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Formel Eins: Vorschau GP von Brasilien 2023

von DonDahlmann
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Das Rennen in Brasilien dürfte die letzte Chance in diesem Jahr sein, dass man Red Bull noch auf der Strecke schlagen kann. Kandidaten für den Sieg gibt es einige.

Die Strecke in São Paulo gehört zu den wenigen im Rennkalender, die den Red Bull nicht wirklich liegen. Die Mischung aus schnellen und langsamen Sektoren und vor allem die doch eher unruhige Strecke mit vielen Unebenheiten sorgt dafür, dass Red Bull das Auto höher legen muss. Da beim RB19 die größte Menge des Abtriebs vom Unterboden kommt, sorgt das für den entscheidenden Nachteil an diesem Wochenende. So war es zumindest im letzten Jahr.

Es sollte dieses Jahr aber nicht wesentlich anders sein. Dazu kommt, dass Red Bull die Entwicklung des Autos mit dem Ende der Sommerpause mehr oder weniger eingestellt hat. Es gab zwar noch Kleinigkeiten, die verbessert wurden, aber das letzte große Update war das der Seitenkästen beim Rennen in Ungarn. Red Bull hat sich schon lange auf das Auto für das nächste Jahr konzentriert. Wie man schon in den letzten Grand Prix sehen konnte, eröffnet das Chancen für die Konkurrenz.

Im letzten Jahr war es Mercedes, die das Rennen gewinnen konnten. Der einzige Sieg eines Mercedes in der letzten Saison und in diesem Jahr hat man noch gar nicht gewonnen. Die gute Performance von Hamilton in Mexiko deutet darauf hin, dass man auch in diesem Jahr wieder mit den Mercedes rechnen muss. Beiden Fahrern liegt die Strecke und das Auto scheint mit den Gegebenheiten am besten klarzukommen.

Vom Team gab es in dieser Woche die Meldung, dass der CTO Mike Elliott das Team verlassen wird. Sein Vertrag wäre Ende des Jahres ausgelaufen und man sich darüber verständigt ihn nicht zu verlängern. Das kommt etwas überraschend, war Elliott doch in den letzten 11 Jahren auch für die Erfolgsserie des Teams mitverantwortlich. Es gibt das Gerücht, dass die „Zero-Pod“ Architektur seine Idee war und er auch weiter daran festhalten wollte. Was wiederum einen Konflikt mit James Allison ausgelöst haben soll, der die Sache anders sieht und jetzt die Nummer Eins bei Mercedes ist.

Man kann ja nicht sagen, dass das „Zero-Pod“ Design überhaupt nicht funktioniert hat. Immerhin liegt man in diesem Jahr auf dem zweiten Platz in der Konstrukteurs-WM und Hamilton hat noch Chancen auf den Vize-Titel bei den Fahrern. Und vermutlich würde man auch am Konzept festhalten, wenn der Abstand zu Red Bull nicht so irrsinnig groß wäre. 360 Punkte fehlen Mercedes in dieser Saison und man hatte auch nie eine echte Chance auf einen Sieg, abgesehen vielleicht vom Rennen in Austin. Auch die Fahrer mögen das Auto nicht und drängen seit dem letzten Jahr auf eine Änderung.

Das Mercedes überhaupt auf P2 liegt, hat man auch zwei Dingen zu verdanken. Der Schwäche von Ferrari, die mit ihrem Konzept ebenfalls falschlagen, und dem quasi kompletten Zusammenbruch von Aston Martin. Die waren zu Beginn des Jahres noch ein paar Zehntel schneller als die Mercedes, um dann weit zurückzufallen. Wenn das Aston passiert wäre, weil man seit Längerem keine Updates mehr gebracht hätte, wäre das eine Sache. Das Problem ist aber, dass Aston in diesem Jahr drei größere Updates an die Strecke brachte, von denen nur das aus dem September einigermaßen funktionierte.

Das letzte Rennen in Mexiko war eine Katastrophe. Und das auf einer Strecke, die den Aston eigentlich hätte liegen sollen. Jeddah und Baku haben ja durchaus einen ähnlichen Charakter und hier war der Aston zu Beginn des Jahres richtig schnell. Immerhin konnte Alonso hier jeweils ein Podium erreichen. In Mexiko reichte es nicht mal dafür aus Q1 zu kommen und das Rennen konnten beide Autos nicht beenden.

Wie schon ein paar Mal erwähnt, liegen die Sorgen bei Aston Martin bei der Weiterentwicklung des Autos. Dass man mal mit einem Update daneben liegt, ist auch anderen passiert. Aber dass man das Auto über Monate in die komplett falsche Richtung entwickelt, ist schon bemerkenswert. Etwas läuft bei Aston mächtig schief und es macht auch nicht den Eindruck, dass man beim Team weiß, was genau das ist.

