Das Sprintchampionat der GT World Challenge ging am letzten Wochenende nach der Sommerpause in das dritte Wochenende. Es war der Startschuss in eine enggestaffelte Schlussphase der Saison und bot zwei unterhaltsame 60 Minuten Rennen.
41 Wagen waren für das Wochenende gemeldet. Es war der zweite Aufschlag im Sprint-Cup mit dem vollen Ornat, inkl. der zahlreichen Bronze-Besatzungen. In der fünfwöchigen Sommerpause wurde erstmals in der Rennserie der Teamfunk aus einigen Fahrzeugen übertragen. Es zeigt, dass die SRO-Übertragungen im Vergleich zu früheren Jahren immer mehr an Aufwand gewinnen. Der Zuschauerzuspruch war hingegen wie schon letztes Jahr in Hockenheim eher dürftig. So richtig scheint die Serie nicht im Badischen anzukommen. Kein Vergleich zum Endurance-Lauf am Nürburgring, wo ich selbst vor Ort war und vom Zuspruch einer internationalen GT3-Serie positiv überrascht war.
Samstag
Die Qualifikation am Samstag sah eine klare Überlegenheit der Mittelmotor-V10-Konzepte. Der VSR Lamborghini von Jordan Pepper fuhr auf Pole mit einer Armada an Audis, die von der zweiten bis zur achten Position vertreten waren. Etwas kurios war eine Entscheidung der Rennleitung, dass die Qualifikation nicht wie in Misano in zwei kurze Sessions nach Fahrzeugkategorien gesplittet wurde, sondern alle Wagen in einem 20-minütigen Zeittraining fuhren. Offenbar ist die Entscheidung für alle Teams überraschend erst kurz zuvor getroffen wurden. Prominente Opfer blieben nicht aus. Der Meisterschaftsführende Timur Boguslavskiy im Akkodis Mercedes und Valentino Rossi im WRT BMW landeten auf den Plätzen 29 und 35, was ordentlich Zündstoff für das Rennen versprach.
Rennen 1
Insgesamt war es wie gewohnt ein sehr hektischer Start mit Berührungen im ganzen Feld. In der zweiten Runde stand der Haupt Racing Mercedes von Jim Pla in der Haarnadel nach einer Kollision, woraufhin die erste Safetycar-Phase ausgerufen wurde. Timur Boguslavskiy musste im Akkodis Mercedes nach einer anderen Kollision das Rennen an der Box beenden. Hier konnte das Team also nicht auf den üblichen starken Stint von Marciello setzen.
Kurze Zeit später wurde eine zweite Neutralisation ausgerufen nachdem Eingangs der ehemaligen Mercedes Arena zunächst einer der beiden Honda NSX mit einem Lamborghini kollidierte und getrennt davon einer der beiden AF Corse Ferrari abflog. Genau konnten die Kameras den Ablauf der beiden Zwischenfälle nicht auflösen.
Damit kam es bereits kurz nach dem Restart schon zu den Stopps. Vorne konnte sich im ersten Stint Jordan Pepper im Lamborghini lange Zeit halten, bevor Ricardo Feller im Attempto Audi kurz vor dem Stopp vorbeiging. Beide kamen daraufhin eine Runde versetzt an die Box. Die Führung konnte beim Fahrerwechsel allerdings Nicolas Baert im Comtoyou-Audi durch einen sehr frühen Stopp übernehmen, der von Frederik Vervisch übernahm. Für den schnellsten Stopp sorgte wieder Mal die WRT-Mannschaft, die anderen Gegnern teilweise sechs bis sieben Sekunden abnahm, womit Dries Vanthoor hinter Baert und Drudi, der von Feller übernommen hatte, auf der dritten Position lag. Wieder mal hat wie im ersten Misano-Rennen ein früher Stopp zum Erfolg verholfen. Der Lamborghini von Pepper/Perera fiel auf P4 zurück. Nach den Stopps sah es hinter dem Podium nicht mehr nach einer erdrückenden Audi Dominanz aus. Es war wieder Mal ersichtlich, dass es abgesehen von Feller/Drudi kaum eine Audi-Besatzung in der Serie gibt, die für Gesamtsiege in Frage kommt.
