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GT World Challenge Europe Endurance Cup: Analyse Nürburgring – Entscheidung im Titelkampf?

von Nils Otterbein
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Mercedes feierte am vergangenen Sonntag auf dem Nürburgring einen Doppelsieg im vorletzten Lauf des Endurance Cups. Ein Starterfeld mit 54 Autos bot in den einzelnen Kategorien spannenden Motorsport. An der Gesamtspitze war es jedoch kein sportliches Highlight.

In der Qualifikation am frühen Sonntagmorgen deutete sich die Überlegenheit der AMG GT3 bereits an. Drei Mercedes landeten nach den drei Segmenten der Qualifikation in den ersten beiden Startreihen, darunter beide Akkodis ASP Mercedes und der AlManar Mercedes, der von Getspeed eingesetzt wird. Da die BMW am gesamten Wochenende den Speed nicht fanden und allesamt außerhalb der Top10 waren, deutete sich an, dass der Akkodis ASP Mercedes mit Marciello/Boguslavskiy/Gounon einen großen Schritt in Richtung Titel des Endurance Cups gegenüber des Rowe BMW von Wittmann/Eng/Yelloly machen kann.

Die ersten beiden Segmente der Qualifikation waren geprägt von sehr nassen Verhältnissen mit teilweise stehendem Wasser, während es im dritten Segment bereits abtrocknete. Neben den Mercedes waren auch die Lamborghinis von Iron Lynx und K-Pax stark vertreten mit zwei Huracan unter den besten sechs Positionen. Dies hatte nach der Qualifikation auch BOP-Anpassungen zur Folge. U.a. bekamen die Mercedes zehn Kilogramm Zuladung, während die Lamborghinis und Ferraris fünf Kilo Zuladung bekamen. Für das Rennen trocknete die Strecke komplett ab.

Stint 1

Der Rennstart ging mit vielen Berührungen in der engen Haarnadel über die Bühne. Viele Teile flogen weg, allerdings ging es für die meisten ohne größere Beschädigungen aus. Leidtragend war der Iron Dames Lamborghini, der die Pole im Bronze-Cup einfuhr und durch einen Dreher auf die letzte Position zurückfiel. Im Verlauf des ersten Stints hatte Rahel Frey in der Goodyear-Kehre noch einen weiteren Dreher, um sich danach wieder durch den Verkehr kämpfen zu müssen. Von den Top-Fahrzeugen erwischte es den zweiten Akkodis Mercedes von Maximilian Götz, der viele wichtige Teile verlor und im Stint hoffnungslos zurückfiel. Nach dem Fahrerwechsel gab man das Rennen schließlich auf.

Profiteure des wilden Starts waren vor allem der Rutronik Porsche mit Dennis Olsen, der auf die zweite Position kam und der Comtoyou Audi von Frederik Vervisch mit der dritten Position nach dem Start. Einen sehr guten Stint erlebte vor allem David Schumacher im besten Winward Mercedes aus dem Gold-Cup, der hier den Grundstein für den Klassensieg legte und den AMG zwischenzeitlich auf dem fünften Rang halten konnte.

Schnell bekam das Rennen einen gesunden Rhythmus und es wurde deutlich, dass die zehn Kilogramm Zusatzgewicht dem Mercedes kaum Schaden zufügten. Raffaele Marciello konnte seinen Vorsprung bis zum Ende des Stints auf fast zehn Sekunden herausfahren, während dahinter die Positionen bezogen waren. Hinter den Spitzenpositionen hatte der Lamborghini von Jordan Pepper, der am Start weit zurückfiel, eine Berührung mit dem Rowe BMW von Marco Wittmann. Pepper drehte sich Ausgangs der Bilstein-Kurve nach innen weg und rutschte in den BMW hinein. Für den Lamborghini bedeutete dies einen Ausfall, während beim BMW einige wichtige Airo-Teile wegflogen, was die schwache Performance im Rennen erklärte. Womöglich könnte dieser unglückliche Zwischenfall eine Vorentscheidung in der Endurance-Meisterschaft gebracht haben.

Nach dem ersten Fahrerwechsel gab es eine Mercedes-Doppelführung, nachdem Fabian Schiller im AlManar Mercedes am Rutronik Porsche von Laurin Heinrich vorbeikam. Bereits vor dem Stopp konnte Maro Engel den besagten Mercedes auf Platz drei vor den Comtoyou Audi von Frederik Vervisch setzen.

Stint 2

Anfang des zweiten Stints war wie so oft die entscheidende Frage, ob Timur Boguslavskiy den Vorsprung des Akkodis Mercedes behalten könne oder ob er wie bei den 24 Stunden von Spa einen seiner schwächeren Tage erwischen sollte. Dahinter ging es mit Fabian Schiller und Laurin Heinrich weiter. Danach folgte eine ganze Audi-Kolonne, die man wohl ab 2024 im GT3-Sport nicht mehr sehen wird mit Dennis Marschall im Attempto Audi, Simon Gachet im Sainteloc Audi und Kobe Pauwels im Comtoyou Audi. Pauwels ersetzte für dieses Rennen Gilles Magnus und kommt ebenfalls aus dem TCR-Sport der belgischen Mannschaft. Für ihn war es der erste GT3-Einsatz und er fiel folgerichtig ein paar Plätze zurück. Miklas Born konnte dahinter den Winward Mercedes als führender im Gold-Cup weit vorne halten.

