Ein wenig Regen gab einem ansonsten eintönigen Rennen etwas Würze. Am Ergebnis änderte das nichts.
Nach der folgerichtigen Absage des Imola-GP war es dann in Monaco so weit. Mercedes zeigte die B-Version seines Autos, das von allen mit Spannung erwartet wurde. Da man aber kein komplett neues Chassis bauen konnte, muss Mercedes mit dem Zero-Sidepod-Design weiter leben, hat aber alles verändert, was man verändern kann. Auffällig vor allem ist die neue Vorderradaufhängung. Die obere Strebe hat man weit nach oben verlegt, was nötig war, weil die neuen Seitenkästen einen neuen Luftfluss bestimmen. Das sollte auch dabei helfen, die Vorderreifen schneller auf Temperatur zu bekommen, was bisher auch ein Problem war.
Die neuen Seitenkästen folgen dem allgemeinen Trend. Breit vorn, ein wenig Undercut, nach hinten steil abfallend und oben leicht konkav geformt. Dabei ist man bei Weitem nicht so aggressiv vorgegangen wie Red Bull, Aston Martin oder Ferrari. Aber vermutlich sehen wir hier nur eine Übergangsform. Mercedes hat klargemacht, dass man auf diesem Update für den Rest der Saison und 2024 aufbauen will. Der Unterboden ist auch neu, hauptsächlich die Kanten, die den Unterdruck halten sollen.
Nun ist Monaco nicht die ideale Strecke, um ein solches Update auszuprobieren, aber die Fahrer zeigten sich insgesamt zufrieden. Das Auto scheint fahrbarer, das Setup nicht mehr so spitz. Auch das Team zeigte sich zufrieden. In der Quali mussten man zwar den Alpine von Ocon den Vortritt lassen, aber der hatte auch eine absolut perfekte Runde hinbekommen. Am Ende fehlten Hamilton etwas mehr als drei Zehntel auf die Pole von Verstappen, was allgemeine Zufriedenheit bei Mercedes auslöste. Ob das Update dann wirklich funktioniert, wird man in einer Woche in Spanien sehen.
Die Qualifikation war eine der besten und spannendsten der Saison. Verstappen, Alonso, Leclerc und Ocon – alle hatten die Pole für wenige Momente inne. Doch der Weltmeister zauberte in seiner letzten Runde einen bemerkenswerten letzten Sektor hin, in dem dem bis dahin vorne liegenden Alonso zwei Zehntel abnahm. Verstappen musste aber alles geben, inklusive diverser Berührungen mit den Banden, um am Ende 0,084 Sekunden vor dem Spanier zu liegen. Leclerc fehlten 0,108 Sekunden, Ocon 0,188 Sekunden. Viel enger geht es kaum.
Das Rennen war, wie in Monaco üblich, eher zäh. Nach einer Runde hatte sich das Feld vorn ohne Positionsverschiebungen etabliert und man fuhr sein Rennen. Dabei gab es durchaus Spannung durch die unterschiedlichen Strategien bei den Reifen. Verstappen startete auf den Medium, Alonso auf Hard. Den Vorteil nutzte Verstappen in den ersten Runden und baute seinen Vorsprung aus. Aber auch im Verlauf des Rennens änderte sich das nicht. Der Red Bull schonte die Medium, Alonso konnte mit den härteren Reifen auch nach der Hälfte des Rennens keinen Vorteil herausfahren.
Hinter den beiden hatte sich Esteban Ocon auf P3 festgesetzt und im Verlauf des Rennens sowohl die Angriffe von Sainz als auch von Hamilton abgewehrt. Der Franzose hatte mal wieder eines seiner richtig guten Wochenenden und bugsierte den Alpine ohne Fehler durch das Rennen. Der Alpine überraschte in Monaco mit seiner guten Pace, denn auch Gasly lag in den Top Ten, auch wenn er nicht das Tempo von Ocon hatte. Das gute Ergebnis kam gerade rechtzeitig, denn scheinbar geht dem Renault-Boss langsam die Geduld aus. Vermute aber mal, dass das in Spanien wieder anders aussehen wird.
Spannung kam dann mit dem Regen auf, der ab Runde 50 auf die Strecke traf. Die Straßen von Monaco wurden schnell sehr nass und in Kombination mit dem Reifenabrieb wurde die Piste enorm tückisch. Die Frage, wann dann, wann man auf die Intermediates wechseln würde und ob überhaupt. Aston Martin pokerte und setzte Stroll auf die Inters. Der hätte dem Team eigentlich den nötigen Hinweis geben können, dass es ohne Inters nicht gehen würde. Dennoch machte sein Team zwei entscheidende Fehler.
