Die Ausgangsposition für das Rennen war gut, das Rennen dann leider nicht. Und Liberty Media übertreibt es mit der Show.
Sport ist Entertainment und das ist bei der Formel Eins auch nicht anders. Ein bisschen Show und ein bisschen Pomp gehören dazu. Aber was Liberty Media in Miami geboten hat, war an der Grenze der Lächerlichkeit. Es mag sein, dass man für den amerikanischen Markt die Dinge etwas anders machen muss, aber man muss nicht Gewohnheiten aus dem US-Sport übernehmen. Dazu gehört ganz sicher ein 30-köpfiges Orchester, dass dann einen einzelnen Einlauf der Fahrer zur Startaufstellung begleitet, inklusive geschriener Vorstellung der Fahrer. Was nicht nur mich nervte, sondern auch die Piloten.
Für Glamour und Show gibt es vor allem das Rennen in Monaco, das schon immer ein wenig anders war, als die anderen Rennen. Aber das hat eben auch was mit Monaco zu tun und man kann Monaco nicht auf einem umgebauten Parkplatz in Miami nachstellen. Das passt für mich nicht zur F1. Aber beim Versuch, den US-Markt zu erschließen scheinen alle Mittel Recht zu sein. Dazu gehörte am Wochenende auch, dass man eine ganze Horde Influencer von TikTok eingeladen hatte, die keine Ahnung hatten, wo sie eigentlich waren. Die F1-Fans waren nicht gerade erfreut darüber. Jackie Stewart im übrigen auch nicht. Den versuchte die Security vom Grid fernzuhalten.
Die ganze Show erbrachte dann aber kein gutes Rennen. Und dies, obwohl die Ausgangsposition gar nicht so schlecht war. Hamilton war mit einem schlecht liegenden Mercedes schon in Q2 ausgeschieden und in Q3 versemmelte Verstappen seinen ersten Run. Als dann Leclerc knapp 90 Sekunden vor Schluss seinen Wagen in die Barrieren warf, war die Quali beendet. Leclerc musste von P7 starten, Verstappen nur von P9. Dafür stand Perez auf der Pole, Alonso war Zweiter und Magnussen fand sich zu seiner eigenen Überraschung auf P4 wieder und hatte Gasly auf P5 im Rücken.
Alonso schätzte die Lage so ein, dass Verstappen ihn in Runde 25 vom zweiten Platz vertreiben würde. Das schien realistisch, musste der Weltmeister doch an Leclerc und Russell vorbei, die beide vor ihm lagen. Doch der Niederländer ließ sich nicht aufhalten. Obwohl er auf den harten Reifen startete und damit, hauptsächlich in den ersten Runden gegenüber den mit Medium ausgestatteten Piloten, auf dem Papier im Nachteil war. Doch der Red Bull zeigte die Schwächen seiner Konkurrenten schonungslos auf.
Verstappen schnappte sich einen Konkurrenten nach dem anderen und ließ den Aston Martin statt in Runde 25 schon in Runde 13 hinter sich. Da lag Perez gerade mal 6 Sekunden in Front und die Lage hatte sich komplett verändert. Es war klar, dass Perez früher an die Box kommen würde. Er musste sich ein doppeltes Polster herausfahren. Zum einen für seinen Stopp, zum anderen auch für die Zeit nach dem Stopp von Verstappen, der die letzten Runden dann auf den schnelleren Reifen sein würde.
Die entscheidende Phase kam dann, als Verstappen auf P2 lag und Perez sich eben nicht absetzen konnte. Die C2 erwiesen sich als die mit Abstand besseren Rennreifen. Also warum hatte man Perez nicht auf sie gesetzt? Red Bull musste klar gewesen sein, dass man auch auf den C2 schneller sein würde als Alonso und den ersten Ferrari mit Sainz auf P3. Dass sie sich die C2 als die bessere Variante herausstellte, hatten allerdings auch alle anderen Teams verpasst. Haas hatte Magnussen auf den Medium, beide Ferrari starteten ebenfalls auf den C3.
Das Rennen war dann nach 25 Runden gelaufen. Es war offensichtlich, dass Perez nicht den Reifen hatte, um sich abzusetzen. Es gelang ihm aber auch nicht auf den C2 den Abstand zu Verstappen zu verkleinern. Der Mexikaner musste seine Reifen schonen, um am Ende noch zulegen zu können, was Verstappen wiederum half, mit seinen Reifen zu haushalten. Am Ende war die Sache für den Verstappen dann einfach. In den letzten 10 Runden hatte er die Medium und lag nach seinem Stopp nur 1,5 Sekunden hinter Perez. Das Überholmanöver war Formsache.
