Die Sommerpause ist überstanden und schon haben wir auch den ersten Champion gekürt: Gabriel Bortoleto ist der Formel 3-Meister 2023. Spannender war allerdings der Kampf um Platz 2. Doch bevor wir näher auf das F3-Saisonfinale in Monza und die Formel 2-Wochenenden dort und in Zandvoort blicken, gehen wir erst einmal die News durch und blicken nach vorn. Für diese beiden Serien sind zwischenzeitlich die Kalender für 2024 bekannt gegeben worden. Natürlich finden wieder alle Läufe im Rahmen von Formel 1-Wochenenden statt, so wie wir es nun seit einigen Jahren gewohnt sind. Der F3-Kalender bleibt im Grunde gleich, Imola steht wieder auf dem Plan, nachdem das Rennwochenende dort dieses Jahr wegen der schlimmen Überflutungen ausfallen musste. Es geht Anfang März in Bahrain los und die Saison endet wieder Anfang September in Monza. Monaco, der jüngste Neuzugang für die F3, bleibt im Kalender.
Der Formel 2-Kalender sieht auch so ähnlich aus wie dieses Jahr, allerdings wird das Rennen in Zandvoort ersetzt durch Losail in Katar Anfang Dezember – ja, Anfang Dezember. Die Saison erstreckt sich von Anfang März bis zum 8. Dezember, nach zweieinhalb Monaten Pause werden noch die beiden finalen F1-Events in Katar und Abu Dhabi supportet. Ich könnte mich darüber immer wieder aufregen, denn für die Karriereplanung der jungen Piloten ist das denkbar ungünstig. Gerade für potentielle F1-Kandidaten ist es wichtig, zu wissen, ob sie genug Superlizenz-Punkte auf dem Konto haben, um aufzusteigen. Und da nun noch ein zweites Event in den Spätherbst dazukommt, wird das noch schwieriger zu prognostizieren, wenn die Deals anstehen.
In Monza wurde außerdem das neue Formel 2-Auto vorgestellt, das ab 2024 zum Einsatz kommen wird: Auf das Dallara F2 2018-Chassis folgt das Modell Dallara F2 2024. Die Front mit der heruntergezogenen Nase ist der aktuellen F1-Generation nachempfunden, mehr Aufmerksamkeit hat aber der Heckflügel mit seinem stark gerundeten oberen Flap auf sich gezogen. Der Flügel ist insgesamt auch dem der F1 nachempfunden, aber diese Wölbung geht in die andere Richtung und das sieht tatsächlich sehr ungewöhnlich aus. Das Auto wird auch über Ground Effect verfügen und soll etwas schneller sein, aber auch die Sicherheit wurde verbessert. Anders als beim Chassis gab es für den neuen Motor eine Ausschreibung, die aber vom aktuellen Zulieferer Metachrome mit einer vorgeschlagenen Evolution des aktuellen Aggregats gewonnen wurde.
Meet our 2024 Formula 2 car 😍✨#F2 #RoadToF1 @fia pic.twitter.com/0Os7hVGuIb
— Formula 2 (@Formula2) August 31, 2023
Eine Überraschung für 2024 gab es am Monza-Wochenende bei Prema Racing: es ist noch nicht offiziell angekündigt, aber Andrea Kimi Antonelli, der aktuell um den Titel in der Formula Regional Europa kämpft, soll wahrscheinlich die Formel 3 überspringen und nächstes Jahr direkt in die F2 aufsteigen. Das ist durchaus gewagt, weil es die „natürliche Entwicklung“ durchbricht und die Formel 2 schon auf einem ganz anderen Level und in einem anderen Umfeld unterwegs ist als die FRECA. Aber man wird wahrscheinlich dann ohnehin mit zwei Jahren in der F2 rechnen und Mercedes-Junior Antonelli hat sicherlich die Qualität, auch dort zu bestehen.
