probleme außerhalb seiner Kontrolle zu kämpfen. Obwohl noch die Plätze 6 und 7 raus sprangen, hat ihn Gabriele Mini in der Gesamtwertung nun überholt.

Nachdem Beganovic so dominant in die Saison gestartet war, wird es nun doch noch richtig eng zwischen ihn, Mini und Aron. Diese Woche ist die FRECA im Rahmen des 24 Stunden-Rennens in Spa-Francorchamps am Start – die Rennen finden am Freitag und Samstag statt! Auch die französische Formel 4-Meisterschaft steht dort auf dem Programm. Hier dominiert bisher der Neuseeländer Hugh Barter, der aber zugleich in der spanischen F4 nicht an dem Bulgaren Nikolai Tsolov vorbei kommt – vielleicht sehen wir ja einen oder beide von diesen nächstes Jahr in der FRECA.

Stand:
  1. Dino Beganovic (Prema, Ferrari Driver Academy) – 180 Punkte
  2. Gabriele Mini (ART Grand Prix) – 171 Punkte
  3. Paul Aron (Prema, Mercedes Junior Team) – 152 Punkte
  4. Hadrien David (R-ace GP, Alpine Academy) – 129 Punkte
  5. Kas Haverkort (Van Amersfoort) – 122 Punkte
  1. Tim Tramnitz (Trident) – 22 Punkte

Nächstes Rennwochenende: Spa-Francorchamps (GT World Challenge, 24h-Rennen), 29.-30. Juli

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