Die Meldung der Woche kommt von Haas. Schumacher ist raus, Hülkenberg übernimmt.
Die Meldung kam nicht wirklich überraschend. Haas hat sich dazu entschieden, Nico Hülkenberg im nächsten Jahr ins Auto zu setzen. Damit ist Mick Schumacher raus aus der Formel Eins. Die Entscheidung ist nachvollziehbar. Auch wenn Schumacher nach einem schwachen Start mit seinen Teamkollegen Magnussen mithalten konnte – distanzieren konnte er ihn nicht. 12 Punkte konnte Mick einfahren, 25 Punkte waren es bei Magnussen. Dass das nicht immer an Schumacher lag, ist auch klar. Vor allem bei der Strategie hat Haas oft Fehler gemacht, die eine bessere Position zunichtemachte.
Aber Schumacher konnte auch nicht überzeugen. Neue Fahrer haben es in der F1 immer schwer, das ist nichts Neues. Man muss Rennen abliefern, in denen man weit über das Niveau des eigenen Fahrzeugs unterwegs ist. Michael Schumacher hat das bei Jordan geschafft, Alonso bei Minardi, Vettel im Toro Rosso, Russell bei Williams. Das ist leider das Niveau, dass erwartet wird. Der Rest kommt ins Feld, weil man Geld hat, wie Latifi. Wenn man irgendwo dazwischen liegt, wird es schwierig in der Formel Eins zu bestehen.
Nicht geholfen haben sicher die drei Totalschäden, die Schumacher abgeliefert hat. Dass ein junger Fahrer Fehler macht, ist in Ordnung. Aber drei schwere Unfälle in einem Jahr, wenn gleichzeitig die Ergebnisse nicht stimmen, ist dann halt zu viel. Dazu kommt die langsame Lernkurve von Schumacher, die man schon in seiner Zeit in den Nachwuchsserien sehen konnte, und seine Schwäche in der Quali, die auch nicht neu ist.
Ob Hülkenberg bei Haas besser unterwegs sein kann, muss er natürlich auch noch erst beweisen. Seine sporadischen Auftritte in den vergangenen Jahren haben zumindest gezeigt, dass er sich schnell auf ein Team und ein Auto einstellen kann. Dass er mit 35 Jahren und zwei Jahren Pause von Haas überhaupt in Erwägung gezogen wird, zeigt allerdings auch, dass er etwas mitbringt, was Haas unbedingt benötigt. Seine Fähigkeit extrem gutes Feedback zu geben und sein technisches Verständnis dürfte den Ausschlag gegeben haben. Es ist schade für Schumacher, dessen Rückkehr in die Serie eher ausgeschlossen scheint, aber gut für Haas. Die bekommen Hülkenberg auch schon für die Tests nach dem Grand Prix nächste Woche, da Aston netterweise den Deutschen schon freigestellt hat.
Zweites Thema der Woche dürften weiterhin die Spannungen bei Red Bull sein. Der miserable Auftritt von Verstappen in São Paulo, als er sich gegen die Teamorder stellte und Perez düpierte, ist weiter etwas rätselhaft. Die Gerüchte besagen, dass Verstappen davon überzeugt ist, dass Perez in der Quali von Monaco seinen Wagen absichtlich in die Planken geschickt haben soll, um den Niederländer von einer Pole abzuhalten. Die Weigerung von Verstappen beim Rennen in Brasilien Perez seinen Platz zu geben, soll die Rache gewesen sein.
Selbst wenn das stimmen sollte, was ich nicht glaube, es ist ein Armutszeugnis und ein sagt viel über den Charakter von Verstappen aus. Der zweifache Weltmeister hat Perez in diesem Jahr vernichtend geschlagen. Er war in fast jeder Qualifikation schneller, hat die bessere Rennpace und das, obwohl beide im gleichen Auto unterwegs sind. Selbst wenn Perez ihn mit einer schmutzigen Handlung in Monaco geschlagen hat – Verstappen kann das eigentlich egal sein. Er hat den Mexikaner so oder so seine Grenzen aufgezeigt.
