Home Formel EinsF1 Formel Eins: Ist Red Bull so gut oder ist der Rest schlechter geworden?

Formel Eins: Ist Red Bull so gut oder ist der Rest schlechter geworden?

von DonDahlmann
0 Kommentare

Das Rennen in Bahrain war eine einzige Red Bull Show. Was ist nur mit den anderen Teams los?

Toto Wolff war nach dem Rennen unzufrieden und das machte er sehr deutlich. Das ganze Konzept des W14 steht zur Disposition. Dramatischer kann man die Lage nicht zusammenfassen. Dabei war Mercedes nicht das einzige Team, dass vor einem Berg von Problemen steht. Ferrari sah in Bahrain auch nicht gerade gut aus, Alpine war nicht zu sehen und McLaren stand mehr an der Box, als dass man auf der Strecke auffiel. Was ist schiefgelaufen?

Red Bull hat einen guten Job gemacht, so viel ist klar. Und das, obwohl man weniger Zeit für CFD und Windtunnel hatte, als die Konkurrenz. Ein Blick auf die Qualizeiten aus dem letzten Jahr offenbart das Dilemma, vor allem für Ferrari und Mercedes.

Leclerc holte 2022 die Pole mit 0,123 Sekunden Vorsprung auf Verstappen. 2023 lag man 0,292 Sekunden zurück. Man kann anführen, dass Ferrari keinen zweiten Run in der Quali machte und daher Zeit verloren hat. Aber ich bezweifle, dass Leclerc da drei Zehntel gefunden hätte. Im Rennen war der Unterschied noch deutlicher. Red Bull nahm dem Ferrari rund sieben Zehntel pro Runde ab. Eine regelrechte Ohrfeige.

Bei Mercedes sieht es auf den ersten Blick besser aus. Im vergangenen Jahr betrug der Abstand zur Pole 0,680 Sekunden. 2023 waren es 0,632 Sekunden. Das sieht auf den ersten Blick zumindest nach einer guten Ausgangsbasis aus. Aber das Bild wird getrübt, wenn man den Abstand zu Red Bull anschaut. Der betrug letztes Jahr 0,557 Sekunden. 2023 waren es aber 0,623 Sekunden. Immerhin, zu Ferrari ist der Abstand auf 0,336 Sekunden geschrumpft und insgesamt ist man im Vergleich zum letzten Jahr um rund eine Sekunde schneller geworden. Ist also alles halb so schlimm?

Offenbar ist es das nicht. Mercedes sieht nicht den zweitbesten als Referenz, sondern Red Bull. Und dann wäre da auch noch Aston Martin. Vettel saß letztes Jahr nicht im Auto und wurde von Hülkenberg ersetzt. Daher hinkt der Vergleich etwas. Aber man kann die Zeit von Mick Schumacher im Haas aus dem letzten Jahr als Referenz nehmen, da Aston zum Start der Saison Probleme hatte. Dessen Abstand zur Pole betrug 1,4 Sekunden. In diesem Jahr fehlten Alonso 0,628 Sekunden. Insgesamt hat man die Rundenzeit um 1,6 Sekunden gedrückt. Man hat also sechs Zehntel mehr gefunden, als Mercedes.

Einerseits lassen sich aus dem Mittelfeld kommend natürlich größere Sprünge machen. Allerdings darf man nicht vergessen, dass Aston Martin von Mercedes den Motor, das Getriebe und die Hinterradaufhängung bezieht. Das halbe Auto kommt also aus Brackley und zusätzlich nutzt man auch noch den Windtunnel von Mercedes. Kein Wunder, dass sich Toto Wolff die Frage stellt, warum man selbst nicht einen solchen Sprung hat machen können. Dass man einen Kunden beliefert, der dann auch noch schneller auf der Strecke ist, sieht nicht wirklich gut aus. Peinlich, könnte man auch sagen.

Was kann Mercedes machen? Sicher ist, dass das für Baku Ende April geplante Update nicht ausreichen wird. Denn die anderen Teams werden ebenfalls große Updates mitbringen und die Erfahrung lehrt, dass sich die Abstände, wenn überhaupt, nur minimal verschieben. Plötzliche Genie-Streiche sind enorm selten und angesichts der Budgetgrenze auch nicht so erwarten. Die Optionen von Mercedes sind also limitiert auf die Hoffnung, dass man Konzept des aktuellen Autos so weit hinbekommt, dass man zumindest um P2 fahren kann. Ein komplett neues Auto wird man vermutlich nicht sehen. Wobei der PR-Nebel natürlich dicht ist und Mercedes, wie McLaren, in Imola plötzlich mit einer B-Variante um die Ecke kommen könnte. Im Nachhinein kann man dann immer noch sagen, dass man von Anfang geplant hatte, die ersten Rennen nur mit einem milden Upgrade zu fahren.

Bei Ferrari sieht die Sache nicht ganz so düster aus. Die drei Zehntel sind schmerzhaft auf dem Papier, aber ich gehe weiterhin davon aus, dass Ferrari dichter an Red Bull dran ist. Schneller ist man auf eine Runde aber eher nicht. Das mag sich von Strecke zu Strecke verschieben, aber der limitierende Faktor bei Ferrari ist deren Reifenverschleiß. Der liegt deutlich über den Werten von Red Bull, Mercedes und Aston Martin, wie im Rennen gut beobachten konnte.

Wie schon in der Analyse bemerkt, kann das mehrere Ursachen haben, von denen man einige durch eine bessere Abstimmung beheben könnte. Allerdings hat Ferrari das Problem aus dem letzten Jahr mit in die Saison 2023 geschleppt und es macht den Eindruck, dass es eher schlimmer geworden ist. Wenn das Konzept des Autos einen derartigen fundamentalen Fehler hat, wird es schwer werden, dies in der Saison zu beheben.

Natürlich – das war nur ein Rennen. Aber Bahrain ist eine Referenzstrecke, auch wenn der Asphalt dem Chassis mehr abverlangt, als auf anderen Strecken. Man hat auch im letzten Jahr Schwankungen in den Abständen gesehen und das wird auch dieses Jahr der Fall sein. Manche Strecken werden dem Red Bull nicht so gut liegen. Aber generell bleibt doch der Punkt, dass sowohl Ferrari als auch Mercedes ein größeres Problem haben als beide dachten.

Aston Martin ist derweil fein raus. Das Auto ist schnell, die Long Runs sind fast auf dem Niveau von Red Bull und die Quali-Pace ist gut. Es wird nicht leicht werden, das Wettrüsten zu bestehen, aber Aston hat bis zur Saisonmitte mehr CFD und Windtunnel-Token als Mercedes und Ferrari. Der Anspruch von Aston wird auch nicht der WM-Titel sein, aber angesichts der schwierigen Lage der direkten Konkurrenz wird man P3 oder sogar P2 in der Konstrukteurs-WM im Auge haben.

Bilder: Aston Martin, Daimler AG, Ferrari

Das könnte Dir auch gefallen