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GT World Challenge Europe – Saisonvorschau Sprint Cup

von Nils Otterbein
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An diesem Wochenende startet die Sprintvariante der GT World Challenge in ihre neunte Saison. Neu ist, dass man in diesem Jahr auch bei den 60-minütigen Sprints ein riesiges Starterfeld erwarten darf. Jedoch wird es hier beim Saisonauftakt und am Saisonende eine Ausnahme geben.

Wie auch im Endurance-Cup setzt die SRO auf Kontinuität bei den Kalenderplanungen. Auch dieses Jahr sind fünf Wochenenden mit je zwei Rennen geplant. Nach dem Auftakt in Brands Hatch wird es eine lange Pause im Sprint-Cup geben, da in der Zwischenzeit der Prolog für die 24 Stunden in Spa ansteht sowie das 6 Stunden Rennen in Paul Ricard als Generalprobe für den früheren Termin der 24 Stunden von Spa Anfang Juli. Deshalb wird es im Sprint-Cup erst Mitte Juli in Misano weitergehen, bevor dann die Läufe in Hockenheim, Valencia und das neugeschaffene Finale in Zandvoort folgen.

Es war in den letzten Jahren oft eine Faustformel, dass im Sprint-Cup innerhalb des GTWC-Gefüges rund die Hälfte an Fahrzeugen des Endurance-Cups an den Start gehen. In den meisten Fällen waren es Teams, die beide Teilchampionate mitgefahren sind, teils waren es Teams, die nur im Sprint-Cup eingeschrieben waren. In diesem Jahr haben sich die Verhältnisse deutlich geändert. Es sind für die Saison im Sprint-Cup ca. 40 Fahrzeuge eingeschrieben.

Jedoch gilt dies nicht für den Saisonstart in Brands Hatch und dem Saisonende in Zandvoort, da hier wegen der Kapazitäten an den Strecken der Bronze-Cup nicht an den Start geht. Damit wären wir auch schon bei den Fahrereinstufungen für den Sprint-Cup in diesem Jahr. In den letzten Jahren war immer der Pro-Cup stark dominierend und nur wenige Teams aus dem Silver- oder gar Bronze-Championat fanden den Weg zu den Sprint-Wochenenden. Auch deshalb war das Starterfeld immer „nur“ bei 20-25 Fahrzeugen. Dieses Jahr ist das Verhältnis jedoch wie folgt: Pro: 15, Gold: 5, Silver: 9, womit 29 Fahrzeuge nun in Brands Hatch starten. Im Bronze-Cup dürften es 11 Fahrzeuge werden, wobei man hier mal das exakte Starterfeld beim 2. Sprint-Cup-Wochenende in Misano abwarten muss, da es noch sehr lange hin ist. In der Betrachtung der Teams soll es deshalb hauptsächlich um die bestehenden Kategorien und insbesondere den Pro-Cup gehen. Wie üblich werden zwei Fahrer pro Fahrzeug unterwegs sein mit einem Fahrerwechsel zwischen der 25. und 35. Rennminute.

Audi

Audi ist seit Bestehen des Sprint-Cups die erfolgreichste Marke innerhalb der kurzen Renndistanzen. Auch letztes Jahr konnte man im letzten Jahr der Zusammenarbeit mit WRT den Titel mit Charles Weerts und Dries Vanthoor holen, was für das Team bereits der dritte Titel am Stück war. Es war gleichzeitig der Einzige der drei möglichen Titel, den Raffaele Marciello und Akkodis-ASP knapp verpassten.

Für Audi treten exakt die gleichen Teams an, wie sie im Endurance-Cup an den Start gehen und dies sogar zahlenmäßig. Das ist tatsächlich bei keiner anderen Marke der Fall! Drei R8 LMS Evo II setzt das im GT3-Sport neue Comtoyou-Team ein mit den Pro-Duos Haase/Legeret und Vervisch/Baert. Es fällt auf, dass die Mannschaft ein Stück weit die Rolle von Sainteloc übernommen hat und vor allem junge Fahrer einsetzt. Dazu noch mit Magnus/Hutchinson ein sehr starkes Duo für den Gold-Cup. Sainteloc setzt derweil mit den teamtypischen Startnummern 25-27 mit u.a. Niederhauser, Mies und Gachet auf viel Erfahrung und mit Erwan Bastard, Paul Evrard und Gregoire Demoustier auf französische Piloten. Dazu setzt auch im Sprint-Cup die Attempto-Mannschaft aus Hannover zwei Wagen ein. Auch hier ist ein Wagen unter der Nennung „Tresor Orange 1“ genannt, was mit Drudi/Feller gleichzeitig das Pro-Fahrzeug ist. Das weitere Fahrzeug firmiert unter der Nennung von „Tresor Attempto Racing“, mit dem Teamchef-Sohn Alex Aka und Lorenzo Patrese im Silver-Cup. Die neue Struktur von Boutsen VDS setzt dazu zwei Wagen im Gold-Cup ein mit u.a. dem Andros-Trophy-Meister Aurelien Panis.

