Home Formel EinsF1 Formel Eins: Analyse GP von Italien 2022 – Verstappen schlägt Ferrari

Formel Eins: Analyse GP von Italien 2022 – Verstappen schlägt Ferrari

von DonDahlmann
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Die Vorzeichen nach der Qualifikation waren nicht, aber am Ende gewann Verstappen dann doch beim Heim-GP von Ferrari.

Ferrari hatte gehofft, aber am Ende wurden die Tifosi doch enttäuscht. Red Bull war auch in Monza einfach zu stark und das, obwohl Verstappen mit einer Strafe belegt nur von P7 starten konnte und Leclerc auf der Pole stand. Aber schon in den ersten Runden zeigte Red Bull, dass sie in diesem Jahr einfach kaum zu schlagen sind. Noch bevor das DRS überhaupt freigegeben wurde, lag der Weltmeister schon auf P3 und mit DRS schnappte er sich ohne Gegenwehr den zweiten Platz. Aber warum hat Ferrari das Rennen verloren, wenn Leclerc zu diesem Zeitpunkt ein paar Sekunden Vorsprung hatte und beide auf die gleichen Reifen aufgezogen hatten?

Ferrari hat schon länger das Problem, dass man mit den Soft nicht so lange fahren kann, wie die Red Bull. Als Vettel seinen Aston mit einem ERS-Schaden abstellen musste und das VSC rauskam, war es daher durchaus richtig von Ferrari Leclerc reinzuholen und auf neue Reifen zu setzen. Das Problem war aber, dass einen Tick zu früh war. Leclerc kam in Runde 12, die Medium mussten also 31 Runden durchhalten. Das war im Fenster, aber knapp. Dazu kam, dass Verstappen seine Soft nicht wechselte und weiterhin gute Rundenzeiten produzierte.

Zwar reduzierte Leclerc den Rückstand, aber nicht so sehr, als dass Verstappen sich hätte Sorgen machen müssen. Der Niederländer kam dann in Runde 26, also ganze 14 Runden später. Und er hatte damit die Chance, das Rennen zu Ende zu fahren. Die Frage stellte sich, ob Ferrari nicht besser die harten Reifen genommen hätte. Schaut man sich aber die Rundenzeiten von Perez an, den Red Bull früh auf die Hard gesetzt hatte, konnte man sehen, dass man damit auch nicht weitergekommen wäre. Verstappen reduzierte nach seinem Stopp den entstandenen Abstand nicht sonderlich schnell, hielt sich aber nur sieben Sekunden hinter Leclerc, der mit abbauenden Reifen zu kämpfen hatte.

Ferrari entschied sich für einen weiteren Stopp. Was sollten sie auch sonst machen? Es war klar, dass Verstappen gegen Ende des Rennens Leclerc würde einholen können. Warum also nicht mehr Risiko gehen und Leclerc auf Soft setzen? Genau das machte man auch in Runde 33, aber das Ergebnis war nicht gewünscht. Leclerc hatte eh 19 Sekunden Rückstand und hätte pro Runde eine Sekunde schneller sein müssen, was schon leicht utopisch war. Aber der Weltmeister ließ auch nichts anbrennen und Leclerc kam selbst mit den Soft nicht an den Red Bull ran. Das Rennen war also gelaufen.

Es hätte allerdings noch mal spannend werden können. In Runde 46 musste Ricciardo seinen McLaren mit einem Getriebeschaden abstellen und tat dies an ungünstiger Stelle. Das notwendige SC kam, aber da man den McLaren weg heben musste, dauerte das. Die Führenden kamen alle zum Boxenstopp und zogen neue Soft auf, andere, wie De Vries, Zhou und Ocon blieben draußen. Und deren Strategie sollte sich als richtig erweisen, da man nicht in der Lage war, das Rennen noch einmal zu starten.

Das war mehr als frustrierend, denn es hätte noch mal ein spannendes Finish werden können. Die Rennleitung hätte das Rennen mit einer roten Flagge unterbrechen können, was sie allerdings nur dann macht, wenn ein schwerer Unfall passiert ist. Dass man die SC-Prozedur kaum auf andere Art gestalten kann (hat man ja mal versucht, mochte auch keiner, bis auf Red Bull), ist in Ordnung. Aber man sollte dringend über eine Regel nachdenken, dass man im Falle eines SC in den letzten fünf Runden mehr Flexibilität hat. Entweder, in dem man die SC-Runden am Ende noch mal dran hängt, oder dass man das Rennen unterbricht und neu startet.

Es ist das zweite Mal innerhalb von nicht mal 10 Monaten, dass die Formel Eins bestimmte Aspekte dringend überarbeiten muss. Dass die Sicherheit der Marshalls vorgeht, ist völlig richtig. Aber dann muss man auch dafür sorgen, dass man die Möglichkeiten hat weiter ein Rennen fahren zu können. Eine rote Flagge ist eine harte Entscheidung, weil es das Rennen einzelner Fahrer, die sich einen Vorsprung erarbeitet haben, zunichtemacht. Aber ein Rennen unter Gelb zu beenden, ist halt mehr als unbefriedigend. Das haben die meisten US-Serien schon lange erkennt.

