Am Wochenende starten die beiden wichtigsten Nachwuchsformeln gemeinsam mit der Formel 1 wieder durch. In der Formel 3 ist es an der Spitze sehr eng und es stehen nur noch drei Events aus: Spa, Zandvoort und Monza, an drei aufeinander folgenden Wochenenden. Hier kann sich niemand der Titelaspiranten einen Durchhänger erlauben, wer noch im Urlaubsmodus ist und in Spa Punkte verschenkt, kann schnell aus dem Meisterschaftsrennen herausfallen. An der Spitze sind Rookie und Red Bull-Junior Isack Hadjar und Alpine Academy-Mitglied Victor Martins gleichauf, Arthur Leclerc lauert wenige Punkte dahinter. Aber auch die beiden Prema-Piloten Crawford und Bearman könnten noch eine Chance haben, wenn einer von ihnen zu einem Höhenflug ansetzt und die anderen patzen. 2021 war Trident in Spa gut aufgestellt, deren Piloten spielen im Titelrennen aber dieses Jahr keine Rolle.
Auch die Formel 2 nimmt den traditionsreichen Triple Header Spa-Zandvoort-Monza komplett mit – allerdings steht dann nach mehr als zwei Monaten Pause noch das Saisonfinale in Abu Dhabi an. Vielleicht ist die Meisterschaft bis dahin allerdings auch schon entschieden… Das hängt davon ab wie es zwischen Felipe Drugovich und Theo Pourchaire an den nächsten drei Wochenenden weitergeht. Kann Pourchaire den Rückstand von aktuell 21 Punkten weiter reduzieren? Oder gelingt Drugovich, der seit Monaco kein Rennen mehr gewonnen hat, ein Aufbäumen, um nochmals davon zu ziehen? Logan Sargeant ist nach punktearmen Wochenenden in Le Castellet und Budapest jedenfalls so gut wie aus dem Rennen, wird aber Platz 3 zementieren wollen. Was können die schwächelnden und teils vom Pech verfolgten Red Bull-Junioren Daruvala (P5), Lawson (P8), Vips (P10) und Hauger (P12) noch aus der Saison rausholen? Spannung ist auf jeden Fall noch drin.
Außerdem gibt es in Spa ein Wiedersehen mit „alten“ Bekannten: Lirim Zendeli wird bei Campos Olli Caldwell ersetzen, der aufgrund zu vieler Penalty-Punkte für ein Wochenende gesperrt ist. Nach Amaury Cordeel ist er bereits der zweite gesperrte F2-Pilot in dieser Saison, Roy Nissany, über dessen Driving Standards auch immer mal wieder diskutiert wird, ist auch nur einen Strafpunkt von einem freien Wochenende entfernt. Mit David Beckmann kehrt ein weiterer Deutscher zurück, und zwar sogar für den Rest der Saison. Hatte er Jake Hughes zunächst während dessen Covid-Pause vertreten, wird er das Van Amersfoort-Cockpit nun bis zum Saisonende übernehmen, da Hughes sich auf seine Zukunft in der Formel E konzentieren möchte, wo er zuletzt Reserve- und Entwicklungsfahrer für Mercedes war. Bei Charouz ist Cem Bolukbasi rausgeflogen, einer Stellungnahme des Teams nach, da er gegen vertragliche Verpflichtungen verstoßen habe. An seine Stelle tritt Tatjana Calderon, die bereits 2019 eine F2-Saison bestritten hat, allerdings ohne nennenswerte Erfolge. Sie war damals Teamkollegin von Anthoine Hubert, dessen tödlicher Unfall in Spa sich Ende des Monats zum dritten Mal jährt.
ADAC F4
In der Sommerpause vieler anderer Serien hat die ADAC Formel 4 zwei Events absolviert. Das zweite davon hat mit Prema allerdings das dominierende Team der Saison ausgelassen, die Italiener haben sich dann doch noch eine Sommerpause gönnen wollen, bevor die italienische F4 Anfang September wieder durchstartet. Bei dem Vorsprung in allen Meisterschaftswertungen konnten sie sich das auch erlauben. Auch wenn Taylor Barnard an beiden Rennwochenenden aufholen konnte, geht Andrea Kimi Antonelli trotzdem noch mit 34 Punkten Vorsprung ins Saisonfinale auf dem Nürburgring. Bis zu diesem müssen wir uns allerdings noch einige Wochen gedulden.
