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Formel Eins Red Bull – Dominant, aber es knirscht

von DonDahlmann
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17 Rennen gewonnen, beide Titel eingefahren. Red Bull war so dominant wie Mercedes in den letzten Jahren. Probleme gab es aber im Umfeld des Teams.

Eins muss man Christian Horner, Helmut Marko und Adrian Newey lassen – das Triumvirat funktioniert so gut, dass Red Bull am Ende der Saison die Konkurrenz in den Boden gestampft hat. Und dies nach dem Abgang etlicher wichtiger Mitarbeiter, die zu Aston Martin und Mercedes abgewandert sind. Was den Erfolg und die Stabilität des Teams nur noch weiter unterstreicht. Red Bull operierte fehlerlos. Die anfänglichen technischen Probleme behob man in wenigen Wochen, die Weiterentwicklung des Autos funktionierte tadellos und der von Red Bull mit viel Unterstützung von Honda verwaltete Motor war auch nicht zu schlagen.

So kontrovers der Titel im letzten Jahr entschieden wurde, in diesem Jahr war man kaum gefährdet unter Druck zu geraten. Nach sechs Siegen im Frühsommer befand sich Red Bull in einer außenordentlich starken Position. Zwar verlor man dann die Rennen in Silverstone und am Red Bull Ring (ausgerechnet), aber danach gewann man alle restlichen Rennen der Saison, abgesehen von Brasilien, wo Mercedes siegen konnte. Aber das ist schon ein bemerkenswerte Form der Dominanz, die man vor allem Adrian Newey zu verdanken hat. Der hat mal wieder die neue Regeln am Besten umgesetzt und dem Team damit einen gehörigen Vorsprung verschafft. Nicht auszuschließen, dass das Team auch 2023 dominieren wird.

Überraschend ist die Dominanz nicht. Red Bull war schon immer gut, wenn Regeländerungen im Raum standen. Nur 2014 hatte man sich verhauen, was aber auch am fürchterlich schwachen Renault-Motor lag. 2022 lag man dafür in allen Bereichen des Autos richtig. Abtrieb, Fahrverhalten, Reifenverschleiß, Fahrbarkeit, Motorleistung, Verbrauch – alles stimmte. Ein derartig perfektes Paket hinzubekommen ist nicht leicht, aber es zeigt, dass Beständigkeit einem Team enorm helfen kann. Dass Horner, Newey und Marko so lange zusammenarbeiten, auch durch diverse Krisen hindurch, hilft dem Team enorm.

Ärger gab es allerdings auch. In Brasilien weigerte sich Max Verstappen seinen Teamkollegen Sergio Perez vorbei zu lassen. Was die Sache pikant machte, waren die öffentlichen Äußerungen von Verstappen, dass das Team wisse, warum er sicher weigere. Er ging auf die Gründe nicht weiter ein und Red Bull beeilte sich zu sagen, dass man Verstappen erst sehr spät über den Wunsch des Teams informiert habe. Das war natürlich Quatsch, solche Sachen werden a) vor dem Rennen besprochen und b) Runden im voraus angegangen. Red Bull wäre das erste Team in der Formel Eins, dass einem Fahrer drei Kurven vor Schluss sagt „Ach, lass mal den Kollegen vorbei.“

Warum Verstappen nun so gehandelt hat, bleibt ungeklärt. Die Gerüchte, es sei eine späte Racke gewesen, weil Perez in Monaco absichtlich sein Auto in der Quali in die Wand gesetzt habe und Verstappen so um seine Pole gebracht habe, glaube ich auch nicht. Aber es scheint zumindest tatsächlich so, dass sich die Aktion des Niederländers direkt gegen Perez und nicht gegen das Team gerichtet hat.

Verstappen mag ein brillanter Fahrer sein, ein Sympathieträger ist der nicht. Zu arrogant, auch mit seinem Fahrstil, zu egoistisch und über seine mysogenen und teilweise rassistischen Äußerungen muss man kein Wort mehr verlieren. Die Aktion ist da nur Teil seines Charakterbildes, aber sie war eben für alle sichtbar. Das hat zumindest den Vorteil, dass niemand mehr sagen kann, er habe nichts gewusst. Und es zeigt offenbar die Trennlinien um Team auf.

Das Perez keine Chance gegen Verstappen hat, überrascht nicht. Der Mexikaner verliert in der Quali und im Rennen und konnte nur in wenigen Momenten den Niederländer das Wasser reichen. Man braucht schon Fahrer vom Kaliber eines Hamilton, Leclerc oder Alonso um Verstappen im Zaum zu halten. Der Brite hat das in diesem Jahr dann auch mehrfach unter Beweis gestellt und die Brechstange rausgeholt. Etwas, was man von Hamilton eigentlich nicht kennt. Bei Leclerc hält sich Verstappen erstaunlich zurück.

Es steht außer Frage, dass Red Bull auch 2023 nur schwer zu schlagen sein wird. Ferrari hat sich mal wieder selber Probleme geschaffen, Mercedes muss knapp acht Zehntel finden. Wenn man gesehen hat, wie schwer es Red Bull gefallen ist, den Rückstand auf Mercedes aufzuholen, kann man sich vorstellen, wie schwer das für Mercedes und Ferrari 2023 werden wird. Aber vielleicht stolpert Red Bull ja, wenn Verstappen seinen Charakter nicht verändert.

Bilder: Daimler, Haas

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