Home Formel EinsF1 Formel Eins: Analyse GP von Saudi-Arabien – Red Bull demontiert die Konkurrenz

Formel Eins: Analyse GP von Saudi-Arabien – Red Bull demontiert die Konkurrenz

von DonDahlmann
0 Kommentare

Die Hoffnung vor dem Rennen war, dass das Feld an der Spitze enger zusammenrücken würde. Doch das bewahrheite sich nicht.

Red Bull setzt seine Dominanz in der Formel Eins weiter fort und es sieht nicht so aus, als ob die anderen Teams im Moment dem etwas entgegensetzen können. In der Quali war das Bild etwas verzerrt, weil Verstappen wegen einer defekten Antriebswelle in der zweiten Quali-Runde hängen blieb. Perez sprang in die Bresche und distanzierte den zweitplatzierten Leclerc um 0,155 Sekunden. Das war enger, als in Bahrain, aber es fehlte halt Verstappen, der normalerweise immer zwei bis drei Zehntel schneller als sein Teamkollege ist.

Auf Ferrari ruhten auch die Hoffnungen für das Rennen. Die Italiener galten als die Favoriten im Verfolgerfeld, denn die Strecke und der Asphalt sollten dem Auto eigentlich entgegenkommen. Aber schon die Long Runs am Freitagabend ließen nichts Gutes vermuten. Im Renntrimm fehlte der Scuderia rund eine Sekunde pro Runde auf die Red Bull. Ebenfalls besser unterwegs waren Aston Martin und Mercedes.

Dazu kam, dass Ferrari bei Leclerc in Jeddah schon die dritte ECU einbauen musste. Die Erste musste in Bahrain vor dem Rennen gewechselt werden, die zweite verabschiedete sich im Rennen. Da nur zwei ECU vor Jahr erlaubt sind, musste Leclerc seinen zweiten Startplatz räumen und ging von P12 ins Rennen. Den Start erledigte der Monegasse auf den Soft und kam damit auch gut voran. Als das Safety Car für Lance Stroll raus musste, lag Leclerc hinter Sainz schon auf P5. Aber da war dann Schluss. Auf den harten Reifen ging für Leclerc nichts mehr viel und er blieb bis zum Schluss hinter Sainz.

Die Mercedes waren da schon etwas besser unterwegs. Russell gelang in der Quali P4, bei Hamilton reichte es aufgrund eines kleinen Fehlers nur zu P8. Dafür lief es bei dem Rekord-Weltmeister im Rennen deutlich besser. Der Mercedes machte eine gute Figur in Saudi-Arabien, auch wenn der Abstand natürlich weiter sehr hoch war. Im Rennen verlor der Mercedes deutlich, aber die guten Nachrichten sind, dass Quali-Pace und Renn-Pace nicht weit voneinander entfernt sind.

Dennoch ist das für die Ansprüche des Teams natürlich zu wenig. Ein neues Chassis wird es dieses Jahr wohl nicht geben, aber Toto Wolff hat angekündigt, dass man das Auto radikal umbauen will. Der eingeschlagene Weg sei falsch gewesen, das werde man nun ändern. Offenbar hat man schon mit der Entwicklung der B-Variante begonnen. Wann die kommen wird? Vermutlich nach dem Rennen in Monaco, also um den Juni herum.

Dass man Ferrari im Rennen über den reinen Speed hinter sich lassen konnte, dürfte wenig trösten, auch wenn es natürlich willkommen ist. Aber die Probleme bei Ferrari, vor allem bei der Zuverlässigkeit, machen es Mercedes auch leicht. Dass Aston Martin die Deutschen weiter deutlich schlägt, dürfte mehr Schmerzen verursachen.

Die Briten waren auch in Jeddah klar die zweitstärkste Kraft, ohne Red Bull allerdings gefährden zu können. Alonso gelang zwar das Kunststück, das Rennen nach dem Start für vier Runden anzuführen, wurde aber dann vom Perez schnell geschnappt und schon im ersten Stint distanziert. Der Spanier hielt sich dann lange auf P2 und wurde erst spät vom heranstürmenden Verstappen überholt.

Und sobald beide Red Bull vorn waren, entwickelte sich ein interessanter Kampf zwischen Verstappen und Perez. Die Teamleitung gab bekannt, dass beide pushen konnte, und die Rundenzeiten waren erstaunlich. Ein Blick auf die schnellsten Rennrunden gibt einen, wenn auch verzerrten, Eindruck:

VER: 1.31.906
PER: 1.32.188
ALO: 1.32.240
RUS: 1.32.433
SAI: 1.32.822

Verzerrt deswegen, weil die Zeiten von Russell und Alonso nicht die Pace aus der Mitte des langen Stints wiedergeben. Da fuhr Alonso eher 1.32.7, Russell und Sainz 1.33.4 während die Red Bull permanent unter 1.33 fahren konnten. In den 34 Runden zwischen Runde 16 (SC Boxenstopp) und dem Ende des Rennens in Runde 50 distanzierte Perez den Aston von Alonso um 20 Sekunden, Russell um 25 und Sainz um 35 Sekunden.

