Home Formel EinsF1 Formel Eins: Analyse GP von Kanada – Immerhin gab es Alex Albon

Formel Eins: Analyse GP von Kanada – Immerhin gab es Alex Albon

von DonDahlmann
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Die interessanteste Beobachtung aus diesem Grand Prix war, dass Ferrari mal die Strategie richtig hatte.

Viel hatte ich nicht vom Rennen erwartet und ich wurde zumindest in diesem Punkt nicht enttäuscht. Verstappen hatte im Red Bull das Rennen im Griff und gewann erneut. Dabei hatte die verregnete Qualifikation für die Möglichkeit gesorgt, dass es vorn mal etwas anders aussehen könnte. Immerhin stellte Nico Hülkenberg seinen Haas auf P2. Aber Verstappen fand im richtigen Moment bei gemischten Verhältnissen den richtigen Grip und holte sich die Pole. Der Deutsche wurde dann leider auch noch für ein Vergehen während einer Unterbrechung der Quali mittels roter Flagge mit drei Startplätzen bestraft.

Das brachte Alonso in die erste Startreihe und beide Mercedes in die zweite Reihe. Somit waren die Claims für das Rennen schon gesteckt. Hamilton schnappte sich zwar den Aston auf den ersten Metern, aber der Spanier war über die Distanz dann doch einen Ticken schneller und holte sich P2 zurück. Eine weitere Enttäuschung ereilte Mercedes, als George Russell nach einem Fehler einschlug und an die Box musste. Allerdings kämpfte sich der Brite dann im Verlauf des Rennens wieder in die Top Ten, konnte aber nicht zu Ende fahren, da er seinen Wagen in Runde 55 als Folge seines Unfalls abstellen musste.

Vorn tat sich aber wenig, auch wenn Alonso in diesem Rennen etwas näher an Verstappen dran war. Das hatte zwei Gründe. Zum einen hatte Aston Martin ein großes Update mitgebracht. Neue Seitenkästen, die viel stärker eingeschnitten sind, ein neuer Unterboden und ein neuer Frontflügel. Die Updates scheinen etwas gebracht zu haben, zumindest in Kanada. Der Aston war besser als der Mercedes, wenn auch nicht viel. Zum anderen war Verstappen wohl nicht am Limit unterwegs.

Verstappen war dennoch wieder einmal der Schnellste, aber sein Vorsprung auf den ersten Gegner war bescheiden: weniger als 2 Zehntel gegenüber Alonsos Aston. Verstappen hatte in der Tat keinen Grund, 100 % zu geben. Die Tatsache, dass der Red Bull nicht so dominant war wie in den vorangegangenen Rennen, wird durch die Tatsache unterstrichen, dass er keine schnellste Runde fahren konnte.

Wie gut der Red Bull ist, konnte man nach dem Start und dem Restart nach dem SC sehen, dass kommen musste, weil Sargeant seinen Williams auf der Strecke abstellen musste. In der ersten Runden danach distanzierte er den Mercedes um rund 1,5 Sekunden, genug also, um aus dem DRS-Fenster zu sein. Danach ließ er es ruhiger angehen und baute den Vorsprung nur langsam aus. Es war nicht die super dominante Vorstellung, die man aus den letzten Rennen gesehen hat. Aber der Red Bull war immer noch bequem das schnellste Auto. Das zeigte auch Perez, der nach abermalig versemmelter Quali nur von P12 gestartet war. Er kämpfte sich immerhin auf P6, bleibt dann aber hinter den schnellen Ferrari hängen.

Alonso war 0,2s/Runde langsamer und Hamilton 0,3s/Runde langsamer: Der Kampf zwischen beiden war sehr spannend, aber der Erstgenannte setzte sich am Ende aufgrund der reinen Pace durch, obwohl er die gleiche Strategie fuhr. So weit, so vorhersehbar. Die Überraschung kam aber von Ferrari, auch wenn das auf den ersten Blick gar nicht danach aussieht. Es wäre mehr drin gewesen, wenn Ferrari nicht so eine verkorkste Qualifikation gehabt hätte. Sainz startete nach einer Strafe nur von P11, Leclerc nur von P10.

