Das NASCAR-Rennen in Chicago war in doppelter Hinsicht historisch. Es war das erste Stadtrennen in der Geschichte des Cups und Shane van Gisbergen gewann sein erstes Rennen. Das gab es zuletzt 1963.
Er kam, sah und siegte. So einfach lässt sich das Debüt von Shane van Gisbergen in der Cup-Serie zusammenfassen. Der amtierende Champion der australischen Supercars-Serie schaffte damit etwas, was es zuletzt vor 60 Jahren gab: einen Sieg im ersten Rennen. Damals gewann Johnny Rutherford eines der Qualifikationsrennen zum Daytona 500, die damals noch als Meisterschaftsläufe galten.
Doch auch für die anderen Piloten war das Rennen am vergangenen Wochenende Neuland. Denn zum ersten Mal in der 75-jährigen NASCAR-Geschichte stand ein Stadtrennen auf dem Programm. Die Bedingungen hätten allerdings besser sein können. Das Wetter spielte das ganze Wochenende nicht mit. Und auch am Sonntag gab es heftigen Regen, so dass das Rennen 45 Minuten später als geplant gestartet wurde.
Doch das Rennen entschädigte für die Wartezeit. Von Beginn an hatten die Piloten mit den Bedingungen auf den Straßen Chicagos zu kämpfen. So gab es in den ersten Runden einige Dreher. Die erste Gelbphase gab es allerdings erst, als Kyle Busch in der dritten Runde in Kurve 6 in die Reifenstapel rutschte. Insgesamt sollte es an diesem Abend neun Cautions geben.
Als der Himmel über Chicago langsam aufklarte, führte Christopher Bell das erste Rennsegment vor Tyler Reddick und van Gisbergen an. Einige Piloten nutzten die Gunst der Stunde und wechselten auf Slicks, obwohl die Strecke noch nicht überall trocken war. Die Spitzengruppe wechselte erst fünf bis sechs Runden später auf Trockenreifen.
Auch im zweiten Renndrittel war es Bell, der die Führungsarbeit leistete. Dahinter lag einige Runden lang der spätere Rennsieger, ehe Reddick die Führung zurückeroberte. Van Gisbergen musste dann auch noch Kyle Larson passieren lassen. Der Hendrick-Pilot war dann kurz vor Stage-Ende der erste Verfolger von Bell. Allerdings endete das Segment unter Gelb, weil Alex Bowmans Chevrolet rauchend am Streckenrand stand.
Inzwischen war auch klar, dass die geplante Renndistanz von 100 Runden nicht zu schaffen war. Deshalb verkürzte NASCAR das Rennen am Ende von Stage 2 auf 75 Runden. Eine Entscheidung, mit der einige Teams gerechnet hatten und entsprechend unter Gelb an die Box gekommen waren. Bis auf Justin Haley, Austin Dillon und Chase Elliott folgte der Rest noch vor dem Ende der Caution.
Es sollte nicht die letzte bleiben. Denn auf den Straßen von Chicago droht immer ein Stau, offenbar auch während eines NASCAR-Rennens. Auslöser war William Byron, der in Kurve 11 in die Reifenstapel rutschte. Gleichzeitig drehten sich Kevin Harvick und Corey LaJoie und blockierten damit den Großteil des Feldes. Auch Bell und Larson mussten warten, bis sich das Chaos aufgelöst hatte und die Reihenfolge für den Restart feststand.
An der Spitze lag das Trio Haley, Dillon und Elliott, das noch nicht an der Box war. Dahinter lag zunächst Joey Logano, der seine Position aber an Reddick abgeben musste. Der wiederum parkte sein Auto kurz darauf in den Reifenstapeln von Kurve 6. Also wieder Gelb. Das Führungstrio spielte weiter. Kyle Busch lag nun auf Rang vier. Doch dann schied Dillion nach einem Mauereinschlag in Kurve 12 aus. Damit war Busch Dritter. Doch dann schlug die Stunde von van Gisbergen. Nachdem er Busch überholt hatte, machte sich der Neuseeländer auf die Jagd nach dem Führungsduo. Das gelang ihm auch. Doch gerade als er Haley überholt hatte, krachte Martin Truex mit Bremsproblemen in die Reifenstapel. Gelb und Overtime. Im zweiten Versuch nach dem Restart ging van Gisbergen dann vorbei und fuhr dem Sieg entgegen.
„Damit hätte ich natürlich nicht gerechnet“, sagte der Neuseeländer nach seinem historischen Sieg auf denm Straßen von Chicago. „Das Racing war wirklich gut. Nicht einfach, aber mit viel Respekt. Das hat eine Menge Spaß gemacht. Ich kann es einfach nicht glauben. Für mich ist ein Traum wahr geworden.“ Und es könnte wohl nur der erste von vielen Siegen gewesen sein: „Ich werde noch ein Jahr in Australien fahren. Dann würde ich gerne rüberkommen und hier fahren.“
Vorschau Atlanta
Am Wochenende zieht der NASCAR-Tross weiter nach Hampton, Georgia. Gefahren wird auf dem 1,54 Meilen langen Oval des Atlanta Motor Speedway, es ist das zweite Gastspiel in dieser Saison. Das Sommerrennen wird erst 2021 wieder in den Kalender aufgenommen.
Die Strecke wurde 1960 als Standard-Oval (1,522 Meilen) unter dem Namen Atlanta International Speedway eröffnet. 1990 folgte der Verkauf an Speedway Motorsports und die Umbenennung in Atlanta Motor Speedway.
1997 wurde die Strecke umgebaut, um sie den anderen Ovalen von Speedway Motorsports anzugleichen, indem die Start- und Zielgerade mit der Gegengeraden getauscht und das Layout in ein Quad-Oval geändert wurde. 2021 wurde das Oval erneut umgebaut. In der heutigen Form haben die Kurven eine Überhöhung von 28° und die Geraden eine Überhöhung von 5°. Außerdem wurde die Streckenbreite in den Kurven und auf den Geraden etwas reduziert. Für den Asphalt wurde eine völlig neue Technologie entwickelt. Mehrere Asphaltschichten dienen unterschiedlichen Zwecken. Die Strecke ist selbstentwässernd, da das Wasser direkt durch die erste Schicht abfließt.
Bester Hersteller ist Chevrolet mit 19 Siegen vor Ford, das 13 Mal jubeln durfte. Toyota siegte erst einmal beim Sommerrennen in Atlanta. Die besten aktiven Fahrer sind Kevin Harvick und Brad Keselowski mit jeweils zwei Siegen. Vorjahressieger war Chase Elliott.
Fotos: NASCAR/Getty Images (Sean Gardner/Jared C. Tilton/Michael Reaves)
1 Kommentare
Ein absolut geiles Rennen, besser als erwartet.
Und wer noch nicht weiß, wie der Sieger korrekt ausgesprochen wird:
https://www.youtube.com/watch?v=XkNtOxnoHh0&t=85s
;)
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