Die Siegesserie der Red Bull könnte in Österreich ernsthaft in Gefahr sein. Aston Martin und Mercedes dürften dran sein.
Auch beim Heimrennen gehören die Red Bull zu den absoluten Favoriten. Aber das Rennen in Kanada hat zumindest mal angedeutet, dass die Konkurrenz nicht mehr ganz so weit ist. Wobei „nicht ganz so weit weg“ sich am Ende immer noch auf einen Abstand von rund 0,2 bis 0,3 Sekunden pro Runde bezieht. Allerdings war das Bild in Montreal etwas verzerrt, weil Alonso wegen eines defekten Sensors, der falsche Informationen lieferte, das Auto mehr schonte, als es nötig gewesen wäre. Er ging nach dem Rennen durchaus davon aus, dass er Verstappen hätte unter Druck setzen können.
Da sich die Kurse in Kanada und Österreich sehr ähnlich sind und Pirelli erneut die weichsten Mischungen mitbringt, gibt es die Hoffnung, dass Alonso mit seiner Aussage recht hatte. Ein nicht zu unterschätzender Unterschied zum Rennen in Kanada ist allerdings die Höhenlage des Red Bull Rings. Mit 677 Meter zwar nicht übermäßig hoch, aber hoch genug einen deutlichen Einfluss auf die Leistung des Motors zu nehmen. Und hier hatte Honda in den vergangenen Jahren einen kleinen Vorteil gegenüber der Konkurrenz.
Wenn es nach dem letzten Rennen geht, dann müsste es tatsächlich Aston Martin sein, die die Hauptkonkurrenz von Red Bull darstellt. Also zumindest die Speerspitze von Aston in Form von Fernando Alonso. Mercedes ist nicht weit weg, war im Rennen in Montreal aber nicht in der Lage das Tempo der Aston auf Dauer zu halten. Alonso hatte über die Distanz den besseren Reifenverschleiß, vor allem auf der Hinterachse. Das bleibt weiter eine kleine Schwachstelle des Mercedes, die sich mit dem Update aber massiv verbessert haben.
Ferrari war letztes Jahr schnell und stand sich (mal wieder) selbst im Weg. Kanada lief in diesem Jahr allerdings nicht so gut. Eine echte Chance, die Top 3 angreifen zu können, hatte man nicht. Zwei Dinge konnten die Italiener allerdings aus Montreal mitnehmen: Die Strategie passte endlich mal und man kam gut mit den Reifen zurecht. Insgesamt kein schlechtes Rennen von Ferrari, aber halt ohne Chancen aufs Podium, was sich in Österreich wiederholen sollte.
Die Top 4 Teams stehen damit fest und es wird sich in Österreich auch nicht an der Reihenfolge ändern. Alpine kann da nur zuschauen. Es ist schon fast traditionell, dass die Franzosen die Saison mit einem schwachen Chassis beginnen, dann übers Jahr eine hervorragende Entwicklungsarbeit leisten, sodass man denkt, dass das Team im kommenden Jahr einen Sprung nach vorn machen wird. Um dann im neuen Jahr die Schleife wieder von vorn zu beginnen.
Irgendwas passt bei Alpine nicht und es ist nicht, dass das Team nicht ein Auto bauen könnte, dass ein Podium erreichen kann. Aber die Diskrepanz zwischen dem ursprünglichen Chassis und dem, was man im Jahr entwickelt, ist schon auffällig. Es deutet darauf hin, dass es zwischen den Simulations- und CFD-Daten auf der einen und den echten Daten von der Strecke einen Unterschied gibt. Dass diese Unterschiede allerdings schon seit drei Jahren bestehen, macht die Sache für Alpine nicht besser.
Die Saison ist für Alpine ohnehin schon wieder gelaufen, aber immerhin hat man diese bekannt gegeben, dass man 200 Millionen Euro von verschiedenen Investoren eingenommen hat. Auch nicht schlecht. Zeigt aber auch, dass Renault das Investment in der F1 mittlerweile kritisch sieht. Mit BWT hat man zwar einen potenten Hauptsponsor, aber das scheint Renault nicht zu reichen. Wie viel von den 200 Millionen dann in die Entwicklung fließen, ist auch nicht bekannt.
Die Franzosen liegen aber mittlerweile relativ einsam auf P5, denn das hintere Mittelfeld kommt auch nicht voran. Es gibt Verschiebungen, je nach Rennen und Kurs, aber im Grunde kleben McLaren, Alfa Romeo, Alpha Tauri, Williams und Haas eng zusammen. Das soll sich zumindest für McLaren bald ändern. Die beginnen mit dem Rennen in Österreich eine dreiteilige Update-Serie, die sich bis Mitte Juli hinzieht. Das Auto wird dabei komplett umgebaut, was auch deutlich sichtbar sein soll. Es ist das erste Update unter der Ägide von Andrea Stella und ohne James Key.
Der ist ja mittlerweile bei Alfa Romeo gelandet und sein Einfluss müsste dort zumindest nach der Sommerpause sichtbar werden. Auch wenn ich bisher kein großer Fan von Key war, schlechter als beim zukünftigen Audi-Team gerade läuft, kann es auch nicht werden. Mit dem Geld und den technischen Möglichkeiten, die man hat, sollte man zumindest um P5 kämpfen können. Mittlerweile muss man sich auch von Williams bügeln lassen.
Strategie:
C3, C4 und C5 gibt es. Damit war das im letzten Jahr ein Zwei-Stopp-Rennen und ähnlich sollte auch dieses Jahr sein. Wobei die Sache nicht so ganz eindeutig zu beantworten ist. Zwei-Stopps sind die sichere Variante, aber nur ein Stopp ginge auch, wenn die Temperaturen so niedrig bleiben, wie vorher gesagt. Bei 24 Grad hält sich der Verschleiß in Grenzen und man könnte es theoretisch mit einem Boxenstopp durchfahren, wenn man die Medium am Anfang etwas durchschleppt, um dann auf die C3 zu gehen. Das birgt allerdings das Risiko, dass man am Ende auf relativ alten C3 unterwegs ist und die Konkurrenz von hinten mit frischeren C4 oder sogar C5 naht. Da man in Österreich gut überholen kann, hat man dann wenig Chancen.
Der Regen könnte am Wochenende auch eine Rolle spielen. Es ist ja Sprintwochenende, was die Sache etwas interessant macht. Denn am Freitag, wenn die Pole für Sonntag ausgefahren wird, soll es auf jeden Fall regnen. Der Sprint-Samstag bleibt durchwachsen, während es am Sonntag trocken bleiben soll. Das könnte für Spannung sorgen, wenn die Quali mal wieder verregnet ist.