Wie es in der FRECA weitergeht, werden wir am nächsten Wochenende sehen, wenn diese Serie am Red Bull-Ring antritt. Dort geht der Zweikampf zwischen Antonelli und Rookie Martinius Stenshorne, der für mich eine der Überraschungen der laufenden Junior-Saison ist, in die nächste Runde. Dahinter lauert Tim Tramnitz, aktuell die größte deutsche Hoffnung auf der Nachwuchsleiter. Die Euroformula Open wird dort auch unterwegs sein. Obwohl dort dieses Jahr weniger als zehn Fahrer pro Rennen am Start sind, wurde bereits ein vorläufiger Kalender für 2024 angekündigt.
Formel 3
Gabriele Bortoleto heißt der neue F3-Champion. Das war schon vor dem Wochenende so gut wie sicher und tatsächlich konnte er den Titel bereits am Freitag nach der Qualifikation feiern, weil sein Verfolger Paul Aron nicht die Pole holen konnte, die er gebraucht hätte, um noch eine minimale Chance zu haben. Über Bortoleto habe ich bereits im letzten Bericht einig paar Zeilen geschrieben: Der Brasilianer hat – abgesehen von einem schwierigen Wochenende im nassen Spa – eine sehr konstante Saison hingelegt, in der letztlich zwei Siege in den ersten beiden Hauptrennen zum Titelgewinn reichten. Danach hat er seinen Vorsprung durch stetiges Punktesammeln ausgebaut und völlig verdient diesen Titel gewonnen. In Monza bestätigte er diese Performance mit einem zweiten und einem fünften Platz: unauffällig, aber effektiv.
Absolute scenes in the pit lane, as @gabortoleto85 finds out from his team he cannot be caught in the championship ✨#ItalianGP #F3 pic.twitter.com/eTuj8xJCAG
— Formula 3 (@Formula3) September 1, 2023
Paul Aron dagegen musste vielmehr um seinen zweiten Platz kämpfen. Als er im Sprint in einen Startunfall in der ersten Schikane verwickelt wurde, sah das schon schlecht aus. Franco Colapinto konnte den Sprint gewinnen und sich damit in eine gute Position für den Vize-Titel bringen. Doch im Hauptrennen war es dann eher, der in Runde 1 nach Crash ausfiel und alle Chancen verlor. Pepe Marti, ebenfalls Teil dieses Kampfes um den Vize-Titel konnte beide Rennen nicht beenden und wurde so am Ende nur Fünfter in der Gesamtwertung. Zu feiern hatte der Spanier trotzdem was: er wurde vor dem Monza-Wochenende als Neuzugang im Red Bull Junior Team vorgestellt. Ich bin gespannt, ob Red Bull ihm ein weiteres Jahr F3 gönnt, oder ihn in die F2 schickt, wo bereits mehrere Red Bull-Junioren unterwegs sind.
Wer wurde denn dann aber Vizemeister? Das gelang am Ende dem Williams-Junior Zak O’Sullivan, der für mich eine der positiven Überraschungen der Saison ist. Mit Platz 2 im Hauptrennen schob er sich an allen Konkurrenten vorbei und bestätigte seine starke Saison: Niemand holte mehr als seine vier Siege (zwei Sprints, zwei Features), und er wurde damit auch bester Prema-Pilot vor Aron und Dino Beganovich, der mich nach der starken FRECA-Saison etwas enttäuschte (kein Sieg, nur vier Podien).
Eine weitere positive Überraschung war für mich in dieser F3-Saison Oliver Goethe. Als Champion der schwach besetzten Euroformula Open war der Deutsch-Däne vor der Saison sehr schlecht einzuschätzen, aber er hat genug starke Performances (einschließlich eines Sieges im Silverstone-Feature Race) gezeigt, um ein Lob zu rechtfertigen. Hätte er nicht zwischendrin eine längere Phase ohne Punkte gehabt, hätte er vielleicht auch um den Vizetitel mitkämpfen können. In Monza hatte Goethe Pech: er hatte die Pole für das Sonntagsrennen erobert, doch bei den Burnouts auf dem Weg zum Grid machte sein Gaspedal schlapp, sodass er das Rennen gar nicht erst antreten konnte. Wenn er ein weiteres Jahr in der F3 mit einem guten Team wie Trident einlegt, würde ich ihn tatsächlich zu den Favoriten zählen.