Man merkt, dass die Formel Eins in vielen Dingen die sich verändernden Ansprüche der Zuschauer nicht in die Regeln überführt hat. So interessant Sprintrennen sein mögen, oder der Versuch, das Wochenende auf zwei Tage einzudampfen – am Ende zählt für die Zuschauer das Rennen am Sonntag und nicht, ob es eine Quali oder ein Sprintrennen gibt. Wenn FIA und Liberty Media hier keinen Schritt nach vorn machen und progressiver Regeln für Rennunterbrechungen einführen, wird der momentane Boom der Serie schnell wieder in sich zusammenfallen.

Das Rennen in Monza selbst war allerdings auch keins, an das man sich unbedingt erinnern muss. Das fing schon mit dem Chaos am Samstag an, nachdem aufgrund diverser Strafen (Motor, Getriebe), die Rennleitung Stunden benötigte, um eine Startaufstellung zusammenzulöten. Haben die keine Computer dafür? Machen die das echt per Bleistift?

Im Rennen selbst bewegte sich auch relativ wenig. Bemerkenswert war der Einsatz von Nyck de Vries. Der Niederländer hatte am Freitag den Aston von Vettel gefahren und war also vor Ort. Alex Albon musste Freitagabend mit einer Blinddarmentzündung in Krankenhaus und Williams schnappte sich schnell de Vries, der am Samstagmorgen dann in den Williams sprang. Er schaffte es in Q2, was schon eine kleine Sensation war. Aufgrund der Strafen startete er dann von P8 und er hielt diese Position dann auch im Rennen. Dabei hielt er Fahrer wie Zhou und Ocon hinter sich und am Ende rettete er P10 ins Ziel. Das alles in einem Auto, dass er nicht kennt und zum ersten Mal gefahren ist. Eine bessere Visitenkarte konnte bei Williams nicht abgeben.

Mercedes hatte ein durchwachsenes Wochenende auf einer Strecke, die dem Auto nicht lag. Das war vorher klar, aber knapp 1,3 Sekunden Abstand in der Quali sind dann schon eine Hausnummer. Im Rennen lief, wie immer in dieser Saison, dann besser. Bei Hamilton musste der Motor gewechselt werden, also startete er von hinten. Nach anfänglichen Problemen wühlte sich der Brite dann aber durchs Feld und nutzte dabei auch eine gute Strategie. Man war auf den Medium gestartet und die hielten auf dem Mercedes bis knapp in Runde 30 durch. Da einige früher stoppten und Mercedes wirklich schnell waren, gelang es Hamilton sich in den Top Ten zu etablieren. Nach einem kurzen Kampf mit Alonso sicherte er sich dann am Ende P5. Russell hatte einen eher ruhigen Nachmittag und kam auf einem sehr guten P3 ins Ziel, nachdem er von P2 gestartet war.

McLaren blieb eher unter „ferner liefen“ Norris und Ricciardo hatten nicht das Auto um irgendetwas auszurichten. Ein schlechter Stopp bei Norris kostete diesen etwas Zeit, aber P6 hinter Sainz und Hamilton war dann ein hervorragendes Ergebnis. Vor allem, weil Alpine ein überraschend schlechtes Rennen hatte. Alonso fiel aus und Ocon war so langsam, dass er sich auch nicht gegen de Vries im Williams durchsetzen konnte. Gut für McLaren, die etwas Boden auf Alpine gut machen konnten.

Den letzten Punkt sicherte sich Zhou im Alfa Romeo, der damit den Alfa mal wieder in die Punkte hieven konnte. Leicht war das nicht, da Ocon Druck machte und auch Mick Schumacher gut unterwegs war. Der Deutsche musste von hinten starten, manövrierte sich aber durch einen langen ersten Stopp in die Punkte. Nach dem notwendigen Wechsel der Reifen war er zunächst nur auf P16, kämpfte sich aber sehr gut durch das hintere Mittelfeld und landete am Ende auf P12. Keine Punkte, aber ein sauberes Rennen mit vielen guten Überholmanövern. Und er lag weit vor Magnussen. Die Entscheidung von Haas, ob man Schumacher behalten will, dürfte nicht leichter werden.

Die Formel Eins macht jetzt drei Wochen Pause, bevor es ins letzte Drittel der Saison geht. Verstappen ist nahezu sicher Weltmeister. Fällt Leclerc in Singapur aus und gewinnt der Niederländer, ist er schon Weltmeister.

Bilder: Daimler AG, Ferrari, Aston Martin, McLaren F1, Alfa Romeo, Alpine, HaasF1, Williams F1

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