Home Formel SerienF2 Sachstandsbericht Nachwuchsformeln: November 2022 (I)

Sachstandsbericht Nachwuchsformeln: November 2022 (I)

Formel 2-Saisonfinale, Silly Season und World Motorsport Games

von StefanTegethoff
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Es ist November. Viel passiert auf den Rennstrecken nicht mehr, vor allem in Europa. Aber das Saisonfinale der Formel 2 steht noch aus, nach mehr als zwei Monaten Pause wird es an diesem Wochenende auf dem Yas Marina Circuit in Abu Dhabi ausgetragen. Dazu gleich mehr.

Oliver Bearman, Spa (Foto: Ferrari)

Derweil läuft die „Silly Season“, es die Piloten geben nach und nach bekannt, mit welchen Teams sie im nächsten Jahr antreten werden, und umgekehrt. So ist bereits bekannt, dass der F3-Champion des Jahres 2021, Dennis Hauger, nach seinem Pech-Jahr bei Prema zu DAMS wechseln wird. Den freien Sitz bei Prema nimmt Ollie Bearman ein, der nach einem Jahr Formel 3 den direkten Aufstieg wagt. Enzo Fittipaldi wechselt zu Carlin und ist zudem neues Mitglied im Red Bull Junior Team.

Prema hat bereits sein gesamtes Formel 3-Lineup für 2023 benannt, hier wird einmal komplett durchgewechselt: Paul Aron (Mercedes-Junior) und Dino Beganovic (Ferrari Driver Academy) steigen aus der Formula Regional European Championship auf, Williams-Junior Zak O’Sulivan wechselt nach einem F3-Jahr bei Carlin zu den Italienern. Gabriele Mini (Hitech), Gabriel Bortoleto (Trident) und Mari Boya (MP Motorsport) steigen wie Aron und Beganovic aus der FRECA in diese Serie auf.

FIA Motorsport Games (F4 Cup)

Vor wenigen Wochen wurden die FIA Motorsports Games in Le Castellet ausgetragen. Teil der SRO-Veranstaltung war auch ein F4-Cup. Allerdings war das Starterfeld bis auf wenige Top-Piloten aus den nationalen F4-Serien schwach besetzt. So waren es dann auch Andrea Kimi Antonelli auf Pole und Charlie Wurz und Valentin Kluss dahinter, die im Qualifying den Ton angaben. Doch bereits in Turn 3 des kurzen Qualifikationsrennens versuchte der für Deutschland startende Kluss, gegen Wurz in eine kaum vorhandene Lücke hereinzustechen, was für beide katastrophal endete: Wurz musste aufgeben, Kluss fiel weit zurück. Damit war der Sieg für Antonelli schon in Runde 1 nahezu sicher.

Was allerdings zunächst nicht bekannt war: der 16-jährige Italiener hatte sich im Qualifying das Handgelenk gebrochen. Dass das nicht ausreichend untersucht bzw. die Schwere der Verletzung nicht festgestellt wurde, wirft Fragen auf. Stattdessen fuhr Antonelli beide Rennen unter Schmerzen, wie er im Interview mitteilte, gewann aber dennoch ungefährdet. Mit dem Sieg hat er dazu beigetragen, dass Italien die Gesamtwertung der Veranstaltung gewann, doch das sollte nicht auf Kosten der Gesundheit passieren.

Kluss schaffte es im Hauptrennen, von Platz 20 auf Platz 6 nach vorn zu fahren. Charlie Wurz nutzte nach dem Start von P24 aus sehr optimistisch den Auslauf in der Kurvenpassage 3-5 und wurde dafür schließlich noch bestraft; der Österreicher landete schließlich auf Platz 11. Die weiteren Podiumsplätze gingen stattdessen an Manuel Espírito Santo aus Portugal und Bruno del Pino aus Spanien. Auch der Däne Julius Dinesen gab nach schwacher Quali in den Rennen ein gutes Bild ab: er fuhr am Samstag von P15 auf P7 und wurde am Sonntag schließlich knapp Vierter hinter del Pino – auf den hatte er in den letzten Runden zwar aufgeholt, es fehlte dann aber die Zeit für ein ordentliches Überholmanöver.

 

Formel 2

Über die Unsinnigkeit des späten Saisonfinales könnte ich mich endlos aufregen. Bringt aber nix – nächstes Jahr sieht der Kalender genauso aus. Wieder gibt es knapp drei Monate Pause zwischen den letzten beiden Events. Neu im Kalender (für F2 und F3) ist bekanntlich Melbourne, auch das ist für mich eine völlig sinnfreie Entscheidung.

