Beim zweiten Gastspiel der BTCC in diesem Jahr auf dem Thruxton Circuit in Hampshire gaben die Motorbase-Ford klar den Ton an: Dan Cammish und Ash Sutton holten sich je einen Laufsieg bevor im dritten Lauf „Mr. Thruxton“ Josh Cook seiner Siegesserie auf dem Highspeedkurs in Hampshire einen weiteren Erfolg hinzufügte. Der Kampf um die Meisterschaft entwickelt sich derweil zu einem engen Vierkampf zwischen Colin Turkington, Ash Sutton, Tom Ingram und Jake Hill.
Die erste Runde des ersten Laufs sollte sich als eine der turbulentesten Startphasen des Jahres herausstellen. Der von Platz drei gestartete Jake Hill attackierte gleich nach Erlöschen der Ampel Josh Cook, der die Pole Position auf seiner ausgemachten Lieblingsstrecke, nur knapp an Dan Cammish verloren hatte. Hill war vor dem Anbremsen der Campell/Cobb-Kombination eigentlich vorbei, aber Cook probierte trotzdem sich außen wieder an Hill vorbeizubremsen, während sich auf der Innsenseite zugleich der von Startplatz vier gestartete Ash Sutton daran machte, sowohl an Hill als auch Cook vorbeizugehen.
In der Folge gerieten zunächst Hills BMW und Cooks Honda aneinander und anschließend noch einmal Cook mit dem Ford von Sutton. Klarer Verlierer war am Ende Josh Cook, der nach der zweiten Berührung mit Sutton ins Kiesbett rodelte und ins Mittelfeld durchgereicht wurde. Aber auch Sutton und Hill mussten durch das Durcheinander Federn lassen und verloren eine Position an den von Startplatz fünf gestarteten Gordon Shedden, der sich nun hinter Pole-Mann Cammish als Zweitplatzierter einreihte.
Für weitere Aufregung sorgte im weiteren Rundenverlauf Tom Chilton, der nach einer Berührung ausgangs der ultraschnellen Church Corner mit Highspeed quer stehend ins endlos scheinende Wiesen-Infield von Thruxton schoss und nur mit viel Glück nicht vom holprigen Untergrund ausgehebelt wurde, was unweigerlich in einem üblen Überschlag geendet hätte. Kurz vor Vollendung der ersten Runde waren sich dann Toyota-Pilot Ricky Collard und Vauxhall-Pilot Michael Crees zunächst über die Vorfahrt in der Schikane uneinig und gerieten kurz darauf auf Start-Ziel ein zweites Mal aneinander, was nur haarscharf ohne Einschlag von Collard in die Boxenmauer endete, bei dem er sehr wahrscheinlich auch noch Teamkollege Rory Butcher mit abgeräumt hätte.
Völlig unbeeindruckt von den Geschehnissen hinter ihm kam derweil Ford-Pilot Dan Cammish als klar Führender mit einem komfortablen Vorsprung vor Gordon Shedden, Ash Sutton und Jake Hill aus der ersten Runde zurück. Im weiteren Rennverlauf schaffte es Shedden zwar, die Lücke zu Cammish zuzufahren – ernsthaft gefährdet war der erste Saisonsieg des amtierenden Porsche Carrera Cup-Champions aber nicht. Ash Sutton belegte den dritten Platz und machte damit das erste Doppelpodium für Motorbase in dieser Saison perfekt. Zugleich schmolz Sutton den Rückstand in der Meisterschaft auf Colin Turkington um wichtige Zähler ein.
Für Jake Hill blieb am Ende nur der vierte Platz. Im Gegensatz zu den vorangegangenen BTCC-Rennen in Snetterton und Knockhill konnten die BMWs in Thruxton nicht an ihre fast schon dominante Form anknüpfen. Hinter Hill sah als klarer Überraschungsmann dieses Laufs Ash Hand die Zielflagge auf Platz fünf. Der Vauxhall-Pilot hatte gemeinsam mit Teamkollege Michael Crees bereits eine beeindruckende Quali-Leistung gezeigt, die beide auf die Startplätze sechs und sieben führte. Im Rennen war Crees zunächst seinem Teamkollegen gefolgt, musste sich dann aber Rory Butcher und schließlich auch noch Dan Rowbottom geschlagen geben und sah am Ende hinter beiden die Zielflagge immerhin noch auf Platz acht.
