Nach den Regenfällen und Überschwemmungen in der Emilia Romagna wurden mit dem Formel 1-Wochenende auch die Rennen der Formel 2 und der Formel 3 in Imola abgesagt. Die ohnehin lange Renn-Pause der Formel 3 verlängert sich damit um eine weitere Woche; allerdings gab es im April Testfahrten in Barcelona. Hier war Gabriele Mini der schnellste, aber dem sollte man bei Testfahrten bekanntlich nicht allzu viel beimessen. Rennaction gibt es dann am kommenden Wochenende in Monaco wieder – erstmalig für die Formel 3, die bei diesem Event die FRECA ablöst.
Formel 2
In Monaco werden auch die Formel 2-Piloten wieder am Start sein. Diese sind zuletzt in Baku unterwegs gewesen, und das Wochenende dort könnte vielleicht der Durchbruch von Oliver Bearman gewesen sein. Der Brite, der kürzlich seinen 18. Geburtstag gefeiert hat, gewann dort beide Rennen. Die Pole für das Hauptrennen hatte er sich am Freitag mit schief stehendem Lenkrad geholt, nachdem er zuvor auf einer schnellen Runde mit dem Hinterrad an der Leitplanke angeschlagen war! Es fehlte nur die schnellste Rennrunde am Sonntag zum perfekten Wochenende. Prema war an diesem Wochenende sehr gut aufgestellt, auch Teamkollege Frederik Vesti, der im Vorjahr schon den Sprint von Baku gewonnen hatte, war wieder stark unterwegs.
Etwas Glück hatten die beiden allerdings auch: im Sprintrennen verbremsten sich bei einem Restart kurz vor Schluss die beiden Führenden, Dennis Hauger und Victor Martins, beim Anfahren von Kurve 1. Hauger touchierte die Wand und drehte sich, Martins blieb stecken und wurde von Jehan Daruvala gerammt, der auch weit nach außen getragen wurde und nicht mehr ausweichen konnte. Die beiden mit Daruvala kämpfenden Premas jedoch bremsten rechtzeitig und konnten ausweichen, während weiter hinten noch mehr Autos mit kalten Reifen und Bremsen in der Auslaufzone landeten. Zwei Kurven später überholte Bearman den führenden Vesti, Sekunden bevor eine Safety Car-Phase ausgerufen wurde. Glück gehörte also dazu, aber auch viel Können, sich eben nicht, wie so viele andere, in Turn 1 zu verbremsen.
Das Hauptrennen verlief ohne größere Zwischenfälle, für Baku-Verhältnisse war es geradezu ruhig. In Runde 3 überholte Theo Pourchaire den von Pole gestarteten Bearman, musste die Führung aber schon eine Runde später wieder abgeben. Der Brite sollte sie danach ungefährdet ins Ziel bringen. Pourchaire musste sich später im Rennen gegen den starken Enzo Fittipaldi wehren, was ihm letztendlich nicht gelang, in Runde 24 von 29 schob sich der Brasilianer mit einem sehenswerten Manöver außen herum in Kurve 3 vorbei. Ein punkteloses Wochenende hatte nach schwacher Quali der bisherige Meisterschaftsführende Ayumu Iwasa, der damit auf Platz 3 der Gesamtwertung zurückfiel.
Stand:
- Theo Pourchaire (ART, Sauber Academy) – 65 Punkte
- Frederik Vesti (Prema, Mercedes Academy) – 62 Punkte
- Ayumu Iwasa (DAMS, Red Bull Junior Team) – 58 Punkte
- Oliver Beraman (Prema, Ferrari Driver Academy) – 41 Punkte
- Kush Maini (Campos) – 41 Punkte
Nächstes Rennwochenende: Monaco (27.-28. Mai, F1)
FRECA
Auf den Saisonauftakt der Formula Regional European Championship by Alpine in Imola haben wir schon im letzten Bericht zurückgeschaut. Mit dem Ausfall von F2 und F3 ist die FRECA an diesem Wochenende die „wichtigste“ Nachwuchs-Formelserie. Gefahren wird auf dem Circuit de Catalunya, auch bereits ohne die leidige Schikane, die auch die F1 dieses Jahr erstmals seit Jahren wieder auslassen wird. Rennen 1 findet am heutigen Samstag um 18:05 Uhr statt, Rennen 2 morgen um 10:13 Uhr.