Schließlich hat aber auch noch jemand das mehrfach erwähnte Hauptrennen am Sonntag gewonnen – und dieser Jemand heißt Jonny Edgar. Es war sein ersten Formel 3-Sieg im dritten Jahr in dieser Serie, wobei er 2022 mehrere Rennen wegen einer chronischen Erkrankung auslassen musste. Anfang 2023 ist der Meister der ADAC F4 2020 dann aus dem Red Bull Junior Team ausgeschieden, dem er seit 2017 angehört hatte. Seine Freude auf dem Podium wirkte gedämpft – ich bin gespannt und hoffe, dass wir ihn 2024 wiedersehen und dass dieser Sieg nicht das Ende seiner Formel-Karriere markiert.
Endstand:
- Gabriele Bortoleto (Trident) – 164 Punkte
- Zak O’Sullivan (Prema, Williams Academy) – 119 Punkte
- Paul Aron (Prema, Mercedes Academy) – 112 Punkte
- Franco Colapinto (MP Motorsport, Williams Academy) – 110 Punkte
- Pepe Marti (Campos, Red Bull Junior Team) – 105 Punkte
- Dino Beganovich (Prema, Ferrari Driver Academy) – 96 Punkte
- Gabriele Mini (Hitech, Alpine Academy) – 92 Punkte
- Oliver Goethe (Trident) – 75 Punkte
Formel 2
Die F2-Piloten mussten schon eine Woche früher aus dem Urlaub zurückkommen und bereits im verregneten Zandvoort den Dienst antreten. Es war zum Start des Sprintrennens so nass, dass das Feld keine halbe Runde schaffte, bevor es zu einem Unfall kam, bei dem letztlich die zwei Campos-Boliden von Kush Maini und Ralph Boschung aufeinander gestapelt neben der Strecke standen. Beide waren okay, aber es brauchte leider diesen Zwischenfall, um zu erkennen, das sich die schlechte Sicht und der sich durch die Dünen schlängelnde Kurs nicht miteinander vertragen – der Sprint wurde abgebrochen und es gab keine Punkte.
Das Hauptrennen konnte ausgefahren werden, auf anfangs feuchter Strecke, was die Fahrer vor Herausforderungen stellte und auch den Titelkampf zu beeinflussen schien: Schon in der Aufwärmrunde drehte sich Jack Doohan in der Steilkurve vor Start/Ziel und konnte das Rennen nicht starten. Ayumu Iwasa geriet bei einem fehlgeschlagenen Überholmanöver mit Kush Maini aneinander und wurde dafür später noch bestraft. Der größte Aufreger aber war, dass Frederik Vesti einige Kurven nach dem Boxenstopp plötzlich beide (!) Hinterreifen verlor – bei Prema hatte es wohl Probleme mit den Schlagschraubern gegeben. Es schien gut zu laufen für Theo Pourchaire, doch auch er versenkte seinen ART dann noch in der Leitplanke, sodass die Top 4 letztlich alle ohne Punkte blieben. Das Rennen gewann dank einer geglückten Taktik unter schwierigen Bedingungen Clément Novalak, es ist sein erster Rennsieg seit Juni 2019.
#F2 – Clément Novalak wins drama-filled Zandvoort race as Championship contenders hit trouble 🇳🇱
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— FIA (@fia) August 27, 2023
Monza war nun das vorletzte Rennwochende der Saison, bevor es im November in Abu Dhabi noch einmal zur Sache geht. Frederik Vesti erwischte einen guten Auftakt, er gewann das Sprintrennen vom dritten Startplatz aus und konnte damit den Abstand auf Pourchaire verkürzen, der sich aber die Pole für den Sonntag geholt hatte, während Vesti hier nur von P8 starten würde. Der Däne würde also mehr Risiko gehen müssen, da er sowohl in der Tabelle als auch auf dem Grid weiter hinten stand – und das ging nicht lange gut: schon in Runde 1 wurde er nach der Variante della Roggia von Roman Stanek aufs Gras gedrängt, drehte sich und schlug mit dem Heck in die Leitplanke ein. Nun könnte man sagen, er hätte zurückstecken können und hätte dann vielleicht einen Platz verloren, aber das Rennen fortsetzen können, aber der Druck war eben sehr hoch.
