Verstappen gewinnt erneut, Ferrari war chancenlos und ansonsten war nichts los.
Es war ein Rennen zum Vergessen und in dem praktisch nichts passierte. Verstappen dominierte, Mercedes war nicht schnell genug und Ferrari lag nach 71 Runden knapp 60 Sekunden zurück. Wer hoffte, dass die neuen Chassis in der Formel Eins für besseres Rennen in Mexiko sorgen würde, sah sich enttäuscht. Die Schuld lag aber nicht bei den Autos, sondern bei der Reifenwahl. C2, C3 und C4 waren eine schlechte Wahl für den Kurs, denn sie sorgten dafür, dass alle im ersten Stint nichts unternahmen.
Die meisten starteten auf den Medium, einige, wie die Red Bull, auf den Soft. Da man möglichst mit einem Stopp durchfahren wollte, schalteten alle Fahrer nach zwei Runden in einen „Reifen schonen“ Modus und hielten sich aus der dirty air raus, um dem eigenen Motor genug Sauerstoff zu verschaffen. Die Folge war, dass die Abstände zwischen fast allen Fahrern bei rund 2 bis 3 Sekunden lagen. Eine bessere Alternative wären weichere Reifen gewesen, die die Teams von Anfang an in eine Zwei-Stopp-Strategie gezwungen hätten.
Mercedes, die in der Quali zumindest einigermaßen knapp an Verstappen waren (0,3 Sekunden), versuchten es mit einer überraschenden Strategie. Ausgehend von der Vermutung, dass die Medium selbst nach einem langen Stint auf den Soft bei den Red Bull nicht bis zum Ende durchhalten würden, wechselte man beim einzigen Stopp auf die harte Mischung. Das klang auf dem Papier vielversprechend, aber auch nur, wenn Hamilton spätestens ab Mitte des Rennens den Abstand würde verkürzen können. Das geschah aber nicht.
Die Entscheidung von Mercedes war aber nicht falsch. Sie war nicht ohne Risiko, aber warum sollte man nicht etwas riskieren. Ich bin allerdings skeptisch, ob es selbst dann geklappt hätte, wenn Verstappen noch mal hätte stoppen müssen. Der Abstand nach den Stopps pendelte sich bei 10 Sekunden ein. Mit frischen Soft oder Medium wäre Verstappen locker eine Sekunde pro Runde schneller gewesen und hätte Hamilton vermutlich einholen können. Die Tatsache bleibt, dass der Red Bull und der Honda-Motor in Höhe von Mexiko nicht zu schlagen waren.
Red Bull war am Wochenende gleich zweimal in den Medien. Zum einen, weil sie die Budget-Grenze gerissen hatten. Es ging, nach Abzug aller Steuergeschichten, zwar nur um eine knappe halbe Million Dollar, aber überzogen hatte man eben doch. Red Bull entschuldigte den Fehler mit unvorhersehbaren Kosten, wie die Verpflegung der Mitarbeiter und die Unterstützung einer Mitarbeiterin, der man eine komplizierte Operation bezahlt habe.
Das ist nobel, und die Frage stellt sich, warum so etwas überhaupt Teil des F1-Budget ist. Auf der anderen Seite – wenn es nur daran gelegen hätte, dann hätte man doch sicherlich, in Absprache mit den anderen Teams und der FIA, eine Ausnahme erwirken können. Nun muss Red Bull sieben Millionen Dollar Strafe bezahlen und bekommt 10 % weniger Zeit im Windtunnel nächstes Jahr. Das dürfte wehtun, aber so sollte es bei einem Verstoß auch sein.
Die zweite Sache: Red Bull boykottiert Sky UK, Deutschland und Italien. Der Grund: Boxenreporter Ted Kravitz hatte in den USA folgendes gesagt:
„[Hamilton] doesn’t win a race all year, and then finally comes back at a track where he could win the first race, battling the same guy who won the race he was robbed in the previous year, and manages to finish ahead of him.
“What a script and a story that would have been. But that’s not the way the script turned out today, was it? Because the guy that beat him after being robbed actually overtook him, because he’s got a quicker car.”
So etwas kann man durchaus sagen. Aber nur in einem journalistischen Kommentar, nicht, wenn man am Boxenausgang steht und das Rennen kommentiert. Zur journalistischen Sorgfaltspflicht gehört es dann, die eigene Meinung in der Berichterstattung zurückzuhalten. Etwas anderes wäre es, wenn die FIA nach dem Rennen in Abu Dhabi festgestellt hätte, dass die Rennleitung fehlerhaft gehandelt hätte. Die Ablösung von Michael Masi kann man so interpretieren, aber offiziell hat die FIA nichts unternommen. Es wäre ok gewesen, wenn Kravitz gesagt hätte „…. won a race, that a lot of people feel was robbed from Hamilton….“, aber nicht als journalistische Feststellung.
