Das ADAC GT Masters stellte am Sachsenring mit acht Autos das kleinste Starterfeld aller Zeiten. Dennoch wurde in den Rennen phasenweise guter Motorsport geboten und Dramen blieben an beiden Tagen nicht aus.
Bekanntlich ist es ein Jahr des Umbruchs für die Rennserie. Nachdem die Läufe am Nürburgring im Rahmen des Truck GP mit einem volleren Feld Mut positiv auffielen, bekam man nun ein Feld mit acht Wagen präsentiert. Neben den Terminüberschneidungen mit der NLS und GT Open waren es unterschiedliche Gründe, die zu diesem Negativrekord geführt haben. Huber Racing hat die Saison nach einem längeren krankheitsbedingten Ausfall von Christoph Huber beenden müssen, während Engstler Motorsport wegen Budgetproblemen eines Fahrers nicht am Start war. FK Performance war aufgrund der NLS-Überschneidung mit dem BMW nicht dabei. Auch wenn die Lage der Rennserie aussichtslos erscheint und ein Anblick mit vier Wagen pro Startreihe arg traurig ist, gibt es positive Anzeichen für 2024. Das Pro/Am-Konzept mit dem Heranführen von Nachwuchsfahrern könnte einige Teams im nächsten Jahr in die Rennserie bringen. Um einen Zusammenschluss des GT Masters mit dem Prototype Cup zu einer DTM Endurance, wie es mal Ende 2022 angedacht war, ist es eher ruhig geworden. Ein Aufstieg von der GT4 Germany in die DTM dürfte aufgrund des hohen Levels in der DTM zu groß sein. Da ist eine zweite Stufe unterhalb der Premiumserie nicht schlecht.
Im Gegensatz zur DTM war die Plattform rund um das ADAC GT Masters in den letzten Jahren regelmäßig auf dem Sachsenring zu Gast. Die sehr reifenmordende Strecke mit den langen Linkskurven sollte in allen Rennserien die Reifen an ihre Belastungsgrenze bringen. Man könnte meinen, der Sachsenring sei das „Vallelunga Deutschlands“.
Samstag
Wie in der DTM konnten die Mercedes das gesamte Wochenende überzeugen. Salman Owega fuhr die Pole für das erste Rennen ein. Erneut konnte die Landgraf Mannschaft mehr überzeugen als HRT, die nicht an die Leistungen aus der DTM herankamen. Eine erneut starke Leistung zeigte Benjamin Hites im Grasser Lamborghini mit dem zweiten Platz, der beim Saisonstart in Hockenheim auf Pole stand.
Rennen 1
Der Startstint war geprägt von einem dominierenden Salman Owega, der an der Spitze einen Vorsprung von über zwölf Sekunden herausfuhr. Das Feld blieb dahinter ab der vierten Position eng zusammen mit Finn Gehrsitz, Eduardo Coseteng und den beiden HRT Mercedes. Benjamin Hites konnte sich trotz 20 Kilo Zuladung nach dem Sieg am Nürburgring und einem Gesamtgewicht von über 1300 Kilo gut auf der zweiten Position vor Jannes Fittje halten.
Da im ersten Rennen die nominell schwächeren Piloten die Qualifikation und den Startstint fahren, gab es größtenteils frühe Stopps. Owega übergab souverän in Führung liegend den Landgraf Mercedes an Elias Seppänen, der den großen Vorsprung nur noch verwalten musste. Der Porsche von Huber Motorsport mit Nico Menzel ging am Grasser Lamborghini mit Marco Mapelli dank eines frühen Stopps auf P2 vorbei.
In der Folge des Stints konnte Mapelli das Tempo nicht mehr mitgehen und bekam Druck von Sven Müller im Joos Porsche und Ben Gren im Schubert BMW. In der Folge kam es hinten rechts zu einem Reifenschaden. Laut Teamchef Gottfried Grasser war man darüber nicht überrascht angesichts des hohen Zusatzgewichts in Verbindung mit dem Sachsenring und einem generell hohen Verschleiß des Huracan. Er konnte den Wagen zurück an die Box bringen und das Rennen wiederaufnehmen. Nicht unwichtig, denn: Wegen des kleinen Felds bekommt jeder Punkte, die es normalerweise bis zum 15. Platz gibt. Die beiden Haupt Racing Mercedes konnten mit Ralf Aron und Maxi Götz zunächst nicht ansatzweise mit dem führenden Mercedes mithalten – zunächst!
Das Rennen stellte sich auf den Kopf als Nico Menzel Ausgangs der Omega-Passage wegen eines Reifenschadens im Kies parkte. Er schleppte den Huber Porsche auf der Felge noch ins Ziel, um die eben erwähnten Punkte mitzunehmen. Das Rennen wurde nach dem Safetycar für zwei fliegende Runden nochmal freigegeben. Verlierer des Restarts war Sven Müller, der erst den zweiten Platz an Ben Green verlor und wegen Reifen-Pickup auch gegen Maxi Götz und Ralf Aron. Götz konnte seine ganze Klasse abrufen und ein Podium einfahren, woran man selbst wohl nicht mehr geglaubt hatte. Für ihn war es das zweite Wochenende nach dem Norisring in einer Doppelfunktion als DTM-Experte bei Pro7 und den Rennstarts im GT Masters, da Arjun Maini nicht beide Serien fahren darf.
