Home IRLIndyCar IndyCar: Analyse Gallagher Grand Prix

IndyCar: Analyse Gallagher Grand Prix

von Rainer
0 Kommentare

Mit dem Sieg am Samstag konnte Alexander Rossi endlich seine Negativserie beenden. Ganz ungetrübt war die Freude bei Andretti Autosport trotzdem nicht.

Felix Rosenqvist kämpft noch um ein Cockpit in der IndyCar-Series und konnte mit der Pole-Position in der Qualifikation einen kleinen Erfolg vorweisen. Alexander Rossi ging von Startplatz 2, direkt vor Rosenqvist Teamkollegen Pato O’Ward, ins Rennen. Dahinter folgten Will Power und Josef Newgarden, die für Roger Penske um die Meisterschaft kämpfen. Christian Lundgaard schloss die Fast-Six ab. Die Meisterschaftsanwärter von Chip Ganassi Racing hatten hingegen größere Probleme. Marcus Ericsson ging, nach einem Motorschaden im Training, von der letzten Startposition ins Rennen. Scott Dixon konnte sich mit Startplatz 20 nicht viel besser qualifizieren. Alex Palou, der aktuell von Chip Ganassi Racing zivilrechtlich verklagt wird, verpasste mit Platz 7 hingegen die Fast-Six nur knapp.

Bei dem Rennen auf dem Rundkurs gibt es zwei Schlüssel zu einer guten Platzierung: Erstens eine gute Track-Position, am besten schon durch eine gute Qualifikation, und dann ein möglichst kurzer Stint auf Prime-Tires. Die extremste Form dieser Strategie hatte Graham Rahal 2020 umgesetzt. Durch einen Startunfall war er schon zu einem Stopp in der zweiten Runde gezwungen. Unter Caution holte sein Team ihn in der nächsten Runden zum Nachtanken noch einmal an die Box. Die restlichen 82 Runden absolvierte er dann im Benzinsparmodus mit nur noch zwei weiteren Stopps. Mit Abstand letzter Fahrer im Feld nach drei Runden, fuhr Graham Rahal so noch einen siebten Platz ein. Er war das Vorbild von Will Power und Pato O‘Ward in diesem Jahr.

Wie fast üblich kam es schon direkt nach dem Start in den Kurven 1 und 2 zu den ersten Unfällen. Will Power wurde von Colton Herta in Pato O’Ward, der sich ganz drehte, hineingedrückt. Power verlor einige Plätze und wurde in Runde 2 von Helio Castroneves von der Strecke gefahren, der sich unbedingt durch eine nicht vorhandene Lücke zwischen Power und David Malukas quetschen musste. Nach der zweiten Runden fanden sich so die beiden Meisterschaftskontrahenten Will Power und Pato O’Ward nur auf den Plätzen 16 und 25 wieder. Zu ihrem Glück löste Dalton Kellett schon in Runde 3 seine obligatorische Caution aus. Will Power und Pato O’Ward nutzten die Gelbphase nun für ihren ersten Boxenstopp und dem Wechsel von Prime- auf Option-Tires.

An der Spitze konnte sich erst einmal Felix Rosenqvist vor Alexander Rossi behaupten. Auf Platz 3 lag kurzfristig Josef Newgarden, der aber wegen des Verstoßes gegen die Track-Limits, zwei Positionen an Colton Herta und Christian Lundgaard abgeben musste. Ab Runde 8 bauten die Reifen bei Rosenqvist deutlich mehr ab als bei den Wagen von Andretti Autosport und er musste Colton Herta, der sich vorher schon an seinem Teamkollegen vorbei gebremst hatte, und Alexander Rossi passieren lassen. Bis Runde 14 fiel Rosenqvist bis auf Platz 8 zurück. Warum sein Team ihn nicht eher an die Box geholt hat, bleibt deren Geheimnis. Ab Runde 10 kamen nämlich schon die ersten Fahrer, die auf Prime-Tires gestartet waren, ganz regulär an die Box.

Scott McLaughlin war auf den Option-Tires an den Start gegangen und übernahm nun die Führung vor Marcus Ericsson, der aber auf Prime-Tires unterwegs war. Hinter Jimmie Johnson, ebenfalls Option-Tires, folgten schon Will Power und Pato O’Ward. Nach Runde 30 kamen beiden dann zu ihrem zweiten Stopp an die Box. Nur drei Runden später eröffnete Alex Palou die Sequenz der regulären Stopps. Für Simon Pagenaud kam der Call zur Box aber zu spät und er rollte ohne Benzin langsam aus. Da er seinen Wagen in einer wenig gefährdeten Stelle parken konnte, ließ die Rennleitung das Rennen erst einmal unter Grün weiterlaufen und jeder Fahrer sollte die Chance auf den zweiten Stopp habe. Die Caution wurde dann erst in Runde 36 ausgerufen, als auch die Top-5 in die Box abgebogen waren. Neben Will Power und Pato O’Ward, die ihren zweiten Stopp ja schon viel früher absolviert hatten, blieb auch Jimmie Johnson draußen. Alle drei wurden so natürlich nach vorne gespült.