Alonso hatte ein einsames Rennen. Der Aston war gut unterwegs, auch er auf den Geraden Zeit verlor. Am Ende fehlten dem Spanier 26 Sekunden auf Verstappen, was einem Zeitverlust von 0,5 Sekunden pro Runde entsprach. Das ist nicht viel, zudem Alonso keinen Druck von hinten hatte und nicht komplett pushte. Er hatte sogar so viel Zeit, sich das Rennen auf den großen Bildschirmen anzuschauen und seinem Teamkollegen Stroll zu einem gelungenen Überholmanöver zu gratulieren.
Was dem Aston fehlt, ist der Topspeed auf den Geraden. Die Frage, die sich alle stellen, ist, was Red Bull gefunden hat. Vor allem mit DRS ist der Red Bull massiv schneller als die gesamte Konkurrenz. Die Antwort dürfte im Bereich eines Strömungsabrisses zu finden sein. Offenbar bildet sich im Heck zumindest teilweise ein Strömungsabriss, wenn das DRS geöffnet ist. Aber wie genau Red Bull das bewerkstelligt, ist dann wieder eine andere Frage. Wäre es eine Frage des Heckflügels, hätte die Konkurrenz das kopiert. Glaubt man den Gerüchten, betrifft der Abriss aber auch den Diffusor. Und das ist dann schwieriger zu kopieren.
Den Topspeed von Red Bull hätte vor allem Lewis Hamilton gerne gehabt. Nach der desaströsen Quali startete er von P13 und hing dann im berüchtigten DRS-Train fest. Er musste schon die Brechstange rausholen, um wenigstens ein paar Plätze zu gewinnen. Der Brite hatte auch die C2 zum Start gewählt, tat sich aber schwer im Feld zu überholen. Nachdem die Fahrer mit den C3 an die Box gegangen waren, änderte sich das Bild etwas. Sein Wechsel auf die Medium half dann in der Schlussphase, als er sich noch Leclerc schnappen konnte und P6 erreichte, war dann ein kleiner Erfolg. Man darf auf das Imola-Update gespannt sein.
Besser als in den letzten Rennen lief für Alpine. Gasly hatte ein sehr gutes Rennen auf einer etwas merkwürdigen Strategie, rettete sich aber auf P8. Ocon landete 3 Sekunden hinter seinem Teamkollegen. Den letzten Punkt sicherte sich dann Kevin Magnussen im Haas. Die Haas waren mehr als konkurrenzfähig und Hülkenberg, der auf den C2 startete, hielt sogar lange Leclerc im Ferrari hinter sich. Das Problem von Hülkenberg war seine schlechte Quali. Er startete nur von P12, nachdem er Q3 um ein Zehntel verpasst hatte. Die lange erste Stint brachte ihn in die Punkte, aber die Abstände im Mittelfeld sind so eng, dass er nach seinem Stopp auf P15 zurückfiel. Magnussen hatte dagegen früh gestoppt und somit der Konkurrenz einen Undercut verpasst, der dann am Ende den verdienten Punkt einbrachte.
Überhaupt nicht zu sehen war die McLaren und das war überraschend. Nachdem es in Baku ein Update gab und das Auto etwas besser zu sein schien, ging McLaren in Miami komplett unter. Beide Autos waren in Q1 raus, im Rennen hatte man nur noch den Williams von Sargeant hinter sich. Am Ende schnappte sich Norris noch de Vries für einen sensationellen siebzehnten Platz. McLaren ist so schlecht, wie lange nicht mehr und wenn das Auto in Imola nicht besser läuft, könnte dies die schlechteste Saison seit 2017 werden.
In zwei Wochen geht es dann in Imola weiter und dann folgen mit Monaco und Spanien drei wichtige Rennen in Folge. Die Updates, die vermutlich alle Teams zum Europa-Auftakt mitbringen werden, müssen dann auf diesen sehr unterschiedlichen Strecken funktionieren. Die Karten werden also neu gemischt.
Bilder: Pirelli
1 Kommentare
Bei diesem bescheuertem Einlauf der Fahrer hab ich den Kanal gewechselt und erstmal etwas Premier League Fussball geschaut. War ja nicht auszuhalten!
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