Auf der anderen Seite sollte Red Bull auch die Kirche im Dorf lassen. Die Dünnhäutigkeit, mit der man darauf reagiert, spricht eher dafür, dass man sich über die, wie ich finde, fehlerhafte Entscheidung in Abu Dhabi bewusst ist. Mehrere Medien zu boykottieren, die zu dem nichts mit der Aussage von Kravitz zu tun hatten, ist keine sehr selbstbewusste Entscheidung.
Zurück zum Rennen, in dem weniger Spannung war, als in jeder Pressekonferenz. Ferrari hatte mit dem Ausgang vorn nichts zu tun. Am Ende fehlten den Roten satte 60 Sekunden nach 71 Runden. Man verlor also im Bereich von 0,8 Sekunden pro Runde. Da die Strecke der von Monza nicht ganz unähnlich ist, war das schon überraschend. Der erste Verdächtige für das schlechte Ergebnis wäre der Motor, der in der Höhenluft von Mexiko nicht funktioniert. Allerdings spricht dagegen das gute Ergebnis von Alfa, die am Wochenende sehr schnell waren. So bleibt die Form der Italiener am Wochenende ein wenig rätselhaft. Aber das beschreibt deren Jahr auch einigermaßen korrekt.
Hinter den Ferrari sortierte sich Daniel Ricciardo ein, der ein geradezu sensationelles Rennen hatte. McLaren setzte auf eine Zwei-Stopp-Strategie und setzte den Australier auf Medium-Soft-Soft. Nach einer vorsichtigen Anfangsphase pflügte der Australier durchs Feld wie in alten Zeiten. Auch wenn er sich beim Überholmanöver an Tusnoda verschätzte und zu Recht mit einer 10-Sekunden-Strafe belegt wurde, änderte das an seiner Leistung im Rennen nichts. Endlich sah man wieder einen aggressiven, spät bremsenden, selbstbewussten Ricciardo. Diesen Ricciardo würde man gerne mehr sehen, aber vielleicht dann nächstes Jahr in einer anderen Serie.
Auf P7 hätte aber eigentlich Alonso liegen müssen, wenn sein Renault-Motor nicht schon wieder eingegangen wäre. Der Spanier war mal wieder besser als Ocon und setzte sich im Rennen als „best of the rest“ durch. Dann kam der Motorschaden und Alonso verglich seine Situation mit der bei McLaren in den Honda-Jahren. Auch kein Kompliment. Immerhin rettete sich Ocon auf P8, noch vor Lando Norris auf P9, der ein zähes Rennen hatte.
Den letzten Punkt sicherte sich, endlich mal wieder, ein Alfa. Bottas war an diesem Wochenende in bestechender Form und auch dem Alfa schien die Strecke zu liegen. P6 (!) in der Quali, noch vor Charles Leclerc (dessen DRS allerdings nicht funktionierte) war ein sehr gutes Ergebnis. Im Rennen lief es nicht ganz so gut und Bottas verlor einige Plätze, vor allem gegen die Alpine und McLaren. Am Ende hatte er auch das nötige Glück, dass er Gasly hinter sich halten konnte, der im Rennen eine 5-Sekunden-Strafe kassiert hatte.
Von Aston Martin war im Rennen nichts zu sehen, aber das hatte man auch erwartet. Dass Haas und Williams aber so komplett untergehen würden, war etwas überraschend. Beide hätte ich auf der schnellen Strecke weiter vorn erwartet. Immerhin schlug Schumacher erneut seinen Teamkollegen. Ob ihm das allerdings helfen wird? Nachdem Williams klar gesagt hat, dass man F2-Fahrer Sergant im nächsten Jahr im Auto haben will, bleibt Schumacher nur Haas. Dort würde man wohl gerne Hülkenberg nehmen, aber angeblich soll es ein Shootout zwischen beiden geben.
Die F1 macht nun 14 Tage Pause, bevor es nach Brasilien und zum Saisonabschluss in Abu Dhabi geht.
Bilder: Daimler AG, Ferrari, Aston Martin, McLaren F1, Alfa Romeo, Alpine, HaasF1, Williams F1
1 Kommentare
Ich hab irgendwo gelesen, dass Ferrari den kleinsten Turbo hat, und die daher in der Höhenluft Probleme haben, die Leistung bereitzustellen. Dazu passt auch die wirklich unterirdische Performance von Haas. Kann aber auch natürlich sein, dass es die Kühlung ist, und sie deshalb die Leistung runterdrehen müssen. Jedenfalls hat Alfa das wohl nicht gemacht, denn sonst wären die nicht so schnell gewesen. Vielleicht war es denen einfach egal, dass der Motor hochgehen könnte?
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