Wenig Überraschungen in Spanien. Red Bull dominierte ohne jegliche Probleme.
Es war erneut eine Demonstration der Dominanz von Red Bull. Vom ersten Training bis zur Zielflagge gab es nur einen Mann an der Spitze: Max Verstappen. Der Rest durfte zuschauen. Fast eine halbe Sekunde war man schneller als der Rest der Welt. Dafür klebten Ferrari und Mercedes eng zusammen. Was Mercedes zumindest ein wenig beruhigte, dann das neue Update schien zu funktionieren. Die Zufriedenheit stieg dann im Rennen, das für Mercedes vergleichsweise gut lief.
Dabei war Ferrari mit einem überraschend Update in Spanien angetreten. Es gab neue Seitenkästen und damit verschwand auch das „Badewannen“ Konzept der letzten 18 Monate. Stattdessen verfolgt man, wie alle anderen, den Trend zum Downwash-Sidepod. Das Update brachte zumindest keine Verschlechterung für die Ferrari, denn Sainz sicherte sich in der Quali den zweiten Platz. Bei Leclerc lief es allerdings nicht rund. Er schied mit Problemen schon in der ersten Runde der Qualifikation aus.
Auch bei Mercedes war nicht alles im grünen Bereich. Hamilton landete in der Quali nur auf P5, hinter Sainz, dem überraschenden Norris und Gasly. Der Franzose bekam allerdings eine Strafe aufgebrummt, da er zwei Fahrer behindert hatte und konnte nur von P10 starten. Das brachte im Hamilton auf P4 und von hier aus machte er sich dann auf den Weg nach vorn.
Norris erledigte sich von selbst, weil er sich beim Start den Frontflügel am Mercedes abrasierte. Der dann noch vor ihm liegende Sainz bemühte sich an Verstappen dranzubleiben, hatte aber keine Chance, obwohl er mit den Soft den nominell schnelleren Reifen hatte, dass der Red Bull auf den Medium gestartet war. Aber der Ferrari zeigte im Rennen die übliche Schwäche beim Reifenverschleiß.
Sainz konnte den Anschluss nicht halten und Hamilton rückte dem Ferrari auf die Pelle. Der Spanier kam auch recht früh an die Box, weil man bei Ferrari sah, dass er die Soft nicht lange würde fahren können. Ganz anders sah es bei Mercedes aus, die auch die Soft drauf hatten. Hamilton legte gute Rundenzeiten hin und behielt seine Reifen bis in Runde 21 auf dem Auto. Rund sieben Runden länger als der Ferrari.
Nach dem Stopp fiel Hamilton zunächst wieder hinter den Ferrari, überholte diesen aber mit Leichtigkeit. Auch der Abstand zu Verstappen hielt sich in Grenzen, wobei dieser es vorn auch eher gemütlich angehen ließ. Zu keiner Zeit sah es so aus, als würde der Weltmeister auch nur ansatzweise das Limit des Autos ertasten. Man konnte sich komplett darauf konzentrieren, die Reifen zu schonen und das Rennen zu beobachten.
Dass der neue Mercedes gut geht, zeigte vor allem George Russell. Nach einem Fehler musste er von P12 starten, wühlte sich aber sehr schnell durch das Feld. Weder die Aston noch die Alpine stellten große Hindernisse für ihn da. Er hatte beim Start ein wenig Glück, dass die Rennleitung seinen Ausflug über den Notausgang beim Start nicht bestrafte, aber sein Start auch sehr gut und er lag schon auf P7 nach der erste Runde.
Schnell wurde auch klar, dass Russell den Ferrari von Sainz ins Visier nehmen konnte, der noch auf P3 lag. Aber zum einen waren die Rundenzeiten des Mercedes deutlich besser, zum anderen war der Reifenverschleiß des Ferrari zu hoch. Carlos Sainz konnte einem bei seinem Heimrennen schon fast leidtun, aber er hatte wirklich keine Chance. Russell passierte den Ferrari nach rund 2⁄3 des Rennens. Damit waren beide Mercedes auf dem Podium, was schon etwas überraschend war.
Gefährdet wurde das Podium am Ende nur noch für einen Moment durch Sergio Perez im zweiten Red Bull. Der hatte sich in der Quali auch einen Fehler geleistet und startete nur von P11. Beim Start hatte er weniger Glück als Russell und verlor sogar einen Platz. Aber von da aus arbeitete er sich langsam nach vorne. Es zeigte sich aber auch, dass der Red Bull, wenn er im Verkehr steckt, auch nicht einfach so an allen vorbeifährt. Perez beklagte sich darüber, dass es schwierig gewesen sei, anderen Autos zu folgen. Auch er schnappte sich den armen Sainz, aber mehr als P4 war dann am Ende nicht drin. Aber wo waren die Aston Martin?
