Josef Newgarden gewann am vergangenen Wochenende beide Rennen auf dem Iowa Speedway. Damit hat er fünf Ovalrennen in Folge gewonnen. Das haben in der langen IndyCar-Geschichte bisher nur A.J. Foyt und Al Unser Sr. geschafft. Von den letzten 10 Ovalrennen hat er nun 8 gewonnen, trotzdem war Newgarden nicht ganz glücklich. Am Samstag beschwerte er sich bei Scott McLaughlin über das Verhalten seiner Gegner beim Überrunden. Im Interview stellte er dann zwar klar, dass es völlig legitim sei, sich beim Überrunden zu verteidigen. Für ihn als Führenden sei es aber manchmal auch sehr frustrierend. Am Sonntag bekam sein großer Rivale in der Meisterschaft, Alex Palou, beim letzten Restart einige Plätze geschenkt. So konnte Newgarden seinen Rückstand nur um 46 auf 80 Punkte verkürzen.
Samstag: Hy-Vee Homefront 250
Für seinen nächsten Sieg auf dem Iowa Speedway musste Josef Newgarden in der ersten Rennhälfte hart kämpfen. Im Qualifying war er mit seinem Auto nicht zufrieden und startete daher „nur“ von Startplatz 3. Will Power sicherte sich die Pole Position 69 und 70 seiner IndyCar-Karriere. Platz 2 ging jeweils an Scott McLaughlin. Der Start verlief an der Spitze sehr geordnet. Im hinteren Feld ging es traditionell etwas wilder zu. Aber auch die vierte Spur, die Ryan Hunter-Reay kurzzeitig öffnete, funktionierte und er machte einige Plätze gut. Scott Dixon griff in den ersten 5 Runden von Startplatz 4 kommend Josef Newgarden an. Doch auf der Innenbahn war zu Beginn des Stints kein Überholen möglich. Das musste wenig später auch Pato O’Ward gegen Scott Dixon erfahren.
Das Feld zog sich schnell auseinander und bereits nach 14 Runden standen die ersten Fahrer zum Überrunden an. Auffallend war die Leichtigkeit, mit der Will Power und Scott McLaughlin durch das Feld fuhren. Josef Newgarden lag rund 2,5 Sekunden hinter seinem Teamkollegen. Doch hinter ihm tat sich eine größere Lücke auf. Scott Dixon musste in Runde 16 Pato O’Ward passieren lassen. In der Folge fiel er bis auf Platz 8 zurück. Noch schlimmer erwischte es Colton Herta, der von Startplatz 6 bis auf Rang 12 durchgereicht wurde. Sein Team holte ihn deshalb bereits in Runde 40 an die Box. Das war zu früh für die geplante 3-Stopp-Strategie. Für den ersten Stopp war Runde 60 vorgesehen. Doch der Reifenabbau zwang viele Teams zu einem früheren Stopp. Zudem hofften sie, mit dem Under-Cut Plätze gut zu machen.
Fast als letzte kamen in Runde 62 die drei Penske-Piloten, Scott Dixon und David Malukas, der sich auf Platz sechs vorgearbeitet hatte, an die Box. Einen Umlauf später folgte auch Alex Palou. Als dieser direkt vor Will Power wieder auf die Strecke kam, stockte den Kommentatoren von NBC kurz der Atem. Alex Palou lag nicht an der Spitze, von Platz 5 vor dem Stopp auch kaum möglich, sondern auf Platz 16 mit fast einer Runde Rückstand. Scott Dixon lag sogar nur auf Platz 19, direkt hinter Josef Newgarden auf der Strecke. Warum die beiden Chip Ganassi Piloten beim Stopp relativ viel Zeit verloren, konnte von NBC nicht geklärt werden. Wahrscheinlich hat man etwas länger für Änderungen an der Aerodynamik der Wagen gebraucht. Jedenfalls waren beide Autos danach deutlich konkurrenzfähiger als die Penske. So hielt sich Palou vor Will Power und Dixon griff sogar Newgarden an, um die Runde gegen ihn zurückzugewinnen. Das gelang aber nicht.
So wie die Ganassi-Hondas bei den Stopps schneller wurden, verlor Will Power etwas an Geschwindigkeit. Das Überholen fiel ihm deutlich schwerer, obwohl er zum Teil deutlich frischere Reifen hatte. Zudem blieb neben Scott McLaughlin nun auch Josef Newgarden direkt in seinem Windschatten. Pato O’Ward auf Platz vier konnte davon nur wenig profitieren. Zwischen ihm und Newgarden hielt sich Scott Dixon. In Runde 95 machte Scott McLaughlin im Verkehr einen kleinen Fehler, den Josef Newgarden direkt ausnutzte. Der Penske mit der Startnummer #2 war zu diesem Zeitpunkt das schnellste Auto im Feld. Ab Runde 109 hing Will Power hinter dem sechstplatzierten Alex Palou fest. Gleichzeitig überholten sie weitere Hinterbänkler. In einer Situation kam Will Power zu weit nach außen und Josef Newgarden zog innen vorbei. Dabei überholte er auch direkt Alex Palou. Kurz vor Halbzeit hatte er damit die Führung übernommen. Die zwei Zusatzpunkte für die meisten Führungsrunden waren also noch in Reichweite.