Beim ersten Besuch auf dem Nürburgring (genauer: auf dessen Sprint-Variante) gab PHM Racing ein gutes Bild ab, sodass Taylor Barnard seine ersten Rennsiege gegen Antonelli holen konnte. In Rennen 1 half dem Briten dabei, dass der Italiener von der Pole aus zu früh losgefahren war und eine 5 Sekunden-Zeitstrafe aufgebrummt bekam. Barnard konnte damit seine Attacken einstellen und musste Antonelli nur ins Ziel folgen, um das Rennen zu gewinnen, was ihm auch gelang, da PHM Racing auf dieser Strecke sehr gut aufgestellt war. Das Duo schaffte es aber, den Rest des Feldes so weit zu distanzieren, dass Antonelli Platz 2 behalten konnte. Nikita Bedrin im zweiten PHM gelang es erst kurz vor Schluss, an Charlie Wurz vorbei zu gehen, sodass er den Rückstand auf Antonelli nicht mehr reduzieren konnte.
Den zweiten Lauf gewann ebenfalls Barnard vor Antonelli, diesmal aber ohne Strafe und direkt von der Pole aus. Wieder wurde Bedrin Dritter. Im Reverse Grid-Rennen konnte sich schließlich Ferrari-Junior James Wharton seinen allerersten Formel 4-Sieg sichern. Ich gehe davon aus, dass wir ihn nächstes Jahr weiter auf dem F4-Level sehen werden. Zweiter wurde Conrad Laursen für Prema, dahinter holte Barnard von Startplatz 8 aus sein drittes Podium an einem sehr starken Wochenende. Antonelli, der vor ihm gestartet war, kam einen Platz dahinter ins Ziel.
Ohne Prema auf dem Grid dominierte PHM Racing das nächste Event am Lausitzring beinahe nach Belieben. Im verregneten ersten Rennen holte Nikita Bedrin seinen ersten Saisonsieg vor Taylor Barnard. Der gewann die beiden übrigen Läufe, den dritten wiederum von Startplatz 8 aus. Bedrin kam noch zweimal aufs Podium, im dritten Lauf gab es ein reines PHM-Podium, da Rookie Valentin Kluss in einem Foto-Finish Platz 3 gegen den von der Reverse Grid-Pole gestarteten Finnen Rasmus Joutsimies erkämpfen konnte. Kluss ist Ende Mai 15 geworden und konnte erst in der laufenden Saison einsteigen. Auch ihn werden wir nächstes Jahr wahrscheinlich weiter in der Formel 4 sehen.
Ebenfalls erst 15 geworden ist der McLaren-Junior Ugo Ugochukwu, der am Nürburgring für Prema einen Gastrauftritt anstelle des führenden Rookies, Rafael Camara, absolvieren durfte. Der US-Amerikaner präsentierte sich gut, kam dreimal in den Top Ten ins Ziel. Damit konnte er seine starke Performance in der British F4, wo er derzeit auf Rang 3 der Meisterschaft liegt, auch in einer anderen Serie bestätigen, auch wenn die ADAC F4 mit 13 (am Nürbrugring) bzw. elf Startern (in der Lausitz) aktuell nicht der beste Gradmesser ist.
Stand:
- Andrea Kimi Antonelli (Prema, Mercedes Junior-Team) – 253 Punkte
- Taylor Barnard (PHM Racing) – 219 Punkte
- Rafael Camara (Prema, Ferrari Driver Academy) – 155 Punkte
- Nikita Bedrin (PHM Racing) – 155 Punkte
- Conrad Laursen (Prema) – 129 Punkte
Nächstes Rennwochenende: Nürburgring (ADAC Westfalen Trophy), 14.-16. Oktober
(Fotos: ADAC)