Man wird sehen, ob die Erfolgsgeschichte von Audi weitergehen wird. Jedenfalls wird Sainteloc versuchen aus dem Schatten von WRT herauszutreten. Bei Comtoyou wird die Herausforderung sein, dass man im ersten GT3-Jahr direkt den Spagat zwischen Endurance und Sprint hinzubekommen. Selbst erfahrene Mannschaften haben schon oft gezeigt, dass dies nicht so leicht ist, wie manche denken.

Mercedes

Für den Saisonstart in Brands Hatch sind lediglich drei AMG genannt. Teams wie Getspeed oder Winward konzentrieren sich wegen parallelen DTM-Programmen rein auf den Endurance-Cup und Haupt-Racing wird einen weiteren Bronze-Wagen erst in Misano bringen.

Das Duo schlechthin wird bereits zum vierten Jahr in Folge das Duo Boguslavskiy/Marciello mit Akkodis-ASP stellen. Letztes Jahr sah man jedoch eine große Diskrepanz darin, wer von den beiden die Qualifikation für das jeweilige Rennen fuhr. Oft hatte der Pilot aus Russland die Vorarbeit seines italienischen Teamkollegen nur zum Rennsieg verwalten müssen. Im Umgekehrten Fall musste Marciello oft wie ein Messer durch die Butter durch den Verkehr pflügen, um die oft schwache Qualifikationspace wettzumachen. Dass jedoch auch solche eher ungleichen Duos Meister werden können, hatten bereits Duos wie Christopher Mies/Enzo Ide vor Jahren gezeigt. Dazu gesellen sich zwei Silber-Fahrzeuge von Haupt Racing mit Jorden Love und dem aus dem GT-Masters bekannten Frank Bird sowie Madpanda Motorsport, selbstverständlich mit Teambesitzer Ezequiel Perez Companc am Steuer sowie dem bislang eher unbekannten Finnen Jesse Salmenautio, der aus der LMP3-Szene kommt.

BMW

Bei BMW setzt man natürlich alles auf die WRT-Mannschaft, die beim Endurance-Auftakt in Monza mit Reifenschäden viel Pech hatten. Die belgische Mannschaft setzt auch hier vier M4 ein, wovon drei im Pro-Cup genannt sind. Das Meisterduo Weerts/Vanthoor ist weiterhin in der #32 unterwegs. Valentino Rossi bekommt dieses Jahr in der #46 seinen neuen Endurance-Teamkollegen Maxime Martin an die Seite, da Frederik Vervisch zu Comtoyou gewechselt ist. Durch die Heraufsetzung der Fahrereinstufung startet das Duo Thomas Neubauer/Jean Baptiste Simmenauer ebenfalls im Pro-Cup. Ein Duo, das man sich auch noch gut im Gold-Cup vorstellen könnte. Im Gold-Cup wiederum startet das junge Duo Calan Williams und Niklas Krütten, auf den man bei BMW offenbar große Stücke setzt.

Nicht am Start ist die Rowe-Mannschaft, die sich nach einem eher erfolglosen DTM-Ausflug 2021 wieder voll auf Langstreckensport konzentriert.

Porsche

Die wohl zahlenmäßig größte Diskrepanz hat zunächst Porsche im Vergleich zum Endurance-Cup zu bieten. In Brands Hatch ist mit Dinamic GT Huber Racing tatsächlich nur ein 911 genannt. Dies liegt daran, dass Teams wie Parker, Herberth oder Pure Rxcing im Bronze-Cup genannt sind oder sie sich wie Car Collection auf die Langstrecke konzentrieren. Etwas überraschend ist jedoch, dass Dinamic eben nur einen Wagen bringt, während man letztes Jahr noch zwei 911 eingesetzt hat. Die #54 ist mit Adrian De Leener und Christian Engelhart besetzt.