Da wundern einem die Gerüchte um Alonso nicht. Diese Woche poppte auf Social Media die Meldung auf, dass Alonso zu Red Bull wechseln würde, während Aston im Gegenzug Sergio Perez bekommen sollte. Das ist natürlich Quatsch. Die Kombination Verstappen/Alonso wäre zwar lustig, aber der Spanier ist gewieft genug zu wissen, dass er bei Aston die deutlich bessere Position hat, als wenn er zu Red Bull wechseln würde. Für Red Bull macht der Wechsel auch keinen Sinn, weil man einen guten Nummer Zwei Fahrer braucht, der Verstappen nach hinten absichert und niemanden, der Unruhe ins Team bringt.

Ferrari wird in São Paulo interessant zu beobachten sein. Es fällt mir schwer, die Italiener für das Rennen einzuschätzen, weil deren Leistungen auf langsameren Kursen in diesem Jahr wenig konstant waren. In Singapur konnte man gewinnen, in Zandvoort ging man unter. Könnte sein, dass Ferrari auch in São Paulo vorn dabei ist, könnte aber genauso gut sein, dass man irgendwo um P6 landet. Die Saison hat Ferrari ohnehin auch schon abgeschrieben. Seit Wochen hat man keine großen Updates mehr am Auto gesehen.

Auch McLaren ist in Brasilien schwer einzuschätzen. Das Auto ist gut auf schnellen und mittel schnellen Strecken. Aber der gesamte mittlere Sektor der Strecke ist langsam und da tun sich die McLaren nicht erst seit gestern besonders schwer. Unterschätzen sollte man das Team nicht, da sie ein gutes Auto haben, dass auch über einen guten Reifenverschleiß verfügt, was in Brasilien wichtig ist. Aber ich wäre doch einigermaßen überrascht, wenn man ganz vorn dabei ist.

Und dann gab es die Woche noch das Gerücht, dass Audi unentschlossen ist, ob man das F1 Projekt fortsetzen will. Es gibt wohl einigen Druck aus Wolfsburg, die Ausgaben zu reduzieren, dass der VW-Konzern insgesamt etwas Schwierigkeiten hat. Offenbar ist man bei Audi zudem unzufrieden mit der Entwicklung bei Sauber, die dieses Jahr mal wieder hinterherfahren. Man liegt in der WM mit 16 Punkten nur auf P9 und damit noch hinter Alpha Tauri und Williams.

Was die Bedenken bei Audi schürt, ist der Umstand, dass das Team, trotz aller technischen und finanziellen Möglichkeiten, keine Fortschritte zeigt. Zumindest die Leistungen von Williams müssten das Ziel sein, aber davon ist man im Moment weit entfernt. Die Angst bei Audi ist, dass man, um konkurrenzfähig zu werden, mehr Geld investieren muss, als man eigentlich dachte. Was für den Konzern im Moment schwer zu bewältigen ist, dass das Geschäft nur schleppend läuft. Viel Sparpotential hat man beim Motorsport insgesamt aber nicht. Das WEC-Projekt ist gestrichen, Audi Kundensport wird komplett aufgelöst. Nur die Paris-Dakar und die TCR hat man weiter im Programm.

Bisher sind das alles nur Gerüchte, aber wo Rauch ist usw. Ein Rückzug von Audi würde die F1 schwer treffen, auch wenn die Marke noch gar nicht offiziell in der F1 auftaucht. Das wäre erst ab dem nächsten Jahr der Fall, wenn Audi 50 Prozent der Anteile von Sauber übernehmen soll. Dass man also jetzt überlegt, noch rechtzeitig den Stecker zu ziehen, ist nicht überraschend. Die Frage wird vermutlich sein, wie wichtig Audi das Projekt ist oder ob man gewillt ist, den Laden wieder zu verkaufen. Andretti hätte sicher Interesse.

Strategie:
Wie immer gibt es in Brasilien C2, C3 und C4. Die möglicherweise hohen Temperaturen und die lateralen Belastungen auf den Reifen lassen da wenig Spielraum für Pirelli. Und auch mit den etwas härteren Mischungen wird man auf eine Zwei-Stopp-Strategie setzen müssen. Der Asphalt in Brasilien gehört zu der eher rauen Sorte, was den Reifen zusätzlich belastet. Eine Ein-Stopp-Strategie ist drin, aber dafür benötigt man dann zwei Dinge: niedrige Temperaturen und mindestens ein Safety-Car im richtigen Zeitfenster. Das Risiko wird niemand eingehen wollen, denn der Zeitverlust durch das Reifenmanagement ist zu groß. Die Tendenz, dass man vorn auf den Medium startet und dann auf die Hard wechselt, sollte sich am Wochenende fortsetzen. Allerdings mit der Variante, den zweiten Stint ebenfalls auf den Medium zu fahren. Aber die will man eigentlich am Ende des Rennens auf dem Auto haben.

Eine Rolle spielt immer wieder das Wetter. Für Freitag ist Regen angesagt, der Rest des Wochenendes soll aber trocken bleiben. Die Niederschlagswahrscheinlichkeit liegt am Sonntag bei 1 Prozent. Aber das Wetter ändert sich dort schnell und da das Rennen in Nachmittag vor Ort läuft, sind Gewitterschauer immer drin.

Bilder: Pirelli

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