In Runde 125 kamen die drei Penske und Pato O’Ward zum zweiten Boxenstopp. Zu diesem Zeitpunkt fuhr nur noch Takuma Sato, der eine Runde später an die Box kam, in der Führungsrunde. An den Kräfteverhältnissen an der Spitze änderte der Stopp zunächst nichts. In Runde 145 kam Will Power erneut zu weit nach außen und verlor im Dreck noch mehr Grip. Er schlug mit dem rechten Hinterrad in die Mauer ein. So manche Radaufhängung anderer Rennwagen hätte diesen Kontakt sicher nicht überlebt. Power verlor zwar gleich zwei Plätze an Scott McLaughlin und Pato O‘Ward, aber insgesamt war er danach immer noch sehr schnell unterwegs. Die IndyCars von Dallara sind sehr standfest. Der Mauerkontakt von Graham Rahal in Runde 152 war dann aber doch zu viel. So kam es zur einzigen Gelbphase des Rennens.
Während der Caution kamen die Fahrer der Führungsrunde, die drei Penske-Piloten Pato O’Ward, Marcus Ericsson und Kyle Kirkwood, an die Box. Alle Wagen mit nur einer Runde Rückstand holten diese so wieder rein. Diese Gruppe bestand aus Alexander Rossi, den drei Ganassi-Hondas von Alex Palou, Scott Dixon und Takuma Sato sowie Romain Grosjean. Beim Restart versuchten die Fahrer, Plätze gutzumachen. Größere Verschiebungen blieben jedoch aus. Will Power verlor kurzfristig zwei Plätze, die er sich aber innerhalb von drei Runden wieder zurückholte. Das Kräfteverhältnis war klar: Josef Newgarden vorne, Scott McLaughlin mit 2-3 Sekunden Abstand, den auch Pato O’Ward einhielt. Dahinter blieb es enger mit Will Power und Marcus Ericsson. Kyle Kirkwood, die drei Ganassi-Piloten, Alexander Rossi und Romain Grosjean konnten nicht ganz mithalten.
In Runde 195 überrundete Josef Newgarden Romain Grosjean, der trotzdem ein sehr gutes Ovalrennen fuhr. Bis zum Rennende folgten weitere Fahrzeuge. Zwischen Runde 203 und 209 wurden die letzten Boxenstopps absolviert. Am überlegenen Sieg von Josef Newgarden war jedoch nicht mehr zu rütteln. Je nach Überrundungssituation kam Scott McLaughlin mal ein bis zwei Sekunden näher, verlor diese aber schnell wieder. Pato O’Ward war am Samstag der klar schnellste Nicht-Penske-Pilot. Marcus Ericsson konnte Will Power noch überholen und fuhr Platz 4 nach Hause. Power entging als Fünfter nur knapp einer Überrundung seines Teamkollegen.
Scott Dixon wurde mit einer Runde Rückstand Sechster. Im zweiten Stint war er noch gleich schnell wie Newgarden und lag beim Restart nur wenige Sekunden zurück. In den gut 80 Runden bis ins Ziel war er dann chancenlos. Das gilt auch für Kyle Kirkwood, Alex Palou, Takuma Sato und Alexander Rossi, die hinter ihm ins Ziel kamen und die Top-10 komplettierten.
David Malukas belegte für Dale Coyne Racing einen guten zwölften Platz, direkt hinter Romain Grosjean. Mit Platz 13 bewies Helio Castroneves, dass er auch auf dem Oval noch konkurrenzfähig ist. Sein Meyer-Shank-Dallara gehört allerdings nicht zu den Top-Autos im Feld. Callum Ilott und Agustin Canapino belegten die Plätze 15 und 16. Die beiden Juncos-Hollinger-Racing-Piloten schlugen damit Colton Herta und die kompletten Teams von Ed Carpenter und RLL Racing. Nach einem sehr guten Indy 500 lief bei AJ-Foyt-Enterprises diesmal gar nichts zusammen. Santino Ferrucci wurde mit 9 Runden Rückstand als 26. gewertet. Benjamin Pedersen hatte sogar 15 Runden Rückstand. Ein Teil davon war allerdings einer Drive-Through-Strafe wegen Unsafe Release geschuldet. Ob nun 15 oder 12 Runden, macht keinen Unterschied mehr. Auch gegen Sting Ray Robb mit 5 Boxenstopps und Ed Carpenter waren sie chancenlos.
