Die GT World Challenge hatte am letzten Wochenende das vorletzte Wochenende im Sprintcup. Für die Bronze-Duos war es bereits das Saisonfinale der Sprintrennen, was die Erste von vielen Meisterschaftsentscheidungen zur Folge hatte.
Mit 39 Fahrzeugen ging man ins Wochenende. Valencia ist im Automobilsport eher selten genutzt und wird eher als Motorradstrecke verstanden, aber kann erstaunlich gute Rennen abliefern. Letztes Jahr war Valencia das Saisonfinale im Sprint-Cup und bot eine Entscheidung der Extraklasse. Auch dieses Jahr konnte man sich über mangelnde Unterhaltung nicht beklagen.
Samstag
Für Unterhaltung sorgte in beiden Qualifikationen vor allem das Wetter aus den Morgenstunden. Anfangs der ersten Qualifikation waren noch etliche feuchte Stellen verteilt. Leider sorgt die SRO mit dem Qualifikationsformat im Sprint-Cup zunehmend für Verwirrung: Erneut wurde erst kurz vor Sessionbeginn festgelegt, dass das Feld komplett in einer Gruppe losfährt. Wie schon in Hockenheim wurde erst angedacht, dass Feld in zwei Gruppen aufzuteilen, wie man es in Misano gemacht hat. Natürlich hat es Sinn und Zweck, dass man bei abtrocknenden Bedingungen das Feld nicht splitten möchte, aber die allgemeine Verwirrung und Unklarheit sollte die SRO für das nächste Jahr lösen.
Wie von allen erwartet, sollte es in Valencia keine Dominanz bestimmter Marken geben. Die Pole holte sich Dennis Marschall im Attempto Audi, die am gesamten Wochenende mit mehreren Audi R8 eine gehörige Rolle spielten. Mit Marschall konnte also ein Wagen aus dem Bronze-Cup die Pole einfahren. Raffaele Marciello konnte einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung Titel gehen mit der zweiten Position, da gleichzeitig Charles Weerts im WRT BMW und Ricardo Feller im Attempto Audi nur auf 15. bzw. 10 landeten. Dahinter reihten sich die Emil Frey Ferrari in der zweiten Reihe ein, bei denen der erste Sieg in der Rennserie überfällig erscheint.
Rennen 1
Nach dem Start kollidierten im riesigen Feld der WRT BMW von Niklas Krütten und der Sainteloc Audi von Christopher Mies. Unabhängig davon musste auch einer der Boutsen VDS Audi das Rennen in der Startrunde beenden, woraufhin das Feld vom Safetycar eingefangen wurde.
Nach dem Reststart schlug die Stunde von Ricardo Feller, der nach einer schwächeren Quali-Leistung einige Plätze für den Titelkampf gewann und es vor dem Fahrerwechsel bis auf die fünfte Position schaffte. Marciello konnte sicher auf dem zweiten Platz fahren und hatte damit de facto die Führung inne, da Dennis Marschall und Andrey Mukovoz im Bronzecup eine längere Standzeit beim Stopp haben als die restlichen Klassen, die einen reinen „Performance-Stopp“ absolvieren. Die Standzeit kostet zwar nur ein paar Sekunden, aber in Summe mit dem bronzeeingestuften Piloten machen sich die Teams keine allzu großen Hoffnungen auf einen vorderen Gesamtrang.
Nicht nach vorne kamen die beiden WRT BMW von Charles Weerts und Valentino Rossi, bei denen die Ergebnisse in den Qualifyings immer mehr zum Problem werden. Deshalb setzte man hier wie erwartet auf frühe Fahrerwechsel.
Nach dem Stoppfenster hatte wie erwartet der Akkodis Mercedes mit Timur Boguslavskiy die Führung inne. Dahinter war der immer besser werdende Emil Frey Ferrari von Albert Costa. Dahinter entstand zunächst ein hartes Duell zwischen dem Comtouyou Audi von Nicolas Baert und Mattia Drudi im Attempto Audi, der wenig Punkte auf Marciello/Boguslavskiy verlieren wollte. Das Duell hat gezeigt, dass die Audi-Teams kräftig miteinander fighten dürfen. Übrigens: Der bis dato führende Audi von Marschall/Mukovoz fiel wie erwartet aus dem Spitzenfeld zurück, gewann aber den Bronze-Cup. Dries Vanthoor war durch den frühen Stopp weit vorne auf der sechsten Position zu finden.
Insgesamt waren die Positionen im zweiten Stint eher bezogen. Am Ende kam um den Sieg jedoch zunehmend Spannung auf, da Albert Costa aus seinem Ferrari alles rausquetschte und teilweise jeden Zentimeter der flachen Kerbs ausnutzte. Zunehmend konnte er auf der Bremse Druck auf Timur Boguslavskiy aufbauen, der allerdings die Nerven behielt und den Sieg nach Hause fuhr. Akkodis ASP konnte die Serie halten, dass sie an jedem Sprint-Wochenende ein Rennen gewinnen konnten. Für die Meisterschaftskonkurrenten Drudi/Feller und Weerts/Vanthoor reichte es für den dritten, bzw. fünften Rang, was nach den schwachen Qualifyings Schadensbegrenzung war.