Etwas anderes wäre es, wenn es in der WM eng gewesen wäre. Oder wenn Perez mehrfach auf und neben der Strecke sich als schlechter Teamkollege gezeigt hätte. Das war nicht der Fall. Perez hat immer dann Platz gemacht, wenn man ihn gefragt hat. Er dann die Konkurrenz geblockt, wenn es nötig war. Er hat keinen „Psycho-Krieg“ vom Zaun gebrochen und nie die Dominanz seines Teamkollegen infrage gestellt. Es ist ein wenig kindisch und spricht nicht gerade für das Selbstbewusstsein und die Intelligenz von Verstappen, wenn er meint, solche Aktionen durchziehen zu müssen.
Red Bull dürfte in Abu Dhabi nicht mit den Problemen konfrontiert werden, die man in Brasilien hatte. Die Strecke passt dem Auto gut, allein aufgrund der vielen Topspeed Passagen. Auf den langen Geraden ist der Red Bull kaum zu schlagen. Mercedes, die in Brasilien erstaunlich nah dran waren, wird hoffen, dass man die Lücke zu Red Bull weiter schließen kann. Die Ergebnisse der letzten Rennen sprechen für einen deutlichen Aufwärtstrend, aber ich bin skeptisch, dass es für einen Sieg reichen wird. Dazu fehlt dem Mercedes dann wieder der Topspeed.
Ferrari hat in Abu Dhabi die letzte Chance auf den ersten Sieg seit dem GP von Österreich. So lange ist es schon her, dass ein Ferrari gewinnen konnte. Das sagt vieles über die interne Entwicklung von Ferrari aus, die sich nicht seit dem frühen Sommer nicht mehr verbessern konnten. Auch wenn die ein oder andere Pole kam, im Rennen wurden die Ferrari immer schlechter. Das liegt vor allem am Reifenverschleiß, der Ferrari wenig Spielraum lässt. Das Problem scheint so grundlegend zu sein, dass man es in diesem Jahr, anders als Mercedes, nicht in den Griff bekommen hat.
Daher wundert es auch nicht, dass in Italien schon die ersten Rufe nach der Ablösung von Teamchef Binotto laut werden. Das wäre zwar typisch für Ferrari, aber ein Fehler. Man darf nicht vergessen, wo Ferrari in den letzten Jahren gestanden hat und wo das Team jetzt ist. Dass sie überhaupt zu Beginn des Jahres Red Bull ärgern konnten, war schon eine Überraschung. Sicher, von Ferrari erwartet man, dass sie jedes Jahr um die WM kämpfen, aber realistisch ist das heute auch nicht mehr.
In Sachen WM sind die meisten Dinge entschieden. Es geht noch um den Vize-Titel bei den Fahrern, was sicher nicht ganz ohne Spannung ist. In der Team-WM hat sich Alpine von McLaren abgesetzt und hat nun 19 Punkte Vorsprung. Das dürfte in einem normalen Rennen nicht aufzuholen sein. Eng ist es allerdings noch zwischen Alfa und Aston, die im Kampf um P6 nur durch 5 Punkte getrennt sind. Auch um P8 wird noch gekämpft. Hier führt Haas mit zwei Punkten vor Alpha Tauri.
Für einige Fahrer ist es zunächst das letzte Rennen in Karriere in der Formel Eins. Raus sind: Mick Schumacher, Nicholas Latifi, Daniel Ricciardo und Sebastian Vettel. Nachrücken werden: Nico Hülkenberg, Oscar Piastri (McLaren), Nyck de Vries (Alpha Tauri) und Logan Sargeant (Williams). Letzterer muss allerdings noch in Abu Dhabi P8 in der F2-Meisterschaft absichern, was allerdings ziemlich sicher ist. Sargeant liegt in der Wertung auf P3, 18 Punkte vor Frederik Vesti. Dass der in Abu Dhabi derartig viele Punkte einfahren kann, ist eher unwahrscheinlich (aber natürlich nicht unmöglich). Sollte Sargeant tatsächlich die Superlizenz verpassen, hat Williams, laut eigener Aussage, bisher keinen Plan B.
Kurz zur Strategie: C3, C4 und C5 – das dürften zwei Stopps nötig machen. Aber da es im Rennen für die meisten Teams um nichts mehr geht, belasse ich es mal dabei und genieße einfach das letzte Rennen des Jahres, bevor es in die lange Winterpause geht.
Bilder: Williams, Aston Martin, Ferrari