Erst dahinter fanden sich mit Tom Ingram und Colin Turkington die weiteren Meisterschaftsfavoriten wieder, die gegenüber Sutton und Hill deutlich Punkte einbüßten. Turkington kam in Thruxton noch schlechter mit seinem BMW zurecht, als Teamkollege Hill und qualifizierte sich nur für den 15. Startplatz, was er im Rennen dann immerhin bis auf den zehnten Platz verbessern konnte. Aber auch Tom Ingrams Hyundai scheint den Thruxton Circuit nicht wirklich zu mögen. Gegen die vor ihm liegenden, eigentlich deutlich schwächeren Vauxhall, war Ingram jedenfalls chancenlos und konnte als einzigen Erfolg aus dem ersten Lauf mitnehmen, dass er immerhin vor Turkington die Zielflagge sah.
Beim Start zum zweiten Lauf schaffte Ash Sutton an Gordon Shedden vorbeizuschlüpfen und damit eine Ford-Doppelführung herzustellen. Der Honda-Pilot sowie Jake Hill im BMW blieben dem führenden Ford-Duo jedoch zunächst dicht auf den Fersen. Erst ab der elften/zwölften Runde gelang es Sutton, eine Lücke zu Shedden aufzubauen, die es den Teamkollegen dann ermöglichte, einen hinsichtlich Suttons Meisterschaftschancen logischen Führungstausch vorzunehmen. Auch wenn es eigentlich Dan Cammishs verdienter Erfolg gewesen wäre, siegte im zweiten Lauf also Ash Sutton.
Gordon Shedden schaffte es dahinter Jake Hill in Schach zu halten und sich sein zweites Podium an diesem Tag zu sichern. Für Hill blieb einmal mehr nur Platz vier vor Rory Butcher. Dahinter sahen die in einen langen Kampf verstrickten Tom Ingram und Dan Rowbottom die Zielflagge auf den Plätzen sechs und sieben vor den nächsten Kampfhähnen Josh Cook und Michael Crees auf den Plätzen acht und neun. Auch wenn sich Crees Cook geschlagen geben musste, schaffte der Vauxhall-Pilot seine zweite Top Ten-Ankunft in Folge. Sein Teamkollege Ash Hand hatte nach dem vorangegangenen fünften Platz dagegen Pech und fiel Lauf mit technischem Defekt aus.
Colin Turkington komplettierte dahinter wie schon im ersten Lauf recht unscheinbar die Top Ten, was weiteren Punkteverlust gegenüber seinen Meisterschafts-Kontrahenten bedeutete. Um genau zu sein gestaltete sich der Meisterschaftsstand nach dem zweiten Lauf dadurch geradezu überragend spannend: Turkington und Sutton führten die Tabelle nun punktgleich mit gerade einmal zehn Zählern Vorsprung vor den ebenfalls punktgleichen Ingram und Hill an.
Aber das Glück ist ja bekanntlich mit den Tüchtigen und so wurde ausgerechnet der in Lauf zwei elftplatzierte BMW-Pilot Stephen Jelley auf die Pole Position für den dritten Lauf gelost, was mit Colin Turkington direkt daneben eine reine BMW-Startreihe an der Spitze bedeutete. Jegliche Hoffnung auf einen Sieg machte den beiden aber noch in der ersten Runde der von Startplatz vier gestartete Josh Cook zunichte. Nach dem Pech durch den Ausrutscher im ersten Lauf drehte Mr. Thruxton jetzt voll auf und klemmte sich gleich nach dem Start hinter Turkington und Jelley. Noch vor Church Corner schnappte Cook sich dann den ersten BMW und probierte nur wenige hundert Meter später beim Anbremsen zur Schikane auch eine Attacke auf den führenden Jelley, der sich aber noch einmal um Haaresbreite verteidigen konnte. Aber nur einen Umlauf später war der Honda-Pilot dann an gleicher Stelle erfolgreich und übernahm die Führung.
In der Folge entschwand Cook dann am grünen Horizont der Felder und Wiesen von Hampshire und holte sich mit deutlichem Vorsprung seinen insgesamt zehnten Thruxton-Sieg und den dritten in diesem Jahr nach seinen beiden Erfolgen Anfang Juni beim ersten BTCC-Gastspiel Jahr an gleicher Stelle. Wenn Cook es nur ansatzweise geschafft hätte, diese Leistung in den dazwischen gelegenen Rennen zu reproduzieren, wäre er jetzt, sechs Rennen vor Saisonende, ebenfalls ein Mit-Favorit auf den Titel. Wie aber schon in den Vorjahren zu beobachten, schafft Cook es nicht sein ohne Frage vorhandenes Potential über eine ganze Saison hinweg abzurufen, sondern lässt seine Klasse immer nur schlaglichtartig aufblitzen, wie z. B. in Thruxton oder bei seinen zwei Siegen in Brands Hatch in diesem Jahr.