Aber das Rennen lief besser. Während fast das gesamte Feld in der SC-Phase in Runde 14 an die Box kam, blieben die Ferrari draußen und schoben sich auf die Plätze Vier und Fünf nach vorn. Erstaunlicherweise konnte man die Medium länger fahren als gedacht. Man kam erst zur Halbzeit rein und konnte dann die harte Mischung nehmen, die bis zum Ende des Rennens durchhielten. Ein sehr guter Call von Ferrari. Schreibt man ja auch nicht alle Tage.

Allerdings lag der Strategie auch die Annahme zugrunde, dass noch ein SC kommen würde. Glück hatte man dabei, dass erst die Haas und dann vor allem Alex Albon im Williams das gesamte Mittelfeld hinter sich halten konnte. Das kostete vor Esteban Ocon viel Zeit, der eigentlich in einer guten Position nach seinem Stopp während des SC war. Aber weil er im DRS-Zug hinter Albon steckte, verlor er extrem viel Zeit. Das erlaubte Ferrari den Abstand herausfahren zu können, den benötigte, um vor dem Rest zu bleiben. Aber der Call war schon richtig und das Einzige, was Ferrari wirklich machen konnte.

Mann des Rennens war aber wirklich Alex Albon. Eine gute Startposition (P9) nutzte der Williams-Pilot für ein grandioses Rennen. Auch er war während des SC hereingekommen und gegen Ende des Rennens waren seine Reifen ziemlich durch. Aber der Williams hatte ebenfalls ein großes Update erhalten und das scheint einiges gebracht zu haben. Denn Albon schaffte es tatsächlich den siebten Platz zu halten und damit Ocon, Norris, Stroll und Bottas hinter sich. Ein wirklich grandioses Rennen von Albon, der wichtige Punkte für Williams einfahren konnte.

Norris lag im Ziel zwar hinter Ocon auf P9, hatte im Rennen aber eine 5-Sekunde-Strafe kassiert, weil er in der SC-Phase zu langsam unterwegs war. Das war ihn dann aus den Punkten und Bottas, der auf den letzten Metern noch von Stroll geschnappt wurde, rettete einen zehnten Platz für Alfa Romeo. Die McLaren sind weiterhin kaum in der Lage, in die Punkte zu fahren und stecken im Mittelfeld fest. Das soll sich aber mit den nächsten drei Rennen ändern. In Österreich, Großbritannien und Ungarn gibt es eine Reihe von Updates, die das Auto komplett umbauen. Ob es dann besser läuft, wird sich zeigen.

Der Rest hatte mit dem Rennen nichts zu tun, leider auch nicht Nico Hülkenberg. Er lag lange auf P6, hatte aber Pech mit seinem Boxenstopp. Er kam genau eine Runde vor dem SC, was ihn fast an das Ende des Feldes warf. Magnussen, der nur von P13 gestartet war, profitierte dagegen und lag dann seinerseits in den Punkten nach den Stopps. Aber der Haas ist auch hier nicht schnell genug. Da hatte ich etwas mehr erwartet. Aber Magnussen wurde nach hinten durch gereicht und nach einem Scharmützel mit de Vries, kam am Ende nur der vorletzte Platz raus. Hülkenberg kam auf P15 ins Ziel. Da hatte sich Haas sicher mehr erwartet.

Positiv zu vermerken ist aber, dass der Vorsprung von Verstappen am Ende „nur“ 10 Sekunden betrug. Das ist weniger, als zuvor, mag aber auch mit der Strecke zusammenhängen. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass Red Bull, mal wieder nur die nötige Pace gezeigt hat und nicht das, was das Auto kann, wenn man mal alle Strategie über den Haufen werfen muss.

Verstappen hat seit alle Runden seit dem Rennen in Miami angeführt. Red Bull hat seit Brasilien 2022 kein Rennen mehr verloren. Im Grunde hat das Team, abgesehen von Brasilien, alle Rennen seit dem Rennen in Österreich im vergangenen Jahr gewonnen. Das zeigt die Dominanz des Teams mehr als deutlich. Die werden die WM-Titel nach Hause schaukeln, auch wenn Aston und Mercedes sicher näher rücken werden. Vielleicht erleben wir dann eine zweite Saisonhälfte, die etwas mehr Spannung bringt, als die Rennen bisher. Weiter geht es dann am 02. Juli am Red Bull Ring.

Bilder: Pirelli

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