Die Formel Eins zelebriert ihre jährliche Hochgeschwindigkeitsorgie in Monza. Aber wer kann die Red Bull stoppen?
Auf dem Papier sollte Red Bull in Monza mal wieder im Vorteil sein. Es ist bekannt, dass das Auto zu den schnellsten auf der Geraden gehört und die aerodynamisch herausfordernden Passagen in Monza werden dem Red Bull auch liegen. Bei der Abstimmung zwischen Abtrieb und Top Speed muss Red Bull die wenigsten Kompromisse eingehen. Es deutet also einiges darauf hin, dass Max Verstappen in Monza seinen zehnten Sieg in Folge holen kann und damit dann alleiniger Rekordinhaber ist.
Gibt es ein Team, dass das verhindern könnte? Da fallen mir für Monza nur zwei ein. McLaren und Ferrari. McLaren zeigte sich auf den schnellen Strecken seit dem Update des Autos sehr konkurrenzfähig. Dass man in Zandvoort immerhin die zweite Startposition erreichen konnte, spricht nicht gegen die Annahme, dass man auch in Monza schnell sein wird. Spa wäre ein guter Vergleich, aber fehlte McLaren der neue Front- und Heckflügel.
Ferrari zu nennen, mag etwas überraschend kommen, aber die Italiener waren auf den schnellen Strecken in diesem Jahr immer gut unterwegs. Mit „Gut“ ist dann „knapp hinter Red Bull“ gemeint. Aber das Auto hat seine Qualitäten, auch wenn man am Ende des Entwicklungszyklus des Konzeptes angekommen zu sein scheint. Viel bewegt sich da nicht nach vorn und man wird sich schon jetzt auf 2024 konzentrieren. Ein Podium wäre für das Team aber wünschenswert.
Schwer einzuschätzen sind die Aston Martin und die Mercedes. Der neue Unterboden hat dem Aston zumindest in Zandvoort sichtbar etwas gebracht. Wie der sich dann in Monza verhalten wird, ist schwer zu sagen. Aber auf den schnellen Strecken war der Aston in dieser Saison stark, aber nach den ganzen Updates ist die Form der Briten in Monza schwer einzuschätzen. Interessante Gerüchte gibt es bezüglich Lance Stroll. Hier heißt es, dass er eventuell zum Ende des Jahres die Formel Eins verlassen könnte. Bestätigt ist das nicht und die Frage wäre auch, wer Stroll ersetzen könnte. Viele Alternativen gibt es auf dem Markt nicht.
Für eine Überraschung könnte Williams sorgen. Seitdem James Vowles das Team führt, geht es sichtbar bergauf. Bekannt ist, dass der Williams über einen sehr guten Topspeed verfügt, was in Monza ausgesprochen hilfreich ist. Im vergangenen Jahr überraschte Nyck de Vries mit einem Top Ten Ergebnis, als er den erkrankten Alex Albon ersetzte. Punkte sollte für Williams auch in diesem Jahr wieder möglich sein, aber es wird sicher nicht leicht.
Bei Alpine ist die Laune nach dem dritten Platz in Zandvoort wieder etwas besser. Aber die gute Laune dürfte nicht lange halten. Nach der Entlassung der gesamten Teamführung, ist Alpine weiter in keiner guten Position, vor allem nicht für 2024. Das Gerücht, dass Mattia Binotto samt diverser Ex-Ferrari Angestellter Alpine mehr oder weniger übernimmt, hat sich bisher nicht bestätigt. Aber vielleicht wartet man mit der Ankündigung auch bis Monza. Sicher ist, dass etwas passieren muss, sonst bleibt Alpine im tiefen Mittelfeld stecken. Das wird zumindest in Monza der Fall sein.
Strategie:
Da gibt es wenig zu berichten. Pirelli bringt C3, C4 und C5 mit. Da es am Wochenende in Monza sehr warm werden wird, dürfte der Verschleiß der C5 zu hoch sein, um ihn ernsthaft im Rennen einsetzen zu können. Der C4 dürfte der Reifen für den Start sein. Ein Stopp der C3 werden die wahrscheinlichste Strategie sein. Dabei wird die Frage sein, ob man ein Under- oder Overcut die bessere Idee. Zwei Stopps sind drin, aber der Zeitverlust ist in Monza enorm, weil die Konkurrenz mit über 300 km/h an der Boxengasse vorbei bläst.
Ich bin weiterhin überzeugt, dass der Spread zwischen den einzelnen Mischungen zu gering und die Langlebigkeit der Reifen etwas zu groß ist. Die für das Wochenende härteste Mischung ist meist in der Lage eine Distanz von etwas mehr als der Hälfte des Rennens zu überbrücken. Das macht die Strategie zu vorhersehbar und wenig interessant. Wenn man mehr Abwechslung in die Rennen bringen möchte, dann sollte das Ziel sein, pro Rennen zwei Stopps zu haben. Das erweitert die Möglichkeiten der Teams, auf unterschiedliche Strategien zu setzen. Was vor allem für die Teams aus dem Mittelfeld gilt. Aber auch an der Spitze wird die Frage nach Over- oder Undercut dann wieder wichtiger.
Bilder: Pirelli