Alle drei unteren Klassen wurden von Audis gewonnen. Im Comtoyou Audi gewannen Gilles Magnus und Finley Hutchinson den Gold-Cup, während Attempto Racing mit Alex Aka/Lorenzo Patrese und wie erwähnt Dennis Marschall/Andrey Mukovoz gleich zwei Klassen gewannen. Im Bronze-Cup ereignete sich wie so oft das spannendste Duell um den Sieg gegen das Pure Rxcing Duo Güven/Malykhin.
Sonntag
Die zweite Qualifikation hätte schwieriger kaum sein können. Neben teilweise stehendem Wasser gab es eine kurze Unterbrechung, da ein AF Corse Ferrari aus dem Kies geborgen werden musste. Ein wenig erinnerte die Session an die Qualifikation bei den 24 Stunden von Spa, bei der die Startaufstellung pudelwild durcheinandergeworfen wurde – so auch hier. Mit Albert Costa und Maxime Martin schafften es auf den Plätzen zwei und drei nur diese beiden Pro-Fahrzeuge unter die besten Acht. Simon Gachet fuhr die Pole im Sainteloc Audi ein, während die beiden VSR Lamborghini von Markus Paverud und Maximilian Paul aus dem Silver-Cup vorne reinfuhren. Auf der vierten Gesamtposition landeten die Silver-Cup-Gewinner des Samstags mit Patrese/Aka. Dadurch versprach das Rennen sehr unterhaltsam zu werden und wir wurden nicht enttäuscht. Drudi, Vanthoor, Boguslavskiy wurden 10., 13., bzw. 18., was den Meisterschaftskampf nochmal zuspitzen sollte.
Rennen 2
Bei warmen und trockenen Bedingungen ging es ins zweite Rennen. Erneut kam nach dem Start das Safetycar raus. Der Sainteloc Audi mit Gregoire Demoustier, der AF Corse Ferrari mit Vater und Sohn Machiels sowie der WRT BMW mit Niklas Krütten und Calan Williams waren in Kollisionen am Start verwickelt und konnten die Fahrt nicht fortsetzen. Zudem stand an einer anderen Stelle der VSR Lamborghini von Markus Paverud nach starker Qualifikation durch einen Reifenschaden im Kiesbett. Das eigentliche Drama ereignete sich jedoch während der Safetycar-Phase: Maxime Martin musste den BMW wegen Überhitzung abstellen, da er am Start durch die Wiese fahren musste und die Kühler verstopft wurden. Damit bekam Valentino Rossi am Sonntag keine Kilometer, der 2021 sein letztes MotoGP Rennen in Valencia gefahren ist.
Freies Fahren war vor dem Stoppfenster eher nicht angesagt, da nach 20 Minuten der CLRT Porsche von Stephane Denoual im Kies stand und erneut eine FCY mit anschließender Safetycar-Phase verursachte. Somit konnte sich Simon Gachet vorne vor Albert Costa und Mattia Drudi halten. Lorenzo Patrese konnte das gute Wochenende für Attempto Racing bestätigen und den vierten Platz bis zum Stopp halten. Der große Verlierer sollte der Gesamtführende werden, da Timur Boguslavskiy mal wieder einen seiner schwächeren Stints hatte und aus den Top 20 fiel.
Der WRT BMW von Weerts/Vanthoor verfolgte erneut die Strategie des frühen Stopps, was ihn anschließend von P5 in die Führung brachte. Ricardo Feller übernahm den Audi auf dem zweiten Rang, was die maximale Punkteausbeute für die Konkurrenten von Marciello/Boguslavskiy versprach. Weerts und Feller konnten sich daraufhin etwas vom Feld absetzen und sorgten für einen ähnlichen Kampf um den Sieg, wie wir ihn schon am Samstag hatten.
Marciello konnte seinen Mercedes zumindest in die Top10 fahren. Viel weiter nach vorne ging es allerdings nicht. Im Funkverkehr, der im Stream nicht so oft genutzt wurde wie noch in Hockenheim, war von erneuten Getriebeproblemen die Rede. Auch in Hockenheim gab es ja im mittleren Gangbereich im zweiten Stint Schwierigkeiten. Kurz vor Schluss wurde das Feld nochmal zusammengeführt, da einer der Nova Honda im Kies stand.
Nach dem Restart gab es allerdings keine Änderungen mehr und Charles Weerts konnte den WRT BMW knapp vor Ricardo Feller und Thierry Vermeulen im Emil Frey Ferrari als Sieger ins Ziel bringen. Marciello wurde am Ende noch Achter und nahm wichtige Punkte mit, um einen Vorsprung von 6,5 Punkten zu halten. Den Gold-Cup gewann erneut ein Audi mit dem Pole-Auto von Gachet/Evrard. Im Silver-Cup gewann der Attempto Audi mit Aka/Patrese (übrigens: Fünfter Gesamtrang!). Im Bronze-Cup gewann das Duo Alex Malykhin/Ayhancan Güven nicht nur die Klasse, sondern damit auch die Meisterschaft im Sprint-Cup für den Porsche von Pure Rxcing, der von Herberth Motorsport eingesetzt wird. Der gesamte Bronze-Cup, inkl. des Le Mans Startplatzes wird dann beim Endurance Finale in Barcelona entschieden. Der Sprint-Cup hat das Saisonfinale dann mit einem kleineren Feld ohne Bronze-Cup in Zandvoort Mitte Oktober.
Bildquelle: gt-world-challenge-europe.com (https://www.gt-world-challenge-europe.com/gallery_meeting?filter_season_id=23&filter_meeting_id=206)