In der Folge des zweiten Stints konnte Mattia Drudi nach kurzer Zeit die Führung von Nicolas Baert übernehmen, der seinen Job für seine geringe Erfahrung sehr gut machte. Damit war der Attempto-Sieg recht sicher. Ein bisschen gezittert wurde noch, aber: Eine Untersuchung wegen eines Überholmanövers gegen den VSR Lamborghini vor dem Fahrerwechsel Eingangs Start/Ziel brachte im Nachgang keine weiteren Strafen.
Erwähnenswert war vor allem der Stint von Maxime Martin, der von Valentino Rossi übernahm und den WRT BMW bis auf die achte Position fuhr. Im Nachhinein war es ein Samstag, aus dem die WRT-Mannschaft trotz befürchteter Audi-Dominanz das Maximum rausholte. Kurz vor Schluss ereignete sich noch ein enges Duell um den dritten Platz zwischen Thierry Vermeulen im Emil Frey Ferrari und Dries Vanthoor, der in der letzten Runde noch den Platz verlor. Die Rennleitung beurteilte das Manöver jedoch sehr kleinlich und korrigierte nach dem Rennen die Positionen wieder, wodurch Weerts/Vanthoor dritte hinter Feller/Drudi und Baert/Vervisch wurden. Die Polesetter Pepper/Perera mussten mit einem Reifenschaden das Rennen beenden, wie er zu oft beim Huracan Evo auftritt.
Den Gold-Cup gewannen nicht zum ersten Mal Niklas Krütten/Calan Williams in einem weiteren WRT BMW, die das gute Gesamtergebnis bestätigten. Den Silver-Cup gewannen Jordan Love und Alain Valente, der Frank Bird nach einem familiären Trauerfall ersetzt hat. Den Bronze-Cup gewann das Attempto-Duo Dennis Marschall/Andrey Mukovoz nach mehreren Führungswechseln gegen den Herberth Porsche von Robert Renauer/Ralf Bohn. In den Top10 waren es am Ende fünf Audis, davon zwei auf dem Podium.
Sonntag
Wie so oft gab es nach den Sessions am Samstag einige BOP-Anpassungen. Es kann nur ein Gefühl meinerseits sein, aber es scheint so, als ob die SRO rennserienübergreifend vor allem seit diesem Jahr vermehrt Anpassungen innerhalb der Wochenenden und gar einzelnen Qualifikationssitzungen vornimmt. Man muss kein Fachmann sein, um zu verstehen, dass eine Audi-Dominanz wie noch am Samstag verhindert werden sollte. Aber: Am Ende konnte der Sieger vom Samstag die Pole einfahren vor Patric Niederhauser im Sainteloc Audi. Drudi und Niederhauser haben die Parallelen, dass beide in der GTWC zu den Front-Runnern zählen und in der DTM eher hinterherfahren. Die zweite Reihe konnten Marciello und der immer stärker werdende Thierry Vermeulen im Ferrari einnehmen. Erwähnenswert war vor allem die Pole von Reema Juffali im Bronze-Cup, die im Sprintcup an der Seite von Fabian Schiller den Mercedes von Theeba Motorsport fährt. Womöglich die nächste Fahrerin neben dem mittlerweile bekannten iron Dames Trio, die im GT-Sport für Furore sorgen kann.
Rennen 2
Der Start war Gegenstand von Diskussionen, da Mattia Drudi zu früh ans ging und Patric Niederhauser in der ersten Reihe regelrecht abhing, wodurch Marciello auf die zweite Position vorbeigehen konnte. Der Frühstart hatte die Folge, dass der Attempto Audi beim Stopp fünf Sekunden länger stehen musste. In der Startrunde gab es in der Mercedes Arena eine Kollision zwischen dem Sainteloc Audi von Simon Gachet mit dem JP Motorsport McLaren von Patrick Krupinski, wodurch eine Safetycar-Phase entstand. Nach dem Restart konnte Marciello erwartungsgemäß schnell an Mattia Drudi vorbeigehen. Niederhauser im Sainteloc Audi verlor dahinter den dritten Platz gegen Maxime Martin, der erneut einen guten Stint fuhr. Insgesamt ergab sich ein sehr ruhiger Stint ohne besondere Vorkommnisse.