Heute Morgen wurde bereits die Quali für den zweiten Lauf am Sonntag ausgetragen, und die Pole hat sich Tim Tramnitz gesichert. Seine Zeit als Schnellster von Gruppe B war etwa eine Zehntelsekunde schneller als die von Andrea Kimi Antonelli, dem schnellsten Piloten in Gruppe A. Es ist bereits die zweite Pole für Tramnitz in dieser Saison, in Imola konnte er sie allerdings nicht in Punkte umsetzen, da er bei einem Duell im Kies landete. Ein gutes Ergebnis wäre ihm zu gönnen, nachdem er bisher unter Wert geschlagen wurde. Aber Antonelli wird da ein Wörtchen mitreden wollen, auch er hatte in Imola Pech und fiel im zweiten Lauf mit Elektronikproblemen aus.
Martinius Stenshorne, der als Rookie in Imola die meisten Punkte holte, qualifizierte sich nur auf Platz 8 in seiner Gruppe, wird also Rennen 2 nur vom Mittelfeld aus in Angriff nehmen, ebenso sieht es für Kas Haverkort aus. Zur Erinnerung hier noch einmal der Meisterschaftsstand.
Stand:
- Martinius Stenshorne (R-ace GP) – 43 Punkte
- Kas Haverkort (Van Amersfort) – 35 Punkte
- Andrea Kimi Antonelli (Prema, Mercedes Academy) – 18 Punkte
- Nikhil Bora (Trident) – 17 Punkte
- Rafael Camara (Prema, Ferrari Driver Academy) – 12 Punkte
Nächstes Rennwochenende: Barcelona (20-21. Mai)
F1 Academy
Die neue F1 Academy für Nachwuchs-Pilotinnen hat bereits zwei Rennwochenenden absolviert, auf den Auftakt am Red Bull Ring folgte der Circuito Ricardo Tormo vor den Toren Valencias. Live-Übertragungen ist der FOM ihre neue Serie, die die Sichtbarkeit von Frauen im Motorsport fördern soll, nicht wert, aber es gibt zwei knapp viertelstündige Highlight-Videos, auf die ich an dieser Stelle hinweisen möchte (Red Bull Ring und Valencia).
Den besten Einstieg in die neue Serie hatten zwei erfahrene Pilotinnen: Marta Garcia gewann drei der bisherigen sechs Läufe, sie hat bereits drei Saisons in der W Series absolviert. Hamda Al Qubaisi, die schon mit Prema in F4- und Formula Regional-Serien unterwegs war, konnte zwar nur ein Rennen gewinnen, holte aber zwei weitere Podien und sammelte kontinuierlich Punkte. Die beiden Reverse Grid-Rennen wurden von ihrer Schwester Amna Al Qubaisi (Spielberg) und Bianca Bustamante (Valencia) gewonnen. Letztere hätte noch ein paar Punkte mehr haben können, konnte allerdings den dritten Lauf am Red Bull-Ring, wo sie sich für Platz 2 qualifiziert hatte, nicht starten.
Nun ist die Serie gemeinsam mit der FRECA in Barcelona am Start. Die Poles für das erste und das dritte Rennen haben sich die Niederländerin Emely de Heus und die Schweizerin Lena Bühler gesichert. Letztere hatte auch einen guten Saisonstart, ist aber ohne Sieg bisher Dritte in der Wertung. Die Startzeiten kann ich mir hier mangels Übertragung sparen, aber ein Highlight-Video wird es in ein paar Tagen auf dem Youtube-Kanal der Formel 1 wieder geben.
Stand:
- Marta Garcia (Prema) – 97 Punkte
- Hamda Al Qubaisi (MP Motorsport) – 71 Punkte
- Lena Bühler (ART Grand Prix) – 53 Punkte
- Nerea Marti (Campos) – 53 Punkte
- Amna Al Qubaisi (MP Motorsport) – 49 Punkte
Nächstes Rennwochenende: Barcelona (20-21. Mai)
F4 Italia
Auch die italienische Formel 4 hat bereits ihr zweites Wochenende absolviert, und zwar auf dem eher für Motorräder gebauten Kurs in Misano. Einige starke Manöver von Kimi Antonelli aus dem Vorjahr sind bei mir hängen geblieben. Auch diesmal war es wieder totale Dominanz des Prema-Teams, und der Pilot, der die meisten Punkte mit nach Hause nehmen konnte, heißt Arvid Lindblad. Ich hätte vor der Saison nicht gedacht, dass er sich so früh in der Saison als stärkster der Prema-Piloten zeigen würde, da im Winter Ugo Ugochukwu und Tuukka Taponen stärker schienen. Taponen gewann den ersten Lauf in Misano, Lindblad die beiden folgenden. Ferrari-Junior James Wharton, der – anders als die vorgenannten – in seiner zweiten Saison mit Prema in dieser Serie ist, holte ebenfalls zwei Podien, ist aber weiter in Gefahr, dass ihm vor allem FDA-Neuzugang Taponen den Rang abläuft.