Alonso lag zu diesem Zeitpunkt rund 10 Sekunden hinter Verstappen und die Idee war, mit einem Undercut auf den Medium dem Red Bull etwas Druck zu machen. Unverständlicherweise blieb man bei der Idee. Statt einer weiteren Runde zu warten und zu schauen, wie sich der Regen entwickelte, holte man Alonso rein und setzte ihn auf die Medium. Eine komplette Fehlentscheidung, allerdings durchaus nachvollziehbar. Zu verlieren hatte man nichts. Verstappen war noch nicht drin, der Rest des Feldes ebenfalls nicht.
Man spekulierte wohl, dass der Regen aufhören würde. Genauso hätte man aber auch die Intermediates nehmen können, was Alonso die Chance auf den Sieg gegeben hätte. Aber wenn man ehrlich ist, war das in beiden Fällen ein Longshot. Verstappen war in Monaco nicht zu schlagen. Alonso verlor durch den zusätzlichen Stopp keine Position, nur betrug der Abstand nach seinem notwenigen zweiten Stopp dann 22 Sekunden. Aber P2 in Monaco ist für Aston immer noch ein sehr gutes Ergebnis.
Da wäre Ferrari auch gerne gewesen, aber das war erneut nichts an diesem Wochenende. Leclerc verlor seinen dritten Platz aus der Quali, weil er in Q3 Norris im Weg gestanden hatte und musste von P6 starten. Sainz lag immerhin lange aussichtsreich hinter Ocon, kam am Alpine aber nicht vorbei. Auch nicht, als er den Franzosen anschubste. Und dann erlaubte sich Ferrari mal wieder einen Fehler in der Strategie.
Man wartete eine Runde zu lang im Regen, um an die Box zu kommen, weil man auf ein Safety Car hoffte. Was dazu führte, dass man beide Fahrer direkt hintereinander abfertigen musste, was dann wieder jede Menge Zeit kostete. Da die Mercedes eine Runde vorher drin waren, schnappten diese sich beide Ferrari und lagen dann auf P4 und P5. P6 ging dann an Leclerc, der immerhin in seinem Heimrennen mal ins Ziel kam. Sainz musste dann noch Gasly passieren lassen, was den Spanier auf P8 warf.
Die letzten beiden Punkte gingen an McLaren. Norris hatte ein gutes Wochenende und brachte den immer noch schwachen McLaren in Q3. Piastri blieb in Q2 hängen, hatte aber ein besseres Rennen und sich kämpfte lange mit Tsunoda um den letzten Punkt. Der Japaner überzeugte in Monaco, wurde am Ende aber durch nachlassende Bremsen um einen verdienten Punkt gebracht.
Der Rest des Feldes spielte keine Rolle. Williams, Alfa und Haas taten sich schwer und waren weit zurück. Der Split zwischen den Top 6 und dem Hinterfeld weitet sich immer mehr aus. Was nicht gut für die Serie ist. Dass vor allem Alfa Romeo sich in diesem Jahr so schwertut, dürfte bei Audi nicht gut ankommen. Hat man das richtige Team gekauft? Niemand erwartet von Alfa, dass sie um Podien fahren, aber Punkte sollten es schon sein. Davon hat man bisher sechs eingesammelt, was deutlich weniger ist, als im letzten Jahr. Was wiederum darauf hindeutet, dass etwas bei der Entwicklung in Hinwill nicht stimmt.
Der große Verlierer des Rennens war aber Sergio Perez. Sein völlig überflüssiger Unfall in Q1 ließ ihn vom letzten Platz starten. Er steckte im Verkehr, haderte mit der Strategie und leistete sich etliche Fehler im Rennen. Am Ende landete er nur auf P16, nachdem er am Ende noch zweimal an die Box gekommen war. Erst um von den Intermediates auf die Regenreifen zu wechseln, dann um von den Regenreifen auf Slicks zu gehen. Ein völlig verwachsenes Rennen, dass er sich selbst zuzuschreiben hat. Damit verliert er auch den Anschluss auf Verstappen, der jetzt 39 Punkte Vorsprung hat. Dafür liegt Alonso nur noch 12 Punkte hinter dem Mexikaner.
In der Konstrukteurs-WM führt Red Bull mit 129 Punkten vor Aston, die aber nur noch einen Punkt vor den Mercedes liegen. Die wiederum haben Ferrari um 29 Punkte abgehangen. Dass Mercedes so nahe an P2 in der WM dran ist, dürfte das motivieren. Wenn man mit einem nicht perfekten Auto so gut da steht, wird man hoffen, dass das neue Update den nötigen Sprung nach vorn gibt. Dass man so nahe dran ist, liegt vor allem aber auch daran, dass man die bessere Fahrerpaarung hat. Von den 120 Punkten, die Aston hat, kommen 93 von Alonso. Anders sieht es bei Mercedes aus. Hamilton 69 Punkte gesammelt, Russell 50. Damit sollte der Vorteil für die Saison bei Mercedes liegen. Wenn denn das Update auch in Spanien funktioniert.
Bilder: Pirelli