Damit sind die Meisterschaftshoffnungen für den Dänen aber nun massiv geschrumpft: Pourchaire „cruiste“ zu Platz 3, kämpfte nur mit gebremstem Schaum, um nicht auch noch einen Ausfall zu riskieren, und hat nun 25 Punkte Vorsprung. Sicher ist der Titel damit noch nicht, aber wenn er nur ein halbwegs solides Wochenende in Abu Dhabi hat, kann Vesti nicht mehr viel machen. Iwasa wurde im Monza-Feature Race Zweiter und konnte sich damit wieder etwas an Vesti heranschleichen, die beiden trennen nun 14 Punkte im Kampf um Platz 2.
Den Sieg trug aber Ollie Bearman davon. Er hatte sich in Runde 1 vor der zweiten Schikane die Führung von Vesti geholt und musste in der Folge vier Restarts nach Safety Car-Phasen überstehen, was er aber souverän meisterte. Es ist sein vierter Sieg in der laufenden Saison – seiner Rookie-Saison. Mehr hat nur Vesti – aber Bearman hatte zu viele Ausfälle zu verzeichnen, sodass er im Kampf um die Tabellenspitze keine Rolle spielt. Doch der Platz um P4 ist noch eng zwischen Jack Doohan, Victor Martins und ihm. Und hier geht es immerhin auch um wichtige Superlizenz-Punkte! Ich rechne damit, dass Bearman 2024 eine zweite F2-Saison mit Prema fahren wird, sein Teamkollege könnte dann Kimi Antonelli heißen – die F4-Dominatoren der Jahre 2020 und 2021 mit gleichem Material gegeneinander, das wäre ein Fest! Für Vesti würde das leider bedeuten: wird er nur Zweiter, hätte er wahrscheinlich keinen Platz bei Prema für eine weitere Saison und müsste sich ein neues Team suchen – oder eine neue Rennserie.
Stand:
- Theo Pourchaire (ART, Sauber Academy) – 191 Punkte
- Frederik Vesti (Prema, Mercedes Academy) – 166 Punkte
- Ayumu Iwasa (DAMS, Red Bull Junior Team) – 152 Punkte
- Jack Doohan (Virtuosi, Alpine Academy) – 138 Punkte
- Victor Martins (ART, Alpine Academy) – 131 Punkte
- Oliver Bearman (Prema, Ferrari Driver Academy) – 130 Punkte
Nächstes Rennwochenende: Abu Dhabi (24.-26. November)
Was sonst noch war:
Die IndyNXT hat keine Sommerpause gemacht, die IndyCar-Saison endet wie gewohnt schon im September, um Kollisionen mit der NFL möglichst aus dem Weg zu gehen. Das Saisonfinale wird am kommenden Wochenende in Laguna Seca ausgefahren, nachdem über die letzten fünf Wochenende vier Rennen gefahren wurden. Die Siege in Indy, Nashville und St. Louis haben der weiterhin die Gesamtwertung anführenden Christian Rasmussen (HMD with Dale Coyne Racing)und Hunter McElrea (Andretti) unter sich aufgeteilt, Rasmussen hat mit dem Sieg auf dem Worldwide Technology Raceway bei St. Louis (ehem. Gateway) auch das zweite Ovalrennen in der Saison für sich entschieden. In Portland konnte am vergangenen Wochenende Rookie Louis Foster seinen zweiten Sieg in der IndyNXT holen. Christian Rasmussen wurde Fünfter und hat damit den Titel schon vor dem Finale sicher, weil McElrea die Top Ten verpasste und nun zu viel Rückstand hat.