Einziger Nicht-Prema-Pilot, der in Misano ein Podium einfahren konnte, war Zachary David für das deutsche US Racing-Team. Die polnische Hoffnung Kacper Sztuka, Sieger beim Auftaktrennen in Imola, holte zwei gute vierte Plätze, im zweiten Rennen kam er aber nicht vom Grid weg und blieb punktelos. Immerhin einen Zähler konnte der Deutsche Valentin Kluss holen, als er im ersten Lauf von Startplatz 17 auf Platz 10 nach vorn fuhr. Schwache Qualifying-Performances verhinderten aber, dass er an seinen starken Auftakt in Imola mit drei sechsten Plätzen anknüpfen konnte.
Als nächstes auf dem Programm: eines der Saisonhighlights, die besten F4-Junioren in Spa Francorchamps!
Stand:
- Arvid Lindblad (Prema, Red Bull Junior Team) – 129 Punkte
- Ugo Ugochokwu (Prema, McLaren Development Driver) – 81 Punkte
- Nicola Lacorte (Prema) – 60 Punkte
- Zachary David (US Racing) – 56 Punkte
- Tuukka Taponen (Prema, Ferrari Driver Academy) – 51 Punkte
- Kacper Sztuka (US Racing) – 49 Punkte
Nächstes Rennwochenende: Spa (27.-28. Mai)
Was sonst noch war:
Die Euroformula Open gibt es tatsächlich auch noch, allerdings waren beim Saisonauftakt in Portimao nur zehn Autos am Start. In einem davon saß FRECA-Pilot Tim Tramnitz, der zwar keines der drei Rennen gewinnen konnte, mit drei Podien aber die Meisterschaft nun anführt. Der 2021er F4 US-Champion Noel Leon, der nach nur einem schwachen FRECA-Jahr direkt wieder aus dem Red Bull Junior Team geflogen ist, holte einen Sieg und liegt auf Platz 2 hinter Tramnitz. Auch diese Serie wird am nächsten Wochenende, wie die italienische F4, in Spa am Start sein.
Die französische Formel 4 hat am vergangenen Wochenenden den Pau Grand Prix auf dem historischen Stadtkurs ausgetragen: Enzo Peugeot gewann zwei von drei Rennen und übernahm damit die Meisterschaftsführung. Für die drei deutschen Piloten des ADAC Formel Junior Teams läuft die Saison bisher eher mäßig, in Pau konnte aber Tom Kalender mit einem siebten und einem achten Rang gute Punkte holen.
Das Freedom 100 gibt es nicht mehr, aber auf dem Indy Road Course hat die IndyNXT kürzlich ihr drittes Saisonevent abgehalten. Drei verschiedene Sieger gab es bisher: Danial Frost (St. Pete), Christian Rasmussen (Barber) und nun Matteo Nannini, der 2021 seinen Versuch einer F2+F3-Doppelsaison mangels Geld vorzeitig aufgeben musste und nun einen Neustart in den USA versucht. In Indy gelang dem Juncos Hollinger-Piloten der Grand Slam mit Pole, Fastest Lap und den meisten Führungsrunden. Die Meisterschaft führt aber HMD/Dale Coyne-Pilot Rasmussen an. Anfang Juni gibt es in Detroit einen Doubelheader.
In der nächsten Serie der „Road to Indy“, der USF Pro 2000, finden wir ein paar mehr Namen, die wir aus Europa kennen, und die nun versuchen, ihrer Karriere jenseits des Atlantiks neuen Schub zu verleihen. Joel Granfors (Vizemeister der GB3 2022) und Reece Ushijima (Vierter derselben Serie 2021) sind zwei davon; der in Bochum geborene Lirim Zendeli, der dort unter albanischer Flagge startet, ein weiterer. Am stärksten hat sich bisher am Francesco Pizzi präsentiert, der 2020 Vizemeister der italienischen F4 hinter Gabriele Mini war. An der Tabellenspitze steht aber mit Myles Rowe ein US-Pilot. Im Rahmen des Indy 500-Wochenendes wird diese Serie das „Freedom 90“ auf dem 0,686 Meilen-Oval des Lucas Oil Raceway in Indianapolis austragen.
(Beitragsbid: Ferrari)