Bei den Stopps schlug wie im ersten Rennen die Stunde vom Comtoyou Racing. Lucas Legeret, der den Audi von Christopher Haase übernahm, gewann dank eines frühen und schnellen Stopps ganze fünf Plätze und kam auf die zweite Position nach vorne. Am Samstag profierte noch die #12 des belgischen Teams von der Boxenstopp-Phase. Man hatte das Gefühl, dass die belgische Mannschaft sich Tipps von WRT holte. Diese verfolgten bei der #32 und #46 erneut die gleiche Taktik und waren parallel in der ersten Runde des Stoppfensters an der Box. Rossi verlor jedoch zwei Plätze gegen Erwan Bastard und Teamkollegen Dries Vanthoor. Der Attempto Audi mit Drudi/Feller verlor durch die fünf Sekunden Strafe ebenfalls Boden.
Vorne galt es für Timur Boguslavskiy wie so oft den Vorsprung zu verteidigen, der ihn sein italienischer Teamkollege mit schweizer Lizenz übergeben konnte. Der Sieg begann zwischendurch zu bröckeln, nachdem zumindest phasenweise ein Gang nicht mehr funktionierte. Der Russe konnte sich jedoch schnell umstellen und den Sieg nach Hause fahren. Mit Legeret und Bastard hatte er allerdings auch nicht die schnellsten aus dem Audi-Kader hinter sich.
Eine eher schwache zweite Phase des Rennens erlebten die WRT BMW von Charles Weerts und Valentino Rossi. Rossi verlor nach dem Fahrerwechsel innerhalb einer Kurve die Plätze gegen Ricardo Feller und Albert Costa im Emil Frey Ferrari. Noch überraschender war allerdings, dass Weerts auf die beiden zweit- und drittplatzierten Audis nicht aufschließen konnte, sondern gegen Feller den vierten Platz hergeben musste. Albert Costa konnte er nach langem Kampf jedoch in Schach halten. Vorne fuhr Timur Boguslavskiy den Sieg trotz zwischenzeitlicher Probleme locker nach Hause. Audi war mit drei Autos in den besten Vier erneut der zahlenmäßig stärkste Hersteller.
Den Sieg im Silver-Cup konnte das Duo Alex Aka/Lorenzo Patrese nach Hause fahren, was für Attempto neben dem Gesamtsieg im ersten Rennen und dem dort erreichten Sieg im Bronze-Cup, der dritte Klassensieg des Wochenendes war. Mit dem Duo Panis/Di Folco konnte ein weiteres Audi Team den Gold-Cup gewinnen. Der Bronze-Cup bot wie so oft den engsten Kampf um den Sieg. Hier konnte der Haupt Racing Mercedes von Hubert Haupt und Sebastian Baud vor dem Herberth Porsche von Renauer/Bohn gewinnen, die zwei Mal den zweiten Platz der Klasse einfuhren.
In der Gesamtwertung des Sprint-Cups führen nun Marciello/Boguslavskiy vor Feller/Drudi sowie Vanthoor/Weerts. Wenn alles normal läuft, sollten diese drei Besatzungen um den Titel kämpfen. Da Akkodis ASP bekanntermaßen auch den Endurance Cup anführt, könnte es passieren, dass die Mannschaft alle drei Championate (Sprint, Endurance und Gesamtmeisterschaft) einfährt. Beim nächsten Wochenende in Valencia (16./17.09) könnte bereits eine Vorentscheidung fallen.
Bildquelle: gt-world.challenge-europe.com (https://www.gt-world-challenge-europe.com/gallery_meeting?filter_season_id=23&filter_meeting_id=205)