Das komplette Ergebnis des Hy-Vee Homefront 250 ist auf der Homepage der IndyCar-Serie (pdf) nachzulesen.
Sonntag: Hy-Vee One Step 250
Die Startaufstellung am Sonntag unterschied sich zum Teil deutlich von der am Samstag. Zwar bildeten Will Power und Scott McLaughlin wieder die erste Startreihe, doch David Malukas folgte bereits auf Platz drei. Mit Ed Carpenter, Colton Herta und Graham Rahal starteten drei Fahrer weit vorne, die im Samstagsrennen kaum konkurrenzfähig waren. So starteten Josef Newgarden, Scott Dixon, Marcus Ericsson, Pato O’Ward und Alex Palou nur von den Plätzen 7, 9, 10, 11 und 12. Dazwischen reihte sich Helio Castroneves ein. Den besten Start hatte Marcus Ericsson. Das war schon fast ein Frühstart, aber die Rennleitung ließ es laufen. Auf der Außenbahn fuhr er direkt auf Platz 5 nach vorne. Nach zwei Runden hatte er auch Ed Carpenter und David Malukas überholt und lag hinter Will Power und Scott McLaughlin auf Platz 3. Josef Newgarden und Pato O’Ward hatten sich auf die Plätze 5 und 6 vorgearbeitet.
Ab Runde 20 machte sich der Reifenverschleiß bemerkbar. Die Temperaturen waren höher als am Samstag und die Reifen dementsprechend stärker belastet. Bei Josef Newgarden hielt er sich in Grenzen und so überholte er erst David Malukas und dann auch Marcus Ericsson. Ab Runde 26 lagen damit wieder die drei Penske-Chevrolets an der Spitze. In Runde 31 ging er dann in einem Manöver direkt an seinen beiden Teamkollegen vorbei. Damit stand der Sieger des Rennens fest. Die restlichen 219 Runden wurden trotzdem gefahren und es passierte noch einiges.
Ab Runde 40 kamen die ersten Fahrer an die Box. Für eine Drei-Stopp-Strategie war das sehr früh. Aber der höhere Reifenverschleiß zwang die Teams zu diesem frühen Stopp und außerdem rechnete man noch mit der einen oder anderen Gelbphase. Von den drei Penske-Dallara litt Will Powers wie schon am Samstag am meisten unter abbauenden Reifen. Er fiel auf den sechsten Platz zurück und kam bereits in Runde 51 an die Box. Seine beiden Teamkollegen an der Spitze folgten ihm in Runde 55. Die ersten Stopps änderten nichts am Kräfteverhältnis: Newgarden und McLaughlin zogen an der Spitze davon, Dixon, Power und O’Ward folgten mit Respektabstand.
In Runde 87 sorgte Agustin Canapino für die erste Caution des Tages. In Kurve 2 touchierte er mit dem linken Hinterrad die Mauer. Der Einschlag schien weniger heftig zu sein als der von Will Power am Vortag. Dennoch wurde eine Gelbphase ausgelöst und Canapinos Auto musste repariert werden. Die Caution nutzte das Feld für seinen zweiten Boxenstopp. So wurden aus nur 8 Autos in der Führungsrunde wieder 21 und das Rennen wurde offener. Mit frischen Reifen konnte sich Will Power nach dem Restart wieder auf Platz 3 vor Scott Dixon, Marcus Ericsson und Pato O’Ward setzen. Alex Palou lag zu diesem Zeitpunkt nur auf Platz 13.
Der erste Fahrer aus der Spitzengruppe, der diesmal Probleme mit seinen Reifen bekam, war Pato O’Ward. Ab Runde 135 konnte er das Tempo der beiden Ganassi-Piloten nicht mehr mitgehen. In den folgenden Runden fiel er bis auf Platz 11 zurück. In Runde 143 musste er die Box ansteuern. Zwei Runden später folgte Alex Palou. Die anderen Fahrer der Spitzengruppe kamen erst in den Runden 147 bis 151 an die Box. Durch den früheren Stopp rückten Pato O’Ward und Alex Palou auf die Plätze 3 und 8 vor.
