Saisonauftakt nach Maß: Schon am Freitag sicherte sich Sauber-Junior Theo Pourchaire mit einer sensationellen Quali-Runde alle Aufmerksamkeit. In einer Serie auf so hohem Niveau und mit Einheitsmaterial 0,75 Sekunden auf den nächstbesten und mindestens neu Zehntel auf den Rest herauszuholen, ist bemerkenswert. Das Hauptrennen dominierte er dann auch von der Pole weg: obwohl er auf harten Reifen startete, ging er relativ früh in die Box, konnte aber die weichen Reifen problemlos durch den Großteil des Rennens tragen und knapp 20 Sekunden Vorsprung auf Platz 2 und mehr als 30 Sekunden auf alle weiteren Piloten herausfahren. Damit hat der Franzose seine Favoritenrolle für dieses Jahr untermauert.
Platz 2 ging am Sonntag an den Schweizer Ralph Boschung, von Startplatz 10 aus. Dass der Langzeit-F2-Pilot an diesem Wochenende stark war, zeigte er im Sprint mit dem Sieg von der Reverse Grid-Pole aus, aber der zweite Platz am Sonntag war die noch bemerkenswertere Performance. Generell war sein Campos-Team an diesem Wochenende stark, wie sein Teamkollege Kush Maini mit Punkteresultaten in beiden Läufen zeigte. Selbst in der F3 konnte Campos mit Pepe Marti einen Sieg holen.
Die dritte herausstechende Performance zeigte an diesem Wochenende Rookie Zane Maloney: der Neuzugang im Red Bull-Kader tat sich in der Quali noch schwer, seine Zeit war nur für Startplatz 18 gut. Von dort konnte er aber bereits im Sprint auf Platz 9 nach vorn fahren, was hier allerdings knapp nicht für Punkte reichte. Im Hauptrennen aber ging es noch weiter nach vorn, und zwar bis aufs Podium: bei so einer Aufholjagd, so vielen Zweikämpfen und Überholmanövern am Ende noch genug Reifen übrig zu haben, um in den letzten Runden noch Richard Verschoor und Kush Maini erst zu überholen und dann noch um mehrere Sekunden zu distanzieren, das ist für einen Neuling auf diesem Matieral – am allerersten Rennwochenende – eine extrem starke Leistung.
Einem anderen Rookie gelang es nicht so gut, mit den Reifen hauszuhalten: Prema-Pilot und Ferrari-Junior Oliver Bearman lag eine Zeit lang auf Platz 4 und kämpfte um diesen mit Maini und Arthur Leclerc – bis ihm einige Runden vor Schluss die Reifen komplett zusammenbrachen und er noch auf Platz 14 zurückfiel. Leclerc, ein weiterer Rookie, steckte zwischenzeitlich etwas zurück und konnte die Pirellis damit bis zum Ende am Leben erhalten. Er fuhr aber auch häufiger eine sehr „kreative“ weite Linie durch den Auslauf von Turn 10. Dieser Kampf um die Plätze 3-6 war jedenfalls am Sonntag sehr sehenswert, und auch im Sprint am Samstag sorgten die Plätze hinter dem Podium für heiße Manöver.
Ein schlechtes Wochenende erwischte mit Jack Doohan ein anderer Titelkandidat: nur Platz 17 in der Quali – und in beiden Rennen schaffte er es nicht in die Punkte. Aber Bahrain war schon letztes Jahr nicht die stärkste Strecke für ihn und sein Virtuosi-Team. Die Chance, sich besser zu präsentieren, bekommen Doohan und alle anderen, die in Bahrain Pech hatten (so etwa auch Frederik Vesti und Victor Martins, die in Runde 1 des Hauptrennens in einen Crash verwickelt waren) bereits an diesem Wochenende in Jeddah. Der Kurs mit dem unendlichen Kurvengeschlängel ist für die F2-Piloten extrem herausfordernd, weil die Autos nicht über eine Servolenkung verfügen und die Temperaturen in Saudi-Arabien regelmäßig über 30 Grad liegen werden. Zudem fährt die F2 tagsüber und nicht – wie die Formel 1 – im Dunkeln. Die Sieger der beiden Vorjahres-Läufe, Felipe Drugovich und Liam Lawson, sind nicht mehr am Start.