Zum Restart in Runde 39 führte Colton Herta das Feld vor Alexander Rossi und Christian Lundgaard an. Direkt dahinter folgten schon Will Power und Jimmie Johnson, der aber noch einen zusätzlichen Stopp absolvieren musste. Will Power hingegen war mit intensivem Benzinsparen auf derselben Strategie, wie die Fahrer um ihn herum. Von der Caution profitierte auch Scott McLaughlin. Durch seinen ersten langen Stint auf Option-Tires hatte er sich nach vorne gefahren. Die Caution beendete nun seinen Stint auf Prime-Tires, bevor er auf diesen viel Zeit verloren hätte. So konnte Josef Newgarden seinen Rückstrand auf McLaughlin vor der Caution von mehr als 6 Sekunden nur auf 1 Sekunde reduzieren.

Auch ohne Stopp verlor Jimmie Johnson auf alten Reifen einige Plätze und fiel aus der Spitzengruppe heraus. Colton Herta führte weiterhin das Rennen souverän an, bis er in Runde 42 langsam in Richtung Boxengasse rollte. Er hatte sich schon bei der Kollision nach dem Start mit Will Power den rechten Seitenkasten beschädigt. In Runde 42 fuhr er hart über den Kerb von Kurve 12 und augenblicklich sprang das Getriebe in den Leerlauf. Entweder hat die Elektronik durch den weiteren Schlag den Dienst eingestellt oder das Getriebe an sich. Der mögliche Doppelsieg für Andretti Autosport war auf jeden Fall dahin.

Das restliche Rennen, auch über die letzten Boxenstopps hinweg, plätscherte dann so dahin. Alexander Rossi fuhr endlich seinen ersten Sieg seit Road America 2019 ein und Christian Lundgaard sein erste Podium in der IndyCar-Series. Die einzige halbwegs spannende Frage der Spitzengruppe war noch, ob Team Penske seine Fahrer frei fahren lässt oder sie sich nicht angreifen dürfen. Will Power auf Platz 3 musste immerhin mehr Benzin sparen als Scott McLaughlin und Josef Newgarden hinter ihm. Am Ende rollten sie in gleichbleibender Reihenfolge ins Ziel. Mit Blick auf die Meisterschaftschancen von Will Power sicherlich die richtige Entscheidung.

Für die Meisterschaftswertung entscheidend war das Abschneiden der Fahrer von Chip Ganassi Racing. Alex Palou, Scott Dixon und Marcus Ericsson gingen alle mit Prime-Tires an den Start. Daraus entwickelten sich aber drei verschiedene Strategien. Mit Stopps in den Runden 10 beziehungsweise 11 absolvierten Dixon und Palou den üblichen sehr kurzen Stint zu Beginn des Rennens. Während dieses Stints konnte sich Scott Dixon von Startplatz 20 bis auf 14 vorne fahren. Alex Palou hingegen verlor, trotz des Zurückfallens von Will Power und Pato O’Ward, zwei Plätze. Er hatte offensichtlich Probleme mit den Prime-Tires auf Speed zu kommen. Marcus Ericsson blieb hingegen bis Runde 23 auf der Strecke und der lange Stint, mit freier Fahrt nach den Stopps der anderen Fahrern, brachte ihm immerhin die Verbesserung auf Platz 18 ein.

Über den zweiten Stint mit Option-Tires verbesserten sich alle drei Piloten. Bei Alex Palou brachen diese aber zum Ende hin deutlich ein und er rutsche durch die Kurven. Bei Chip Ganassi Racing wollte man das Risiko mit zwei längeren Stints auf Option-Tires nicht eingehen und setzte Palou in Runde 34 auf Prime-Tires. Die Stopps von Scott Dixon und Marcus Ericsson brachten nun alle drei Fahrer zusammen. Beim Restart nach der Pagenaud-Caution überholte Scott Dixon Alex Palou für Platz 13. Marcus Ericsson fuhr auf Platz 16. Auch in diesem Stint machten sie Plätze gut. So konnten beide McLaren-SP-Fahrer, Felix Rosenqvist und Pato O’Ward, Scott Dixon und Alex Palou nicht hinter sich halten. Später musste Pato O’Ward im Sparmodus auch noch Marcus Ericsson passieren lassen. Von den ganzen Überholmanövern war leider nicht viel im Fernsehbild zu sehen. Im Ziel standen für Scott Dixon, Alex Palou und Marcus Ericsson die Plätze 8, 10 und 11 zu Buche. Besonders für Dixon und Ericsson war das schon eine sehr gute Schadensbegrenzung.

Das ganze Ergebnis des Rennens kann man auf der Homepage der IndyCar-Series (pdf) nachlesen.

Mit Platz 3 übernahm Will Power (431 Punkte) die Führung in der Meisterschaftswertung von Marcus Ericsson (422 Punkte). Auf den nächsten Plätzen folgen Josef Newgarden (399 Punkte), Scott Dixon (393 Punkte) und Pato O’Ward (385 Punkte). Mit nur noch vier Rennen im Kalender wird die Titelverteidigung von Alex Palou (379 Punkte) schon sehr schwer.

Am nächsten Wochenende steht schon der Grand Prix in den Straßen von Nashville auf dem Programm der IndyCar-Series.

Das könnte Dir auch gefallen