Alles wie immer in diesem Jahr. Max Verstappen gewinnt, Norris hat das Nachsehen und Mercedes war zu langsam.
Den Aufreger des Rennens gab es in der Einführungsrunde. Charles Leclerc wollte von P2 starten, fand sich aber noch vor dem Start in den Reifenstapeln wieder. Die Hydraulik habe versagt, meldete er sofort über Funk wieder. Und damit waren die Chancen für Ferrari, zumindest in Brasilien mal wieder einen Erfolg zu feiern, auch sofort erledigt. Typisch Ferrari, dachte ich. Selbst, wenn sie ein so schnelles Auto wie Red Bull hätten, würden sie nicht Weltmeister, weil sie zu oft ausfallen. Es ist schon zum Verzweifeln.
Aber Ferrari war nicht das einzige Team, das in Brasilien leiden musste. Mercedes erging es sogar noch schlechter. Als Geheimfavorit angereist, da man im letzten Jahr gewinnen konnte und zudem in den letzten Rennen einen steilen Trend nach oben gezeigt hat, lief sowohl im Sprint als auch im Rennen nur wenig zusammen. Hamilton beschwerte sich über das Auto und das Team wusste nicht, warum man so langsam war. Dass man in der Quali nicht den Speed hatte, kennt man ja von manchen Rennen. Aber im Rennen war man komplett chancenlos.
Nach dem Restart (der erste musste nach einer Kollision zwischen Albon und beiden Haas abgebrochen werden) fand sich Hamilton kurz auf dem dritten Platz wieder, bevor er noch in der ersten Rennrunde von Alonso geschluckt wurde. Das erstaunliche war, dass es für beide Fahrer danach nur noch nach hinten ging. Beide Mercedes wurden bis zur Hälfte des Rennens von Perez, Stroll und Sainz kassiert. Im weiteren Verlauf setzte sich sogar Gasly im Alpine vor Russell. Mehr muss man eigentlich über die Form von Mercedes nicht wissen. Auch Hamilton musste Gasly passieren lassen und das sogar nach seinem Wechsel auf die Soft in Runde 50.
Hamilton vermeldete nach dem Überholmanöver des Alpine, dass er diesen nicht mal mit DRS halten könne. Der Mercedes war klar zu langsam auf den Geraden, aber auch in Infield sah das Auto nicht sonderlich stabil aus. Beide Fahrer rutschten über die Hinterreifen und mussten weitere Radien in den Kurven fahren, als die Konkurrenz. Formel Eins Autos, die mal ein Wochenende mal so und ein anderes Wochenende mal so reagieren, bezeichnet man gerne als Wundertüte. Aber dieses Chassis ist eine Katastrophe. Dass Russell in Runde 59 wegen zu hoher Öltemperaturen abstellen musste, machte das fürchterliche Wochenende komplett. Hamilton blieb am Ende nur der achte Platz.
Die Überraschung des Rennens waren allerdings die Aston Martin. In den letzten Rennen noch im Nirgendwo und kurz davor aus den Top Ten zu fallen, zeigte sich das Team in Brasilien wieder in fast alter Form. Warum der Aston plötzlich so schnell war? Zum einen hatte man das Update aus Austin, zu großen Teilen wieder vom Auto genommen. Zum anderen liegt die Strecke dem Aston. Aber es war schon erstaunlich, wie gut beide Piloten mit dem Aston zurechtkamen.
Vor allem hatte das Auto wieder Speed auf den Geraden und sah auch in den Kurven deutlich stabiler aus, als in den letzten Rennen. Das nervöse Heck war verschwunden, ebenso das latente Untersteuern, das vor Alonso beim Einlenken gestört hatte. Das also eher neutralere Auto erlaubte dann nicht nur P3 und P4 in der Quali für das Rennen, sondern auch ein sehr gutes Rennen am Sonntag. Alonso machte es sich auf P3 gemütlich, musste allerdings in der Schlussphase einen harten Kampf mit Sergio Perez ausfechten, der an diesem Wochenende mal wieder eine bessere Form zeigte.