Was sonst noch war
Auch die Formel 3 war in Bahrain unterwegs. Einen ausführlicheren Blick auf deren Saison und Starterfeld wird es spätestens zu deren nächstem Rennwochenende (Melbourne Anfang April) geben. An dieser Stelle sei nur kurz gesagt, dass die Sieger des Auftaktwochenendes Pepe Marti (Sprint) und Gabriel Bortoleto (Feature) waren. Auch der in England geborene und aufgewachsene Deutsch-Däne Oliver Goethe, Euroformula Open-Champion des Vorjahres, hatte ein sehr gutes Wochenende.
Die IndyLights-Serie läuft jetzt unter dem Namen IndyNXT. Die Starterzahlen sind seit Jahren nicht berauschend, aber immerhin schaffen meist mehrere Fahrer pro Jahr den Aufstieg in die Mutterserie, sodass die Nachwuchsformel ihren Zweck erfüllt. Den Sieg beim Saisonauftakt in St. Petersburg, Florida, hat Danial Frost geholt. Der Pilot aus Singapur ist in seiner dritten IndyLights-Saison, es ist sein zweiter Sieg auf diesem Level. Der nächste Lauf findet erst Ende April im Barber Motorsports Park statt, da die IndyNXT auf dem großen Oval in Texas nicht antritt. Erwähnt werden soll an dieser Stelle noch, dass in der zweithöchsten Serie der „Road to Indy“-Leiter, die nun USF Pro 2000 heißt, in dieser Saison der Bochumer Lirim Zendeli antritt, seines Zeichens ADAC F4-Champion 2018. Nach dem guten Formel 3-Jahr 2020 blieb seine europäische Formelkarriere leider aus finanziellen Gründen in der F2 stecken. Beim Saisonauftakt holte er im zweiten Lauf einen guten vierten Platz.
Über vier Wochenende im Februar und März wurde in Spanien noch die neue Formula Winter Series ausgetragen. Diese wurde vom deutschen Coaching- und Track Day-Unternehmen Gedlich Racing als vergleichsweise günstige Formel 4-Meisterschaft ausgerichtet und trat jeweils gemeinsamen mit der GT Winter Series. Nur wenige Piloten bestritten alle vier Events und der Champion ist ein bekannter Name: Der Pole Kacper Sztuka, der 2022 in der stark besetzten italienischen Formel 4-Meisterschaft zwei Rennsiege holte, gewann hier fast alle Läufe, an denen er teilnahm. Das reichte zum Titel vor den Vollzeit-Startern Gianmarco Pradel. Frederik Lund und Ruiqi Liu. Sztuka hat noch keine Pläne für die weitere Saison 2023 bekannt gegeben, da die Finanzierung nicht einfach ist.
Da ich über die Saisons der anderen Winter-Fomelserien nicht weiter berichtet hatte, seien hier noch die Ergebnisse nachgeliefert: in der Formula Regional Oceania (ehemals Toyota Racing Series) holte Charlie Wurz den Titel, knapp vor Callum Hedge, der nun in der Formula Regional Americas Championship antritt. Dort konnte er auch direkt beim Auftakt einen der drei Läufe gewinnen. Wurz wird ab Ende April mit ART in der europäischen Formula Regional fahren.
Den Titel in der Formula Regional Middle East Championship holte sich recht deutlich Mercedes-Junior Andrea Kimi Antonelli, was nicht weiter überraschend ist. Sein härtester Konkurrent bei den ersten beiden Events war Dino Beganovic, der allerdings im Vorjahr auch schon den Titel in der europäischen Formula Regional geholt hat, während es für Antonelli das Debüt in diesem Auto war. Wieder einmal sehr stark und Zweiter in der Meisterschaft war der Brite Taylor Barnard, der direkt in die F3 aufgestiegen ist, wo er beim Saisonauftakt immerhin bester Pilot seines Teams Jenzer war, die nicht zur Spitze des Feldes gehören.
Den Titel in der F4 UAE Championship machten die beiden Ferrari-Junioren James Wharton und Neuzugang Tuuka Taponen unter sich aus, wobei am Ende der etwas erfahrenere Australier Wharton die Oberhand behielt. Auch McLaren-Junior Ugo Ugochukwu auf Rang drei gab ein starkes Bild ab, er konnte mit fünf Siegen aus 15 Rennen einmal mehr gewinnen als Wharton und Taponen.
(Beitragsbild: Sauber)