Vorne kam Elias Seppänen auch nach dem Restart souverän als Siegers ins Ziel. Nach P5 und P8 der härtesten Gegner im Titelkampf war es der erste Teil eines goldenen Wochenendes für die Landgraf Mannschaft. Ben Green wurde im Schubert BMW Zweiter.
Sonntag
In der Qualifikation für das zweite Rennen konnte Haupt Racing das Erfolgserlebnis vom Samstag fortsetzen und die Doppelpole mit Götz und Aron einfahren. Elias Seppänen, dessen Leistungen in den Qualifyings oft schlechter sind als jene von Salman Owega, konnte mit P3 das gute Mercedes Ergebnis perfekt machen. Marco Mapelli fuhr eigentlich die Pole ein. Er wurde jedoch wegen Blockierens eines Kontrahenten in der Qualifikation auf den vierten Platz zurückversetzt. Auffallend große Schwankungen hat nach wie vor Huber Motorsport. Nico Menzel konnte nur die siebte Position einfahren. Die rote Laterne bildet weiterhin die litauische Juta Mannschaft mit Jonas Gelzinis und Jonas Karklys. Leider hat denen eine vergleichbare Konkurrenz mit dem Engstler Duo Mokoena/Yip gefehlt.
Rennen 2
Götz hatte eine ähnliche Startphase wie Owega am Samstag und zog dem Feld trotz fünf Kilo Zuladung davon. Verlierer des Starts war sein Teamkollege Ralf Aron, der auf die fünfte Position hinter Seppänen, Mapelli und Müller zurückfiel. Es folgte ein erneut sehr ruhiger erster Stint, da alle nach den Reifenproblemen des Samstags gewarnt waren. Seppänen konnte sich erstaunlicherweise trotz 20 Kilo Zuladung gut auf dem zweiten Platz halten.
Rund die Hälfte des Feldes kam in der letztmöglichen Runde zum Fahrerwechsel, da nominell die besseren Piloten am Sonntag den Start fahren. Die Haupt Mannschaft warf beim Stopp den großen Vorsprung leichtfertig weg, da man ganze zwei Sekunden unter der vorgegeben Zeit beim Wechsel von Götz auf Petru Umbrarescu blieb. Wegen der großen Zeitdifferenz gab es nicht nur eine Penalty Lap, die man locker weggesteckt hätte, sondern eine Durchfahrtsstrafe durch die Box.
In der Folge konnte Salman Owega nach der geerbten Führung einen ähnlichen Stint wie am Samstag hinlegen. Der junge Kölner hatte an beiden Tagen wenig Betrieb in seinem Rückspiegel. Umbrarescu fiel nach der Durchfahrtsstrafe auf die vierte Position hinter Finn Gehrsitz und Benjamin Hites zurück. Es bildete sich für die Schlussphase ein enges Duell gegen Jannis Fittje und Alain Valente.
Die Schlussphase erlebte zwei Dramen rund um die Porsche von Huber Motorsport und Joos by Racemotion. Sowohl Finn Gehrsitz, als auch Jannis Fittje mussten einen Notstopp nach Reifenschäden einlegen. Wieder mal hat sich gezeigt, dass die neue 992-Baureihe beim die Reifen hart rannimmt. Die Kombination mit dem rauen Asphalt und den hohen Temperaturen tat wohl ihr Übriges. Beide fielen beim zweiten Sieg von Seppänen/Owega auf die siebte und achte Position zurück.
Hites/Mapelli konnten mit ihrem schweren Lamborghini P2 einfahren vor Aron/Valente. Hinter dem Schubert BMW mit Coseteng/Green konnte die litauische Audi-Besatzung das beste Saisonergebnis einfahren, da Petru Umbrarescu nach der Strafe noch einen Ausritt hatte.
Im Championat sieht es nach dem Doppelsieg für Landgraf nun sehr gut aus. Da Huber Racing nicht mehr dabei ist und sowohl Huber Motorsport als auch Joos by Racemotion an beiden Tagen kaum Punkte holten, hätte das Wochenende für Owega/Seppänen nicht besser laufen können. Sie haben nun über 30 Punkte Vorsprung, womit vieles nach der Titelverteidigung aussieht. Eine Aufholjagd ist für die Konkurrenz umso schwieriger, da eine große Zunahme an Teilnehmern nicht zu erwarten ist und damit reine Zielankünfte schon massig Punkte bringen. Weiter geht es in zwei Wochen in Spielberg mit dem vorletzten Wochenende, bevor im Oktober in Hockenheim das Finale folgt.
Bildquelle: media.adac-motorsport.de (https://media.adac-motorsport.de/index.php?ID_dir=2,8,2630,2844)