Die Abstände der Teams lesen sich dann also ungefähr wie folgt.

Aston: 0,55 Sekunden/Runde
Mercedes: 0,7 Sekunden/Runde
Ferrari: 1 Sekunde/Runde

Das deckt sich einigermaßen mit den Abständen in Bahrain, nur dass Mercedes in Jeddah etwas näher dran war. Ich gehe davon aus, dass die Abstände in Australien in 14 Tagen ähnlich sein werden. Da hier der mechanische Grip eine etwas größere Rolle spielt, könnte Red Bull sogar noch etwas weiter vorn sein. Da die ersten Updates erst in Baku Ende April oder Imola Mitte Mai kommen werden, wird sich am Vorteil von Red Bull auch nicht viel ändern.

Hinter den Top 4 sammelt Alpine Brotkrumen auf. In der Quali war dieses Mal gar nicht so schlecht unterwegs. Auf Red Bull fehlten acht Zehntel, auf den Mercedes waren es nur etwas mehr als zwei Zehntel. Im Rennen sah die Sache aber wieder anders aus. Ocon auf P8 fehlten am Ende 54 Sekunden auf Perez, 34 Sekunden auf Alonso und 20 Sekunden auf Russell. Man verliert gegenüber Mercedes rund 1 Sekunde pro Runde, auf Ferrari waren es noch etwas mehr als 0,5 Sekunden. Das kann den Ansprüchen von Alpine nicht genügen und der versprochene Neustart in dieser Saison ist bisher nicht erfolgt.

Bedenklich muss dabei auch sein, dass man nur 10 Sekunden vor dem Haas von Kevin Magnussen lag. Und das, nachdem der das halbe Rennen mit Tusnoda um P10 kämpfen musste. Das kostete den Dänen sehr viel Zeit und die Chance im Heck der Alpine zu hängen, war damit weg. Insgesamt ist der Alpine zwar besser als der Haas, aber das kann nicht der Vergleich sein, dem man sich stellen will.

Haas konnte in Jeddah den ersten Punkt einsammeln. Hülkenberg hatte das Auto in Q2 gebracht und scheiterte nur sehr knapp an Q3. Im Rennen lag er zunächst auf P11, musste aber seinen Teamkollegen passieren lassen. Magnussen war nicht schneller, hatte aber DRS und konnte sich dann absetzen, weil Hülkenberg beide Williams im Heck kleben hatte. Der Deutsche setze sich zwar durch, verlor durch den Kampf aber den Anschluss an Magnussen. Die beiden geben sich nichts im Haas, wobei Hülkenberg im Moment in der Quali besser zu sein scheint. Im Rennen scheint er noch etwas eingerostet zu sein, aber das gibt sich vermutlich demnächst.

Auch die beiden Williams und Alpha Tauri sahen im Rennen besser aus, als in der Quali. Albon musste seinen Wagen abstellen und Sargeant gingen am Ende des Rennens die Reifen ein. Aber grundsätzlich fuhr der Rookie ein gutes Rennen. Ebenso Tsunoda. der die Flagge für Alpha Tauri hochhalten konnte und den viel schnelleren Magnussen lange ausbremste. De Vries war erneut nur wenig zu sehen, lieferte aber ein besseres Rennen ab.

Alfa Romeo hat weiter Probleme mit dem Auto. Zhou kam immerhin auf P13, war aber ohne Chancen auf Punkte. Bottas ging komplett unter und wird das Wochenende schnell vergessen wollen. Das Schlusslicht im Rennen bildet im Moment McLaren. Auf eine Runde geht das Auto gut, wie Piastri mit P9 in der Quali zeigte. Im Rennen geht aber gar nichts. Nachdem Piastri sich in der ersten Runde den Frontflügel beschädigt hatte, gesellte sich zum wegen eines Fahrfehlers in der Quali eh von ganz hinten gestarteten Norris. Da blieben beide McLaren auch bis zum Schluss. Dass sich Norris in den letzten Runden auch noch de Vries beugen musste, sagt schon alles.

Es war kein gutes Rennen in Jeddah. Dafür sind die Abstände zwischen den Teams vorn auch zu groß. Je nach Strecke wird Ferrari sicher mal stärker sein und der Kampf um P3 könnte interessant werden. Mehr ist aber nicht drin. Und daran wird sich, bis die Updates eintrudeln, auch nichts ändern.

Bilder: Ferrari, Aston Martin, Mercedes, Alpine, Alfa Romeo, McLaren, Haas, Pirelli

Das könnte Dir auch gefallen