Turkington und Jelley gelang es dahinter immerhin die Plätze zwei und drei bis zur Zielflagge zu verteidigen – im Hinblick auf Turkingtons Meisterschaftsambitionen und in Analogie zu den Motorbase-Ford im Lauf zuvor überließ Jelley dabei natürlich seinem Teamkollegen den Vortritt für den zweiten Platz. Auf den vierten Platz war kurz nach dem Start zunächst Tom Ingram gestürmt, was in Sachen Meisterschaftskampf vielversprechend gewesen wäre. Aber der Hyundai-Pilot mühte sich sichtlich mit seinem Auto, das auf dem Highspeedkurs einfach nicht genügend Grip aufbauen wollte. Im Rennverlauf musste Ingram sich dann sowohl Rory Butcher, Ash Sutton als auch kurz vor Rennende Dan Rowbottom geschlagen geben, die die Plätze vier, fünf und sechs belegten.
Hinter Ingram auf Platz sieben setzte Michael Crees seinem hervorragendem Rennwochenende mit dem dritten Top Ten-Ergebnis an diesem Tag das i-Tüpfelchen auf und schaffte es dabei, Gordon Shedden und Dan Cammish hinter sich zu lassen, die die Zielflagge auf den Plätzen neun und zehn sahen. Größter Pechvogel des dritten Laufs war derweil Jake Hill, der von Startplatz acht gestartet, noch in der ersten Runde im dichten Getümmel ins Kiesbett geschickt wurde und bis auf den 15. Platz zurückfiel. Bis zum Rennende schaffte er es dann nur, sich bis auf den zwölften Platz zu verbessern, was den zuvor geschrumpften Rückstand in der Meisterschaft auf Teamkollege Turkington wieder anwachsen ließ.
Apropos Meisterschaft: Dank des zweiten Platzes im dritten Lauf behält Colin Turkington die Führung in der Meisterschaft und liegt nun 6 Punkte vor Ash Sutton, 18 vor Tom Ingram und 23 vor Jake Hill. Der Kampf um den diesjährigen Titel geht nun mit nur noch sechs ausstehenden Rennen (drei auf dem National Circuit von Silverstone und dann drei auf dem altehrwürdigen GP Circuit von Brands Hatch) die heiße Schlussphase.
Die Ergebnisse der drei Läufe sowie der aktuelle Stand in der Meisterschaft können hier im Detail studiert werden.
Silverstone ist ein vielversprechender Ort für die als nächstes anstehende vorletzte Saisonstation, da der kleine Kurs, der die alte Start-Ziel-Anlage verwendet, weder Heck- noch Fronttriebler klar favorisiert und auch nicht als besonders Reifen-verschleißend gilt. Entscheidend auf der topfebenen Fahrbahn ist vor allem ein perfekt liegendes Fahrwerk. Im Vorjahr holte Rory Butcher hier zwei eindrucksvolle Siege im Toyota bevor im dritten Lauf dann Jake Hill – damals aber noch in einem Motorbase-Ford – erfolgreich war. Tom Ingram belegte hinter Butcher jeweils zwei Mal den zweiten Platz – einmal davon im direkten Fight mit Colin Turkington, der Dritter wurde. Die Läufe in Silverstone finden am 25. September statt.
Zum Abschluss muss noch erwähnt werden, dass der Renntag in Thruxton leider von einem schweren Unfall bei den Ginettas überschattet wurde. Colin White und Mike Brown gerieten auf dem Vollgasstück in Richtung Schikane aneinander, woraufhin beide in Leitplanke einschlugen und Colin Whites Auto sich mehrfach überschlug. Beide Fahrer zogen sich schwere Verletzungen zu, die u.a. mehrere gebrochene Rückenwirbel, Hüft- und Bein-Frakturen beinhalten. Glücklicherweise bestand zu keinem Zeitpunkt Lebensgefahr und beide wurden mit aller gebotenen Ruhe und Sorgfalt von den Rettungskräften geborgen und versorgt. Wir wünschen Colin White und Mike Brown an dieser Stelle alles Gute und viel Kraft bei der anstehenden Genesung.
Bilder: btcc.net