Ferrari

So ganz scheint man sich bei Ferrari nicht vom 488 trennen zu können oder zu wollen. Somit setzt AF-Corse im Silver-Cup mit den eher unbekannten Sean Hudspeth/Nicola Marinangeli das ältere Modell ein. Das Debüt mit dem 296 wird Emil Frey Racing bestreiten, die rein für den Sprint-Cup eingeschrieben sind. Hier scheint man im Gegensatz zu manchem Team innerhalb der NLS das Material auch rechtzeitig bekommen zu haben. Das ehemalige Lamborghini-Team aus der Schweiz setzt beide Ferrari im Pro-Cup ein. Auf der #14 sind Giacomo Altoe und Konsta Lappalainen genannt, der letztes Jahr schon für das Team im ADAC GT Masters fuhr. In der #69 sitzen zwei sehr spannende Personalien mit Albert Costa und Thierry Vermeulen. Costa hat nach vielen unüberlegten Aktionen und Unfällen seine Papiere bei Lamborghini holen müssen und versucht nun über die LMP2-Klasse der WEC und dem neuen Emil-Frey-Projekt seinen Ruf wieder zu verbessern. Seine Schnelligkeit ist unbestritten. Vermeulen fuhr letztes Jahr noch für Car Collection einen Audi im GT Masters und konnte lediglich in Zandvoort für gute Momente sorgen. Sein Vater ist der Manager von keinem geringeren als Max Verstappen.

Lamborghini

Kein einziges Team aus dem großen Endurance-Cup-Aufgebot ist in Brands Hatch vertreten, da Teams wie Grasser, Iron Lynx oder das Überraschungsteam K-Pax auf die Langstrecke setzen. Jedoch gibt es ein überraschend großes Aufgebot von VSR (Vincenzo Sospiri Racing) mit drei Lamborghinis, bei denen die #60 mit Jordan Pepper/Frank Perera sogar zwei Werksfahrer beinhaltet. Das Team aus Italien war in den letzten Jahren eher mit einem kleinen Programm unterwegs und stammt eher aus dem lokalen GT-Sport. Da überrascht ein solches Programm schon. Zwei weitere Fahrzeuge sind im Silber-Cup genannt mit u.a. Rolf Ineichen, der der Marke Lamborghini treu bleibt. Hinzu kommt ein weiterer Huracan vom bislang völlig unbekannten Team GSM AB1 GT3, die mit Lizenz aus Monaco starten. Mit den ebenso unbekannten Nicholas Risitano und Fernando Croce wird man so etwas wie der große Underdog im Feld sein.

McLaren

Mit Garage 59 und JP Motorsport sind erneut zwei bekannte McLaren Teams am Start, die je einen Wagen einsetzen. Bei JP Motorsport hatte man teilweise das Gefühl, dass man sich in den Teamplanungen etwas verrannt hatte. Mal waren Programme in der DTM und im GT Masters geplant, mal gab es Gaststarts, mal wurden die Planungen wieder verworfen. Nun setzt man dieses Jahr zwei McLaren nur noch im Sprint-Cup ein, wovon jedoch ein 720 aus dem Bronze-Cup erst in Misano starten wird. Mit Christian Klien, der mit Patrick Krupinski das Team leitet und Dean Macdonald setzt man auf bewährtes Personal. Garage 59 hatte einen starken Endurance-Auftritt in Monza und setzt auch im Sprint-Cup auf das Duo Benjamin Goethe, der nun wie sein Bruder in der Formel 3 mit deutscher Lizenz startet und Nicolai Kjaergaard. Somit de facto ein dänisches Duo.

Honda

Einen überraschenden Markenzuwachs gab es von Honda mit dem NSX GT3 und das sogar gleich mit zwei Fahrzeugen! Man erinnere sich an die 24 Stunden von Spa 2019, als das Honda Team Motul auf einem überraschenden sechsten Gesamtrang landete. Damals dachten viele an den großen Durchbruch von Honda im europäischen GT3-Sport, doch nichts war es. Lediglich in den USA bekommt man unter der Edelmarke Acura nennenswerte Stückzahlen verkauft und aus einem geplanten GT3-Programm von Fugel Sport im GT Masters und der NLS wurde bislang auch noch nichts. Das italienische Team Nova Race setzt zwei NSX im Silver-Cup ein. Die Mannschaft war bislang hauptsächlich in der Italien GT unterwegs mit Gaststarts in der international GT Open, die auch dieses Jahr ein erstaunlich gutes Feld aufweist. Mit den Duos Moncini/Guidetti und Zanotti/Di Fabio setzt man auf reine italienische Besatzungen.

 

Etwas ungewöhnlich für Brands Hatch: Beide Rennen werden am Sonntag gefahren. Der Samstag ist somit ein reiner Trainings- und Qualifikationstag. Auch im Sprint-Cup werden alle Sessions viersprachig, u.a. auch auf deutsch im live Stream gezeigt sowie die Rennen auf Sky mit englischem Kommentar.

Bildquellen: gt-world-challenge.com (https://www.gt-world-challenge-europe.com/gallery?filter_season_id=23&filter_meeting_id=198&filter_race_id=&filter_text=)

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