Vorne waren die Plätze bezogen und es gab eine Phase ohne nennenswerte Ereignisse, was für die guten fahrerischen Standards im gesamten Fahrerfeld spricht. Salz in der Suppe bot das Duell um die Spitzenplätze im Bronze-Cup zwischen dem Mercedes von Haupt Racing sowie dem Porsche von Pure Rxcing und Herbert Motorsport, die beide vom Herberth Team aus Bayern eingesetzt werden. Sebastien Baud im Mercedes verlor im Verlauf des Stints die beiden Plätze gegen Joel Sturm und Robert Renauer. Bei Herberth Motorsport wurde kurzfristig Alfred Renauer verletzungsbedingt durch Tim Heinemann ersetzt, der trotz der Erfolge in der DTM und DTM Trophy immer noch als Silber-Pilot eingestuft wird, was ihn für solche Einsätze umso begehrter macht. Damit sah es für die Mannschaft zwischenzeitlich nach einem Doppelsieg aus.

Stint 3

Nach den letzten Stopps wurde der Vorsprung des Akkodis ASP Mercedes deutlich geringer, da Timur Boguslavskiy einen guten, aber keinen herausragenden Stint für seine Verhältnisse hatte. Zu einem Platztausch zwischen Jules Gounon und Luca Stolz kam es allerdings nicht, da man bei AMG sicherlich an die Meisterschaft gedacht hat. Einen Positionswechsel gab es jedoch auf Platz drei und vier, wo Ricardo Feller im Attempto Audi am Rutronik Porsche von Thomas Preining vorbeikam. Preining hatte in der Folge zunehmende Mühe den Speed mitzugehen, wodurch sich ein langes Duell um die vierte Position gegen Patric Niederhauser im Sainteloc Audi entwickelte.

Im Bronze-Cup wurde es nichts mit dem Doppelsieg für Herberth Motorsport, da Klaus Bachler im Pure Rxcing Porsche abseits der Kameras eine Berührung vorne rechts hatte, was die Spiegelei-Flagge zur Folge hatte. Am Ende reichte es hier noch für den fünften Rang der Klasse. Tim Heinemann konnte den Sieg mit großen Vorsprung souverän herausfahren. Für den Haupt Racing Mercedes von Arjun Maini reichte es am Ende gar nur für den dritten Rang, da Eddie Cheever im Sky Tempesta McLaren noch vorbeiging.

Wie schon erwähnt bildete sich um den vierten Gesamtrang ein enges Duell, was am Ende Patric Niederhauser im Sainteloc Audi gegen Thomas Preining im Rutronik Porsche für sich entschied. Vorne passierte bei Jules Gounon, Luca Stolz in den beiden Mercedes sowie Ricardo Feller im Attempto Audi nichts mehr.

Einen Ausfall musste rund 30 Minuten vor Schluss die viel Beachtete #46 von WRT hinnehmen, nachdem Augusto Farfus wegen einer Beschädigung in Folge einer Berührung das Rennen aufgeben musste. Schlussendlich kam der beste WRT BMW auf den siebten Rang mit dem Trio Vanthoor/Sheldon van der Linde/Weerts. Für die Rowe Mannschaft könnte der 15. Rang bereits den Titel gekostet haben, da man nun 18 Punkte Rückstand hat bei 25 für einen Sieg.

Einen erneut enttäuschenden Auftritt legten Lamborghini und Ferrari hin: Der beste Lamborghini kam auf dem neunten Rang ins Ziel, während der beste Ferrari von AF Corse gar nur 14. wurde. Hier darf man auf die Entwicklung für 2024 gespannt sein, wenn mit den neuen Modellen mehr Daten gesammelt wurden.

Wie schon erwähnt gab es im Gold-Cup den souveränen Sieg für den Winward Mercedes mit Schumacher/Born/Zug sowie im Bronze-Cup den ebenso klaren Sieg für Herberth Motorsport mit Bohn/Renauer/Heinemann. Enger ging es im Silber-Cup zu, wo der Grasser Lamborghini mit Schmid/Hites/van Berlo nach dem Klassensieg bei den 24 Stunden von Spa gleich den nächsten Sieg einfuhr vor dem Attempto Audi mit Patrese/Delli Guanti/Aka. Im Pro/Am-Cup siegten Rob Collard und Dennis Lind als Duo vor dem Car Collection Porsche mit Jacoma/Fontana/Leutwiler, die als schweizer Trio bereits die Meisterschaft sicher haben. Bei Lamborghini und McLaren gibt es dieses Jahr eine interessante Parallele zu beobachten: Beide Hersteller spielen in der Gesamtwertung meist keine Rolle. Dafür umso mehr in den unteren Fahrerkategorien.

 

Die Rennserie geht im August nun in eine Sommerpause. Weiter geht es Anfang September mit dem zweiten Deutschland-Auftritt in Hockenheim und dem dritten Event des Sprint-Cups. Der Endurance-Cup hat das Finale am 1. Oktober in Barcelona, was dieses Jahr ungewöhnlicherweise nicht das Finale der Gesamtmeisterschaft sein wird. Dieses findet erst Mitte Oktober in Zandvoort mit einem Sprint-Wochenende statt.

Bildquellen: gt-world-challenge-europe.com (https://www.gt-world-challenge-europe.com/gallery.html?filter_season_id=23&filter_meeting_id=213&filter_race_id=1387&filter_text=)

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