In den letzten entbrannte ein sensationeller Kampf um den letzten Podiumsplatz. Perez hatte das klar schnellere Auto, Alonso positionierte seinen Aston geschickte und nutzte die Batterie intelligent. In der vorletzten Runde presste sich Perez am Spanier vorbei, aber Alonso gab den dritten Platz nicht so schnell auf. Er klemmte sich ins Heck des Red Bull. Auf der langen Geraden saugte er sich ran, aber Perez machte innen dicht. Doch das bedeutete, dass Perez eine engere Linie nehmen musste, was Alonso mehr Schwung auf die Gegengerade brachte. Und genau schnappte er sich den Mexikaner. Der versuchte während des Runs zur Zielflagge noch am Aston vorbeizugehen, schaffte es aber nicht. Am Ende hatte Alonso 0,053 Sekunden Vorsprung. Was für ein schöner Kampf von beiden Piloten.
Ein wenig schade für Perez, der ein wirklich gutes Rennen fuhr. Er hatte seine üblichen Probleme in der Quali, konnte aber davon profitieren, dass vor allem die Mercedes so schwach waren. Er war, abgesehen von Verstappen und Norris vorn, der schnellste Mann auf der Strecke. Der dritte Platz war hart erkämpft. Was man angesichts des Red Bull aber auch erwarten durfte. Sein etwas besseres Ergebnis in Brasilien darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass er am Ende 25 Sekunden hinter Verstappen ins Ziel kam.
Positiv erwähnen muss man auch Lance Stroll. Der war seit Wochen schon nicht mehr zu sehen, zeigte aber in Brasilien eine gute Leistung. In der Quali für das Rennen am Sonntag schlug er Alonso, was ja auch selten vorkommt. Beim ersten Start hatte er leichte Probleme, was beide Mercedes und Norris an ihm vorbeibrachten. Er fing sich dann aber, schonte die Reifen und versuchte dann einen Undercut an den beiden vor ihm liegenden Mercedes, was auch gelang. Auch der zweite Stint lief gut, da die Mercedes nach hinten verschwanden. Der Ferrari von Sainz war im Rennen ebenfalls keine Konkurrenz, sodass am Ende der fünfte Platz für Stroll blieb. Aston Martin dürfte zufrieden sein.
Gasly sicherte sich P7, Hamilton P8, Tsunoda kam auf P9 und Ocon landete auf P10. Das sieht nach einem ordentlichen Ergebnis für Alpine aus, die endlich mal wieder beide in die Punkte kamen. Aber man darf nicht vergessen, dass mit Leclerc und Russell zwei Top Ten Fahrer ausfielen. Und dass Ocon hinter Tsunoda landete, und zwar mit 15 Sekunden Abstand, zeigt die Probleme, die Alpine weiterhin hat. Aber gleich zu den Saisons der vergangenen Jahre ist Alpine gegen Ende eines Jahres immer ein wenig besser, als während der Saison. Dieses Phänomen ist einerseits positiv, andererseits fragt man sich, was Alpine denn so im Winter macht.
Es war kein gutes Wochenende für die Formel Eins. Sowohl das Sprintrennen als auch das Hauptrennen waren in sehr weiten Teilen langweilig. Was einerseits an der Siegesserie der Red Bull liegt, andererseits aber auch am Unvermögen, vor allem von Ferrari und Mercedes ein vernünftiges Auto zu bauen. Immerhin gibt es Bewegung im Mittelfeld, von der in Brasilien allerdings wenig zu sehen war. Das Mercedes an diesem Wochenende so schwach war, hat dem Rennen nicht geholfen.
Next stopp: Vegas. Ich bin sehr gespannt und befürchte das Schlimmste in Sachen Strecke und Show.
Bilder: Pirelli