Beim Stopp von Sing Ray-Robb war die Radmutter am linken Hinterrad nicht festgezogen. Der Mechaniker meldete dies sofort. Trotzdem fuhr Robb los und auf der Gegengeraden löste sich das Rad von der Achse und rollte über die Strecke. Einige Fahrer konnten dem Rad gerade noch ausweichen. Das hätte leicht katastrophal enden können. Der Hauptfehler war natürlich der Start von Sting-Ray Robb, bzw. das zu späte Anhalten. Dafür wurde er disqualifiziert. Aber auch die Rennleitung muss sich fragen lassen, warum die Caution erst relativ spät ausgesprochen wurde. Spätestens als das Rad auf der Achse hin und her wackelte, hätte man Gelb zeigen müssen. So fuhren die Wagen noch im Rennspeed auf das Rad zu.
Mit dieser Caution wurden die Strategien der Spitzengruppe geteilt. Scott McLaughlin, Pato O’Ward, Alex Palou, Kyle Kirkwood und Romain Grosjean steuerten die Box an. Für die nächsten Runden nutzten sie den Vorteil frischer Reifen. Mit nur noch 13 Fahrzeugen in der Führungsrunde hielten sich auch die Platzverluste in Grenzen. So fuhr McLaughlin ohne größere Probleme wieder auf Platz 4 nach vorne. Auf Platz drei lag zu diesem Zeitpunkt Felix Rosenqvist. Dieser hatte sich von Startplatz 16 sukzessive nach vorne gearbeitet. Die Canapino-Caution hatte ihn wieder in die Führungsrunde gebracht und in diesem Stint konnte er das Tempo der Penske von Power und McLaughlin mitgehen. Pato O’Ward hingegen verlor etwas die Balance und kam in diesem Stint nicht über Platz 8 hinaus.
Ab Runde 191 wurden die letzten Stopps eingelegt. Mit einem früheren Stopp schob sich Felix Rosenqvist auch an Will Power vorbei und war damit erster Verfolger von Josef Newgarden. Alex Palou hielt sich vor Colton Herta auf Platz 5, dahinter folgten Scott Dixon, Marcus Ericsson und Pato O’Ward. So wäre das Rennen wohl auch ausgegangen. Doch in Runde 240 setzte Ryan Hunter-Reay sein Auto in die Mauer von Kurve 4. Eine letzte Caution war notwendig und es folgte ein Sprint über 4 Runden bis ins Ziel. Das Feld, das um den Sieg kämpfte, bestand nur noch aus 5 Fahrzeugen. In Runde 234 hatte Josef Newgarden Pato O’Ward überrundet, der zu diesem Zeitpunkt auf Platz 6 lag.
Beim Restart führte Josef Newgarden das Feld vor Felix Rosenqvist und Will Power an. Dahinter folgten Scott McLaughlin und Alex Palou. Unmittelbar nach dem Restart griff Power Rosenqvist an, auch um diesem keine Chance für einen Angriff auf Newgarden zu geben. Auch McLaughlin mischte sich in den Kampf ein und am Ende bedankte sich Palou und zog an Rosenqvist und McLaughlin vorbei. Das war nicht geschickt vom Team Penske. Der Angriff von Power auf Rosenqvist war sinnvoll. Aber McLaughlin hätte Palou einfach blocken sollen und nicht selbst nach vorne attackieren. So hat er Alex Palou mehr oder weniger vier Meisterschaftspunkte geschenkt.
In der Gruppe der Fahrer mit einer Runde Rückstand siegte Scott Dixon vor Colton Herta. Mit Platz 8 konnte sich David Malukas im Vergleich zum Samstag noch einmal steigern. Er verwies Marcus Ericsson, Pato O’Ward und Kyle Kirkwood auf die Plätze. Callum Ilott kam als 14. ins Ziel und bestätigte damit, dass Platz 15 am Samstag kein Zufall war. Er kam so direkt vor fünf Indy-500-Siegen in Form von Alexander Rossi und Helio Castroneves ins Ziel.
Das komplette Ergebnis des Hy-Vee One Step 250 ist auf der Homepage der IndyCar-Serie (pdf) nachzulesen.
In der Meisterschaft ist der Vorsprung von Alex Palous (477 Punkte) auf 80 Punkte vor Josef Newgarden (397 Punkte) geschrumpft. Realistisch gesehen wird die Meisterschaft zwischen diesen beiden Fahrern entschieden und Newgarden braucht schon zwei schlechte Wochenenden von Palou. Auf den Plätzen drei und vier folgen die beiden Ganassi-Piloten Scott Dixon (357 Punkte) und Marcus Ericsson (330 Punkte), Scott McLaughlin liegt punktgleich auf Rang fünf (329 Punkte) vor dem besten Nicht-Penske- oder Ganassi-Piloten Pato O’Ward. Keine Chance auf die Titelverteidigung hat Will Power (316 Punkte) auf Platz 7.
Als nächstes fahren die Piloten der IndyCar-Series am 06. August durch die Straßen von Nashville.