Das britische Team hatte das schwächste Wochenende des Jahres. Was einigermaßen überraschend kam, ging der Aston doch bisher auf allen Strecken sehr gut. Da Spanien als Referenzstrecke gilt, hatte ich auch erwartet, dass Aston Martin hier wieder um das Podium würde kämpfen können. Aber davon war man weit entfernt.
Stroll hatte noch das bessere Wochenende, nachdem Alonso in der Quali einen seiner sehr seltenen Fehler machte und nur von P9 ins Rennen ging (Stroll P6). Aber auch im Rennen ging nichts nach vorne. Stroll hielt P6, Alonso kam am Ende auf P7 ins Ziel. Der Abstand auf die Red Bull betrug 50 Sekunden am Ende. Das sind dann knapp eine Sekunde Zeitverlust pro Runde. Selbst, wenn man in Rechnung stellt, dass Alonso im Verkehr nicht vorankam, ist das sehr viel.
Die Frage ist, warum der Aston in Barcelona so schlecht war? Bei der Antwort ist man sich auch bei Aston nicht so sicher. Zum einen hatte man Probleme, die richtige Abstimmung zu finden, zum anderen lag es wohl auch an der Kombination der Reifen mit dem sehr aggressiven Asphalt. Der Aston hat weniger Probleme mit dem Reifenverschleiß, dass Alonso einen sehr langen Mittelstint auf den Soft fahren konnte. Das Problem scheint eher bei der Reifentemperatur zu liegen. Aber erstaunlich war es schon, dass Aston in Barcelona eher moderat unterwegs war.
Hinter den Aston Martin erreichte Esteban Ocan den achten Platz. Der Alpine war in der Quali schnell, im Rennen aber nicht. Es fehlt einfach Pace, selbst dann, wenn Aston Martin Probleme hat. Alpine ist maximal gut für P5 in der Team-WM. Das ist enttäuschend für die Franzosen, die sich so viel mehr vorgenommen hatten. Aber es gibt zumindest einen leichten Aufwärtstrend bei Alpine, den man beobachten kann.
Auf dem neunten Platz kam Yuki Tsunoda, der mal wieder das Maximum aus dem Alpha Tauri herausholen konnte. Während de Vries nur auf P14 kam und nicht weiter auffiel, sicherte der Japaner dem Team sehr wichtige Punkte. Dabei stand er das gesamte Rennen massiv unter Druck, da McLaren und Alfa ebenfalls gut unterwegs waren. Tsunoda entwickelt sich zu einem echten Garanten für Punkte.
Den letzten Zähler sicherte sich Zhou im Alfa Romeo. Was eine kleine Überraschung war, denn der Alfa scheint auch in diesem Jahr kein gutes Auto zu sein. Der Chinese lieferte sich packende Zweikämpfe mit Hülkenberg, Ocon, Gasly, Piastri und Tsunoda und konnte sich am Ende knapp vor Gasly halten. Wie Tsunoda liefert Zhou im Moment einen sehr guten Job ab. Was man von Bottas nicht behaupten kann, denn der landete nur auf dem vorletzten Platz. Das ist ein Trend, der Alfa nicht gefallen wird.
Ansonsten gibt es wenig zu berichten aus Spanien. Das Rennen war auch ohne die Schikane vor Start/Ziel eher eine Einladung zum Nachmittagsschlaf. Das mag vor allem daran liegen, dass es vorn keine rechte Spannung gibt, aber auch ansonsten waren die Abstände im Rennen sehr groß. Die Strecke ist einfach schlecht für die Formel Eins. Das sollte dann in 14 Tagen in Kanada anders aussehen. Da kann ich mich kaum an ein langweiliges Rennen erinnern.
Bilder: Pirelli, Mercedes-Benz, Alfa Romeo, Haas, McLaren, Aston Martin, Ferrari
1 Kommentare
Tsunoda wurde nicht 9., er bekam eine 5 Sekunden Strafe wegen eines angeblichen Pushing of the Track (nicht unbedingt notwendig, dafür eine Strafe auszusprechen), und fiel deshalb auf P12 zurück. Dadurch rutschten Zhou und Gasly einen Platz nach vorne und Gasly erbte damit noch den letzten Punkt.
War eigentlich auch schon direkt am Ende des Rennens reingerechnet in das Ergebnis.
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