Durch das späte Saisonfinale steht am kommenden Wochenende vor allem ein Pilot unter massivem Druck: Logan Sargeant, der aktuelle Drittplatzierte. Er hat ein Cockpit im Williams F1-Team für 2023 sicher, wenn er die nötigen Punkte für eine Superlizenz einfährt. 27 Punkte stehen aus den F3-Saisons 2020 und 2021 zu Buche, 40 braucht er. Dafür muss er mindestens Fünfter in der F2-Gesamtwertung werden. An dieser Stelle lohnt sich ein Blick auf den aktuellen Stand:

  1. Felipe Drugovich (MP Motorsport, Aston Martin Development Driver) – 241 Punkte
  2. Theo Pourchaire (ART, Sauber Academy) – 164 Punkte
  3. Logan Sargeant (Carlin, Williams Academy) – 135 Punkte
  4. Jack Doohan (Virtuosi, Alpine Academy) – 126 Punkte
  5. Jehan Daruvala (Prema, Red Bull Junior Team) – 126 Punkte
  6. Enzo Fittipaldi (Charouz, Red Bull Junior Team) – 126 Punkte
  7. Liam Lawson (Carlin, Red Bull Junior Team) – 123 Punkte
  8. Frederik Vesti (ART, Mercedes Academy)– 117 Punkte
  9. Ayumu Iwasa (DAMS, Red Bull Junior Team) – 114 Punkte
  10. Jüri Vips (Hitech) – 110 Punkte

Die Aufstellung zeigt: dicht hinter Sargeant lauern eine Menge starker Piloten in enger Punkte-Folge. Einen Ausrutscher kann sich der US-Amerikaner nicht leisten, zu schnell können zwei oder drei der Verfolger noch vorbeiziehen. Vor allem eine schlechte Quali wäre fatal, denn die würde ihm für beide Rennen eine schlechte Startposition verschaffen. Solange er sich innerhalb der Top Ten qualifiziert, hat er dank des Reverse Grids im Sprintrennen eine ordentliche Ausgangsposition. Sargeants letzte Qualifying-Performances lassen allerdings hoffen, dass ihm das gelingen kann:

  • P1 in Le Castellet
  • P5 in Budapest
  • P3 in Spa
  • P3 in Zandvoort
  • P9 in Monza

Logan Sargeant in Silverstone (Foto: Williams F1)

Auf Sargeants Kampf um die Superlizenz-Punkte wird das Hauptaugenmerk an diesem Wochenende liegen, denn die Meisterschaft wurde in Monza bereits entschieden: Felipe Drugovich ist nicht mehr einzuholen. Auch Theo Pourchaires zweiter Platz ist ziemlich safe, es sei denn, ihm gelingt in Abu Dhabi nichts und Sargeant hat dagegen ein Bomben-Wochenende. Spannend „für Interessierte“ ist zudem noch der Kampf um den Titel des besten Teams, hier liegen MP Motorsport (Drugovich/Novalak) und ART Grand Prix (Pourchaire/Vesti) aktuell gleichauf bei 281 Punkten.

Ein Auge sollte man außerdem auf Gaststarter Zane Maloney haben. Der junge Barbadier hat die letzten drei Hauptrennen der Formel 3-Saison gewonnen und am Ende noch Platz 2 in der Meisterschaft geholt. Nun darf er sich bereits bei Trident in der F2 ausprobieren, in die er wohl nächste Saison aufsteigen wird. Noch wurde allerdings nichts bekannt gegeben. Calan Williams ist dafür raus, er hat sich bereits vor einigen Wochen von Trident getrennt. Weitere Gaststarts stehen bislang nicht auf dem Plan.

Der seit letztem Jahr umgebaute Yas Marina Circuit wird uns also hoffentlich ein schönes und spannendes Saisonfinale bescheren – bevor es dann im Januar auf der arabischen Halbinsel mit der Formula Regional Middle Eastern (ehem. Asia) Championship und die F4 UAE Championship. Letztere fährt am F1-Wochenende bereits einen von der Meisterschaft losgelösten Trophy-Lauf (u.a. mit Alex Dunne und James Wharton). Auf die beiden Meisterschaften wird es im Januar eine Vorschau geben.

(Quelle Beitragsbild: Williams F1)

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